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Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten die Kosmonauten jeder seiner Bewegung. Sie wußten, daß sie um jeden Preis den Sinn seines Tuns verstehen mußten. Die Venusmenschen wollten sich mit Hilfe dieser Bildsprache mit ihnen unterhalten. Sie nicht verstehen, hieße die Hoffnung auf Verständigung aufgeben.

Die beiden Männer beugten sich über den Tisch.

Als erster erriet Belopolski den Sinn.

„Das stellt den Fluß und das Wehr dar“, sagte er, „und der Stein ist unser Schiff.“

„Die Stelle, an der es liegt, ist richtig angegeben“, stimmte Romanow zu.

Belopolski legte den Finger auf das „Raumschiff“, nickte mit dem Kopf und blickte den Venusianer fragend an. Dieser neigte stumm den Kopf. Seine Miene blieb unbewegt.

Der andere Venusianer stellte neben das „Raumschiff“ drei kleine Würfel. Er wies mit der einen Hand auf die Würfel, mit der anderen erst auf Romanow, dann auf Belopolski und schließlich auf den Eingang.

Auch das war klar genug. Die drei Würfel sollten drei Menschen darstellen. Die Venusianer fragten, wieviel Mann an Bord seien.

Es war leicht zu antworten.

Belopolski ergriff einige Würfel — ein Venusianer schob sie ihm zu — und legte neben die drei noch acht Würfel.

Die „Unterhaltung“ ließ sich fürs erste gut an. Die fünf Venusianer waren verständig. Sie stellten klare Fragen und verstanden sofort die Antworten. Sie waren geistig hoch entwickelt.

Belopolski hielt sie für Gelehrte der Venus, die zum See gekommen waren, als man die Ankunft unbekannter Geschöpfe gemeldet hatte. Das erklärte auch, warum die Menschen solange allein geblieben waren. Die Bewohner dieser Gegend hatten auf die „Wissenschaftlerkommission“ gewartet. Aber woher war sie gekommen?

Die Venusianer sammelten Klötzchen und Schnüre wieder ein. Was würden sie als nächstes fragen?

Das folgende Bild war komplizierter und brauchte viel Zeit.

Eine ganze Landkarte erschien auf dem Tisch. Der Fluß zog sich quer über die ganze Platte. Der eine Venusianer schob deswegen die Schale bis ganz an den Rand. Das Wehr und das Schiff wurden in der einen Ecke dargestellt. Neben dem Wehr legten die Venusianer die Konturen des Sees aus, und mit einem dünnen Faden kennzeichneten sie sogar die Waldschneise. Sie war jedoch gerade. Offenbar meinten sie nicht diejenige, die llelopolski gefunden hatte. Am entgegengesetzten Ende des Tisches markierten sie die Konturen eines anderen Sees, der weitaus größer war. Daneben legten sie große Holzstücke.

Der Fluß endete in diesem See.

„Die großen Stücke stellen allem Anschein nach Berge dar“, sagte Beldpolski. „Es wird der Bergsee sein, aus dem der Fluß entspringt. Aber was wollen sie damit sagen? Bis jetzt verstehe ich gar nichts.“

„Ich auch nicht.“ Romanow hob verständnislos die Schultern.

Sie brauchten nicht lange zu warten. Bald wurde alles klar und sogar ziemlich besorgniserregend.

Der Venusianer nahm drei kleine Würfel und legte sie neben die Darstellung jenes Sees, bei dem sie sich zur Zeit aufhielten.

Er gab zu verstehen, daß diese Würfel drei Menschen darstellten. Dann ergriff er sie und legte sie zu dem anderen See, dem Bergsee.

Belopolski und Romanow verstanden alles. Entsetzlich — das würde ihren Tod bedeuten! Die Venusianer wollten ihre Gefangenen in die Berge bringen.

Die Männer mußten ihnen um jeden Preis ihre Lage erklären.

Fieberhaft überlegte Belopolski, was er tun solle. Die Venusianer begriffen anscheinend nicht, daß die Menschen die Venusluft nicht atmen konnten. Sie sahen natürlich, daß ihre Gefangenen etwas Durchsichtiges über den Kopf gestülpt hatten, was nicht Teil ihres Körpers war. Aber verstanden sie die Bedeutung der Helme?

Belopolski versuchte, es ihnen zu erklären. Er gebrauchte all seine mimischen Fähigkeiten und bemühte sich zu zeigen, daß, sie ohne Helm nicht mehr atmen könnten. Romanow unterstützte ihn dabei emsig. Gewiß sah das äußerst lächerlich aus.

