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«Jawohl, Sir.«

«Übrigens — halten Sie bitte totale Funkstille ein.«

Kapitän Vacarro runzelte die Stirn.»Totale Funkstille? Jawohl, Sir. Doch was ist, wenn…«

«Nun machen Sie sich deswegen mal keine Gedanken«, beschwichtigte ihn Harry Stanford.»Führen Sie die Anweisung einfach aus, und sorgen Sie bitte dafür, daß niemand an Bord über Satellit telefoniert.«

«In Ordnung, Sir. Werden wir in Portofino anlegen?«

«Ich werde Ihnen rechtzeitig Bescheid geben, Kapitän.«

Harry Stanford zeigte Sophia die Jacht, die zu den

Besitztümern zählte, die ihn mit besonderem Stolz erfüllten. Die Blue Skies war in der Tat ein atemberaubend schönes Schiff. Sie hatte eine luxuriös eingerichtete Herrensuite mit Wohn- und Arbeitszimmer, das Arbeitszimmer war geräumig und bequem ausgestattet, und die technische Ausrüstung hätte ausgereicht, um eine Kleinstadt zu verwalten. An der Wand befand sich eine elektronische Seekarte, auf der ein bewegliches Schiffchen die jeweilige Position der Jacht meldete. Durch eine Schiebetür gelangte man von der

Herrensuite auf ein Verandadeck, wo eine Chaiselongue und ein Tisch mit vier Stühlen zum Entspannen einluden, und bei stiller See pflegte Stanford auf der Veranda zu frühstücken.

Die Jacht verfügte über sechs Gästekabinen, und auf dem unteren Deck befand sich ein komplett ausgerüstetes FitneßStudio. Außerdem gab es an Bord einen Weinkeller und einen Saal für Filmvorführungen — Harry Stanford besaß eine der umfangreichsten Pornofilmsammlungen der Welt. Die Einrichtung der Jacht war insgesamt überaus exquisit; und was dort an Gemälden zu sehen war, hätte jedes Museum mit Stolz erfüllt.

«Das meiste hast du jetzt gesehen«, meinte Stanford.»Den Rest zeige ich dir morgen.«

Sophia war überwältigt.»So was hab ich wirklich noch nie gesehen! Das ist… das ist hier ja wie in einer Stadt!«

Ihre Begeisterung entlockte Harry Stanford unwillkürlich ein Lächeln.»Der Steward wird dir deine Kabine zeigen. Mach's dir bequem. Ich habe noch zu arbeiten.«

Harry Stanford ging in sein Arbeitszimmer und überprüfte anhand der elektronischen Seekarte die momentane Position seiner Jacht. Blue Skies befand sich auf dem Ligurischen Meer, mit Kurs in nordöstlicher Richtung. Sie werden nie auf die Idee kommen, daß ich ihnen entwischt sein könnte und hier bin, dachte Stanford. Sie werden mich auf dem Kennedy-Airport erwarten. Aber wenn wir Portofino erreichen, werde ich alles in Ordnung bringen.

In zwölftausend Meter Flughöhe erhielt der Pilot der Boeing 727 neue Instruktionen.»Boeing Eight Nine Five Papa, Sie erhalten Anflugerlaubnis direkt für Delta India November Kurs vierzig gemäß Flugplan.«

«Roger. Boeing Eight Nine Five Papa hat Anflugerlaubnis direkt für Dinard, Kurs gemäß Flugplan.«

Der Pilot streckte sich, erhob sich aus dem Sitz und schritt zur Tür des Cockpits, um in die Passagierkabine zu spähen.

«Wie geht es unserem Passagier?«erkundigte sich der Copilot.

«Macht mir einen hungrigen Eindruck.«

Kapitel 3

Die Küste Liguriens gilt als die italienische Riviera. Sie bildet von der französisch-italienischen Grenze bis nach Genua einen Halbkreis und zieht sich dann bis zum Golf von La Spezia hin. Der schöne, lange Küstenstreifen und seine schäumenden Gewässer umfassen die ausgebauten Häfen von Portofino und Vernazza sowie draußen auf dem Meer die Inseln Elba, Sardinien und Korsika.

Blue Skies hielt Kurs auf Portofino, das mit seinen Hängen voller Olivenbäume, Pinien, Zypressen und Palmen schon von weitem einen beeindruckenden Anblick bot. Harry Stanford, Sophia und Dmitri standen an Deck und bewunderten die näher rückende Küstenlinie.

«Bist du schon oft in Portofino gewesen?«fragte Sophia.

