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Im Bewußtsein der Verantwortung, die auf seinen Schultern lag, kontrollierte Melnikow die Arbeiten selbst, nachdem er Belopolski gebeten hatte, für diese Zeit in den Steuerraum der „SSSR-KS 3“ zurückzukehren.

Dann war es soweit. Die Trosse wurde gelost. Die eine Besatzung versammelte sich im Observatorium, die andere im Unterkunftsraum des „Phaetonen“. Belopolski, Wtorow und Korzewski konnten ihre Kameraden erkennen, wahrend sie selbst nicht zu sehen waren. Aber die an Bord der „SSSR-KS 3“ Gebliebenen wandten kein Auge von dem anderen Raumschiff.

Allein Melnikow befand sich am Steuerpult.

Als wären sie zusammengeklebt, flogen die beiden Raumschiffe noch weiter nebeneinanderher.

Dann stellte Melnikow das eine Gasruder und schaltete eines der Triebwerke auf geringste Leistung.

Langsam entfernte sich die „SSSR-KS 3“ vom „Phaetonen“.

Der Zwischenraum wurde unaufhaltsam größer. Die Wege der Schiffe trennten sich.

Bald zerfloß die Silhouette des Ringes im All.

Glückliche Fahrt, Freunde!

Die Katastrophe

Ja, Melnikow hatte recht gehabt! Das phaetonische Raumschiff war weitaus schwerer zu steuern als die „SSSR-KS 3“. Das kleine Teleskop und das selbstgebaute Kommandopult bildeten Belopolskis einzige Hilfsmittel, sie waren völlig unzureichend. Vor allem fehlte eine elektronische Rechenmaschine, Belopolski mußte sich allein auf seine mathematischen Kenntnisse und keine Erfahrungen verlassen. Dabei barg die Aufgabe, die Ceres zu erreichen, große Schwierigkeiten in sich.

Belopolski wußte recht gut, von welchen Überlegungen sich Kamow hatte leiten lassen, als er seine Zustimmung dazu gab, daß er, Belopolski, auf den „Phaetonen“ überwechselte.

Einmal hatte ihn Belopolskis Verhalten nach dem Start von der Venus aufgebracht. Es war für einen Raumschiffkommandanten — wirklich unverzeihlich und hatte nur dank der hochentwickelten Technik der Phaetonen nicht tragisch geendet. Seine Absetzung als Expeditionsleiter und Melnikows Ernennung waren vollauf gerechtfertigt. Das Alter konnte kein Entschuldigungsgrund sein.

Zum anderen hatte Kamow offensichtlich gewußt, wie schwer sich der „Phaetone“ lenken ließ. Ohne Einzelheiten zu kennen, hatte er gespürt, worin die Schwierigkeiten bestanden, und Belopolskis profunde Kenntnisse und seine mathematischen Fähigkeiten dabei in Rechnung gestellt. Melnikow konnte es in dieser Hinsicht nicht mit ihm aufnehmen. Er hatte ja selbst gesagt, daß Belopolski der schwierigen Aufgabe „besser gewachsen“ sei.

Alles war also in Kamows Sinne wohlbegründet, logisch und durchdacht.

Belopolski nahm die „Bestrafung“ mit gewisser Erleichterung hin. Er war froh, daß seine Rückkehr zur Erde dadurch aufgeschoben wurde und er die Möglichkeit erhielt, seine Fehler wenigstens teilweise wiedergutzumachen.

So richtete er alle seine Kenntnisse und Verstandeskräfte darauf, das gesteckte Ziel zu erreichen.

Die Geschwindigkeit und den Kurs des Raumschiffes vermochte nach wie vor nur Wtorow zu verändern. Weder dem Willen Belopolskis noch Korzewskis, den sie als Arzt mitgenommen hatten, wollte die phaetonische Technik gehorchen. Nur auf die Biostrome des jungen Ingenieurs sprachen die Mechanismen an. Wenn ihm etwas zustieß, waren Belopolski und Korzewski völlig hilflos.

Gleich nachdem die „SSSR-KS 3“ im All verschwunden war, bat Belopolski Wtorow, er möge den „Phaetonen“ auf Höchstgeschwindigkeit bringen.

Der Versuch gelang, und das Ergebnis überstieg selbst die kühnsten Erwartungen.

Gehorsam flog das Raumschiff mit einer Beschleunigung, die Belopolski auf vierundzwanzig Meter pro Sekundenquadrat berechnete. Sie dauerte eine Stunde und neunundvierzig Komma vierzehn Sekunden. Dann trat wieder Schwerelosigkeit ein. Die Geschwindigkeit des Raumschiffs hatte sich also auf einhundertzwanzig Kilometer in der Sekunde gesteigert.

Offenbar war das die Höchstgeschwindigkeit. Sie betrug mehr als das Doppelte derjenigen des irdischen Raumschiffes. Jetzt würden sie die Ceres, wenn nichts dazwischenkam, in weniger als einem Monat erreichen. Das bedeutete eine enorme Zeiteinsparung.

