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Sobald Wtorow den Boden berührte, schaltete er die Magneten ein und fand schnell sein Gleichgewicht wieder. Er meldete den Genossen, daß er gut gelandet sei, und wandte sich der Mitte des merkwürdigen Platzes zu, die etwa sechshundert Meter von ihm entfernt war.

Seit die Männer das Raumschiff verlassen hatten, waren etwa sieben Stunden vergangen, aber Wtorow verspürte keine Müdigkeit. Er hatte in dieser Zeit fast nichts gegessen und war doch nicht hungrig. Der Energieverbrauch auf der Arsena war verschwindend gering. Die Luft würde noch vier Stunden reichen.

Allerdings mußte er bis dahin den Abgrund wieder verlassen haben und an Bord zurückgekehrt sein. Sonderliche Eile war jedoch nicht geboten. Wtorow beschloß, den eigenartigen Talkessel gründlich zu untersuchen.

Durch die elektromagnetischen Haftsohlen fiel ihm das Gehen nicht schwerer als auf der Erde. Des öfteren stieß er auf lange gewundene Spalte. Er sprang behende über sie hinweg und schaltete dabei nicht einmal den Strom aus. Aber sonst war die Oberfläche des Talgrundes erstaunlich eben. Wenn es kein Asphalt war, was sie bedeckte, so glich es diesem doch außerordentlich.

Der Talkessel unterschied sich von allem, was sie auf der Arsena bisher gesehen hatten, und Wtorows Verwunderung wuchs immer mehr. Unwillkürlich drängte sich ihm der Gedanke auf, daß dies keine Laune der Natur, sondern ein künstlicher Platz mit den Trümmern eines Bauwerkes sei, das beim Untergang des Planeten zerstört worden war.

Er ging schneller.

Die Ruinen, die von weitem klein ausgesehen hatten, wurden zusehends größer. Riesige Gesteinsbrocken lagen dort aufgetürmt.

Wtorow fiel auf, daß die Steine in geraden Linien und rechten Winkeln lagen. Die Fläche, die sie bedeckten, schien ein Quadrat von mindestens hundert Meter Seitenlänge zu sein.

Zutiefst erregt hielt er ein. Stand er tatsächlich vor den eingestürzten Bauten der unbekannten Bewohner jenes untergegangenen Planeten, dessen Splitter die Arsena war?

In der Anordnung der steinernen Vorsprünge nahm er bereits deutlich eine gewisse Ordnung wahr, deren Sinn ihm vorerst allerdings noch verschlossen blieb. Auch war der eine Eckstein des Quadrats, der nun dicht vor ihm lag, bedeutend höher als die anderen. Das konnte kein Zufall sein.

„Endlich!“ flüsterte er.

Aber so leise er dieses Wort auch ausgesprochen hatte, es war gehört worden.

„Wiederholen Sie!“ sagte Melnikow. „Ich verstehe Sie nicht!

Was ist geschehen?“ Wtorow schöpfte Atem und antwortete so ruhig wie möglich: „Nichts. Mit mir ist alles in Ordnung. Aber vor mir…“ „Was haben Sie vor sich?“ Wtorow antwortete nicht. Mit unwiderstehlicher Gewalt zog ihn der Stein an, der sich vor ihm erhob. Um den fünf Meter hohen Riesen besser betrachten zu können, trat er ein wenig zurück.

Kein Zweifel! Vor ihm lag ein aus Granit gehauener gigantischer Kubus. Die Zeit hatte die ursprüngliche Form stark verändert, die einst scharfen Kanten waren zerbröckelt und zermahlen. Vieles fehlte, aber jeder Zweifel blieb ausgeschlossen.

Diese geometrisch ebenmäßige Figur konnte nicht von der Natur geschaffen worden sein, sie war das Werk vernunftbegabter Wesen!

Wtorow schilderte ausführlich, was er sah. Er wußte, daß ihm die ganze Besatzung zuhörte, aber kein Ausruf der Verwunderung wurde laut. Augenscheinlich erregte die sensationelle Neuigkeit alle genauso wie ihn.

Als er geendet hatte, trat langes Schweigen ein.

„Kehren Sie an Bord zurück“, befahl schließlich Belopolski.

„Merken Sie sich den Weg. Wir werden eine größere Gruppe dorthin schicken.“ „Kommen Sie herauf!“ setzte Melnikow hinzu.

Ehe Wtorow der Weisung folgte, fotografierte er den Würfel mehrere Male. Er wußte, daß man ihn oben ungeduldig erwartete, konnte es sich aber nicht versagen, noch zu einem weiteren riesigen Stein zu gehen, der vierzig, fünfzig Meter entfernt lag und etwa sechs Meter Durchmesser hatte.

Als er ihn aus der Nähe betrachtete, blieb er starr vor Staunen stehen.

Gut erhalten erhob sich vor ihm ein granitenes Ikosaeder*.

