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Peggy musterte ihn lange, bis sie mit dem Kopf nickte.»Ich werde mit ihm reden«, versprach sie.

Als Woody noch am gleichen Nachmittag Dr. Tichners Sprechzimmer betrat, befand er sich in Hochstimmung.»Sie möchten mich sprechen, Doktor? Es geht um Peggy, nicht wahr?«

«Nein, es betrifft Sie selber, Woody.«

Woody warf ihm einen erstaunten Blick zu.»Mich? Habe ich etwa ein Problem?«

«Sie wissen genau, was Ihr Problem ist.«

«Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen.«

«Wenn Sie so weitermachen, ruinieren Sie nicht nur Ihr eigenes Leben, sondern auch Peggys. Was nehmen Sie?«

«Nehmen?«

«Sie haben mich schon verstanden.«

Schweigen.

«Ich möchte Ihnen doch nur helfen.«

Woody saß regungslos und mit gesenktem Blick auf seinem Stuhl. Als er endlich sprach, klang seine Stimme heiser.»Sie haben völlig recht. Ich… ich habe versucht, mir etwas vorzumachen, aber ich halte es nicht mehr aus.«

«Wovon sind Sie abhängig?«

«Heroin.«

«O mein Gott!«

«Ich habe ja versucht, damit aufzuhören, glauben Sie mir, aber… ich schaffe es nicht.«

«Sie brauchen Hilfe. Es gibt Kliniken, wo man Ihnen helfen kann.«

«Ich kann nur hoffen, daß Sie recht haben«, sagte Woody müde.

«Ich bitte Sie, sich der Harbour Group Clinic in Jupiter anzuvertrauen. Werden Sie es dort probieren?«

Kurzes Zögern, dann:»Ja.«

«Wer versorgt Sie mit Heroin?«wollte Dr. Tichner wissen.

Woody schüttelte den Kopf.»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«

«Na schön. Ich werde Sie in der Klinik anmelden.«

Am Morgen darauf sprach Dr. Tichner beim

Polizeipräsidenten vor.

«Irgend jemand versorgt ihn mit Heroin«, erklärte der Arzt,»er will mir aber nicht verraten, wer.«

Polizeipräsident Murphy sah Dr. Tichner in die Augen und nickte mit dem Kopf.»Ich glaube, ich weiß, wer's ist.«

Es gab mehrere Verdächtige. Hobe Sound war eine kleine Gemeinde, so daß jeder wußte, was der andere so trieb.

An der Bridge Road hatte kürzlich ein Spirituosengeschäft eröffnet, das die Kunden in Hobe Sound tagtäglich rund um die Uhr belieferte.

Ein Arzt aus dem Krankenhaus war angezeigt und bestraft worden, weil er unverhältnismäßig hohe Dosierungen von Arzneimitteln verschrieben hatte.

Auf der anderen Seite des Kanals war vor einem Jahr eine Turnhalle in Betrieb genommen worden, und es ging das Gerücht, daß der Trainer selbst Steroide einnahm und für gute Kunden auch noch andere Drogen bereithielt.

Der Polizeichef Murphy dachte allerdings an jemand anders.

Tony Benedotti betreute bei vielen Familien in Hobe Sound schon seit langer Zeit die Gärten. Er hatte Gartenbau studiert; er liebte nichts mehr, als seine Zeit mit dem Anlegen von Gärten zu verbringen, und die von ihm gestalteten Gärten und Rasenflächen waren die schönsten weit und breit. Er war ein stiller Mensch, der zurückgezogen lebte, und die Leute, für die er arbeitete, wußten kaum etwas über ihn; für einen Gärtner jedoch wirkte er viel zu kultiviert, so daß man über seine Vergangenheit rätselte.

Murphy bestellte ihn zu sich ins Präsidium.

«Falls es um meinen Führerschein geht, so kann ich Ihnen gleich sagen, daß ich ihn erneuert habe«, erklärte Benedotti.

«Setzen Sie sich«, wies Murphy ihn an.

«Gibt es ein Problem?«wollte Benedotti wissen.