Belopolski zweifelte nicht daran, daß alle Observatorien der Erde den „Phaetonen“ weiterhin beobachteten. Auch Kamow verfolgte bestimmt ihren Weg. Er würde somit bald erfahren, daß das ringförmige Raumschiff seine Geschwindigkeit erhöht hatte, und daraus die notwendigen Schlußfolgerungen ziehen.

Mehrere Tage brachte Belopolski mit der Berechnung des Kurses zu. Er konnte die Ceres mit seinem verhältnismäßig schwachen Instrument zwar nicht sehen, wußte aber genau, wo sie sich befunden hatte, als sie sich von der „SSSR-KS 3“ trennten. Er kannte alle Daten ihrer Umlaufbahn sowie seine eigene Position im Kosmos. Das genügte vollauf.

Am vierten Tag forderte er Wtorow auf, die Flugrichtung geringfügig zu ändern, und der nun schon geübte Ingenieur führte seinen Befehl sicher aus.

Der „Phaetone“ gehorchte Wtorow „widerspruchslos“.

„Ich glaube, wir könnten auch gleich auf dem Mond landen, statt erst auf der Ceres“, meinte Wtorow. „Das Raumschiff gehorcht mir aufs Wort.“ „Lassen Sie sich nicht täuschen“, erwiderte Belopolski. „Im leeren Raum zu manövrieren ist etwas ganz anderes als eine Landung. Hier kann man ruhig einen Fehler machen, aber dort fuhrt er zur Vernichtung des Schiffs.“ Das gleiche hatte Melnikow gesagt. Die fast wörtliche Übereinstimmung verblüffte Wtorow.

Unter den Dingen, die auf den „Phaetonen“ geschafft worden waren, entdeckten sie mehrere Bücher. Die Freude war groß.

Wer hatte dafür gesorgt?

Der Flug verlief ermüdend einförmig. Da waren Bücher hochwillkommen. Um nicht zu schnell mit ihnen fertig zu werden, lasen Wtorow und Korzewski abwechselnd laut daraus vor.

Belopolski brauchte keinen Zeitvertreib. Stunden- und tagelang hing er am Teleskop und führte Beobachtungen durch oder stellte Berechnungen an. In der Welt der Astronomie und der Mathematik führte er sich wohl.

So vergingen die Tage.

Schon hatten sie die Umlaufbahn des Mars hinter sich gelassen. Der Gürtel der Asteroiden war nahe. Dreimal innerhalb von zwei Tagen änderte das Raumschiff seine Flugrichtung, um kleinen Asteroiden, die jedoch groß genug waren, um ihnen gefährlich werden zu können, auszuweichen. Offenbar raste eine ganze Menge dieser Planetentrümmer auf den Astronomen unbekannten Bahnen dahin. Von der Erde aus waren ja hinter der Umlaufbahn des Mars Körper mit einem Durchmesser von wenigen Dutzend Metern nicht mehr zu erkennen.

Für Belopolski begann jetzt eine anstrengende Zeit. Wie sehr vermißte er eine Rechenmaschine. Aber sein mathematischer Verstand ersetzte sie. Ununterbrochen errechnete er den Kurs und korrigierte mit Hilfe Wtorows die Flugbahn.

Ja, man konnte mit vollem Recht sagen, daß von der ganzen Besatzung der „SSSR-KS 3“ er allein imstande war, den „Phaetonen“ unter solchen Umständen zu führen.

Die Ceres war schon gut zu sehen. Selbst mit unbewaffnetem Auge war der winzige Stern wahrzunehmen, dessen Schein buchstäblich mit jeder Stunde zunahm.

Das Raumschiff näherte sich seinem Ziel.

Eine Neujahrsüberraschung besonderer Art hatte einst der sizilianische Astronom Piazzi der Wissenschaft bereitet. In der Nacht zum ersten Januar achtzehnhundertundeins entdeckte er den ersten Kleinplaneten, die Ceres, die sich später als der größte der Asteroiden erwies. Ihr Durchmesser beträgt siebenhundertsiebzig Kilometer und ihre Masse ein Achttausendstel der Erdmasse. Der Planet leuchtet sehr hell, was darauf schließen läßt, daß er aus Mineralien, die das Licht gut reflektieren, oder vielleicht auch aus Metallen besteht. Die Ceres bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa zwanzig Kilometern in der Sekunde auf einer fast kreisrunden Bahn.

Belopolski entschloß sich, der Landung auf der Ceres den-, selben Plan zugrunde zu legen wie der Landung der „SSSRKS 3“ auf der Venus: er wollte dem Planeten auf seiner Umlaufbahn folgen und ihn einholen. Bei diesem Manöver konnten sie endgültig feststellen, wie weit der „Phaetone“ Wtorow gehorchte und wie genau er seine Gedankenbefehle ausführte.