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«Sie werden nachgeschickt. Ich kümmere mich darum.«

«Gut. He — die ganze Sache hat sich aber für uns beide wirklich gelohnt, was?«

Er nickte.»Ja, das hat sie.«

Tyler fuhr Margo persönlich zum Logan International Airport.

Auf dem Flughafen betrachtete sie ihn mit einem forschenden Blick.»Wie wirst du's den anderen erklären?«wollte sie wissen.»Meine plötzliche Abreise, meine ich.«

«Ich werde ihnen sagen, daß du eine sehr liebe alte Freundin besuchen mußtest, die unerwartet erkrankte — in Südamerika.«

Sie schaute ihn etwas traurig an.»Darf ich dir etwas gestehen, Richter? Diese Weltreise mit der Jacht — auf der hätten wir beide bestimmt unseren Spaß gehabt.«

Über Lautsprecher wurde ihr Flug aufgerufen.

«Dann muß ich wohl.«

«Gute Reise.«

«Danke, und auf Wiedersehen in Chicago.«

Tyler sah ihr nach, bis sie im Abflugterminal verschwunden war, und wartete den Start ihrer Maschine ab, bis er zur Limousine zurücklief.»Nach Rose Hill«, sagte er zum Chauffeur.

Zurück im Haus, lief er sofort in sein Zimmer und wählte die Durchwahl vom Gerichtspräsidenten Keith Perry in Chicago.

«Du wirst hier schon sehnsüchtig erwartet, wann kommst du denn endlich? Wir haben dir zu Ehren eine kleine Feier geplant.«

«Sehr bald, Keith«, erwiderte Tyler.»Unterdessen wäre ich dir dankbar für deine Hilfe bei einem kleinen Problem, das mir Kummer bereitet.«

«Aber natürlich. Was kann ich für dich tun?«

«Es geht um eine Verbrecherin, der ich zu helfen versucht hatte. Margo Posner. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich dich über den Fall unterrichtet.«

«Ich kann mich gut erinnern. Wo liegt das Problem?«

«Die arme Frau hat es sich in den Kopf gesetzt, daß sie meine Schwester ist. Sie ist mir nachgereist und wollte mich in Boston ermorden.«

«O mein Gott, das ist ja furchtbar.«

«Sie befindet sich zur Zeit auf dem Rückflug nach Chicago, Keith. Sie hat mir die Hausschlüssel gestohlen, und ich habe keine Ahnung, was sie als nächstes vorhat. Die Frau ist eine gefährliche Verrückte. Sie hat gedroht, meine ganze Familie umzubringen. Ich hätte gern, daß sie in die Reed Mental Health Facility eingeliefert wird. Wenn du die Einweisungsformulare ausfüllen und mir faxen würdest, setze ich meine Unterschrift drunter und faxe sie dir zurück. Um die Durchführung der erforderlichen psychiatrischen Untersuchungen kümmere ich mich dann persönlich.«

«In Ordnung. Ich nehme die Sache sofort in die Hand, Tyler.«

«Ich weiß deine Hilfe zu schätzen. Die Posner fliegt mit der United Airlines Flug 307. Ankunft Chicago zwanzig Uhr fünfzehn. Ich würde vorschlagen, daß du ein paar Männer zum Flughafen schickst, damit sie an Ort und Stelle festgenommen und unverzüglich ins Reed eingeliefert wird — in den Hochsicherheitstrakt dort. Und Besuch sollte sie keinen empfangen dürfen.«

«Ich werde dafür sorgen. Tut mir aufrichtig leid, daß du das durchmachen mußtest, Tyler.«

Tylers Stimme verriet Resignation.»Du kennst ja das alte Sprichwort, Keith: >Es gibt keine gute Tat, und sei sie noch so klein, für die man am Ende nicht bestraft wird.<«

Es war Kendall, die sich abends bei Tisch erkundigte:»Ißt Julia denn nicht mit uns?«

«Leider nein«, erwiderte Tyler mit einem Ausdruck des Bedauerns.»Sie hat mich gebeten, euch ihre Abschiedsgrüße zu bestellen. Sie mußte fort, nach Südamerika, und sich dort um eine alte Freundin kümmern, die einen Schlaganfall erlitten hat. Es kam alles recht plötzlich und unerwartet.«

«Aber das Testament ist ja noch gar nicht…«

«Julia hat mir eine Generalvollmacht erteilt. Ich soll es so einrichten, daß ihr Erbteil auf ein Treuhandkonto überwiesen wird.«

Ein Diener servierte Tyler einen Teller mit dicker Muschelsuppe — eine Bostoner Spezialität.