«Etliche Male.«

«Und wo ist dein Hauptwohnsitz?«

Die Frage ist mir zu persönlich, dachte er und antwortete nicht.»Portofino wird dir gefallen, Sophia. Ein wunderschöner Ort.«

Kapitän Vacarro trat zu ihnen.»Werden Sie an Bord zu Mittag essen, Signor Stanford?«

«Nein, wir werden im Splendide essen.«

«Sehr wohl. Soll ich mich darauf einrichten, daß wir gleich nach Mittag die Anker lichten?«

«Ich glaube nicht. Wir möchten doch die Schönheit des Orts ein wenig genießen.«

Kapitän Vacarro musterte ihn mit einem Ausdruck sichtlicher Verwirrung, denn in einem Moment hatte Harry Stanford es schrecklich eilig, und im nächsten Moment schien die Zeit für ihn stillzustehen. Und dann diese Geschichte mit der totalen

Als die Blue Skies im äußeren Hafen vor Anker ging, fuhren Stanford, Sophia und Dmitri mit dem Beiboot an Land. Der kleine Hafen war bezaubernd, und die einzige Straße hügelaufwärts wurde von einer Vielfalt faszinierender Geschäfte und trattorie gesäumt. Ein Dutzend oder mehr Fischerboote waren auf den Kieselstrand gezogen worden.

«Wir werden in dem Hotel auf dem Berg zu Mittag essen«, sagte Stanford zu Sophia.»Von dort oben genießt man eine herrliche Aussicht. «Er deutete mit einer Kopfbewegung zu dem Taxi, das jenseits der Hafenanlagen stand.»Fahr du schon mit dem Taxi voraus, ich komme in ein paar Minuten nach. «Er reichte ihr ein Bündel Lirescheine.

«Einverstanden, caro.«

Harry Stanford schaute ihr eine Weile nach, dann drehte er sich zu Dmitri um.»Ich habe einen Anruf zu erledigen.«

Aber nicht von der Jacht aus, dachte Dmitri.

Stanford ging auf eine der beiden öffentlichen Telefonzellen im Hafenbezirk zu, trat hinein und wählte, während Dmitri sich davorstellte und die Szene wachsam im Auge behielt.

«Ich hätte gern eine Verbindung mit der Schweizerischen Vereinsbank in Genf.«

Als eine Frau auf die zweite Telefonzelle zuging, trat Dmitri einen Schritt vor und stellte sich ihr in den Weg.

«Entschuldigen Sie«, sagte die Frau.»Ich…«

«Ich erwarte einen Anruf.«

Sie musterte ihn erstaunt,»ach so«, und warf einen hoffnungsvollen Blick auf die andere Telefonzelle, in der Stanford sprach.

«Ich an Ihrer Stelle würde nicht warten«, brummte Dmitri.»Der wird so schnell nicht mit Telefonieren aufhören.«

Die Frau zuckte mit den Schultern und ging davon.

«Hallo?«

Dmitri konnte Stanfords Stimme klar und deutlich hören.

«Peter? Es gibt da ein kleines Problem, über das ich gern mit dir sprechen würde. «Harry Stanford zog die Tür der Telefonzelle zu und begann ungeheuer schnell zu reden, so daß Dmitri kein einziges Wort verstand. Dann legte Stanford auf und kam wieder heraus.

«Alles in Ordnung, Mr. Stanford?«

«Gehen wir essen.«

Das Splendide ist das Juwel unter den Hotels von Portofino und das Haus mit dem schönsten Panoramablick über die Meeresbucht, und es beherbergt nur die Superreichen als Gäste, da es eifersüchtig auf sein Renommee achtet. Dort oben auf der Terrasse aßen Harry Stanford und Sophia zu Mittag.

«Darf ich für dich bestellen?«fragte Stanford.»Es gibt hier ein paar Spezialitäten, die dir bestimmt schmecken werden.«

«Ich bitte darum«, entgegnete Sophia.

Stanford bestellte das spezielle Pastagericht der Region, trenette alpesto, Kalbfleisch und focaccia — das gesalzene Brot dieser Gegend.

«Und dazu eine Flasche Schräm, Jahrgang '88. «Er blickte Sophia in die Augen.»Gewinner der Goldmedaille beim internationalen Londoner Weinwettbewerb. Das Weingut ist mein persönliches Eigentum.«

«Du hast das Glück auf deiner Seite. «Sie strahlte ihn an.

Mit Glück hatte das wirklich nichts zu tun.»Ich vertrete die Ansicht, daß der Mensch die kulinarischen Köstlichkeiten der Erde auch genießen sollte. «Er nahm ihre Hand.»Und alle anderen auch.«

«Du bist ein erstaunlicher Mann.«

«Danke für das Kompliment.«