«In der Tat. Sie sind doch ein gebildeter Mensch, nicht wahr?«

«Ja.«

Der Polizeichef lehnte sich in seinem Stuhl zurück.»Und wieso arbeiten Sie dann als Gärtner?«

«Ich liebe nun mal die Natur.«

«Und was lieben Sie sonst noch?«

«Ich verstehe nicht.«

«Wie lang sind Sie schon Gärtner?«

Benedotti schaute Murphy fragend an.»Sollten sich etwa Kunden von mir bei Ihnen beschwert haben?«

«Bitte antworten Sie auf meine Frage.«

«Etwa fünfzehn Jahre.«

«Und Sie besitzen ein hübsches Haus und ein Schiff?«

«Ja.«

«Kann man sich denn bei den Einkünften eines Gärtners so etwas leisten?«

«So groß ist mein Haus nun auch wieder nicht«, wandte Benedotti ein.»Mein Schiff übrigens auch nicht.«

«Vielleicht verdienen Sie ja ein bißchen nebenbei.«

«Was wollen Sie damit…«

«Sie arbeiten doch für ein paar Leute in Miami, habe ich recht?«

«Ja.«

«Dort wohnen eine Menge Italiener. Leisten Sie denen gelegentlich ein paar Gefälligkeiten?«

«Was für Gefälligkeiten?«

«Indem Sie Drogen verkaufen, zum Beispiel.«

«Du großer Gott!«Benedotti betrachtete ihn mit einem Ausdruck blanken Entsetzens.»Aber nein, natürlich nicht!«

Murphy beugte sich vor.»Ich will Ihnen mal was sagen, Benedotti. Ich beobachte Sie nun schon ein Weilchen, und ich habe mich mit etlichen Leuten unterhalten, für die Sie hier arbeiten, und die wollen mit Ihnen und Ihren Mafiafreunden nicht das geringste zu tun haben. Ist das klar?«

Benedotti kniff für eine Sekunde die Augen zusammen und öffnete sie wieder.»Absolut klar«, sagte er.

«Gut. Ich erwarte, daß Sie bis morgen verschwunden sind.

Ich möchte Sie hier in Hobe Sound nie mehr sehen.«

Woody Stanford blieb drei Wochen lang in der Harbour Group Clinic und war nach seiner Entlassung wieder ganz der gute alte liebenswürdige, elegante Woody, in dessen Gesellschaft sich jeder wohl fühlte. Er nahm auch das Polospiel wieder auf und ritt Mimi Carsons Pferde.

Am Sonntag, als der achtzigste Jahrestag der Gründung des Palm Beach Polo & Country Clubs gefeiert wurde und dreitausend Fans anreisten, herrschte auf dem South Shore Boulevard dichter Verkehr. Alles drängte zum Poloplatz, um sich einen Sitzplatz auf der westlichen Seite und auf der überdachten Zuschauertribüne gegenüber zu sichern, da an diesem Tag einige der weltbesten Polospieler mitwirken würden.

Peggy saß neben Mimi Carson, die sie eingeladen hatte, in einer Loge.

«Woody hat mir erzählt, daß Sie heute zum ersten Mal einem Polospiel zuschauen. Warum sind Sie eigentlich bisher noch nie hiergewesen?«

Peggy leckte sich verlegen die Lippen.»Ich… es war so, daß ich immer ganz nervös war, wenn Woody spielte. Polo ist doch ein gefährlicher Sport, oder nicht?«

«Bei acht Spielern mit einem Gewicht von je rund hundertsechzig Pfund auf achthundert Pfund schweren Pferden, die mit einer Geschwindigkeit von fast sechzig Stundenkilometern über dreihundert Meter aufeinander losrasen — da kann es schon zu Unfällen kommen.«

Peggy schüttelte sich.»Ich könnt's nicht ertragen, wenn Woody noch mal was zustoßen würde. Ich würd's einfach nicht aushalten. Ich mach’ mir schrecklich Sorgen um ihn.«

«Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen«, sagte Mimi Carson leise.»Er gehört nämlich zu den sichersten und besten Spielern. Er hat bei Hector Barrantas gelernt, wissen Sie.«

«Bei wem?«Peggy schaute sie fragend an.

«Hector Barrantas. Er ist absolute Spitze, eine Legende in der Welt des Polospiels.«

«Ach so.«

In der Zuschauermenge entstand ein Raunen — die Spieler ritten aufs Spielfeld.

«Und was passiert jetzt?«fragte Peggy.

«Sie haben ihre Runde zum Aufwärmen absolviert. Gleich geht das Spiel los.«

Die beiden Mannschaften formierten sich unter der heißen Floridasonne und warteten auf den Balleinwurf des Schiedsrichters.

Woody sah fantastisch aus: sonnengebräunt, körperlich fit und agil, kampfbereit. Peggy winkte und warf ihm eine Kußhand zu.

Die Mannschaften standen sich in Reih und Glied gegenüber, und die Spieler hielten ihre anderthalb Meter langen Schläger nach unten.

«Ein Spiel hat gewöhnlich sechs Runden«, erläuterte Mimi Carson,»eine Spielrunde dauert immer sieben Minuten, dann wird eine Glocke geläutet, und es folgt eine kurze Ruhepause. Für jede neue Runde wird das Pferd gewechselt. Sieger ist die Mannschaft, die die meisten Tore erzielt.«