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«Nein.«

«Das glaube ich einfach nicht. Sein Leibwächter läßt ihn nachts nie allein — und der Hund auch nicht.«

«Steht sein weißer Corniche noch vor der Villa?«erkundigte sich der zweite Mann, der den Auftrag hatte, sich an Harry Stanford dranzuhängen.

«Jawohl, aber er könnte den Wagen gewechselt haben.«

«Oder die ganze Sache ist nur ein Täuschungsmanöver! Ruf beim Flughafen an.«

Minuten später sprachen sie mit dem Kontrollturm.

«Die Maschine von Monsieur Stanford? Oui. Ist vor einer Stunde gelandet und bereits aufgetankt.«

Es verstrichen keine fünf Minuten, und zwei Mitglieder von Stanfords Beschattungsteam befanden sich auf dem Weg zum Flughafen. Ein Mann blieb zurück, um die Villa im Auge zu behalten.

Als der braune Renault durch La Coalle-sur-Loup fuhr, richtete Stanford sich auf.»Jetzt können wir getrost bequem auf den Sitzen Platz nehmen«, bedeutete er Sophia, um gleich darauf Dmitri Anweisung zu geben.»Zum Flughafen von Nizza. Schnell.«

Kapitel 2

Auf dem Flughafen von Nizza rollte eine halbe Stunde später eine umgebaute Boeing 727 langsam über den Runway in Startposition.»Haben die's aber eilig!«murmelte der diensthabende Beamte im Kontrollturm.»Nun hat der Pilot schon zum dritten Mal um Starterlaubnis gebeten.«

«Wem gehört die Maschine?«

«Harry Stanford, König Midas persönlich.«

«Ist wohl in Eile, wegen der nächsten Milliarde.«

Der Fluglotse drehte sich zu einem Monitor und überwachte den Start eines Lear-Jets, bevor er das Mikrofon in die Hand nahm.»Boeing Eight Nine Five Papa, hier spricht die Abflugkontrolle Nizza Airport. Ihr Abflug ist freigegeben. Fünf zur Linken. Nach dem Abheben nach rechts drehen, Kurs One Four Zero.«

Pilot und Copilot wechselten einen Blick der Erleichterung. Der Pilot drückte den Mikrofonknopf.»Roger. Boeing Eight Nine Five Papa ist klar zum Abflug. Wird nach rechts auf One Four Zero drehen.«

Und im nächsten Augenblick donnerte die riesige Maschine über den Runway, um in den grau dämmernden Himmel aufzusteigen.

Der Copilot sprach ins Mikrofon:»Abflug. Boeing Eight Nine Five Papa steigt von dreitausend auf Flughöhe Seven Zero. «Er wandte den Kopf zum Piloten.»Wau! Der Alte hat es aber eilig gehabt, vom Boden abzuheben.«

Der Pilot zuckte mit den Schultern.»Wir sind nicht dazu da, zu fragen, wir riskieren sonst Kopf und Kragen. Wie geht's ihm hinten?«

Der Copilot stand auf, trat zur Tür des Cockpits und spähte in die Kabine.»Er ruht sich aus.«

Sie telefonierten vom Wagen aus mit dem Flughafen.

«Das Flugzeug von Mr. Stanford… Ist es noch am Boden?«

«Non, Monsieur, es ist abgeflogen.«

«Hat der Pilot einen Flugplan eingereicht?«

«Aber selbstverständlich, Monsieur.«

«Und wohin geht der Flug?«

«Die Maschine fliegt den Kennedy-Airport in New York an.«

«Vielen Dank. «Er wandte sich an seinen Begleiter.»Also New York. Unsere Leute werden ihn dort in Empfang nehmen.«

«Und Sie sind sich absolut sicher, daß sie uns nicht gefolgt sind?«fragte Harry Stanford, während der Renault die Stadtgrenze von Monte Carlo in Richtung italienischer Grenze hinter sich zurückließ.

«Absolut, Sir, wir haben sie abgehängt.«

«Gut. «Harry Stanford lehnte sich entspannt im Sitz zurück. Seine Sorge war grundlos gewesen, denn die Beschatter vermuteten ihn an Bord seines Flugzeugs und konzentrierten sich auf die Boeing. Er durchdachte seine Situation noch einmal. Für ihn hing letztendlich alles davon ab, was sie über ihn wußten oder wann sie etwas in Erfahrung brächten. Sie waren Hyänen, die der Fährte eines Löwen folgten — in der Hoffnung, ihn erledigen zu können. Harry Stanford gestattete sich ein selbstzufriedenes Lächeln, denn sie hatten ihn unterschätzt. Den gleichen Fehler hatten vor ihnen schon andere begangen, und es war sie teuer zu stehen gekommen, und auch diesmal würde dafür jemand zahlen müssen. Er war schließlich Harry Stanford, der Vertraute von Staatspräsidenten und Königen; er hatte Macht und war reich genug, um die Wirtschaft von einem Dutzend Länder in Schwierigkeiten bringen zu können.

