Выбрать главу

«Er fehlt mir«, beklagte sie sich bei Woody.

«Möchtest du ihn einladen, damit er für ein paar Tage zu uns kommt?«fragte Woody.

Sie blickte ihren Mann fassungslos an.»Das könnte er doch gar nicht«, sagte sie und fügte dann in einem gehässigen Ton hinzu:»Weil er nämlich 'nen Job hat und arbeiten muß.«

Auf Partys versuchte Woody immer wieder, Peggy in die Gespräche einzubeziehen, doch stellte sich nur allzubald heraus, daß sie nichts zur Unterhaltung beitragen konnte. Sie verzog sich still in eine Ecke, leckte sich nervös die Lippen und fühlte sich sichtlich unwohl.

Wenngleich Woody in der Stanford-Villa wohnte, war seinen Freunden durchaus bekannt, daß er ein distanziertes Verhältnis zu seinem Vater hatte und von den geringen Jahresrenditen aus dem Erbe der Mutter lebte. Seiner Leidenschaft, dem Polospiel, konnte er nur frönen, indem er auf Pferden von Freunden ritt. In der Welt des Polospiels wird der Rang der Spieler nach der Anzahl der Tore bewertet; die höchste Punktzahl ist zehn; Woody lag mit neun Toren an zweiter Stelle; er war mit Mariano Aguerre aus Buenos Aires, Wicky el Effendi aus Texas, Andres Diniz aus Brasilien und Dutzenden weiterer Spitzenspieler geritten. Es gab nur zwölf Zehntorespieler, und Woodys ganzer Ehrgeiz zielte dahin, in diese absolute Elitegruppe aufzurücken.

«Du kennst ja den Grund, warum er sich das in den Kopf gesetzt hat«, sagte einer seiner Freunde.»Weil sein Vater zur Zehnerelite gehörte.«

Da Mimi Carson genau wußte, daß Woody das Geld zum Erwerb eigener Polopferde fehlte, kaufte sie eine Koppel, die sie ihm zum Reiten überließ. Auf die Frage, warum sie so etwas täte, erwiderte sie:»Ich möchte ihn gern glücklich machen, soweit das in meiner Macht steht.«

Wenn Neuankömmlinge sich erkundigten, womit Woody seinen Lebensunterhalt verdiene, zuckte man mit den Schultern. Die Wahrheit war, daß er ein Leben aus zweiter Hand führte — er kam zu Geld, indem er bei Golfspielen als Partner einsprang und bei Poloturnieren Wetten abschloß; er lieh sich die Pferde anderer Leute zum Polospielen; die Jachten anderer Leute zum Segeln — und bei Gelegenheit auch die Ehefrauen anderer Männer.

Woody wollte es nicht wahrhaben, daß seine eigene Ehe zerbrach.

«Peggy«, sagte er flehend,»nun versuch doch wenigstens, dich an der Unterhaltung zu beteiligen, wenn wir auf einer Party sind.«

«Warum sollte ich? Deine Freunde halten sich doch sowieso für bessere Menschen.«

«Sind sie aber nicht«, versicherte ihr Woody.

Die literarische Gesellschaft von Hobe Sound versammelte sich einmal wöchentlich im Country Club zum Gespräch über die neuesten Bücher und zum gemeinsamen Mittagessen.

Man saß bereits bei Tisch, als der Ober sich Mrs. Pelletier näherte.»Mrs. Woodrow Stanford ist draußen. Sie möchte sich gern Ihrer Gesellschaft anschließen.«

Am Tisch wurde es auf einmal totenstill.

«Führen Sie sie herein«, sagte Mrs. Pelletier.

Gleich darauf betrat Peggy den Speisesaal — mit frisch gewaschenen Haaren, in ihrem besten Kleid —, blieb am Eingang stehen und schaute nervös herüber.

Mrs. Pelletier nickte ihr zu und sagte höflich:»Mrs. Stanford.«

«Ja, Ma'am«, antwortete Peggy mit einem beflissenen Lächeln.

«Wir werden Ihre Dienste nicht benötigen. Wir haben bereits eine Kellnerin. «Und damit wandte sich Mrs. Pelletier wieder den Speisen zu.

Als Woody von dem Vorfall erfuhr, wurde er sehr zornig.»Wie kann sie es wagen, dich so zu behandeln!«fluchte er und nahm Peggy in die Arme.»Aber das nächste Mal frag mich bitte vorher, Peggy. An einem solchen Essen im Club kann man nur auf Einladung teilnehmen.«

«Das hab ich doch nicht gewußt«, sagte Peggy mürrisch.

«Ist ja gut. Heute abend sind wir bei den Blakes eingeladen, da möchte ich…«

«Ich komm nicht mit!«

«Aber wir haben die Einladung angenommen.«

«Dann geh du allein hin.«

«Ich möchte aber nicht ohne…«

«Ich geh da nicht hin.«

Woody ging allein — und von dem Tag an besuchte er alle Partys ohne Peggy.

