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Das Suchen begann. Tag für Tag saß Wtorow stundenlang vor der Kugel und erteilte ihr alle möglichen Befehle. Er strengte seine Einbildungskraft bis zum äußersten an. Alles vergebens. Ihm schien, die flimmernden Funken machten sich über seine Anstrengungen lustig. Die widerspenstige Kugel gehorchte nicht.

Dann kam der fünfundzwanzigste Oktober 19..

Den vier Männern blieb dieses Datum für immer im Gedächtnis haften. Und nicht nur ihnen.

Das Geheimnis offenbarte sich.

Nachdem Wtorow alle Möglichkeiten erschöpft zu haben glaubte, stellte er sich, über seine fruchtlosen Bemühungen verzweifelt, beinahe unbewußt vor, die Kugel … fange an zu sprechen.

Im selben Augenblick vernahmen die vier eine Stimme. Ringsum herrschte vollige Stille. Kein Laut drang von außen ins Laboratorium. Aber jeder einzelne von ihnen vernahm deutlich eine bekannte Stimme. Und sie sprach russisch.

Das schien phantastisch! Aber natürlich war alles sehr einfach. Einfach vom Standpunkt der Phaetonen aus. Ihre Biotechnik hatte ein hohes Niveau besessen. Dabei war sie ihnen so zur Gewohnheit geworden, daß sie meinten, auch für andere müsse sie ohne weiteres zugänglich sein.

Hinter jedem Wort steht ein Gegenstand oder ein Begriff.

Wenn wir einen Satz hören, stellen wir uns, ohne daß wir es merken, den entsprechenden Gegenstand oder die entsprechende Handlung vor. Das Wort an und für sich, ohne diese Umsetzung, ist nur leerer Schall.

Aber Worte können nicht nur eine Vorstellung erzeugen, auch das Umgekehrte ist möglich: eine Vorstellung kann sich in Worte umsetzen und somit wahrgenommen werden. Jeder „hört“ dann diese Worte in seiner gewohnten Sprache, als ob er das Wahrgenommene selbst ausspräche.

Die Phaetonen hatten alles, was sie übermitteln wollten, in Form von Vorstellungen, Begriffen und Bildern in die Facettenkugeln eingeschlossen. In welcher Sprache der künftige Hörer auch dachte, er mußte die chiffrierte Sprache der Phaetonen in seiner Muttersprache wahrnehmen.

In den einzelnen Sprachen klingen die Wörter verschieden, aber sie bedeuten ein und dasselbe. Einen Stuhl kann man mit Hilfe von Lautgruppen bezeichnen, die einander überhaupt nicht ähnlich sind, aber letzten Endes bezeichnen sie alle ein und denselben Begriff: Stuhl, den Gegenstand, auf dem man sitzt. Genauso ist es mit allem anderen.

Eine andere Frage ist, wie die Phaetonen ihre Mitteilungen fixierten. Wir haben uns daran gewöhnt, daß man Sprache auf Schallplatten und Tonbändern aufzeichnen kann. Wir wundern uns nicht, wenn sie lebendig aus einem toten Apparat ertönt.

Aber Vorstellungen verstehen wir noch nicht aufzuzeichnen.

Schon gar nicht so, daß sie auf gedanklichen Befehl zu „ertönen“ beginnen. Das ist eine Technik der Zukunft. Für uns. Für die Phaetonen aber war das eine Technik der Gegenwart, und sie bedienten sich ihrer. Das war einfach, logisch und rationell.

Die „Aufzeichnung“ war sehr kurz. Sie bestand aus knapp zwei Dutzend Sätzen, mitunter auch nur einzelnen Wörtern.

Gelegentlich kam es vor, daß sich die Gedanken plötzlich verwirrten und die Männer ihren Sinn nicht erfaßten. Offenbar hatte sich der Phaetone, der dem Apparat „diktierte“, in solchen Augenblicken Bilder und Begriffe vorgestellt, die das Hirn des Erdenmenschen nicht zu fassen vermochte. Das „Wesentliche“ der Botschaft aber verstanden alle vier ausgezeichnet.

Die Menschen der Erde bekamen neue Hinweise. Nicht diese Kugeln enthielten das Erbe der Phaetonen. Sie waren nur dazu bestimmt, den Weg zum Lagerplatz des tatsächlichen „Schatzes“ anzugeben.

Auch als die Männer die drei anderen Kugeln befragten, vernahmen sie immer dasselbe — die Phaetonen hatten ihre Worte viermal aufgezeichnet.

Vieles wurde nun verständlich. Der „Schatz“ war zwar auf der Erde verborgen, aber wegen seines Wertes hatten die Phaetonen nicht gewagt, ihn den Menschen anzuvertrauen, bevor deren Entwicklungsstand hoch genug war, um ihn vernünftig verwenden zu können. Deshalb hatten sie einen zuverlässigen und unzugänglichen Aufbewahrungsort gefunden. Die näheren Angaben darüber verbargen sie auf der Arsena in der berechtigten Annahme, daß nur die mit einer leistungsfähigen Wissenschaft und Technik ausgerüstete Menschheit dorthin gelangen würde.