Die Boeing 727 befand sich im Luftraum über Marseille. Der Pilot sprach ins Mikrofon:»Marseille, Boeing Eight Nine Five Papa ist in Kontakt mit Ihnen und steigt von Flughöhe One Nine Zero auf Flughöhe Two Three Zero.«»Roger.«

Kurz nach Anbruch der Morgendämmerung erreichte der Renault San Remo, eine Stadt, mit der Harry Stanford angenehme Erinnerungen verbanden, die sich in letzter Zeit jedoch radikal verändert hatte. Er dachte an die Zeiten zurück, als San Remo noch eine elegante Stadt mit erstklassigen Hotels und Restaurants gewesen war. Damals waren im dortigen Spielkasino Smoking und Abendkleid Pflicht gewesen, und man hatte an einem einzigen Abend ein Vermögen gewinnen oder verlieren können. Mittlerweile war San Remo dem Massentourismus zum Opfer gefallen, und an den Spieltischen lümmelten jetzt angeberische, hemdsärmelige Kunden herum.

Der Renault näherte sich dem Hafen; die französischitalienische Grenze lag bereits zwanzig Kilometer zurück. In San Remo gab es zwei Jachthäfen — Marina Porto Sole im Osten und im Westen Porto Communale. In Porto Sole wurde das Anlegen der Schiffe von einem Hafenbeamten überwacht. Im Porto Communale dagegen verlief alles unbeaufsichtigt.

«Welchen von beiden?«erkundigte sich Dmitri.

«Porto Communale«, antwortete Stanford. Je weniger Menschen sich in der Umgebung aufhalten, desto besser.

«Jawohl, Sir.«

Bald darauf hielt der Renault bei der Blue Skies an, einer schnittigen, etwa fünfzig Meter langen Motorjacht, wo Kapitän Vacarro und seine Zwölfer-Crew in Reih und Glied an Deck standen. Der Kapitän kam die Gangway heruntergeschritten, um die Ankömmlinge zu begrüßen.

«Guten Morgen, Signor Stanford«, sagte Kapitän Vacarro.»Wir werden Ihr Gepäck an Bord holen…«»Es gibt kein Gepäck. Wir stechen sofort in See.«

«Jawohl, Sir.«

«Einen Moment. «Stanford musterte die Crew, und sein Gesicht verfinsterte sich.»Der letzte Mann dort ist neu, nicht wahr?«

«Jawohl, Sir. Unser Schiffsjunge ist in Capri erkrankt, da haben wir an seiner Stelle diesen Mann angeheuert. Er hat beste…«

«Zahlen Sie ihn aus.«

Der Kapitän schaute ihn verdutzt an.»Auszahlen…?«

«Zahlen Sie ihn aus, damit wir von hier fortkommen.«

Kapitän Vacarro nickte.»In Ordnung, Sir.«

Harry Stanford quälten plötzlich dunkle Vorahnungen, während er seinen Blick über die Jacht schweifen ließ. Da lag Gefahr in der Luft; eine Gefahr, die fast mit Händen zu greifen war. Er mußte sicherstellen, daß sich kein Fremder an Bord befand; er durfte jetzt auf keinen Fall fremde Menschen in seiner Nähe dulden. Dem Kapitän und seiner Crew konnte er vertrauen, denn sie standen seit Jahren in seinen Diensten. Sein Blick fiel auf seine junge Begleiterin, die von Dmitri ausgesucht worden war; aber auf Dmitri war Verlaß, da bestand also keinerlei Anlaß zur Besorgnis. Und was Dmitri selbst betraf, so hatte der treue Leibwächter ihm bereits mehr als einmal das Leben gerettet.»Bleiben Sie in meiner Nähe«, befahl ihm Stanford.

«Jawohl, Sir.«

Stanford nahm Sophias Arm.»Dann wollen wir mal an Bord, meine Liebe.«

Dmitri Kaminski stand an Deck, um die Crew bei den Vorbereitungen zum Ablegen zu beobachten. Sein Blick glitt über den Hafen, konnte aber nirgends etwas Besorgniserregendes entdecken; um diese Tageszeit war am Hafen ohnehin wenig los. Die riesigen Schiffsgeneratoren sprangen an, und die Jacht setzte sich in Bewegung.

Der Kapitän kam auf Harry Stanford zu.»Sie haben uns noch gar nicht mitgeteilt, welchen Hafen wir ansteuern, Signor Stanford.«

«Nein, Kapitän, habe ich nicht. Stimmt. «Er überlegte kurz.»Portofino.«