Er kam spät heim, manchmal erst lange nach Mitternacht, so daß Peggy fest überzeugt war, daß er bei anderen Frauen gewesen war.

Der Unfall änderte alles.

Es passierte während eines Polospiels. Woody spielte auf der Position Nummer drei, als aus nächster Nähe ein Spieler der gegnerischen Mannschaft den Ball zu schlagen versuchte und zufällig die Beine von Woodys Pferd traf. Das Pferd stürzte, wälzte sich auf ihn, und im folgenden Aufprall weiterer Reiter wurde Woody von einem anderen Pferd getreten. In der Notfallstation des Krankenhauses diagnostizierten die Ärzte ein gebrochenes Bein, drei Rippenbrüche und eine perforierte Lunge.

In den folgenden zwei Wochen wurde Woody dreimal operiert, und er litt entsetzliche Schmerzen, zu deren Linderung die Ärzte ihm Morphium verabreichten. Peggy besuchte ihn jeden Tag, und Hoop flog von New York her, um seine Schwester zu trösten.

Die physischen Schmerzen waren unerträglich, und Linderung verschafften ihm einzig die Mittel, die ihm die Ärzte verschrieben. Die Veränderungen in Woodys Verhalten begannen sich kurz nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus zu zeigen. Man bemerkte — bei ihm etwas völlig Neues — heftige Stimmungswechsel; im einen Augenblick war er ganz der überschwengliche alte Woody, um gleich darauf einen Tobsuchtsanfall zu bekommen oder in eine Depression zu sinken. Während der Mahlzeit wirkte er fröhlich und witzig, und unvermittelt wurde er bösartig, griff Peggy an und stürzte aus dem Zimmer. Es kam vor, daß er mitten im Satz in tiefes Grübeln und Träumen versank. Er wurde nachlässig, vergaß Verabredungen, lud Leute zu sich nach Hause ein und war dann nicht da. Allmählich machten sich alle Sorgen um ihn.

Es dauerte nicht lange, und er behandelte Peggy auch in Gesellschaft schlecht. Als sie eines Morgens einem Freund eine Tasse Kaffee brachte und verschüttete, spottete er höhnisch:»Kellnerin bleibt Kellnerin.«

Man beobachtete an Peggy auch Spuren physischer Mißhandlung, aber wenn sie nach der Ursache gefragt wurde, gab sie ausweichende Antworten.

«Ich bin gegen eine Tür gerannt«, sagte sie dann, oder:»Ich bin hingefallen«, und sie versuchte jedesmal den Eindruck zu erwecken, als ob es nichts zu bedeuten hätte. Die Leute in Hobe Sound waren empört und begannen Peggy zu bemitleiden. Wenn aber jemand Woodys unberechenbares Verhalten kritisierte, nahm Peggy Woody in Schutz.

«Woody steht unter starkem Druck«, sagte sie.»Er ist momentan nicht er selbst. «Sie duldete es nicht, daß schlecht von ihm gesprochen wurde.

Dr. Tichner sprach es endlich offen aus, als er Peggy zu einer Unterredung in seine Praxis bat.

Sie war sichtlich nervös.»Stimmt etwas nicht, Doktor?«

Er musterte sie kurz und bemerkte die Prellung auf der Wange und das geschwollene Auge.

«Sind Sie sich eigentlich darüber im klaren, Peggy, daß Woody Drogen nimmt?«

Sie sah ihn entrüstet an.»Nein! Das glaub ich Ihnen nicht!«Sie erhob sich.»So was muß ich mir nicht anhören!«

«Setzen Sie sich, Peggy. Es wird Zeit, daß Sie der Wahrheit ins Gesicht blicken. Sie haben die Veränderung in seinem Verhalten gewiß bemerkt: In einem Moment ist er der glücklichste Mensch auf Erden, der nur von der Schönheit des Lebens schwärmt, im nächsten Moment ist er suizidgefährdet.«

Peggy starrte ihn wortlos an.

«Er ist rauschgiftsüchtig.«

Sie preßte die Lippen zusammen.»Nein!«widersprach sie stur.»Das ist nicht wahr.«

«Doch, er ist drogenabhängig. Sie müssen realistisch sein. Wollen Sie ihm denn nicht helfen?«

«Natürlich will ich ihm helfen!«Sie rang die Hände.»Ich würde alles tun, um ihm zu helfen. Alles!«

«Gut, dann wollen wir mal anfangen. Ich brauche nämlich Ihre Hilfe, damit Woody seiner Einlieferung in eine Klinik für den Entzug zustimmt. Ich habe ihn deswegen zu einem Gespräch in die Praxis gebeten.«