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Eine schwere Verbrennung.“ Er wußte, wie man sich in derartigen Fällen zu verhalten hatte. Alle Besatzungsmitglieder konnten Erste Hilfe leisten, ein Sanitätskasten lag hinten im Wagen.

Schnell schnitt er die zerfetzten Hosenbeine von der Kombination des Professors ab und legte ihm einen Pikrinverband an; dann half er dem Genossen in den Sitz.

„Die Schmerzen sind sehr stark“, sagte Balandin. „Aber das macht nichts. Im Raumschiff bringen sie mich schnell wieder auf die Beine.“ Belopolski nahm seinen Platz ein.

„Es konnte schlimmer kommen“, sagte er düster. „Wir sind nur durch ein Wunder am Leben geblieben.“

„Es war meine Schuld.“ Der Professor hatte schon das verbrannte Funkgerät gesehen. „Ich hätte an die Antenne denken müssen.“

„Jetzt ist es zu spät, Vorwürfe zu machen. Wir müssen schleunigst aus dem Wald heraus.“ Belopolski sah auf die Uhr und stellte staunend fest, daß sie höchstens eine Viertelstunde bewußtlos gewesen waren. Er hatte sich gemerkt, wann die Bäume anfingen zu leuchten.

Er knipste die Innenbeleuchtung aus und schaltete in der Annahme, die Schneise würde unter Wasser stehen, die Scheinwerfer ein. Aber die Schneise war ebenso trocken wie vor dem Gewitter.

„Merkwürdig!“ sagte er. „Nimmt der Boden das Wasser so schnell auf? Es hat doch erst vor höchstens fünf Minuten aufgehört zu regnen…“

„Vielleicht hat es noch gar nicht angefangen?“

„Aber warum hört man dann keinen Donner und sieht keine Blitze, und warum leuchten die Bäume nicht mehr? Nein, das Gewitter ist abgezogen. Klarer Fall. Und es war ein sehr kurzes Gewitter.“

„Wenn ich mich recht entsinne, hatte Boris Nikolajewitsch uns eine mächtige Gewitterfront angekündigt.“

„Ja, aber ich weiß genau, wie spät es war.“ Balandin zog die Stirn kraus, weil seine Beine heftig schmerzten, und zuckte mit den Schultern. „Die Rätsel nehmen kein Ende“, sagte er. „Eins jagt das andere.“ Belopolski startete den Motor. Wie immer arbeitete er geräuscharm und ohne zu stottern. Nur an den Geräten konnte man ablesen, daß der mächtige Motor lief; im Innern des Wagens spürte man nicht das geringste Zittern.

Das Gebüsch, das den Weg von beiden Seiten bedrängte, machte auf den ersten Blick einen zerbrechlichen Eindruck. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, daß es stählernen Raupenketten ernsthaften Widerstand leisten könnte. Aber es zeigte sich ein weiteres Mal, wie unklug es ist, die Natur eines anderen Planeten mit irdischen Maßstäben zu messen. Die zerbrechlichen Gewächse waren, wie sich herausstellte, unüberwindlich. Sie krümmten sich zwar unter dem Druck des Geländewagens zusammen, ließen ihn aber keinen Schritt vorwärts kommen. Seine Ketten drehten sich auf der Stelle.

Endlich sah Belopolski ein, daß er den Versuch, hier zu wenden, aufgeben mußte. Es gab nur eins: an den See fahren, der nicht weit sein konnte, und dort am Ufer wenden. Im Rückwärtsgang auf der schmalen gewundenen Schneise zu fahren hätte viel Zeit gekostet. Höchste Eile tat aber not — Balandin mußte so schnell wie möglich an Bord gebracht werden.

„Es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterzufahren…“

„Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen“, sagte Balandin.

„Die Schmerzen sind auszuhalten. Wir führen unsere Exkursion bis zu Ende durch.“

„Leider geht es wirklich nicht anders.“ Das Kettenfahrzeug fuhr weiter. Der Weg wand sich wie zuvor, bald nach rechts, bald nach links. Sie konnten nur im Schneckentempo fahren.

