Выбрать главу

Warum gerade auf der Arsena? Sie mußten doch damit rechnen, daß die Menschen der Erde oder irgendeines anderen Planeten eher die Venus als den kleinen Asteroiden besuchen würden.

Die Handlungsweise der Phaetonen entbehrte scheinbar der Logik. Die Annahme, daß sie die Arsena nur deshalb gewählt hatten, weil sie ein Bruchstück ihres eigenen untergegangenen Planeten war, entfiel. Bei einer so ernsten und schwerwiegenden Angelegenheit wie diesem Appell an künftige Generationen vernunftbegabter Wesen war kein Platz für Sentimentalität.

Antwort auf all diese Fragen erbrachte Melnikows Expedition zur Venus.

Tatsächlich befand sich auch auf der Schwester der Erde ein „Schatz“. Nahe der Stelle, an der seit undenklichen Zeiten das ringförmige Raumschiff gelegen hatte, entdeckte man eine steinerne Figur in Form eines Pyramidenwürfels. Genauer gesagt, die Überreste dieser Figur. Die Venusnatur war schonungslos mit ihr verfahren. Hätten die Kosmonauten nichts von der Existenz solcher Figuren gewußt, hätten sie dem regellosen Steinhaufen im Urwald niemals Beachtung geschenkt. Aber sie hatten ja genau so etwas gesucht.

Unter dem Fundament der Figur befand sich ein Betongewölbe. Die Anwendung von Beton auf der Venus war vollauf berechtigt. Bekanntlich wird Beton durch Feuchtigkeit nur noch fester.

Nachdem das Gewölbe mit großer Mühe durchstoßen war, kam eine kleine Nische mit einer Metallplatte darin zita Vorschein. Es handelte sich um das gleiche graugelbe Metall, aus dem das Raumschiff der Phaetonen bestand.

Mit einem scharfen Instrument war eine Zeichnung in die Platte eingeritzt worden. Sie stellte einen Teil unseres Sonnensystems dar, einschließlich der Umlaufbahn des Jupiter. Deutlich bildete eine tief eingeritzte Linie in Form einer Ellipse den Mittelpunkt. Es war die Umlaufbahn der Arsena.

Von zwei winzigen Kreisen, die Venus und Erde bezeichneten, wiesen Pfeile auf sie. Neben dem Kreis der Arsena schimmerte matt ein buntes Mosaik, das einen blauen Ring mit einem x-förmigen Kreuz darin darstellte.

Nichts weiter. Wieder deuteten die Phaetonen auf etwas hin, was sie auf der Arsena hinterlassen hatten. Der blaue Ring, das wußte man bereits, mahnte zur Vorsicht.

Vielleicht lagen auch auf der Erde noch irgendwo die Überreste einer solchen steinernen Figur? Gab es doch auf unserem Planeten nicht wenige Orte, die noch keines Menschen Fuß betreten hatte.

Die „SSSR-KS 3“ war daraufhin zur Arsena geflogen und hatte die vier Behälter geborgen.

Nun standen sie im Laboratorium der Akademie der Wissenschaften, einem Spezialgebäude, weitab von bewohnten Orten.

Es galt vorsichtig zu sein — die Phaetonen selbst hatten es verlangt. Niemand wußte, was geschah, wenn die Behälter geöffnet würden.

Aber wie sollte man sie öffnen?

Sie besaßen eine ungewöhnliche Form. Es waren facettierte Kugeln, deren zwölf fünfeckige Facetten nicht erkennen ließen, daß sie irgendwo zusammengesetzt waren. Die Behälter schienen aus einem einzigen Stück eines unbekannten Metalls zu sein. Die Farbe war schwer zu bestimmen, sie wechselte bei der geringsten Änderung der Lichtverhältnisse. Betrachtete man solch eine Facette aufmerksam, kam es einem so vor, als sei unter einer dünnen Haut eine bodenlose Tiefe verborgen.

Solch ein Behälter hatte einen Durchmesser von einem Meter, wog jedoch über zwei Tonnen. Dabei konnte er keineswegs massiv sein, mußte er doch etwas enthalten.

Die Beförderung dieser Kugeln war gar nicht so einfach gewesen. Die Männer hatten sie wie zerbrechliches Porzellan behandelt. Ins Raumschiff wurden sie mit bloßen Händen verladen. Zwei irdische Tonnen wogen auf der Arsena ja nur wenig. Auf der Erde aber wog eine Tonne wirklich eine Tonne.

Mit dem Ausleger eines Krans reichte man nicht ins Raumschiff hinein. So mußte ein Loch durch die Wandung gebrochen werden. Danach brauchte man sechs Tage, um die Geschenke der Phaetonen vom Kosmodrom zum Laboratorium zu schaffen.

