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„Schadet nichts“, meinte Andrejew. „Ich sagte ja: Trinkt, soviel ihr mögt.“ Er holte eine zweite Flasche hervor und reichte sie Melnikow. Der setzte sie gierig an die Lippen und leerte sie ebenfalls in einem Zuge.

„Wollt ihr noch mehr?“ „Nein, danke. Aber es wäre schön, wenn wir auch was zu essen bekämen.“ „Zu essen kriegt ihr aber nicht soviel, wie ihr wollt.“ Andrejew reichte ihnen zwei dünne Scheiben Schinken. „Das muß erst mal genügen. Und nun einer nach dem andern rüber zum Raumschiff. In die Krankenstation.“ „Daraus wird nichts!“ sagte Melnikow. „Hier sind wir, und hier bleiben wir bis zur Ankunft auf der Erde. Außer Wtorow kann keiner dieses Schiff steuern. Ihr gebt uns Lebensmittel und Navigationsgeräte…“ „Red keinen Unsinn“, mischte sich Paitschadse ein. „Konstantin Jewgenjewitsch hat befohlen, euch rüberzuschaffen. Soll dies Schiff doch zum Teufel gehen!“ „Nimm‘s mir nicht übel, Arsen“, Melnikow wurde ernst, „aber wenn hier jemand Unsinn redet, dann bist du‘s. Dieses Raumschiff ist wertvoller als alles, was wir auf der Venus gefunden haben, eine unschätzbare Kostbarkeit, die uns nicht verlorengehen darf. Wir müssen es zur Erde bringen, um jeden Preis.“ „Geh rüber und sprich mit Belopolski. Er kann es sowieso kaum noch erwarten, dich zu sehen.“ „Ziehen Sie meinen Raumanzug an“, sagte Andrejew. „Wir bleiben solange hier.“ Der Arzt hatte die gleiche Größe wie Melnikow. Für Wtorow gab es keinen passenden Anzug.

Der Verzicht

Melnikow befand sich nicht zum erstenmal im luftleeren Raum.

Das Gefühl des freien Fluges außerhalb eines Raumschiffes war ihm wohlvertraut. Aber diese Rückkehr an Bord der „SSSR-KS3“ nach allem, was er erlebt hatte, versetzte ihn in tiefe Erregung, zumal er kaum noch gehofft hatte, sie wiederzusehen. Zu ungewöhnlich war, was im Augenblick geschah.

Romanow begleitete ihn. Knjasew blieb allein am Eingang des „Phaetonen“ zurück.

Melnikows Hand zitterte, während er auf den vertrauten „irdischen“ Knopf drückte. Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich seiner Brust, als ihn und Romanow die Wände der Luftschleuse umgaben. Gleich würde er die teuren Gesichter seiner Kameraden erblicken!

Wie langsam sich die Schleuse doch mit Luft füllte!

Soeben, als er sich der „SSSR-KS 3“ näherte, war ihm aufgefallen, daß sie unmittelbar am äußersten Ring des „Phaetonen“ lag und sogar mit einer Trosse daran festgezurrt war. Wie schade, daß Wtorow und er dieses Manöver nicht gesehen hatten. In ihrem dämmrigen Halbschlaf war ihnen völlig entgangen, was draußen passierte. Schade, wirklich sehr schade! Es wäre nützlich und lehrreich gewesen, die unerhört schwierige und komplizierte kosmonautische Aktion zu beobachten.

Das ist wahre Meisterschaft! dachte Melnikow. Belopolski kann ich noch lange nicht das Wasser reichen.

Nicht daß er den Kommandanten der „SSSR-KS 3“ beneidete, er bewunderte ihn, fast ebensosehr wie Kamow. Das waren Kerle! Von denen konnte man etwas lernen!

Das grüne Lämpchen flammte auf, und die Innentür öffnete sich.

„Endlich wieder daheim!“ Lediglich Korzewski empfing sie. Wie Melnikow sich denken konnte, war niemand sonst abkömmlich. Belopolski stand natürlich am Steuerpult, Saizew ebenfalls, und Toporkow saß in der Funkstation. An Bord waren ja nur noch vier Mann.

Der Biologe zeigte bei Melnikows Anblick keinerlei Erstaunen. Nur eine kaum wahrnehmbare Blässe verriet seine innere Erregung. Er half ihm beim Ausziehen des Raumanzugs.

„Sie leben!“ sagte er, nachdem er Melnikow umarmt hatte.

„Ich hoffe, alle beide? Sehr schön!“ „Ist Konstantin Jewgenjewitsch am Steuerpult?“ „Ja, schon seit zehn Stunden. Vor drei Stunden haben wir Sie eingeholt. Das Annäherungsmanover war sehr schwer.“ „Das kann ich mir vorstellen!“ sagte Melnikow.

