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«Der Herr, für den ich arbeite, hätte Sie gern zum Dinner eingeladen.«

Was bei ihr prompt Entrüstung ausgelöst hatte.»Ich bin doch keine puttana! Ich bin Schauspielerin«, hatte sie von oben herab entgegnet, was insofern seine Richtigkeit hatte, als sie im letzten Film des Regisseurs Pupi Avati einmal kurz in einer Nebenrolle ohne Text auftrat und in einem Film von Giuseppe Tornato eine Rolle mit zwei kurzen Sätzen bekommen hatte.»Aus welchem Grund sollte ich mit einem wildfremden Mann zu Abend essen wollen?«

Daraufhin hatte Dmitri ein Bündel Hundertdollarnoten gezückt und ihr fünf Scheine in die Hand gedrückt.»Mein Freund ist ein großzügiger Mensch. Ihm gehört eine Jacht, und er ist einsam. «Dmitri hatte die Veränderung ihres Gesichtsausdrucks genau beobachtet: auf Entrüstung war Neugier gefolgt, und der Neugier folgte sichtliches Interesse.

Sie ließ sich zu einem Lächeln herab.»Zufällig hab’ ich bis zu den nächsten Dreharbeiten noch ein bißchen Zeit. Es kann ja wohl nicht schaden, Ihrem Freund beim Dinner Gesellschaft zu leisten.«

«Gut, es wird ihn freuen.«

«Wo wohnt er denn?«

«In St-Paul-de-Vence.«

Dmitri hatte eine gute Wahl getroffen. Italienerin, Ende Zwanzig, ein ausgesprochen sinnliches Gesicht wie eine Katze und ein üppiger Busen. Als sie Harry Stanford jetzt am Tisch gegenübersaß, traf er eine Entscheidung.

«Reist du gern, Sophia?«

«Leidenschaftlich gern!«

«Gut, dann werden wir eine kleine Reise machen. Entschuldige mich einen Moment.«

Sophias Blicke folgten ihm, als er durch das Restaurant zum öffentlichen Telefon vor der Herrengarderobe schritt.

Stanford schob eine Telefonmünze in den Schlitz und wählte eine Nummer.»Die Hafenzentrale bitte.«

Sekunden später meldete sich eine Stimme. »C'est l'operatrice maritime.«

«Stellen Sie mich bitte zur Jacht Blue Skies durch. Die Nummer lautet Whiskey Bravo Lima neun acht null…«

Das Telefongespräch zog sich über fünf Minuten hin, und danach rief Stanford den Flughafen in Nizza an — ein kürzeres Gespräch.

Anschließend sagte Stanford etwas zu Dmitri, der das Restaurant eiligst verließ.

Stanford kehrte an den Tisch zu Sophia zurück.»Bist du bereit?«

«Ja.«

«Komm, machen wir einen Spaziergang. «Er brauchte Zeit, um sich einen Plan auszudenken.

Es war ein herrlicher, ein geradezu vollkommener Tag. Die Sonne hatte rosarote Wolken über den Horizont verteilt, und in den Straßen herrschte ein silbriges Licht.

Sie schlenderten durch die Rue Grande, an der wundervollen Kirche aus dem zwölften Jahrhundert vorbei, betraten die Bäckerei, die direkt am Stadttor lag, um frisches Brot einzukaufen, und als sie wieder herauskamen, stand einer von Harry Stanfords Schatten da und bewunderte die Kirche.

Harry Stanford gab Sophia den Laib Brot.»Warum bringst du ihn nicht nach Hause? Ich komme in ein paar Minuten nach.«

«In Ordnung. «Sie lächelte ihn an und fügte noch zärtlich hinzu:»Aber beeil dich, caro.«

Stanford wartete, bis sie verschwunden war, bevor er Dmitri heranwinkte.

«Was haben Sie herausgefunden?«

«Einer der beiden Männer und die Frau wohnen an der Straße nach Le Colle, in Le Hameau.«

Harry Stanford wußte sofort, welches Gebäude gemeint war — ein weißgekalktes Bauernhaus mit Obstgarten, das gut anderthalb Kilometer westlich von St-Paul-de-Vence lag.»Und der zweite Mann?«

«In Le Mas d'Artigny. «Le Mas d'Artigny war ein provenzalisches Landhaus, das ebenfalls in westlicher Richtung auf einem Hügel lag, drei Kilometer außerhalb St-Paul-de-Vence.

