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Auf der Erde sei der Boden fest, die Atmosphäre dicht und der Gesichtskreis durch den Horizont begrenzt. Seit eh und je.

Im Weltraum aber verschwinde die Schwerkraft, ringsum sei absolute Leere und Grenzenlosigkeit. Man brauche Zeit, um sich daran zu gewöhnen.

Die Gesetze des Lebens im All seien von den Menschen noch nicht erforscht. Aber sie unterschieden sich von denen auf der Erde.

Nur dadurch ließ sich offenbar das merkwürdige und unbegreifliche Verhalten Belopolskis erklären, der für seinen streng logischen, mathematischen Verstand bekannt war.

Auch Melnikow, der „eiserne Kosmonaut“, wie er oft unter Raumfahrern genannt wurde, war offensichtlich den Einflüssen des Kosmos erlegen.

Man darf sich nicht zu lange von der Erde entfernen! folgerte man.

„In den letzten Jahren hat der Mensch einen Sieg nach dem anderen über den Kosmos davongetragen“, sagte zu dieser Frage Professor Collins, ein bekannter Wissenschaftler. „Und er hat sich daran gewöhnt. Das ist gefährlich. Er vergißt leicht, daß das Weltall noch nicht bezwungen ist. Mit dem Kosmos muß man vorsichtig umgehen, sonst zeigt er uns noch mehr als einmal die Zähne.“ In Äußerungen dieser Art steckte eine Menge Wahrheit.

Die Warnung vor dem „Erfolgstaumel“ war keine leere Phrase. Er war tückisch und befiel den Menschen unmerklich.

Die Männer der „SSSR-KS 3“ hatten einen an Triumphen reichen Weg zurückgelegt. Sie besuchten die Arsena, wurden mit der ihnen feindlichen Natur der Venus fertig, und selbst das Raumschiff der Phaetonen, die Schöpfung einer anderen Welt, machten sie sich Untertan. Da war es schwer für sie, die eigene Macht nicht zu überschätzen. Daraus entstanden die Fehler.

Noch am selben Tage, an dem Kamow gemeldet wurde, daß Belopolski die Geschwindigkeit seines Raumschiffes gesteigert habe, fand eine Sondersitzung des wissenschaftlichen Rates des Kosmischen Institutes statt.

Kamow hielt ein kurzes Referat.

„Nach allem, was wir bis jetzt von den Phaetonen wissen“, sagte er, „müssen wir annehmen, daß sie seinerzeit zu ihrem Weltraumflug gestartet sind, ohne etwas vom nahen Untergang ihres Planeten zu ahnen. Ihre Ziele waren der Mars, die Erde und die Venus. Nehmen wir an, auch noch der Merkur. Bei der Berechnung der für die Triebwerke benötigten Treibstoffmenge mußten sie also von dieser Flugroute ausgehen. Fünf Starts und fünf Landungen. Über welche Energiequellen sie auch auf dem Phaeton verfügt haben mögen, ich kann mir nicht vorstellen, daß es ihnen gelungen sein soll, in dem verhältnismäßig kleinen Raumschiff eine noch größere Menge potentieller Energie unterzubringen, als für die genannte Flugroute benötigt wurde.

Ziolkowskis Formel ist unumstößlich. In meinen Prognosen muß ich von ihr ausgehen. Bekanntlich haben die Phaetonen den Mars, die Erde und die Venus besucht. Außerdem sind sie auf der Arsena gelandet und zur Umlaufbahn des Phaeton zurückgekehrt. Das ist viel für einen Flug. Unsere Technik wäre dazu noch nicht imstande. Halten wir uns jetzt eine andere Tatsache vor Augen. Die Phaetonen blieben für immer auf der Venus.

Dabei wären die klimatischen Bedingungen auf unserer Erde für sie viel günstiger gewesen. Diesen Flug unternahmen sie jedoch nicht mehr. Warum? Weil ihre Treibstoffvorräte dazu nicht ausgereicht hätten. Sie wußten, daß sie nicht von der Venus starten und auf der Erde landen konnten. Das ist mehr als wahrscheinlich, das ist offensichtlich. Was aber ist jetzt geschehen? Melnikow und Wtorow sind von der Venus gestartet.

Sie haben zahlreiche Manöver ausgeführt und dabei viel Energie verbraucht, und die hatte so nicht gereicht, um zur Erde zu fliegen und auf ihr zu landen. Dann hat Belopolski das Raumschiff über eine Stunde lang mit Beschleunigung fliegen lassen.

Mich wundert sogar, daß ihm das noch gelungen ist. Wer will behaupten, daß nach all dem der Treibstoffvorrat im phaetonischen Raumschiff nicht zur Neige ginge? Wir hatten ihnen empfohlen, den,Phaetonen‘ zum Mond zu steuern. Hätte er von dort nicht mehr weiter gekonnt, wäre er auf jeden Fall erreichbar gewesen. Man hätte das Raumschiff leicht auseinandermontieren und stückweise zur Erde schaffen können.

