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Dann, als das Abendrot am Horizont verblaßte, erhob sich aus allen Feldern ein gewaltiges, durchdringendes Summen, und alle Vierbeiner in der Nähe neigten die Köpfe, hoben die gegabelten Schwänze und stimmten in das schrille Abendkonzert ein.

„Was zum Teufel“, stieß Smith unbehaglich hervor. „He, sieh dir die Blüten an!“ Er nieste wieder.

Die blaßrosa Blüten welkten sichtbar.

Chouns mußte laut sprechen, um sich durch das schrille Summen und Vibrieren Gehör zu verschaffen. „Es könnte eine Reaktion auf den Sonnenuntergang sein. Du weißt schon, manche Blüten schließen sich abends. Und der Lärm könnte eine religiöse Andacht zur Begleitung des Vorgangs sein.“

Eine leichte Schwanzberührung am Handgelenk ließ Chouns aufmerken. Der Schwanz gehörte einem der Geschöpfe in der Nähe und wurde nun zum Himmel emporgereckt, zu einem strahlend hellen Gestirn tief am Westhimmel. Die gegabelte Schwanzspitze schwenkte beweglich herum und zeigte auf das Visiergerät, dann wieder hinauf zu dem Himmelskörper.

„Natürlich! Der innere Planet; der andere, auch bewohnbare“, sagte Chouns aufgeregt. „Diese Geräte müssen von dort gekommen sein.“ Der Gedanke brachte ihn auf eine Idee, und er rief in plötzlichem Erschrecken: „Mensch, Allen, der Hauptantrieb ist noch nicht repariert!“

Smith machte ein erschrockenes Gesicht, als ob auch er es vergessen hätte; dann murmelte er: „Ich wollte es dir schon vorhin sagen - es ist wieder in Ordnung.“

„Du hast ihn gerichtet?“

„Überhaupt nicht angerührt. Aber als ich die Visiergeräte überprüfte, schaltete ich die Bordinstrumente ein, und sie funktionierten. Alle Anzeigen standen auf Normal. In dem Moment fiel es mir gar nicht auf; ich hatte ganz vergessen, daß wir einen Schaden hatten. Jedenfalls scheint alles in Ordnung.“

„Dann laß uns starten“, sagte Chouns ohne zu zögern. Nicht einen Augenblick kam ihm der Gedanke an Schlaf in den Sinn.

Der Flug dauerte sechs Stunden, und keiner der beiden tat ein Auge zu. Sie harrten mit einer fast rauschhaften Leidenschaft in der Pilotenkabine aus, bis sie am Ziel waren. Wieder wählten sie für die Landung eine freie Fläche aus.

Es war ein heißer, subtropischer Nachmittag; und unweit von ihnen zog ein breiter, lehmgelber Fluß träge vorüber. Die steilen Uferböschungen waren an vielen Stellen von großen Löchern ausgehöhlt.

Die beiden Männer kletterten von Bord, sahen sich um, und Smith rief mit heiserer Stimme: „Herman, sieh nur!“

Chouns schüttelte die zupackende Hand des Gefährten ab. „Die gleichen Pflanzen!“ sagte er verdutzt.

Die blaßrosa Blüten, die behaarten Stengel mit ihren geäderten Knospen und der Kranz lanzettförmiger Blätter am Fuß waren unverkennbar. Und auch hier standen die Pflanzen sorgfältig aufgereiht, und der Boden war gejätet und gedüngt.

„Wir können doch nicht einen Fehler gemacht und die gleiche Welt umkreist haben“, sagte Smith.

„Nein, du brauchst dir bloß die Sonne anzusehen; sie hat fast den doppelten Durchmesser. Und dort!“

Aus einigen der Baue in der Uferböschung glitten gelbbraune, bewegliche Tiere wie Schlangen. Sie waren ungefähr drei Meter lang und mochten einen Durchmesser von dreißig Zentimetern haben. Die beiden Enden waren stumpf und ohne irgendwelche Merkmale, doch entlang ihren Oberseiten befanden sich beulenartige Erhebungen, die vor den Augen der beiden Männer im Gleichmaß anschwollen, sich wie lippenlose Münder spalteten und mit schmatzenden Geräuschen wieder schlossen.

Bald darauf schienen die seltsamen Geschöpfe ihre Neugierde befriedigt zu haben, und geradeso, wie die geschwänzten Dorfbewohner es auf dem äußeren Planeten getan hatten, entfernten sich die meisten von ihnen zu den sorgfältig gepflegten Anpflanzungen.

