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„So schnell wie möglich mit dem Schiff Verbindung aufnehmen“, sagte Melnikow. „Mit eigener Kraft kommen wir hier nicht heraus.“ Schweigend wies Wtorow auf das Funkgerät.

Es bot einen traurigen Anblick. Zerschlagen glitzerten die Scheiben der Apparaturen, zerrissen hingen die Drähte heraus.

Bei näherer Untersuchung stellte Melnikow fest, daß der Generator sich losgerissen hatte und nicht mehr funktionierte.

Melnikows Miene verdüsterte sich.

„Ich bin kein Funker“, sagte er. „Sie auch nicht. Aber wenn wir die Funkverbindung nicht wiederherstellen, sind wir erledigt. Der Sauerstoff reicht nur noch für vierundzwanzig Stunden.“

„Der Kommandant wird das andere Flugzeug ausschicken, um uns zu suchen.“

„Es muß erst montiert werden, und das kostet viel Zeit.“ Melnikow verstummte und setzte erst nach geraumer Weile leise hinzu: „Auch wissen sie dort nicht, wohin wir geflogen sind.“ Wtorow entsann sich. Er hatte selbst an das Schiff gefunkt, daß ihr Flugzeug Kurs Süd nähme, um einem Gewitter auszuweichen. Daß sie später nach Westen abgedreht hatten, konnte nicht mehr gemeldet werden. Wo würden die Männer vom Raumschiff sie also suchen? Natürlich südlich von der Insel.

Das ist der Tod! dachte Wtorow niedergeschlagen.

„Also ist alles aus?“ fragte er so ruhig wie möglich, aber seine Stimme zitterte verräterisch.

„Warum so voreilige Schlüsse ziehen? Wir werden kämpfen!

Geben Sie mir den Ersatzteilkasten für das Funkgerät!“

„Sie glauben…“

„Wir haben nichts zu glauben. Wenn wir das Sendegerät nicht reparieren, bedeutet das unser Ende. Also müssen wir es um jeden Preis reparieren. Darauf kommt es an!“

„Wir werden es versuchen“, sagte Wtorow. Die Worte und vor allem der Ton, in dem Boris Nikolajewitsch sprach, gaben ihm neue Hoffnung. Ohne Zeit zu verlieren, begannen sie zu arbeiten.

Ein Gewitter, das aufzog, störte sie nicht. Durch das massive Plastedach geschützt, wechselten sie bei elektrischem Lampenlicht die zerstörten Teile der Funkanlage aus. Sie brauchten nur mechanisch die neuen Teile an dieselbe Stelle zu setzen, von der sie die beschädigten entfernten, und äußerst behutsam die zerrissenen Leitungen wieder zu flicken. Verwechselten sie dabei einen Draht mit einem anderen, wäre ihre ganze Arbeit umsonst.

Dankbar dachten sie an Toporkows Unterricht in Funktechnik, an dem auf Belopolskis Weisung alle Besatzungsmitglieder von „SSSR-KS 3“ hatten teilnehmen müssen. Ohne diese kluge Voraussicht des Expeditionsleiters hätten sie nicht einmal jene allgemeine Vorstellung von der Arbeitsweise eines Senders und eines Empfängers gehabt, die ihnen jetzt unschätzbaren Dienst erwies.

Sie nahmen gar nicht wahr, daß ein Gewitter nach dem anderen über das Flugzeug hinwegzog, und wunderten sich sehr, als sie entdeckten, daß seit Beginn ihrer Arbeit bereits neun Stunden vergangen waren.

Die Funkanlage war repariert. Aber würde sie funktionieren?

Minutenlang zögerten sie mit dem Einschalten.

Die beiden Männer wußten genau, daß ein Mißerfolg für sie den Tod bedeutete. Wenn ihnen in dem kompliziert verflochtenen Schaltschema ein Fehler unterlaufen war, würden sie nicht in der Lage sein, ihn aufzuspüren und zu beseitigen.

Die Genossen werden bestimmt alles daransetzen, uns zu finden, dachte Melnikow. — Sie haben wahrscheinlich inzwischen das zweite Flugzeug montiert. Ein paar Stunden werden sie uns südlich der Insel suchen. Erst wenn sich erweist, daß wir dort nicht sind, werden sie in andere Himmelsrichtungen fliegen.