Ein steinerner Brillant, an dem die Spuren emsiger Bearbeitung deutlich zu erkennen waren. Wtorow nahm mühelos das elegante Zusammenfließen der einzelnen Flächen wahr, das auch die Juweliere auf der Erde den Edelsteinen so häufig verleihen.

Eine Titanenarbeit! Eine Arbeit von Riesen!

Welche Widerstandskraft mußten diese granitenen Körper besitzen, wenn selbst eine kosmische Katastrophe sie nicht zu vernichten vermocht hatte?

Ach — dort hinten stand gar ein Oktaeder! Und ein Stück weiter — ein Dodekaeder**!

Es kostete Wtorow Mühe, sich von dem zauberhaften Anblick loszureißen. Die Genossen warteten auf ihn. Diese Arbeit unbekannter Erbauer mußten die Wissenschaftler untersuchen.

Den Blick zurückgewandt, ging er zum Fuß der Steilwand.

Dreihundert, vierhundert Schritte — die steinernen Brillanten schwanden allmählich, verschmolzen mit der Masse der übrigen Steine, verwandelten sich wieder in etwas Ruinenähnliches, schienen nie dagewesen zu sein.

* Ikosaeder — von 20 kongruenten gleichseitigen Dreiecken begrenzter regelmäßiger Körper mit 30 Kanten und 12 Ecken.

** Oktaeder, Dodekaeder — von 8 bzw. 12 kongruenten gleichseitigen Dreiecken begrenzter Körper.

Als Wtorow wieder vor der Wand stand, schätzte er die Höhe des Simses, schaltete die Sohlenmagneten aus, nahm einen Anlauf und sprang.

Die Erfahrung der letzten Stunden erwies sich als vorteilhaft — Wtorow hatte gut geschätzt. Seine Füße setzten genau auf dem Rand des Simses auf. Er ergriff das Seil, beugte sich energisch vor und ließ sich ein wenig fallen.

Korzewski, der das Seil anscheinend die ganze Zeit gehalten hatte, spürte den Ruck.

„Sollen wir hieven?“ fragte er.

„Ja“, antwortete Wtorow.

Er schlang sich das Seil nicht um den Leib. Die Kraft einer Hand genügte völlig zum Festhalten. Minuten später stand er schon neben seinen Kameraden.

„Ich habe eine tolle Entdeckung gemacht!“ platzte er heraus.

„An Bord kommen!“ ordnete Melnikow kurz an.

Der Rückmarsch dauerte eine Stunde. Sie hatten sich den Weg gut gemerkt und schritten sicher von Fels zu Fels. Toporkow hatte vor dem Mikrofon der Bordsprechanlage ein Metronom aufgestellt, und sein immer lauter und deutlicher werdendes Ticken zeigte ihnen an, welche Richtung sie einschlagen mußten.

Im Raumschiff wurden sie mit Ungeduld erwartet. Alle Arbeiten waren liegengeblieben. Wtorows außerordentlich bedeutsame Mitteilung hatte die Gelehrten in helle Aufregung versetzt, und sie konnten an nichts anderes mehr denken.

Endlich waren Spuren vernunftgelenkten Schaffens gefunden worden! Auf dem Mond und auf dem Mars hatten sie vergebens danach gesucht. Erst auf dem winzigen Asteroiden war das Glück ihnen hold! Das konnte einen Wissenschaftler schon in Erregung versetzen!

Die heraufziehende Nacht zwang alle, an Bord zu bleiben. Es wurde beschlossen, in fünf Stunden wieder zu dem geheimnisvollen Talkessel aufzubrechen. Bis dahin wurde ausgeruht.

Die Besatzung hatte lange kein Auge zugetan, und Müdigkeit machte sich bemerkbar. Nachdem sie Wtorows ausführlichen Bericht gehört hatten, gingen alle in ihre Kajüten.

Melnikow übernahm die Wache. Belopolski sollte mit zu den Ruinen aufbrechen, während er an Bord bleiben würde. Das Schiff keinen Augenblick ohne Kommandanten zu lassen war auf Weltraumfahrten Gesetz.

Zwei Stunden später versank die Sonne hinter einem hohen Felsen, und im selben Augenblick trat völlige Finsternis ein. Die Arsena entzog sich den Blicken, und das Schiff schien wieder im Raum zu fliegen. Daß es noch auf dem Asteroiden ankerte, konnte man nur ahnen, wenn man aus dem Fenster sah und unten keine Sterne erblickte.

Die Arsena stellte einen Splitter von sehr unregelmäßiger Form da. Tag und Nacht waren nicht an all ihren Punkten gleich lang. Am Landeplatz von „SSSR-KS 3“ dauerte der Tag sechs, die Nacht aber nur zwei Stunden. Der Asteroid zog seine Bahn um die Sonne mit dem Pol voran und drehte sich, wie Paitschadse es nannte, im Liegen. Wenn er die Sonne passierte, versank die Kehrseite, auf der das Raumschiff ankerte, in endlose lange Nacht. Aber das würde erst in drei Monaten sein, und so lange wollte die Expedition nicht auf der Arsena verweilen.