Auch zum irdischen Lagerplatz selbst konnte der Mensch unmöglich ohne die Hilfe einer solchen Technik gelangen.

Der Aufbewahrungsort befand sich nämlich in der Tiefe des antarktischen Festlandes, unmittelbar am Pol.

Dabei war interessant, daß die Botschaft der Phaetonen nicht ausdrücklich den Südpol nannte. Offenbar kannten sie diesen Begriff nicht. Im Gehirn der Menschen entstand lediglich der generelle Begriff Pol. Doch nur der Südpol liegt bekanntlich auf dem Festland, der-Nordpol dagegen im Meer.

Auch darüber, was die Menschen am Pol erwartete, ob es sich um neue „Behälter“ oder um etwas anderes handelte, wurde nichts ausgesagt. Die Phaetonen ließen die Menschen lediglich wissen, wie wertvoll das Versteckte sei. Das war alles.

Im übrigen sollte sich dort im Versteck, noch genauso eine Facettenkugel wie die von der Arsena befinden. Offenbar würden die Menschen durch sie erfahren, was mit dem „Schatz“ zu geschehen hatte; daß jedoch nicht diese Kugel die Hauptsache war, wurde deutlich zu verstehen gegeben.

Was mochte in der Tiefe des antarktischen Festlandes verborgen sein?

Die gesamte Erdbevölkerung rätselte herum. Die Zeitungen waren voll von allen möglichen Prophezeiungen.

Als erster hatte der berühmte Roald Amundsen den Südpol erreicht. Das war im Jahre 1911. 1912 gelangte der Engländer Scott zum Pol. Im November 1929 überflog der Amerikaner Byrd ihn mit dem Flugzeug. Danach setzte die planmäßige Erforschung der Antarktis ein, die von der Sowjetunion eingeleitet wurde. Nach der Siedlung „Mirny“ entstand eine weitere unmittelbar am Pol. Zu der Zeit, als die Menschen zum erstenmal von den Phaetonen horten, existierte hier bereits eine ziemlich große Wissenschaftlerstadt.

Auf einem kleinen Platz im Zentrum der Stadt erhob sich ein Obelisk. Er stand genau auf dem Pol. Seine schlanke Spitze bildete gleichsam das sichtbare Ende der gedachten Erdachse.

Man bohrte auf dem antarktischen Festland schon lange nach wertvollen Bodenschätzen. Wie leicht hätte man dabei auf das Versteck der Phaetonen stoßen können. Was wäre dann geschehen? Vielleicht hatten die Menschen in ihrer Unkenntnis den kostbaren Schatz unwiederbringlich zerstört. Nie hätte die Menschheit dann erfahren, weshalb der Phaeton untergegangen war.

Im November 19.. begaben sich Flugzeuge der UdSSR, Englands und der USA zum Südpol. Sie schafften Wissenschaftler und Ingenieure dorthin sowie alles, was notwendig war, um in den Schoß der Hochebene eindringen zu können.

Selbstverständlich war auch Wtorow unter den Ankömmlingen.

Man hütete ihn wie eine große Kostbarkeit. Konnte man doch nur mit seiner Hilfe die hier irgendwo verborgenen Kugeln „befragen“. Die Antwort dagegen — das wußte man nun bereits aus Erfahrung — konnten auch andere vernehmen.

Die Frage drängte sich auf, weshalb sich die Phaetonen darauf verlassen hatten, daß vielleicht nur ein einziger Mensch ihrer Technik befehlen könnte. Weshalb hatten sie sich nicht Methoden ausgedacht, die allen denkenden Wesen zugänglich waren? Sie hatten dach auch dafür gesorgt, daß alle die-Antworten verstehen konnten. Das war unbegreiflich.

Aber wie dem auch sei, helfen konnte nur Wtorow.

Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. Am zwanzigsten November senkte der erste Bohrer seinen spitzen Stachel in den gefrorenen Boden.

Das Denkmal beschloß man nicht anzurühren. Das Versteck der Phaetonen nahm wahrscheinlich einen ziemlich großen Raum ein. So bohrte man an vier Punkten rings um den Obelisken.

Die Bohrer drangen immer tiefer in den Boden der Hochfläche ein. Sie hatten bereits fünfzig Meter Tiefe erreicht.

Alles wartete auf den Augenblick, wo sie auf ein unüberwindliches Hindernis stoßen würden. Das hieße, daß das Gesuchte gefunden war. Wenn der Aufbewahrungsort aber eine Betondecke hatte wie auf der Venus, würden sich die Bohrer hindurcharbeiten und ins Leere stoßen. Die empfindlichen Geräte würden das sofort melden.