Er befand sich in einem für ihn ungewöhnlichen Zustand der Verwirrung und bemerkte nicht einmal, daß er sich statt von der Wand von Korzewski abstieß. Der Biologe flog bis zur Tür der Luftschleuse, aber auch das bemerkte Melnikow nicht. Er hatte es eilig, zu Belopolski zu gelangen.

Da war auch schon die runde Tür zum Steuerraum. Er hatte sich nicht träumen lassen, so bald wieder hierherzukommen!

Über der Tür brannte das grüne Lämpchen — er konnte ein treten.

Kaum war er über die Schwelle geschwebt, wurde er auch schon kräftig umarmt. Belopolski hatte offensichtlich schon an der Tür auf ihn gewartet.

Aber war das überhaupt Belopolski? Was war geschehen?

Weshalb war das Gesicht des Lehrers und Freundes so eingefallen? Warum wies es so viele neue Falten auf? Steuerte er das Raumschiff etwa als kranker Mann? Und auch die Tränen in seinem strengen Gesicht waren ein merkwürdiger und ungewohnter Anblick.

„Was haben Sie, Konstantin Jewgenjewitsch?“ „Boris, verzeih mir!“ sagte Belopolski. „Verzeih mir alle Qualen, die ich dir und Gennadi zugefügt habe.“ „Ich verstehe Sie nicht, Konstantin Jewgenjewitsch. Wieso verzeihen? Im Gegenteil, ich muß Ihnen dankbar sein. Sie sind uns gerade in dem Moment zu Hilfe gekommen, als wir sie am nötigsten hatten.“ Mit gewohnter Willensanstrengung beruhigte sich Belopolski wieder.

„Wenn du erst alles erfahren hast, wirst du verstehen“, sagte er. „Aber erzähl! Wo ist Wtorow?“ „Er ist drüben geblieben. Paitschadses Raumanzug paßt ihm nicht. Aber ich hätte sowieso nicht erlaubt, daß er das Raumschiff verläßt.“ „Ja, richtig. Ich vergaß ganz, daß Wtorow ja viel größer als Paitschadse ist.“ Seinen Ohren nicht trauend, sah Melnikow Saizew fragend an. Der stand am Steuerpult und wartete darauf, den geretteten Freund ebenfalls in die Arme zu schließen.

Wie konnte Konstantin Jewgenjewitsch so etwas vergessen?!

Was mögen sie bloß erlebt haben, dachte Melnikow beunruhigt.

Saizew legte den Finger an die Lippen.

„Darf ich jetzt Konstantin Wassiljewitsch begrüßen?“ „Ja natürlich. Entschuldige!“ Belopolski war einfach nicht wiederzuerkennen.

Am liebsten hätte Melnikow Saizew gefragt, was passiert sei, aber er wußte genau, daß Belopolski ein sehr feines Gehör hatte. Selbst Flüstern hätte nichts genutzt. Das warnende Zeichen des Ingenieurs war deutlich genug.

„Sie sehen überhaupt nicht mitgenommen aus“, bemerkte Saizew. „Das ist erstaunlich.“ „Ich erzähle Ihnen gleich alles. Haben wir Zeit dazu, Konstantin Jewgenjewitsch?“ „Reichlich. Aber wie geht es Wtorow?“ „Er ist ebenso wie ich in ausgezeichneter Verfassung. Er zeigt inzwischen Paitschadse und Andrejew unseren,Phaetonen‘. Das kann sowieso nur er.“ Belopolski schien die Worte, die ihn doch eigentlich verwundern mußten, nicht zu beachten. Mit zusammengezogenen Brauen starrte er angespannt auf den Bildschirm, auf dem sich deutlich das Zentrum des Phaetonenraumschiffs und daneben die winzige Gestalt Knjasews abzeichneten.

„Euer Schiff manövriert selbständig?“ „Nur wenn eine Begegnung mit einem großen Körper droht.

Zum Beispiel mit Meteoriten.“ „Eben das befürchte ich“, sagte Belopolski. „Konstantin Wassiljewitsch“, wandte er sich an Saizew, „setzen Sie sich mit dem Funkraum in “Verbindung. Wir müssen Knjasew einschärfen, daß er die Trosse nicht losläßt. Er soll sie kräftig festhalten.

Eine plötzliche Wendung ist jederzeit möglich.“ „Ist es nicht besser, Sascha zurückkommen zu lassen? Am,Phaetonen‘ wird er nicht gebraucht“, sagte Melnikow.

„Wirklich nicht? Du mußt es ja wissen. Dann soll er zurückkommen.“ Saizew schaltete den Innenbildschirm ein, auf dem sich sofort Toporkows Gesicht zeigte. Er begrüßte Melnikow mit einem Lächeln. Saizew übermittelte Belopolskis Anweisung.

Romanow und Korzewski kamen in den Steuerraum.

Mit banger Unruhe beobachteten die fünf Männer Knjasew, der sich nur im Schneckentempo zu nähern schien.