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Er beabsichtigte, am Flußufer den Motor mit äußerster Kraft laufen zu lassen und dadurch den Trägern die Hände zu binden; das sollte Romanow ausnützen, fliehen und sich nötigenfalls mit der Waffe einen Weg bahnen. Er selber würde ihm dabei mit der Kraft des Motors, mit dem Scheinwerferlicht und der Waffe helfen.

Die Erfolgschancen waren zwar gering, aber Belopolski wußte keinen anderen Rat. Um sich selbst und Balandin machte er sich keine Sorgen. Der Professor konnte ohnehin nicht fliehen, und ihn allein als Opfer für die wütenden Reptile zurückzulassen kam für Belopolski nicht in Frage. Wenn sich der Jüngste von ihnen rettete, genügte das.

Aber die Reptile wandten sich nicht dem Tunnel zu. Sie gingen in entgegengesetzter Richtung über die den drei Männern schon bekannte „Straße“ und brachten sie in dasselbe Haus, in dem sie einen Tag vorher gewesen waren.

Abermals fanden sie sich in dem großen Saal wieder, und abermals standen etwa zwanzig Venusianer an der Tür.

Die „Schildkröten“ setzten den Geländewagen ab und entfernten sich.

Niemand trat heran und bat die Menschen auszusteigen. Die Venusianer schienen zu warten.

Nicht mit den Augen, sondern eher mit einer Art sechstem Sinn nahm Belopolski wahr, daß die Venusianer sich nicht so benahmen wie früher. Sie schienen den Wagen und die Menschen mit feindseligen Blicken zu messen. Er hätte nicht erklären können, woran er das erkannte, aber er war überzeugt, daß er sich nicht irrte. Es war etwas vorgefallen, und dieser Vorfall wirkte sich nachteilig für sie aus.

Die Venusianer blieben in einiger Entfernung stehen.

Belopolski beschloß, der Ungewißheit entgegenzugehen. Er brachte es nicht fertig, untätig abzuwarten.

„Bleiben Sie im Wagen!“ sagte er zu Romanow. „Ich werde versuchen zu erfahren, was sie von uns erwarten.“ Er stieg aus und ging geradewegs auf die Venusianer zu.

Als er näher kam, traten sie auseinander und machten den Eingang zum Nebenzimmer frei. Ohne zu zögern, ging er in das Zimmer mit dem Tisch. Drei Venusianer folgten ihm.

In diesem Raum schien sich nichts verändert zu haben. An den Wänden hingen immer noch die kristallen-durchsichtigen Gewächse, die von hinten rosa angestrahlt wurden. Auch der Tisch sah aus wie früher. Belopolski bemerkte aber sofort, daß die steinerne Schale fehlte. Auch sein Notizbuch, sein Bleistift und seine Taschenuhr lagen nicht auf dem Tisch. Statt dessen erblickte er dort drei Scherben.

Mit Hilfe von Schnüren, Würfeln und einem Schleifstein legten die Venusianer rasch wieder ihre Landkarte aus und setzten neben das „Raumschiff“ acht Würfel.

Belopolski stellte im stillen fest, daß sein Gegenüber die Zahl der Besatzungsmitglieder nicht vergessen hatte.

Dann ergriff einer der Venusianer drei Würfel und legte sie dorthin, wo die Schneise markiert war. Fünf blieben beim Raumschiff.

Was bedeutete das?

Hatten etwa drei Kosmonauten eine Erkundungsfahrt zum See unternommen und waren in die Hände der Venusianer geraten? — Quälende Unruhe packte Belopolski. Hatte Melnikow etwa seinen Befehl nicht befolgt?

Der Venusianer wies mit der einen Hand auf die drei Würfel und mit der anderen auf die Scherben, die auf dem Tisch lagen, ßelopolski musterte sie prüfend und bemerkte — es waren Scherben der steinernen Schale.

Was war geschehen? Was hatte sich auf der Schneise zugetragen, auf der die Venusianer offenbar drei Menschen begegnet waren? Warum war das Symbol des Friedens uad der Freundschaft zersprungen? Der Venusianer wollte zweifellos zu verstehen geben, daß ein Mensch daran schuld sei.

Belopolski wies den Gedanken von sich, daß die Genossen absichtlich so leichtfertig gewesen sein könnten. Hinter alleilem verbarg sich etwas. Jedenfalls hatte er sich nicht getäuscht.

Die Venusianer hatten tatsächlich ihre Einstellung zu den Menschen geändert, und zwar seitdem die Schale zerstört worden war.

