Выбрать главу

Ich gebe ihm das Wort.“ Belopolski rückte näher ans Mikrofon.

„Meine Hypothese ist zweifelhaft“, begann er. „Aber vorläufig gibt es keine andere Erklärung. Die Granitfiguren sind von Menschen oder ihnen ähnlichen Geschöpfen gemeißelt worden. Sie befinden sich auf einem Asteroiden, auf dem keine Lebewesen existieren können. Folglich gelangten die vernunftbegabten Lebewesen dorthin wie auch wir.“ Ausrufe des Erstaunens wurden laut. Belopolskis Gedanke verblüffte alle, obwohl er streng logisch war.

„Auch nur annähernd läßt sich nicht sagen, wann dies geschehen ist“, fuhr Konstantin Jewgenjewitsch fort, „aber zweifellos wurde unser Sonnensystem von einem Raumschiff aufgesucht.

Woher es kam? Das läßt sich erst klären, wenn die entfernten Nachkommen jener Sternfahrer noch einmal zu uns starten sollten. Oder — wenn wir zu ihnen fliegen.“ Melnikow glaubte, Belopolski habe sich versprochen.

„Sie betonten doch selber, es sei ungewiß, woher jenes Schiff gekommen ist“, sagte er.

„Unterbrechen Sie mich nicht!“ Belopolski runzelte unmutig die Stirn. „Ich werde auf diese Frage antworten. Was können die unbekannten Kosmonauten damals im Bereich unseres Sonnensystems gesehen haben? Von den Planeten zeigten nur die Erde, die Venus und der Mars organisches Leben. Auf der Erde werden sie Menschen gesehen haben, aber die standen noch auf einem niedrigen Entwicklungsniveau. Die fernen Gäste zweifelten nicht, daß der Mensch dereinst auf der Stufenleiter der Evolution hoch emporsteigen würde. Ich habe mich in ihre Lage versetzt und mir Gedanken darüber gemacht, was sie also hätten tun sollen. Es galt, den künftigen Gelehrten der Erde mitzuteilen, daß unser Planet von einem Schiff aus einer anderen Welt angesteuert worden war. Aber was für ein Denkmal überdauert ungezählte Jahrtausende? Auf der Erde, dem Mars und der Venus hält sich nichts so lange. Klimawechsel, Regen, Winde und so weiter vernichten auf so große Zeiträume jedes Bauwerk und machen es dem Boden gleich.“

„Das überzeugt mich nicht ganz!“ warf Balandin ein. „Man kann Denkmäler nahezu für die Ewigkeit bauen.“

„Ganz recht — ›nahezu‹. Jene haben es nicht getan. Zumindest ist auf der Erde kein solches Denkmal gefunden worden. Mir scheint, die Gäste entschieden sich für ein anderes Vorgehen.

Auf der Arsena gibt es keine Atmosphäre, keine klimatischen Erscheinungen. Dieser Asteroid nähert sich aber stark den Bahnen der Erde und der Venus. Würden die Menschen einst ›heranwachsen‹ und zu Weltraumflügen starten, würden sie bestimmt diesen Asteroiden aufsuchen und ein hinterlassenes Denkmal finden — so und nicht anders glaube ich, haben jene unbekannten Kosmonauten geurteilt. Tatsächlich haben wir das Denkmal gefunden. Sie hätten natürlich klarere Kunde von sich hinterlassen können. Wir haben nichts dergleichen entdeckt, was aber nicht heißt, daß es nicht existiert. Wir haben die Ruinen in der kurzen Zeit nicht völlig abtragen und zu jenen Stellen vordringen können, die durch die Detonation des Meteoriten verschüttet wurden. Das wird die nächste Expedition tun. So also lautet meine Hypothese. Es ergibt sich die Frage, ob diesen vernunftbegabten und höchst verständigen Wesen die Systeme des Quadrats, des Hexagons und des Rhombus unbekannt waren. Kannten sie etwa nur das kubische System? Wir haben Oktaeder, Dodekaeder, Tetraeder und Kuben gesehen. Keine einzige Pyramide, kein einziges Prisma, kein einziges Brachidoma! Ist das Zufall? Ich glaube nicht. Darin liegt ein bestimmter Sinn.

Das Rätsel der Granitfiguren muß von uns gelöst werden. Dann werden wir auch erfahren, woher das Raumschiff gekommen ist.

Damit möchte ich Boris Nikolajewitschs Frage beantworten“, schloß Belopolski.

Die Beratung endete gegen drei Uhr nachmittags. Die Expeditionsmitglieder zogen sich in ihre Kajüten zurück.

Am nächsten Tag nahm Toporkow ein langes Radiogramm auf, das die Reaktion der Wissenschaftler der Erde auf Belopolskis Hypothese darstellte. Die meisten erklärten sich mit seinen Folgerungen einverstanden.

