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Ein Klopfen an der Tür. Tyler öffnete, und draußen stand Clark.»Verzeihung, Richter Stanford, für Sie ist ein Brief angekommen.«

Wahrscheinlich von Keith Perry, um mir zu gratulieren.

«Vielen Dank, Clark. «Er nahm den Umschlag entgegen, der in Kansas City aufgegeben worden war. Er schaute noch einmal irritiert hin, öffnete den Brief und las:

Sehr geehrter Richter Stanford,

Sie sollten, so meine ich, doch wissen, daß Sie eine Halbschwester namens Julia haben. Sie ist die Tochter von Rosemary Nelson und Ihrem Vater und lebt hier in Kansas City, und zwar unter der Adresse 1425 Metcalf Avenue, Apartment 36, Kansas City, Kansas. Ich bin sicher, daß Julia sich sehr freuen würde, von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen, eine Freundin.

Tyler betrachtete den Brief mit ungläubiger Miene, und es lief ihm kalt den Rücken herunter.»Nein!«rief er laut. Das werde ich nicht zulassen, wahrscheinlich ist sie eine Hochstaplerin. Doch er hatte das unangenehme Gefühl, daß diese Julia tatsächlich die wahre Julia war. Undjetzt meldet die Hexe sich, um ihren Anteil am Erbe zu beanspruchen. Meinen Anteil! verbesserte er sich. Er gehört ihr nicht. Ich muß verhindern, daß sie hier aufkreuzt. Es würde mir alles zunichte machen, denn dann müßte ich ja auch erklären, wie es zu der anderen Julia kam, und… Tyler erschauerte.

«Nein!«

Ich werde dafür sorgen, daß sich jemand um sie kümmert. Er griff nach dem Hörer und wählte Hal Bakers Nummer.

Kapitel 22

Der Hautarzt schloß die Untersuchung mit einem Kopfschütteln ab.»Mir sind ja in meiner Praxis schon eine Menge Fälle vorgekommen, aber ein so schlimmer noch nie.«

Hal Baker nickte und kratzte sich am Kopf.

«Schauen Sie, Mr. Baker, wir haben drei Möglichkeiten: Ihr Ausschlag kann eine Pilzerkrankung sein, eine Allergie, oder es kann sich um Neurodermatitis handeln. Die Hautprobe von Ihrer Hand hat mir unter dem Mikroskop gezeigt, daß es keine Pilzerkrankung ist, und Sie hatten mir mitgeteilt, daß Sie beruflich nicht mit chemischen Stoffen in Berührung kommen…«

«Das stimmt.«

«Auf die Weise haben wir die Suche nach der Ursache einengen können. Sie leiden unter dem sogenannten lichen simplex chronicus beziehungsweise unter einer lokalen Neurodermatitis.«

«Das klingt ja furchtbar. Können Sie irgend etwas dagegen machen?«

«Glücklicherweise ja. «Aus einem Schrank in einer Ecke seines Behandlungsraums nahm der Arzt eine Tube, die er aufschraubte.»Verspüren Sie zur Zeit ein Jucken an Ihrer Hand?«

Hal Baker kratzte sich erneut.»Ja, es brennt wie Feuer.«

«Reiben Sie sich bitte etwas von der Salbe auf die Hand.«

Hal Baker rieb etwas Salbe in die Haut ein. Sie wirkte Wunder.

«Das Jucken hat aufgehört!«sagte Baker.

«Gut. Wenden Sie die Salbe regelmäßig an, dann werden Sie mit dem Jucken keine Probleme mehr haben.«»Vielen Dank, Herr Doktor. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für eine Erleichterung das bedeutet.«

«Ich schreibe Ihnen ein Rezept.«

«Danke.«

Auf der Heimfahrt sang Hal Baker laut vor sich hin — denn es war seit seiner Begegnung mit Richter Tyler Stanford das erste Mal, daß seine Hand nicht juckte. Er empfand ein herrliches Gefühl der Befreiung, und als er den Wagen in die Garage fuhr, pfiff er vor Glück. Helen wartete bereits in der Küche auf ihn.

«Da war ein Anruf für dich«, sagte sie.»Von einem gewissen Mr. Jones. