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„Das Ende der Geschichte“, „Kampf der Kulturen“ und die wirklichen Perspektiven der Menschheit
Der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama (geboren 1952) schrieb im Jahr 1989 den Aufsatz „Das Ende der Geschichte?“ und im Jahr 1992 das Buch „Das Ende der Geschichte und der letzte Mensch“. Ein anderer amerikanischer Politikwissenschaftler, Samuel Phillips Huntington (1927 - 2008), entgegnete Fukuyama im Aufsatz „Kampf der Kulturen?“ (1993) und im Buch „Kampf der Kulturen: Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert“ (1996). Danach sind die Begriffe „Ende der Geschichte“ und „Kampf der Kulturen“ zum festen Bestandteil des weltpolitischen Vokabulars geworden, obwohl die Meisten, die entlang der Linie der beiden Strategien denken, die genannten Werke der beiden Autoren nicht gelesen haben.
Wenn man die Arbeiten genauer betrachtet, dann stellt sich heraus, dass zwischen den beiden Strategien keine irgendwelche signifikanten Unterschiede bestehen. Aber jeder der Autoren konzentrierte seine Aufmerksamkeit und die Aufmerksamkeit der Leser auf zwei verschiedene Aspekte ein und desselben globalen historischen Prozesses. Wenn man sich jedoch an die reale Politik wendet, dann stellt sich heraus, dass beide Begriffe zu Slogans wurden, die eine Auswirkung auf die Psyche der Politiker der verschiedenen Lander der Welt haben. Diese Slogans integrieren die Tatigkeit der Politiker in eine bestimmte egregoriale Algorithmik, welche gleichzeitig auf das „Ende der Geschichte“ (im Sinne des Triumphs der Prinzipien des westlichen Liberalismus) und auf den Zusammenprall der Kulturen abzielt, welcher zu einem sehr realen Ende der Geschichte der heutigen globalen Zivilisation fuhren kann. Die Frage ist nur, welche Tendenz setzt sich durch:
· Das „Ende der Geschichte“ kommt zustande im Sinne des globalen Triumphs des westlichen burgerlichen Liberalismus,
· oder die stumpfsinnige Dummdreistigkeit des Westens in dieser Richtung wird zum Zusammenprall der Kulturen fuhren mit der Aussicht auf das wirkliche Ende der Geschichte der heutigen globalen Zivilisation,
· oder eine dritte Tendenz wird die beiden oben erwahnten neutralisieren.
Die dritte Moglichkeit haben die beiden Autoren jedoch nicht gesehen und haben sie nicht weiter betrachtet.
Aus der Sicht der beiden Autoren kann die hochste Form der Organisation der menschlichen Gesellschaft nur auf der Basis der Ideale des Liberalismus realisiert werden. So zitiert Huntington Fukuyama:
„»Was wir heute erleben«, behauptete Fukuyama,»ist vielleicht das Ende der Geschichte als solcher, das hei?t der Endpunkt der ideologischen Evolution der Menschheit und die Universalisierung der westlich-liberalen Demokratie als definitiver Regierungsform des Menschen.«Gewi?, fuhr er fort, mag es noch einige Konflikte an Orten der Dritten Welt geben, aber der globale Konflikt ist voruber, und zwar nicht allein in Europa.»Gerade in der nichteuropaischen Welt«sind die ganz gro?en Veranderungen eingetreten, namentlich in China und in der Sowjetunion. Der Krieg der Ideen ist zu Ende. Glaubige Anhanger des Marxismus-Leninismus gibt es vielleicht noch»an Orten wie Managua, Pjongjang und Cambridge (Massachusetts)«, aber im Gro?en und Ganzen hat die liberale Demokratie gesiegt. Die Zukunft wird nicht mehr gro?en, berauschenden Kampfen um Ideen gewidmet sein, sondern der Losung nuchterner okonomischer und technischer Probleme. Und es wird alles, schlu?folgerte Fukuyama bekummert, ziemlich langweilig werden.“
Achten wir dabei auf die folgende Tatsache: Fukuyama schreibt daruber nicht wie uber ein sich ereigneter Fakt, sondern behauptet nur, dass im Kampf der Ideen der westliche Liberalismus bereits gewonnen hat, da der „Faschismus“ und der „Marxismus“ ihre Lebensunfahigkeit demonstriert haben, was sich in der Niederlage Hitler-Deutschlands, Italiens und des imperialistischen Japans im Jahre 1945 gezeigt hat, und auch 40 Jahre spater darin, dass die Sowjetunion und China mit sozialen Reformen begonnen haben, in deren Laufe Prinzipien des westlichen Liberalismus in die Organisation des Lebens ihrer Gesellschaften (einschlie?lich der Organisation der Wirtschaft) eindringen. Seiner Meinung nach ist die Folgerung daraus folgende: Wegen der Abwesenheit irgendwelcher anderen konkurrierenden Ideen und wegen der Orientierung breiter Massen der Bevolkerung der noch nicht liberalen Lander zum Konsumverhalten nach westlicher Manier ist es eine Frage der Zeit bis alle Lander liberalisiert und nach westlichen Vorstellungen vereinheitlicht werden. Ein Szenario der weiteren Verwirklichung des Prozesses der globalen Liberalisierung erortert Fukuyama nicht.
Huntington bestreitet nirgendwo Fukuyamas Behauptungen uber die Uberlegenheit der westlichen liberalen Demokratie gegenuber anderen historisch bekannten Lebensorganisationen der Gesellschaft, erwahnt aber:
„Die Quintessenz der westlichen Zivilisation ist die Magna Charta [1], nicht der Big Mac. Die Tatsache, da? Nichtwestler in diesen bei?en, sagt nichts daruber aus, ob sie jene akzeptieren.“
Infolge der Annahme des „Hamburgers“ (welcher den Konsumuberfluss des Westens symbolisiert) und der Ablehnung des westlichen Liberalismus in manchen Regionen der Welt (dessen Folge, nach der Meinung der Beiden, der Konsumuberfluss der entwickelten Lander ist) kann, laut Huntington, der Prozess der Expansion des westlichen Liberalismus nicht zu einem Triumph im globalen Ma?stab fuhren, sondern zu einem Weltkrieg, welcher auch in der nicht-nuklearen Variante seines Verlaufs die Menschheit in ihrer wirtschaftlichen und allgemeinen kulturellen Entwicklung viele Jahrzehnte zuruckwerfen kann.
Dabei weist Huntington auf die Tatsache hin, dass die relative Starke des Westens in ihrer Gegenuberstellung mit der Macht anderer regionaler Zivilisationen seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts schrittweise abnimmt, was das Potenzial eines solchen Konflikts zwischen den Zivilisationen weiter erhoht. Und fur ihn liegt der Sinn der bevorstehenden Periode der Geschichte nicht darin, Gesellschaften in anderen Regionen im westlichen Stil aktiv zu liberalisieren, sondern darin, den Konflikt zwischen den Zivilisationen zu vermeiden und den Westen zu retten, in dem man ihm Zeit gibt seine interne Krise zu erkennen und zu uberwinden. Eine Erorterung des Wesens dieser Krise gibt Huntington nicht, aber verstehend, dass sie existiert, gibt er folgende Empfehlungen zu der nachstliegenden historischen Perspektive:
1
Der gro?e Freibrief (Jahr 1215) gilt als der Beginn der Beendigung der Epoche des monarchischen Absolutismus in England und gilt als der Beginn des gemeinwestlichen Liberalismus (unsere Erlauterung beim Zitieren).