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Die Zähne zusammengebissen, daß es schmerzte, blickte Belopolski unverwandt auf den Bildschirm.

Professor Balandin beobachtete durch optische Geräte das langsam unter ihnen dahingleitende Panorama aus Felsen, Schluchten und tiefen Abgründen. Er sah nicht eine einzige Stelle, auf der „SSSR-KS 3“ mit seinen hundertfünfzig Metern Länge hätte landen können, merkte aber zugleich an der Bewegung des Schiffes, daß der Kommandant einen solchen Platz gefunden hatte. Die Flughöhe verringerte sich unaufhaltsam.

Ein paar Schritte abseits warteten Toporkow, Saizew und Knjasew voller Spannung darauf, die Anker auszuwerfen und sie unter Strom zu setzen.

Daß das Raumschiff jetzt, in unmittelbarer Bodennahe, nicht tiefer sank, mochte befremdlich wirken. Aber es flog mit großer Geschwindigkeit, und solange es den Planeten nicht berührt hatte, blieb diese Geschwindigkeit von der des Planeten unabhängig. Zwischen der Arsena und dem Raumschiff wirkte zwar eine Schwerkraft, doch sie war schwach und wirkte sich nicht auf das Landemanöver aus.

Da entdeckte Balandin inmitten steiler Felsen das Plateau.

Heftig schrillte die Signalklingel.

Drei Knöpfe wurden zugleich gedrückt, und Preßluft schleuderte mit großer Wucht drei Anker aus dem Schiffsleib hinaus, die dicke Trossen hinter sich herzogen.

Auf ein Kommando Balandins wurde der Strom eingeschaltet, und im selben Augenblick hafteten die elektromagnetischen Anker an der Oberfläche des Asteroiden. Langsam sank das Schiff durch sein eigenes Gewicht herab.

Kaum lag es unbeweglich auf dem Plateau, das durch eine Laune der Natur auf einem der Felsen entstanden war, machte sich eine Gruppe von sechs Mann fertig zum Aussteigen. Sie bestand aus Melnikow, Balandin und Romanow sowie Wtorow mit der unvermeidlichen Kamera, Toporkow mit Funkgeräten für die geologische Forschung und Korzewski. Die übrigen blieben einstweilen an Bord.

Der kleine Planet bestand aus einem Felschaos. Es war unmöglich, einen Geländewagen zu benutzen. Unter schwarzem, sternbesätem Himmel breiteten sich, so weit das Auge reichte, scharfgratige, zerbrochene Klippen, gähnten tiefe schwarze Abgründe, erhoben sich stahlgraue, rissige Steilhänge. Wo sie von der Sonne beschienen wurde, wirkte die Landschaft weiß, alles, was im Schatten lag, war dagegen tief schwarz. Wie zu erwarten, gab es in dieser Welt, der jede Spur einer Atmosphäre, einer Lufthülle, fehlte, keine Halbschatten. Der scharfe SchwarzWeiß-Kontrast tat den Augen weh. Doch die Landschaft strahlte mit einer Totenstille eine herbe Schönheit aus.

„Mit der Arsena verglichen, kann sogar der Mond lustig wirken“, bemerkte Balandin.

Die Expeditionsteilnehmer zogen mit Hilfe der Genossen ihre Planetenlaufanzüge an. Sie bestanden aus festem, elastischem Material, das mit Metallplättchen besetzt war, und schienen bis auf den Helm, der wie bei den Tauchern gesondert aufgesetzt wurde, aus einem Stück gearbeitet. Die sehr dicken Sohlen bargen Elektromagneten, die durch Leitungen im Innern der Anzüge mit einem Halbleiterakkumulator verbunden waren.

Dieser befand sich, zusammen mit Sauerstoffflaschen und einem Funkgerät, in einem zugehörigen Tornister. Auf der Brust war eine kleine Schalttafel angebracht und in den Helm ein kleiner Scheinwerfer eingebaut.

Unter diese Anzüge zogen die Männer ihre Astronautenhaut.

So nannten sie das elastische Trikot, das direkt auf dem Leib getragen wurde und auch den Kopf bedeckte. Nur das Gesicht blieb frei. Das Trikot war aus einem besonderen, stark elastischen und luftdurchlässigen Gewebe hergestellt, das den ganzen Körper gleichmäßig umspannte und den gewohnten atmosphärischen Druck ersetzte, den der Mensch zum Leben braucht. Bei einer Beschädigung des Planetenanzugs sollte die Astronautenhaut verhindern, daß der Körper durch Druck von innen platzte.

Die einzige ungeschützte Stelle blieb das Gesicht, aber das war nicht zu ändern. Man mußte sich hier auf die außerordentliche Festigkeit der Schaugläser in den Helmen verlassen.