Die Herren des Planeten kamen ihm zu Hilfe.

Der eine wandte den Kopf zur Tür. Er gab keinen Laut von sich. Trotzdem eilte, wie auf stummen Befehl, aus dem großen Saal ein Venusianer herbei und stellte eine neue Schale auf dem Tisch, die der alten in allem glich.

Nun wußte Belopolski überhaupt nicht mehr, was er denken sollte. Wenn die Venusianer mehrere Schalen besaßen — warum grollten sie dann, wenn eine verlorenging? Was bedeutete, eigentlich dieser merkwürdige Gegenstand, dem sie offenbar so große Bedeutung beimaßen?

Die drei Venusianer wiesen mit der einen Hand auf die Schale und mit der anderen auf den Menschen, der ihnen gegenüberstand. Ihre Haltung war vielsagend, sie erteilten einen Befehl, der sich auf die Schale bezog.

Belopolski fühlte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Was wollten die Venusianer von ihm? Was sollte er tun?

Er ließ sich die „Unterhaltung“ vom vorhergehenden Tage durch den Kopf gehen und glaubte, sie plötzlich besser zu verstehen. Vielleicht hatten die Venusianer schon am Vortage das gleiche wie in diesem Augenblick von ihm verlangt. Dann hatten sie aber eingewilligt, daß dieses ihr Verlangen an Bord des Raumschiffes erfüllt würde. Dabei ereilte sie ein Mißgeschick — die Schale ging entzwei. Durch wessen Schuld dies geschah, war zunächst unwichtig. Sie beschlossen daher, ihre Absicht nun durch ihn zu verwirklichen. Aber worin bestand ihre Absicht?

Was brauchten sie?

Belopolski war gewöhnt, sich zu beherrschen. Er zwang sich zur Ruhe und zu kühlem Nachdenken.

Alles drehte sich offenbar um die Steinschale. Mit ihr mußte etwas getan werden. Sollte es ihm nicht gelingen, den Venusianern ihre Absicht zu entlocken? Am Tage zuvor hatte er sich doch auch mit ihnen verständigt.

Rechnen wir doch einmal auf, was wir schon wissen! dachte er. — Zweimal haben die Venusianer uns die Schale gereicht und sie wieder zurückgenommen. Das könnte ihren Auffassungen entsprechend heißen, daß wir uns bereit erklärten, ihre Bitte zu erfüllen. Darauf haben sie uns so verstanden, daß jene Bitte an Bord ausgeführt würde. Nachdem sie inzwischen — gleichviel, aus welchem Grunde — einen Mißerfolg erlitten haben, wollen sie, ich soll ihnen gleich hier den Wunsch erfüllen.

Belopolski nahm die Schale in die Hand. Die Venusianer hinderten ihn nicht daran, sie warteten.

Mit schier übermenschlicher Anstrengung überlegte Belopolski, was als nächstes zu tun sei. Die Schale zurückreichen? Natürlich nicht! Sie in den Wagen tragen? Auch das nicht! Etwas hineinlegen? Ihm fiel ein, wie der Venusianer den Zettel hinausgeworfen hatte. Also — auch nicht das Richtige!

Aber was dann?

Forschend sah Belopolski sich das Steingefäß an.

Das rosige Licht störte. Trotzdem bemerkte er, daß auf der Außenseite etwas eingeschnitten war. Verzierungen.

Er sah genauer hin, strengte seine scharfen Augen an und erblickte…

Was war das?

Wie eine flüchtige Vision huschten vor seinem geistigen Auge die schwarzweißen Felsen der Arsena vorüber… Der Talkessel… die Granitfiguren … Oktaeder, Dodekaeder, Kuben …

Genau solche Körper waren auf der Schale abgebildet, die den Herren der Venus gehörte.

Belopolski hob den Kopf. Ihm gegenüber standen die Venusianer. Sie sollten das geschaffen haben? … Nein, das war unmöglich! Die Venusianer und ein interplanetarer Flug — das paßte nicht zusammen!

Es war ein Zufall. Ein seltsamer Zufall!

Aber er konnte ja fragen …

Belopolski wies mit dem Finger auf die Figuren, die in die Schale geschnitten waren.

Der Venusianer wiederholte die Geste des Menschen und zeigte dann auf Belopolski. Die beiden anderen taten das gleiche.

Da durchfuhr den Kosmonauten ein unglaublicher Gedanke: Ob die Venusianer damit sagen wollten, die Schale gehöre Menschen? Daß Menschen sie geformt hätten?