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Er begriff, daß die Triebwerke den Sturz auffingen.

Das wiederholte sich noch einmal.

Was war geschehen? Weshalb verhielt sich das Raumschiff so merkwürdig? Wtorow war es ein Rätsel; er glaubte, er selbst sei schuld, weil er den Befehl nicht richtig gegeben habe.

Auch Korzewski und Belopolski, die im Nebenraum gespannt das Näherkommen der Ceres beobachteten, begriffen nicht, daß sie Zeugen der letzten Zuckungen des aus dem Raumschiff weichenden Lebens wurden. Die von den Menschen bedenkenlos verbrauchte Energie war erschöpft. Die sterbenden Mechanismen versuchten noch ein letztes Mal, den verhängnisvollen Sturz abzuwenden.

Es gelang ihnen nur zum Teil. Ein neuer Ruck ging durch das Raumschiff, es bremste noch einmal kurz, dann stürzte es aus einer Höhe von hundert Metern ab.

Die Ceres ist nicht die Erde, ihre Anziehungskraft neunundzwanzigmal geringer. Das rettete die drei Männer.

Ein heftiger Stoß! Ganz in Wtorows Nähe ging etwas in Trümmer — es hörte sich an, als schütte jemand einen Korb voll Schraubenmuttern auf eine Metallplatte aus. Er sah, wie quer über die glatte Fläche des Steuerpults ein breiter Riß aufklaffte, wie alle vier Sessel losgerissen wurden und Glassplittern gleich durch die Luft flogen.

Er begriff, daß das Steuerpult zerstört war, und erschrak; aber immer noch ahnte er nicht, daß selbst ein völlig intaktes Pult ihnen jetzt nichts mehr nützen konnte.

Wir sind verloren, durch meine Schuld! Aber was habe ich denn falsch gemacht? Boris Nikolajewitsch hatte recht: Eine Landung ist die schwerste Prüfung. Ich habe sie nicht bestanden.

Jetzt ist uns der Tod sicher. Gedankenfetzen schossen Wtorow durch den Sinn.

Das Raumschiff war tief in den silbrigen Staub eingedrungen, der die Ebene der Ceres bedeckte. Ganz in der Nähe ragte ein 2ackiger Felsen auf, wie die Spitze eines in der Erde versunkenen Kirchturms. Ringsum erhoben sich in verschiedener Entfernung regellos ebensolche Felsen. Nacktes Gestein und silbriger Staub. Nichts weiter. Eine fremde “Welt.

Wtorow stand auf. Er fühlte sich fast schwerelos. Ein Schritt, und er war an der Tür. Ob sie sich öffnete?

Im Raumschiff war noch Leben. Es konnte zwar nicht mehr fliegen, aber die inneren Mechanismen hatten nicht gelitten — sie waren nicht so empfindlich wie das Steuerpult. Die Tür öffnete sich wie immer.

„Was ist los, Gennadi Andrejewitsch?“ fragte Belopolski sofort.

Er hatte den gleichen Gedanken wie Wtorow. Ein Fehler!

„Ich weiß es beim besten Willen nicht, Konstantin Jewgenjewitsch. Ich gab den Befehl. Alles ging gut, aber plötzlich flammte ein grünes Dreieck auf…“

„Was für ein Dreieck?“ unterbrach Belopolski ihn hastig.

Wtorow erzählte ausführlich.

Da war Belopolski alles klar. Noch ein Fehler! Diesmal unwiderruflich der letzte.

„Sie trifft keine Schuld, Gennadi Andrejewitsch“, sagte er.

„Die Energievorräte für die Triebwerke sind erschöpft. Zu sorglos haben erst Melnikow und Sie und nun wir drei sie verbraucht. Sie waren natürlich begrenzt. Wir Wahnwitzigen! Wie kleine Kinder haben wir uns benommen, die mit dem Feuer spielen. Und wir haben uns verbrannt. Ich bin schuld. Ich habe Sie beide ins Verderben geführt Verzeihen Sie mir, wenn Sie können. Übrigens ist es auch dazu schon zu spät.“ Er wandte sich ab, und zum drittenmal während dieses unseligen Fluges liefen ihm die Tränen über die Wangen.

Korzewski lehnte mit geschlossenen Augen gegen die Wand.

Wtorows Gedanken waren klar geblieben. Er spürte weder Angst noch Verzweiflung. Das, wovon er immer geträumt hatte — so zu sein wie Melnikow —, schien sich erfüllt zu haben. Selbst Melnikow hätte nicht kaltblütiger sein können.