Smith nieste. Die Gewalt der ausgestoßenen Atemluft traf den angehobenen Jackenärmel und ließ eine pulverige Wolke davon aufstäuben. Er starrte verwundert auf den Ärmel, dann begann er seine Kleider abzuklopfen und sagte: „Verdammt, alles ist staubig.“ Der Staub erhob sich wie blaßrosa Nebel. „Du bist auch ganz eingestaubt“, fügte er hinzu und beklopfte Chouns Kleidung.

Beide niesten und niesten.

„Das müssen wir auf dem anderen Planeten eingefangen haben, nehme ich an“, sagte Chouns.

„Wir könnten uns eine Allergie zuziehen.“

„Ausgeschlossen.“ Chouns hielt eins der Visiergeräte in die Höhe und rief den Riesenwürmern zu: „Habt ihr solche Dinger?“

Für eine Weile gab es keine andere Antwort als das Platschen des Wassers, als eines der walzenförmigen Lebewesen in den Fluß glitt und mit triefenden Klumpen irgendwelcher Wasserpflanzen wieder auftauchte, die bald in einem verborgenen Mund unter dem Körper verschwanden.

Aber dann kam einer der Riesenwürmer herangekrochen, das stumpfe Vorderende angehoben und, blindlings suchend, von einer Seite zur anderen tastend. Eine der Rückenerhebungen schwoll an, sanft zuerst, dann überraschend schnell, und öffnete sich mit einem Geräusch wie das Entkorken einer Flasche. In den beiden Hälften ruhten zwei weitere Visiergeräte, die Duplikate der ersten zwei.

„Herr im Himmel, ist das nicht wunderbar?“ rief Chouns ekstatisch. Er trat schnell vorwärts und streckte die Hand nach den Visiergeräten aus. Die beiden Hälften der geöffneten Blase wurden dünner und länger, bis sie kurzen Armen glichen, die sich ihnen entgegenstreckten.

Chouns lachte glücklich. Es waren tatsächlich Gamow-Visiergeräte; genaue Duplikate der ersten zwei. Chouns drehte und wendete sie beglückt zwischen den Fingern.

„Kannst du nicht hören?“ rief Smith. „Herman, verdammt noch mal, so hör doch!“

Chouns blickte auf und sagte: „Was?“ Ihm wurde undeutlich bewußt, daß Smith seit einiger Zeit zu ihm herübergerufen hatte.

„Sieh dir die Blumen an, Herman!“

Die Blüten schlossen sich, wie die anderen auf dem äußeren Planeten es getan hatten, und zwischen den Reihen der Pflanzen reckten die Riesenwürmer die Vorderleiber empor und schwankten in einem seltsamen, unterbrochenen Rhythmus. Ihre stumpfen Vorderenden erhoben sich über das blaß rosa Blütenmeer.

Smith sagte: „Du kannst nicht sagen, sie schlössen sich, weil es Abend würde. Es ist heller Tag.“

Chouns zuckte die Schultern. „Ein anderer Planet, andere Pflanzen. Komm mit! Wir haben hier nur zwei Visiergeräte bekommen; es muß mehr davon geben.“

„Herman, laß uns an Bord gehen.“ Smith ergriff seinen Arm und hielt ihn zurück.

Chouns wandte das gerötete Gesicht zu ihm um und musterte ihn ärgerlich. „Was soll das?“

„Wenn du nicht sofort mit an Bord kommst, schlage ich dich k.o.“

Einen Augenblick stand Chouns unschlüssig; dann verlor sich die gespannte Wildheit, die eben noch seine Haltung bestimmt hatte. Er entspannte sich und sagte: „In Ordnung. Meinetwegen.“

„Wie geht es dir?“ fragte Smith.

Chouns richtete sich in seiner engen Koje auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Normal, denke ich; wieder bei Sinnen. Wie lange habe ich geschlafen?“ „Zwölf Stunden.“

„Und du?“

„Ich habe hin und wieder ein Nickerchen gemacht.“

Smith wandte sich ostentativ den Instrumenten zu und nahm einige geringfügige Einstellungen vor. Nach einem forschenden Seitenblick zu Chouns, sagte er: „Weißt du, was auf den Planeten dort geschehen ist?“ Chouns wollte den Kopf schütteln, runzelte statt dessen die Stirn und fragte: „Weißt du es?“

„Ich glaube, ja.“

„Wirklich? Darf ich hören?“

„Es war auf beiden Planeten die gleiche Pflanzenart“, sagte Smith. „Das wirst du mir wohl zugestehen, wie?“ „Selbstverständlich.“

„Sie wurde irgendwie von einem Planeten zum anderen verpflanzt; auf beiden gedeiht sie ausgezeichnet; aber gelegentlich ist eine Kreuzung der beiden Gattungen notwendig, vielleicht, um die Widerstandskraft der Art zu erhalten. Das gehört auch auf der Erde zu den Prinzipien der Arterhaltung.“