„Ich kann mir nicht vorstellen“, sagte Balandin plötzlich, „wie die Venusmenschen hier die langen Stämme befördern. Möglicherweise werden sie diese senkrecht tragen.“

„Das könnte auch sein.“

„An Bord werden die Genossen nicht wissen, was sie von unserem Schweigen halten sollen. Boris Nikolajewitsch wird sicherlich den anderen Geländewagen ausschicken, um unseren Spuren zu folgen.“

„Außer unserem Wagen kommt kein anderer durch die Schneise“, entgegnete Belopolski. „Sie ist zu schmal.“ Plötzlich glitzerte dicht vor ihnen Wasser. Noch eine kleine Kurve — und der Wagen hatte den Waldrand erreicht. Vor ihnen breitete sich der spiegelglatte Waldsee, das Ziel ihrer Fahrt Das mit dichtem gelbem Gras bewachsene Ufer war an dieser Stelle nicht breiter als dreißig Meter. Nach Osten trat der Wald bedeutend weiter vom Wasser zurück. Ganz nah vor sich erblickten die beiden Männer die rätselhaften Holzstapel. Es waren vier, gleich breit und gleich hoch angelegt, stumme Zeugen dafür, daß ihre Besitzer sich auf lineare Maßeinteilung verstanden. Es war unmöglich, derart viele Baumstämme zufällig so präzise zu stapeln.

So eilig Belopolski es auch hatte — er stoppte unwillkürlich.

Ganz in der Nähe mußten sich die vernunftbegabten Bewohner dieses Planeten aufhalten. Von hier aus zogen sie bei Nacht zum Fluß, um zu unbekanntem Zweck die nächste Ladung Baumstämme zu holen.

Das ist gar kein See. Richtiger gesagt — nicht das, was wir sonst darunter verstehen! hatte Belopolski vor wenigen Stunden zu seinen Genossen gesprochen.

Nun war er mehr denn je von der Richtigkeit dieser Ansicht überzeugt. Dies war kein See. Es war eine Stadt, in der eine große Gruppe der Venusbewohner sich angesiedelt hatte. Die Geschöpfe, deren heimatliches Element das Wasser war, hatten gerade solch ein stehendes Gewässer bevorzugt, weil hierher keine Raubtiere aus dem Ozean dringen konnten. Auf dem riesigen Festland des Planeten gab es zweifellos Hunderte, vielleicht auch Tausende solcher Seestädte. Wer weiß, vielleicht bildeten sie alle gemeinsam einen Staat mit eigenen Gesetzen, eigenen Sitten und einem eigenen Lebensstil, die sich von denen der Erde unterschieden.

Minutenlang musterten die Kosmonauten schweigend den See, gleichsam in der Erwartung, daß plötzlich einer seiner Bewohner an Land stiege.

„Wir fahren zurück!“ sagte Belopolski energisch.

Jedoch, ganz im Banne gespannter Erwartung und ins Schauen vertieft, hatten sie völlig den heimtückischen Charakter des Planeten vergessen, auf dem sie sich befanden. Gerade wollte Belopolski die Hände auf die Steuerhebel legen, als dichte Nebel plötzlich das matte Abendlicht in die undurchdringliche Finsternis der Nacht verwandelte. Eine unbemerkt herangezogene Regenwand schüttete ihre Wassermassen auf das blinkende Fahrzeug der Eindringlinge.

Der Geländewagen stand unmittelbar am Waldrand, und ehe die beiden es sich versahen, ergoß sich von den Baumkronen ein mächtiger Wasserfall auf sie hernieder. Die Männer errieten bloß, was geschah, weil das rasende Getöse des herabstürzenden Wassers das wilde Rauschen des Regens und die Donnerschläge übertönte.

Der Geländewagen war aus Plaststoffen hergestellt, die die Festigkeit von Stahl besaßen. Aber Belopolski wollte den Wagen nicht unnütz gefährden, startete den Motor und fuhr vom Waldrand weg an den See heran.

Im Scheinwerferlicht erkannten die beiden, daß sich das Ufer in eine brodelnde Flut verwandelt hatte, in der die RaupenLetten ihres Fahrzeugs versanken.

„Ein Wunder, daß der Regen die Stapel nicht in den See spult“, sagte Balandin.

„Sie sind wahrscheinlich gut abgestützt.“ Die Astronauten hatten so oft auf der Venus Gewitter erlebt, daß sie am Charakter des Regens deren Stärke erkannten. Sie wußten sogleich, daß dieses zu den schwächeren, aber ausgedehnten gehörte, die gewöhnlich eine halbe Stunde, eine ganze Stunde oder auch länger dauerten.

Unmittelbar drohte ihnen keine Gefahr, doch Belopolski geriet ernstlich in Sorge. Eine halbe Stunde warten — das konnte für seinen Begleiter, der dringend ärztlicher Hilfe bedurfte, schwere Folgen haben. Der Professor ertrug die Schmerzen mit Haltung und jammerte nicht, aber Konstantin Jewgenjewitsch sah, wieviel Kraft ihn das kostete.

Belopolski drehte die Scheinwerfer nach hinten. Aber er erblickte bereits wenige Schritte hinter dem Wagen nichts als einen einzigen gigantischen Wasserfall. Hinter dieser tosenden Wand lag der schmale Zugang zu dem Waldweg. Es war aussichtslos, ihn in diesem Chaos aus Wasser und Finsternis zu suchen.