Vielleicht entdecken sie dann dieses Festland und schließlich auch uns? Aber wieviel Zeit werden sie dazu brauchen? Unsere Luft reicht noch für fünfzehn, sechzehn Stunden. Und selbst wenn sie uns entdeckt haben, kann das Flugzeug in der schmalen Bucht nicht wassern. Es wird umkehren und dann erst das Unterseeboot hierher auslaufen müssen. Das dauert abermals mindestens fünf Stunden. Wenn wir nicht zu zweit wären — einer allein konnte es dreißig Stunden aushalten. Ich muß Wtorow retten, er ist jünger als ich …

Nicht ganz so ausführlich und besonnen, aber ähnlich dachte im selben Augenblick auch Wtorow.

Es ist eine arithmetische Rechnung, sagte er sich im stillen. — Boris Nikolajewitschs Leben ist wertvoller als meins. Wenn das Funkgerät nicht funktioniert, nehme ich mir das Leben. Die Pistole steckt in der Tasche.

Sie sahen einander lächelnd an — mit der gleichen Absicht, die eigenen Gedanken vor dem andern zu verbergen.

„Also — versuchen wir es!“ sagte Melnikow.

„Das Zögern führt zu nichts.“ Als sich der Generator mit einem trockenen Knacken einschaltete, schloß Wtorow unwillkürlich die Augen. Tanjas Gestalt stand ihm so klar vor Augen, daß er glaubte, ihren warmen Atem auf seiner Wange zu spüren. Seine Hand schob sich in die Tasche der Kombination und befühlte den kalten Stahl der Schußwaffe.

„Ich höre, Boris, ich höre! Wo bist du?“ Die Stimme Belopolskis … Warum antwortet er sofort? Hat Melnikow denn etwas gesagt? — Wtorow schlug die Augen auf.

Boris Nikolajewitschs ruhige Stimme klang in der Kabine des gestrandeten Flugzeugs wie ein Aufruf zum Leben.

Langsam, als traute er seinen Ohren nicht, zog Wtorow die Hand aus der Tasche.

Ihm wurde schwindlig. Er hätte am liebsten mit voller Brust die reine Meeresluft eingeatmet. Aber draußen war ja keine reine Luft, sondern die gasgeschwängerte des unbekannten Planeten.

„Ich glaube, daß nur das Unterseeboot…“ Das Lämpchen am Indikator erlosch, der Satz brach ab. Eine Gewitterfront, die sich zwischen sie und die Insel schob, zerriß die Funkverbindung.

„Ich habe offengestanden bezweifelt, daß es uns gelingt“, sagte Melnikow. „Ich dachte, wir würden es nicht fertigbringen, den Sender instand zu setzen.“

„Ich auch“, antwortete Wtorow leise.

Melnikow sah ihm ins bleiche Gesicht und zuckte zusammen.

Das war doch nicht möglich!

Wahrhaftig! Wtorow hatte für ihn zweifellos das gleiche tun wollen wie er für Wtorow. Melnikow packte das unwiderstehliche Verlangen, diesen Prachtjungen mit dem reinen Herzen zu umarmen. Er tat es nicht. Wtorow brauchte nie zu erfahren, was in ihm vor sich ging.

„Sieh nur, Gennadi!“ Er duzte ihn, ohne sich dessen bewußt zu sein. „Unsere Maschine hat keine Tragflächen mehr.“ Tatsächlich waren beide Tragflächen, anscheinend unter der Last der Regengüsse, abgebrochen und verschwunden. Wann dies geschehen war und warum sie das Gepolter und das Knakken des brechenden Metalls nicht gehört hatten, wußte sich weder der eine noch der andere zu erklären.

„Ich habe den Eindruck, das Flugzeug ist tiefer ins Wasser gesunken“, sagte Wtorow.

Er wunderte sich nicht im geringsten darüber, daß Melnikow plötzlich so freundschaftlich mit ihm redete. Er fand es natürlich, daß der Kommandant als der Ältere ihn beim Vornamen nannte. Bloß warum hatte er das früher nicht getan?

„Ich habe nicht nur den Eindruck“, erwiderte Melnikow, „ich bin davon überzeugt. Der Sand saugt den Rumpf in sich hinein.“ Er sagte das so selbstverständlich, daß Wtorow nicht wagte, die sich aufdrängende Frage zu stellen: Was wird geschehen, wenn das Flugzeug ganz im Wasser versinkt? Sie hatten kein Boot bei sich, um an Land zu fahren. Ihr Schlauchboot hatte in der einen Tragfläche gelegen und war mit ihr hinweggespült worden.

Nach zwei Stunden teilte Belopolski ihnen mit, daß das Unterseeboot ausgelaufen sei.

Die Stunden des Wartens zogen sich in die Länge.