Jetzt wissen wir, daß wir diesen Flug nicht hätten empfehlen, sondern befehlen müssen. Aber kehren wir zu den Tatsachen zurück. Sie besagen, daß außer dem Raumschiff der Phaetonen drei Menschenleben auf dem Spiel stehen. Ich lege dem Rat hiermit zwei Fragen vor. Besteht Hoffnung, daß es Belopolski gelingt, den Flug seinem Plan entsprechend glücklich auszuführen? Und wenn nicht, was unternehmen wir zur Rettung der Männer?“ Auf die erste Frage erfolgte die Antwort einstimmig: „Nein, auf die Treibstoffvorräte des ‚Phaetonen‘ können wir unsere Hoffnung nicht setzen!“ „Was ist dann zu tun?“ fragte der Vorsitzende.

Ingenieur Semjonow, einer der leitenden Mitarbeiter des Kosmischen Instituts, erhob sich.

„Die,KS 3‘ kehrt in zwölf Tagen zur Erde zurück“, sagte er.

„Wir müssen sie sofort für einen Flug zur Ceres ausrüsten. Sobald wir sehen, daß der,Phaetone‘ nicht wiederauftaucht, startet sie.“ „Das bedeutet, daß wir einen ganzen Monat verlieren.“ „Aber was können wir sonst tun? Die,KS 3‘ ist in Generalüberholung. Andere Raumschiffe, die einen so langen Flug unternehmen könnten, haben wir nicht.“ „Und wenn dem,Phaetonen‘ nun nicht einmal mehr die normale Landung auf der Ceres glückt und er abstürzt?“ fragte Woloschin. „Wie klein der Asteroid auch ist, seine Anziehungskraft reicht aus, das Raumschiff zu Bruch gehen zu lassen. Dabei können die Männer durchaus am Leben bleiben. Aber sind sie in der Lage, drei Monate zu warten?“ „Nicht einen einzigen. Früher als in zweiundsiebzig Tagen aber ist die Ceres nicht zu erreichen.“ Wieder stand Kamow auf und sagte: „Genossen! Ich habe einen Funkspruch von William Jenkins erhalten. Er kann sofort mit seinem in England neuerbauten Raumschiff, dem,Prince of Wales‘, losfliegen. Es ist startbereit, da beabsichtigt war, ihn zur Venus zu schicken. Jenkins erklärt, daß er und seine Mannschaft unserem Institut zur Verfügung stehen.“ „Aber seine Geschwindigkeit beträgt, soviel ich weiß, nur fünfzig Kilometer in der Sekunde“, wandte Woloschin ein.

„Falls die drei mit dem,Phaetonen‘ wirklich Bruch gebaut haben, ist das zuwenig.“ „Hören Sie, was er uns noch mitteilt“ Kamow holte das Telegrammformular hervor. „,Ich und meine Kameraden schlagen eine Beschleunigung von fünfunddreißig Meter pro Sekundenquadrat vor. Dadurch könnten wir eine Geschwindigkeit von vierundachtzig Kilometern erreichen. Die Entfernung zur Ceres würde in eintausend Stunden bewältigt werden.‘ Ich brauche Ihnen nicht zu erläutern, was die Engländer damit auf sich nehmen, um unsere Kameraden zu retten. Der,Prince of Wales‘ ist ein mächtiges Raumschiff. In mancher Beziehung übertrifft er noch die,KS 3‘. Wir müssen den Engländern dankbar sein, da unsere,SSSR-KS 4‘ das Werk noch nicht verlassen hat. Aber haben wir das Recht, das angebotene Opfer anzunehmen? Vierzig Minuten einer derart hohen Beschleunigung gefährden die Gesundheit.“ „Auf die Frage gibt es nur eine Antwort“, sagte Woloschin.

„Wir können Jenkins‘ Angebot nicht ablehnen. Ich schlage vor, daß wir uns mit ihm in Verbindung setzen und ihn noch einmal auf die Gefahr hinweisen, die er womöglich unterschätzt. Das Weitere ist dann ihre Sache.“ So kam es, daß die dem Untergang auf der Ceres geweihten Kosmonauten von der „Prince of Wales“ gerettet wurden.

Ohne Zögern vollbrachten William Jenkins und seine sieben Kameraden diese große Tat. Und sie kamen nicht eine Minute zu spät!

Fast gleichzeitig mit ihrem ersten Aufkommen hatte die Raumfahrt der Erde bereits die engen nationalen Grenzen gesprengt, war sie zu einer Sache der gesamten Menschheit, zu einer internationalen Kollektivaufgabe geworden. Und es ist allgemein bekannt, wie stark ein Kollektiv ist.

Mit Recht konnten die Engländer auf ihre Helden stolz sein, aber hätten die Kosmonauten in anderen Ländern nicht genauso gehandelt? Menschen, die an ein und derselben Aufgabe arbeiten, kennen keine nationalen Unterschiede, wenn es zu helfen gilt.