«Was soll ich mit ihnen machen, Sir?«

«Gar nichts. Ich werde mich selbst um sie kümmern.«

Harry Stanfords Villa lag an der Rue de Casette, direkt neben dem Rathaus, in einem Teil des Dorfes mit engen, kopfsteingepflasterten Gassen und besonders alten Häusern. Die fünfgeschossige Villa war mit historischen Ziegelsteinen und Putz errichtet worden. In den zwei Ebenen unter dem Wohnbereich befanden sich eine Garage und ein altes Gewölbe, das als Weinkeller diente. Eine Steintreppe führte vom Erdgeschoß zu den oberen Stockwerken, wo sich die Schlafzimmer, das Büro und eine geflieste Dachterrasse befanden. Das Haus war ausschließlich mit französischen Antiquitäten eingerichtet und voller Blumen.

Als Stanford zur Villa zurückkehrte, wurde er bereits von Sophia im Schlafzimmer erwartet. Sie war nackt.

«Warum bist du nur so lang fortgeblieben?«flüsterte sie.

Sophia Matteo, die sich zwischen den Filmengagements ihren Lebensunterhalt als Callgirl verdiente, war es gewöhnt, Orgasmen vorzutäuschen, um ihren Kunden zu schmeicheln; aber bei diesem Mann erwies sich das allerdings als unnötig. Er war einfach unersättlich; und sie erlebte einen Höhepunkt nach dem anderen.

Als schließlich beide völlig erschöpft waren, schlang Sophia die Arme um ihn und murmelte glücklich:»Ich würde am liebsten immer dableiben, caro.«

Ich wünschte, ich könnte dableiben, dachte Stanford verbittert.

Zu Abend aßen sie im Cafe de la Place am Plaza du Generaide-Gaulle, einem Restaurant am Eingang des Dorfs. Die Speisen waren köstlich; und Stanford schmeckte alles um so besser, als Gefahr für ihn Extrawürze bedeutete.

Später schlenderten sie zu Fuß nach Hause. Stanford ging absichtlich langsam, weil er seinen Beschattern Gelegenheit geben wollte, ihm auf den Fersen zu bleiben.

Von der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtete ein Mann gegen ein Uhr morgens, wie in der Villa die Lichter ausgingen, eines nach dem anderen, bis das Haus in völliger Dunkelheit lag.

Um halb vier Uhr morgens schlich Harry Stanford ins Gästeschlafzimmer zu Sophia und schüttelte sie sanft.»Sophia…«

Sie schlug die Augen auf, schaute zu ihm empor, und über ihre Züge breitete sich ein Lächeln freudiger Erwartung, das in Besorgnis umschlug, da er einen Straßenanzug trug. Sie setzte sich im Bett auf.»Ist etwas nicht in Ordnung?«

«Aber nein, meine Liebe, alles okay. Du hast doch gesagt, daß du gern auf Reisen gehst, und deshalb machen wir jetzt eine kleine Reise.«

Sie war hellwach.»Mitten in der Nacht?«

«Ja. Wir müssen uns absolut still verhalten.«

«Aber…«

«Beeil dich.«

Eine Viertelstunde später ging Harry Stanford — Sophia, Dmitri und Prinz hinter ihm her — über die Steintreppe nach unten in die Kellergarage, wo ein brauner Renault wartete. Dmitri öffnete behutsam die Garagentür und spähte hinaus. Außer Stanfords weißem Rolls-Royce Corniche, der vor dem Haus abgestellt war, schien die Straße leer und verlassen.»Alles klar.«

«Wir werden uns jetzt ein Spielchen erlauben«, sagte Stanford zu Sophia.»Du steigst mit mir im Renault hinten ein, und wir legen uns auf den Boden.«

Sie machte große Augen.»Aber warum?«

«Mir sind Konkurrenten auf den Fersen«, erwiderte er mit ernster Stimme.»Ich steh unmittelbar vor dem Abschluß eines großen Geschäfts, und sie wollen unbedingt herauskriegen, um was es dabei geht. Falls ihnen das gelänge, könnte es mich teuer zu stehen kommen.«

«Verstehe«, sagte Sophia, obwohl sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach.

Fünf Minuten später passierten sie das alte Stadttor von St-Paul-de-Vence in Richtung Nizza. Auf einer Bank neben dem Tor saß ein Mann, der den braunen Renault beobachtete und feststellte, daß Dmitri Kaminski am Steuer saß und neben ihm auf dem Beifahrersitz Prinz. Der Mann zog ein Mobiltelefon aus der Jackentasche und wählte.

«Es könnte ein Problem geben«, meldete er seiner Partnerin.

«Was für ein Problem?«

«Soeben hat ein brauner Renault das Dorf verlassen. Der Fahrer ist Dmitri Kaminski, und er hat den Hund dabei.«

«Und Stanford war nicht im Auto?«