Die Venusianer folgten aufmerksam all diesen Bewegungen.

Aber ob sie etwas verstanden oder nicht, blieb ungewiß.

Der eine schritt um den Tisch herum auf Belopolski zu, ergriff dessen Helm und hob ihn langsam empor.

Belopolski schüttelte abweisend den Kopf und schob den Venusianer sehr behutsam von sich.

Der unternahm keinen zweiten Versuch und kehrte auf seinen Platz zurück. Alle fünf steckten die Köpfe zusammen. Ihre flachen Lippen bewegten sich nicht, und doch unterhielten sie sich offenbar. Alles, was bisher geschehen war, bewies eindeutig, daß die Herren des Planeten sich gegenseitig ihre Gedanken mitteilen konnten.

Das „Gespräch“ dauerte nicht lange. Der eine Venusianer ergriff wieder die drei Würfel, legte sie neben den kleinen See und beförderte sie abermals zu den Bergen. Sie wiederholten also ihr bedrohliches Angebot. Sie hatten nichts verstanden.

Belopolski zwang sich zur Ruhe. Er legte die Würfel energisch auf den alten Platz zurück. Dann beförderte er sie zu dem „Raumschiff“, hob es mitsamt den Würfeln hoch und setzte es bei den Bergen wieder ab.

Romanow wiederholte das Manöver.

Die beiden Männer glaubten, sie müßten diesmal verstanden worden sein. Ihre Bitte war klar genug — sie wollten an Bord zurückkehren, und das Schiff würde mit seiner ganzen Besatzung zu den Bergen fliegen. Aufgeregt warteten sie auf Antwort.

Abermals führten die Venusianer ein Gespräch ohne Worte.

Diesmal dauerte es lange.

Die Männer warteten schweigend. Tod und Leben hingen davon ab, ob die Herren des Planeten alles richtig einzuschätzen verstanden.

Endlich wandten sich die Venusianer wieder den Menschen zu. Sie wischten die alte Landkarte vom Tisch und legten ein neues Bild.

„Wir müssen zurück zum Wagen“, sagte Belopolski leise, „und unsere Ballons nachfüllen.“ Romanow nickte. Über drei Stunden hatten sie den Sauerstoffvorrat nicht erneuert. Er ging zur Neige.

„Wir können uns doch einfach zurückziehen“, sagte Romanow, niemand wird uns aufhalten.“

„Es ist gefährlich. Sie könnten es falsch verstehen. Warten wir noch ein bißchen, sie wollen uns etwas fragen.“ Auf dem Tisch war noch einmal die gleiche Landkarte ausgelegt: der Fluß mit dem Wehr, das Raumschiff, die Waldschneise und der See. Aber neben dem See skizzierten die Venusianer nun auch die Höhle, und zwar beinahe ebenso groß wie den See. In die Höhle legten sie drei Würfel, die, wie bereits bekannt, drei Menschen darstellten. Dann legte der eine Venusianer die Hand auf die steinerne Schale und wies auf das Raumschiff“.

Belopolski und Romanow stutzten.

„Sie meinen wohl damit, daß sie uns entlassen werden“, vermutete Romanow.

„Ich glaube kaum! Es sieht nicht so aus.“ Belopolski ergriff die Würfel und legte sie neben das „Raumschiff“. Der Venusianer nahm sie jedoch zurück und berührte wieder mit der Hand die Steinschale.

Die Unterhaltung war in eine Sackgasse geraten.

Dreimal hintereinander wiederholten die Venusianer dieselben Bewegungen. Romanow sah seinen Kommandanten verzweifelt an.

Belopolski überlegte angestrengt. Sie mußten diese Zeichensprache unbedingt verstehen.

Als der Venusianer zum vierten Male beharrlich die gleichen Bewegungen machte, glaubte er, ihren Sinn — zu erfassen. Ihm fiel ein, daß ihnen selber zweimal dieses geheimnisvolle Symbol dargereicht worden war. Fragten die Venusianer vielleicht an, ob sie die Schale denen bringen könnten, die an Bord geblieben waren, und ob jene ihnen auch nicht feindlich begegnen würden?

„Das ist das Wahrscheinlichste!“ sagte Romanow erleichtert, als Belopolski ihm seine Vermutung mitteilte.

Konstantin Jewgenjewitsch legte acht Würfel neben das „Raumschiff“. Dann wies er auf sie und legte die Hand auf die Schale.

Der Venusianer wiederholte exakt die Bewegungen. Also hatte Belopolski ihre Frage richtig verstanden und sie ihrerseits seine Antwort.