„Keiner ist schuld“, sagte er. „Wer konnte das ahnen? Ich halte unsere Lage auch für gar nicht so hoffnungslos. Von der Erde aus hat man uns beobachtet. Dort wissen sie bereits von unserer Landung auf der Ceres. Sie werden darauf warten, daß“ wir wieder im Raum auftauchen. Geschieht das nicht, werden sie merken, daß etwas passiert ist, und Hilfe schicken. Lebensmittel haben wir genug, auch Sauerstoffmangel brauchen wir nicht zu befürchten. Also können wir beruhigt abwarten.“ Belopolski drehte sich wieder um.

„Immer der gleiche Fehler“, sagte er. „Erst dachten wir, wir brauchten keinen Energiemangel zu befürchten, und jetzt sagen Sie das gleiche vom Sauerstoff. Wer weiß, vielleicht liegen auch die Automaten, die den Sauerstoff erneuern, in den letzten Zügen. Die von der ›KS 3‹ übernommenen Sauerstoffbehälter aber sind nur für die Raumanzüge bestimmt; bei ununterbrochener Benutzung reichen sie knapp zwei Tage. Und was das schlimmste ist, unsere Raumschiffe benötigen von der Erde bis zur Ceres mindestens drei Monate. Sie sind nicht so schnell wie der ›Phaetone‹. Außerdem stehen Erde und Ceres jetzt nicht so günstig zueinander wie bei unserm Flug hierher. Für drei Monate langen unsere Lebensmittelvorräte nicht, selbst wenn der Sauerstoff reichen sollte.“

„Sie reichen.“ Korzewski erwachte aus seiner Erstarrung. „Ich habe sie selbst eingeladen. Bei herabgesetzter Ration können wir sie auf über drei Monate strecken.“

„Ich verstehe nicht, warum wir uns streiten“, sagte Wtorow.

„Ob sie reichen oder nicht — wir können ja doch nichts weiter tun, als auf Hilfe warten. Oder schlagen Sie Selbstmord vor?“

„Davon kann nicht die Rede sein“, entgegnete Belopolski.

„Natürlich werden wir warten. Unser Schicksal liegt in der Hand der Phaetonen oder vielmehr ihrer Technik. Hoffen wir, daß sie uns nicht ein zweites Mal im Stich läßt.“ Wtorow und Korzewski schien es, als sage Belopolski das mit einem bedauernden Unterton. Offensichtlich hätte er den Tod der Rückkehr auf die Erde vorgezogen. Sie aber hatten keinen Grund, sich den Tod zu wünschen.

„Im Laufe von drei Monaten können wir hier nützliche Arbeit leisten“, sagte Wtorow. „Wir müssen ein großes Stück der Ceresoberfläche gründlich erforschen. Der ›Phaetone‹ bleibt ja sowieso für immer hier. Jetzt kann man ihn untersuchen, ohne befürchten zu müssen, etwas zu verderben.“

„Gerade das dürfen wir auf keinen Fall“, entgegnete Belopolski. „Wir könnten die Luftautomaten beschädigen. Wir wissen ja nicht, wo sie sich befinden. Und was noch schlimmer wäre: wir könnten die Türautomaten außer Betrieb setzen. Nein, wir dürfen nichts anrühren.“ Die Türautomaten! Bei diesen Worten hatten alle drei ein und denselben Gedanken: Ginge die Energie, die die inneren Mechanismen des Raumschiffs antrieb, plötzlich ebenso zu Ende wie die der Triebwerke, waren sie in diesem Raum eingeschlossen ohne die geringste Möglichkeit hinauszugelangen.

„Ich denke“, sagte Korzewski, „wir sollten das Schiff überhaupt nicht verlassen. Was wollen wir machen, wenn wir draußen sind und kommen plötzlich nicht mehr rein?“

„Nein, das hieße, drei Monate eingeschlossen und in völliger Untätigkeit dasitzen“, sagte Belopolski. „Da nehme ich lieber die Gefahr auf mich, auf der Stelle umzukommen. Ich bin für Exkursionen.“

„Ich auch“, pflichtete Wtorow ihm bei. „Wenn die Türen versagen, müssen wir damit rechnen, daß auch die Luftautomaten versagen. Ist es dann nicht gleich, ob wir draußen oder drinnen sind? Das Ergebnis ist dasselbe.“

„Stellen wir also einen Aktionsplan auf. Wie wollen wir das Schiff verlassen: gemeinsam oder einzeln, der Reihe nach?“ fragte Korzewski gleichmütig.

„Prince of Wales“

Die Ceres drehte sich ziemlich schnell um ihre Achse. Tag und Nacht dauerten nur neun Stunden und achtzehneinhalb Minuten. Recht unterschiedlich aber war die Länge des Tages im Verhältnis zur Nacht. Der Teil des Planeten, auf dem das Raumschiff niedergegangen war, wurde zwei Stunden und neunundfünfzig Minuten von der Sonne beschienen. Die ganze übrige Zeit herrschte Nacht.