Die Schwester der Erde

Durchschnittlich einhundertundacht Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, das sind zweiundvierzig Millionen Kilometer weniger als die Erde, zieht majestätisch der zweite Planet des Sonnensystems seine Bahn. Von unseren Vorfahren wurde er nach der Göttin der Schönheit und der Liebe Venus genannt.

In Ausdehnung und Masse der Erde fast gleich und ihr am nächsten gelegen, trägt dieser Planet seinen poetischen Namen mit Recht. Keiner funkelt schöner am irdischen Himmel, wenn ihn der Morgen rosig überhaucht, als er.

Die Städter sehen die Venus allerdings meist des Abends, und da wirkt sie nicht ganz so schön. Bemerkenswert erscheint, daß der Planet in einigen arabischen Ländern den ganz anderen Namen Luzifer erhielt. Was die Araber bewog, die strahlende Schöne so zu nennen, ist schwer zu verstehen.

Den Astronomen gab die Venus wohl ein noch größeres Rätsel auf als der Mars. Ihre Oberfläche konnte von der Erde aus nicht beobachtet und untersucht werden, weil Wolken sie ständig verhüllten. Die einen Wissenschaftler nahmen daher an, daß Weltraumfahrer auf der Venus weder Meere noch Wälder, sondern nur von vulkanischem Staub bedeckte Steinwüsten vorfinden würden; andere vermuteten dort ausgedehnte Moore. Die Anhänger Gawriil Adrian Tichows schließlich, der die Idee des Vorhandenseins von Leben im Weltall verfocht, behaupteten: Auf der Venus gibt es Leben, wenn natürlich auch nicht in derselben Form wie auf der Erde. Sie erklärten, die Forscher würden dort keine grünen Wälder erblicken; die Pflanzenwelt auf der Schwester der Erde müßte infolge des heißen Klimas vielmehr orangefarben und rot sein, sind doch auch auf der Erde, in den Tropen, viele Pflanzen rot. Und nicht nur in den Tropen. An den heißen Quellen Kamtschatkas, wo die Temperatur achtzig Grad erreicht, wuchern purpurrote und grellrote Algen, und der Rand dieser Quellen ist mit orangefarbenen und gelben Moosen bedeckt.

Das Leben paßt sich allen Umweltbedingungen an. Es behauptet sich ebenso im hypertropischen Klima der Venus wie im äußerst rauhen Klima des Mars.

Mit Hilfe der Radioastronomie war festgestellt worden, daß die Temperatur der Oberfläche des Planeten nahezu hundert Grad betrage, aber das mußte geprüft werden. Es galt auch, die Dauer eines Tages und vieles andere genauer festzustellen.

Der Umfang der bevorstehenden Arbeit war groß, das Raumschiff aber durfte sich laut Plan nicht länger als achtundvierzig Tage — natürlich Erdentage — auf der Venus aufhalten.

All das hatte Belopolski auf einer Versammlung der Schiffsbesatzung dargelegt.

Nun näherte sich „SSSR-KS 3“ seinem Ziel. Bis zur Bahn der Venus waren noch ungefähr dreiundeinehalbe Million Kilometer zurückzulegen. Das kam etwas mehr als vierundzwanzig Fahrstunden gleich.

Das Raumschiff flog bereits nicht mehr geradeaus, mit gezogenen Gasrudern beschrieb es im Weltenraum eine gigantische Kurve und bog in die Bahn des Planeten ein. Die Triebwerke waren etwas gedrosselt. Dadurch entstand sogleich wieder eine schwache Schwerkraft. Nichts konnte mehr frei in der Luft schweben, die Backbordseite zog alle Gegenstände innerhalb des Schiffes gleichsam an sich.

Belopolski und Melnikow wachten abwechselnd am Steuerpult. Die automatischen Steuervorrichtungen führten das Schiff auf den vorgeschriebenen Kurs, aber trotzdem mußte alles überprüft und stündlich der Standort ermittelt werden.

Die übrigen Mitglieder der Besatzung legten in den Kajüten und Korridoren bereits die provisorischen Fußböden aus, erwarteten die Sternfahrer doch auf der Venus die gewohnten Bedingungen der Schwerkraft. Die Räume sollten so eingerichtet sein, daß sie während des anderthalbmonatigen Aufenthaltes auf der Schwester der Erde möglichst viel Bequemlichkeit boten.

Neunzehn Tage und Nächte waren schon seit dem denkwürdigen Morgen vergangen, an dem „SSSR-KS 3“ den Raketenflugplatz verlassen und die schwere und gefährliche Fahrt angetreten hatte. In dieser verhältnismäßig kurzen Zeit hatten die Expeditionsmitglieder viel erlebt und erlitten. Die sechsund- 91 dreißig Stunden auf der Arsena und besonders der tragische Tod Orlows waren an keinem spurlos vorübergegangen. Die Männer hatten sich verändert. Vor allem war das bei jenen zu spüren, die zum ersten Mal an einem interplanetaren Flug teilnahmen.