«Oha«, meinte er,»das sieht ja köstlich aus, und ich habe heute einen besonders großen Appetit.«

Flug 307 der United Airlines setzte planmäßig zur Landung auf dem O'Hare International Airport an, und über Lautsprecher meldete sich eine metallisch harte Stimme:»Meine Damen und Herren, bitte legen Sie Ihre Sitzgurte an.«

Margo Posner hatte den Flug genossen und die meiste Zeit davon geträumt, was sie mit ihrer Million Dollar machen würde, und sich vorgestellt, wie sie in den vornehmen Sachen und mit den Juwelen aussehen würde, die sie in Boston gekauft hatte. Und das alles verdanke ich im Grunde nur der Tatsache, daß ich ins Kittchen mußte. Ist das etwa kein Anlaß zum Jubeln?

Nach der Landung suchte Margo Posner ihre Sachen zusammen und lief die Treppe hinunter, gefolgt von einem Flugbegleiter. Unten, in unmittelbarer Nähe der Maschine, stand ein Rettungswagen, daneben, ganz in Weiß, zwei Sanitäter und ein Arzt, denen der Flugbegleiter ein Zeichen gab: Er deutete auf Margo.

Als Margo unten an der Treppe ankam, trat ein weißgekleideter Mann auf sie zu und sagte:»Verzeihung, Ma'am.«

Margo hob den Kopf.»Ja?«

«Sind Sie Margo Posner?«

«Ja, was ist…?«

«Ich bin Dr. Zimmermann. «Er faßte sie am Arm.»Wir möchten Sie bitten, uns zu begleiten. «Er dirigierte sie in Richtung des Rettungswagens.

Margo versuchte sich loszureißen.»Moment mal! Was wollen Sie von mir?«schrie sie.

Inzwischen war je ein Sanitäter neben ihr aufgetaucht, und sie wurde in die Mitte genommen.

«Bitte folgen Sie uns«, sagte der Arzt.

«Hilfe!«schrie Margo Posner.»Hilfe!«

Die übrigen Passagiere starrten sie nur mit offenem Mund an.

«Was steht ihr da rum?«rief Margo.»Seid ihr denn blind? Ich werde gekidnappt! Ich bin Julia Stanford! Ich bin Harry Stanfords Tochter.«

«Natürlich sind Sie Harry Stanfords Tochter!«sagte Dr. Zimmermann beschwichtigend.»Nun beruhigen Sie sich doch!«

Die Zuschauer schauten erstaunt zu, wie Margo, schreiend und um sich schlagend, in den Ambulanzwagen geschoben wurde.

Drinnen nahm der Arzt eine Spritze und drückte Margo die Nadel in den Arm.»Entspannen Sie sich!«sagte er.»Es wird ja alles wieder gut.«

«Sie sind wohl verrückt!«rief Margo.»Sie müssen…«Ihr fielen die Augenlider zu.

Die Wagentüren wurden geschlossen, und die Ambulanz fuhr los.

Bei der Lektüre des Berichts mußte Tyler lauthals lachen, weil er sich das Bild gut vorstellen konnte, wie das geldgeile Miststück trotz heftiger Gegenwehr weggeschleppt und abtransportiert worden war. Er würde schon dafür sorgen, daß sie für den Rest ihres Lebens in der psychiatrischen Abteilung hinter Schloß und Riegel bliebe!

Jetzt habe ich das Spiel wirklich gewonnen, sagte er sich. Ich hab's geschafft! Wenn der Alte wüßte, daß ich die Stanford Enterprises unter’m Daumen habe, würde er sich im Grabe umdrehen — wenn er noch ein Grab hätte. Und jetzt kann ich auch Lee alle Träume erfüllen.

Die Ereignisse dieses Tages hatten Tyler in sexuelle

Erregung versetzt. Ich muß mir Erleichterung verschaffen. Er öffnete seinen Koffer und holte aus dem hinteren Fach ein Exemplar von Damron's Address Book heraus, wo er unter» Boston «eine Liste der zahlreichen Schwulenbars fand.

Er entschied sich für das» Quest «an der Boylston Street.

Das Abendessen werde ich mir heute schenken. Ich geh gleich in den Klub.

Julia und Sally machten sich für die Arbeit zurecht.

«Und wie war dein Abend mit Henry?«wollte Sally wissen.

«Wie immer.«

«War's wirklich so schlimm, ja? Habt ihr euch schon auf den Hochzeitstermin geeinigt?«

«Gott bewahre!«rief Julia entsetzt.»Henry ist ja ein lieber Kerl, aber…«Sie stieß einen Seufzer aus.»Er ist nichts für mich.«

«Henry vielleicht nicht«, meinte Sally.»Aber die hier sind ganz bestimmt für dich«, und sie reichte Julia fünf Umschläge.