Mit einer Geschwindigkeit von zwei Kilometern in der Stunde beförderte man sie einzeln auf Lastkraftwagen. Vor der Kolonne fuhr eine mächtige Walze, die den Weg ebnete. Es wurde alles getan, damit kein Stoß den Inhalt der Kugeln erschütterte.

Alles ließ sich ersetzen, die Facettenkugeln der Phaetonen aber waren einmalig.

Endlich war es soweit. Im zentralen Saal des Laboratoriums stand auf einer weichen Unterlage eine der Kugeln, die man aufs Geratewohl ausgewählt hatte.

Aber wie kam man an den Inhalt heran? Von welcher Seite?

Womöglich ließ sie sich überhaupt nicht öffnen? Vielleicht war sie doch massiv?

Gründlich untersuchten drei Ingenieure, die es unternommen hatten, das Rätsel zu lösen, mit optischen Hilfsmitteln alle zwölf Facetten.

Aber die Facetten waren ganz glatt, nichts war an ihnen zu erkennen. Die Lösung des Rätsels mußte im Innern verborgen sein.

Die Ingenieure übereilten nichts. Grobe Eingriffe mit Schneidwerkzeugen waren hier nicht angebracht. Das konnte nur das letzte Mittel sein. Vorerst galt es, nach einer einfachen und logischen Methode zu suchen, zu überlegen und sich an die Stelle der Phaetonen zu versetzen.

Aber sie fanden die Lösung nicht.

Da sahen sie sich die anderen Kugeln an. Vielleicht gab es bei ihnen Anhaltspunkte. Wieder entdeckte man nichts. Alle vier glichen sich wie ein Ei dem anderen.

Die Ingenieure waren Angehörige des Kosmischen Instituts, das die besten Kräfte zu seinen Mitarbeitern zählte. Alle drei — Wladimir Sergejewitsch Semjonow, Nikolai Alexandrowitsch Gotowzew und Wsewolod Andrejewitsch Mazkewitsch — galten als Männer mit enormem technischem Wissen. Sie kannten sich auf allen Gebieten aus. Sollte es ihren gemeinsamen Anstrengungen wirklich nicht gelingen, hinter das Konstruktionsprinzip der Phaetonen zu kommen?

Sie stellten sich die Frage, wie sie selbst vorgehen würden, ständen sie vor der Aufgabe, den Inhalt der Behälter über Jahrzehntausende zu erhalten.

Sie gingen alle erdenklichen Methoden durch, solche Facettenkugeln hermetisch abzuschließen. Alle! Selbst jene, die die Möglichkeiten der irdischen Technik überstiegen.

Aber sie verwarfen eine nach der anderen. Sie fühlten, daß die Lösung sehr einfach war. Sie lag in der Luft, aber.

„Nur die Logik kann uns helfen“, meinte Mazkewitsch.

„Nichts weiter!“ Wer war zuerst auf den richtigen Gedanken gekommen?

Wahrscheinlich Semjonow. Jedenfalls war er der erste, der ihn aussprach. Einen ganz einfachen Gedanken. Kein Wunder, daß sie solange nicht darauf gekommen waren. Auf das Einfache kommt man immer am schwersten.

„Der blaue Ring mit dem gelben Kreuz“, sagte er, „ist kein Warnsignal. Er bedeutet dasselbe wie das entsprechende Zeichen im Raumschiff der Phaetonen.“ Nun wurde Wtorow in das einsame Laboratorium geholt, das inmitten dichten Waldes stand.

Zweifellos gab es auf der Erde noch viele Menschen, deren Bioströme denen der Phaetonen entsprachen. Aber man kannte sie vorläufig noch nicht. Nur von Wtorow wußte man es zuverlässig.

„Lassen Sie die Kugel sich öffnen“, forderte Semjonow ihn auf.

Voller Spannung wartete die ganze Welt auf das Ergebnis des Versuchs.

Aber auch Wtorow erlebte ein Fiasko. Die Facettenkugel veränderte ihre Form nicht. Keine Öffnung kam zum Vorschein.

Ein Anzeichen jedoch gab es, daß die geäußerte Vermutung richtig war.

Sobald Wtorow seine Gedanken konzentrierte, glommen in der Tiefe der Facetten die ihm wohlbekannten Funken auf. Es bestand kein Zweifel, die Kugel war „empfangsbereit“. In das tote Stück Metall war Leben gekommen.

Was erwartete die Kugel von dem Menschen? Was für einen „Befehl“?