Auf der Erde wog ein solcher Planetenanzug sehr schwer, aber auf dem Asteroiden fast gar nichts. Die Schwerkraft auf der Arsena war unbedeutend.

Ein Miniaturmikrofon und ein ebensolcher Lautsprecher im Innern des Helmes gaben den Planetenforschern die Möglichkeit, miteinander und selbst auf große Entfernung mit dem Schiff zu sprechen.

Belopolski prüfte persönlich den Planetenanzug jedes einzelnen und gab die Erlaubnis zum Verlassen des Schiffs. Einer nach dem anderen betraten die sechs die Ausgangsschleuse. Die Innentür schloß sich, und Pumpen sogen schnell die Luft aus dem Raum. Jeder meldete Melnikow, daß die Sauerstoffzufuhr im Helm normal funktioniere. Dann drückte dieser auf einen Knopf.

Vier Meter unter ihnen breitete sich jungfräulicher Boden, den noch nie eines Menschen Fuß betreten hatte.

„Boris Nikolajewitsch!“ sagte Balandin zu Melnikow. „Sie sollten als erster den Planeten betreten. Sie sind der älteste Sternfahrer unter uns.“ Melnikow trat an die Schwelle der Tür. Wassili Romanowitsch erwartete, daß die Treppe ausgefahren würde, aber zu seiner Verwunderung tat der stellvertretende Expeditionsleiter einfach einen Schritt ins Leere. Seine Gestalt, die in dem Anzug riesenhaft wirkte, glitt langsam zu Boden. Nicht weniger als vierzehn Sekunden dauerte dieses seltsame Fallen.

Dem jungen Geologen fiel Orlows Vortrag über die Arsena ein, und ihm wurde das, was er gesehen hatte, verständlich. Die Anziehungskraft des Planetoiden war so gering, daß Melnikow nur mit einer Beschleunigung von 36 Millimeter in der Sekunde fiel.

Als zweiter sprang Wtorow. Er hatte es eilig, weil er die Ankunft auf der Arsena filmen wollte. Dann betraten auch die übrigen den unerforschten Boden.

Das Stehen fiel sehr schwer. Bei der geringsten Bewegung verloren die Männer das Gleichgewicht und wankten, wie von einem heftigen Wirbelsturm hin und her geschüttelt. Schleunigst schalteten sie die Sohlenmagneten ein. Der eisenhaltige Boden der Arsena haftete gut, und die Männer konnten nun sicher stehen. Um einen Schritt zu tun, mußten sie sogar ihre Beinmuskeln anspannen. Jedenfalls war die Gefahr gebannt, bei einer unvorsichtigen Bewegung in die Luft zu fliegen.

Wie vorher vereinbart, teilte man sich in zwei Gruppen. Professor Balandin, Romanow und Toporkow stellten die Geräte für die Radiobodenforschung auf. Mit ihnen sollte die Zusammensetzung der inneren Gesteinsschichten des Planeten ermittelt werden. Melnikow, Korzewski und Wtorow hatten die Aufgabe, das Gelände zu erkunden.

Kaum hatten sie sich ein wenig vom Schiff entfernt, da schlug drei Schritt vor ihnen geräuschlos ein Meteorit auf den Felsen auf. Sprühende Funken machten die Stelle kenntlich, an der er zu Boden gefallen war. Die drei Männer blieben unwillkürlich stehen. Ein einziger Gedanke durchfuhr sie: Wenn der Meteorit nun jemand von ihnen getroffen hätte?

Die Radioprojektoren waren jetzt ausgeschaltet. Sie konnten dem Schiff, solange es manövrierunfähig vor Anker lag, ja sowieso nichts nützen.

„Gehen wir weiter!“ sagte Melnikow.

Am Rand des Plateaus fiel der Boden steil ab. Ein annähernd hundert Meter breiter Abgrund gähnte. Er ließ sich nirgends umgehen. So weit das Auge reichte, zog er sich durch das zerklüftete Gebirge und verlor sich in der Ferne zwischen übereinandergetürmten Felsen.

„Wir müssen die entgegengesetzte Richtung einschlagen“, sagte Korzewski.

„Magneten ausschalten!“ befahl Melnikow. „Springt, als wolltet ihr einen Meter weit springen. Auf der anderen Seite des Abgrunds sofort die Magneten wieder einschalten. Ich springe als erster.“ „Eine Sekunde!“ bat Wtorow. „Ihr Sprung muß gefilmt werden.“ Melnikow stellte durch einen Hebeldruck auf seiner Schalttafel den Strom ab, duckte sich und sprang vor. Sein Körper schwang sich hoch empor und flog behende über den Abgrund.

Korzewski und Wtorow hielten den Atem an, als sie Melnikow auf dem gegenüberliegenden Felsen aufsetzen und langsam auf der glatten Fläche abrutschen sahen. Deutlich hörten sie ihn stoßweise atmen.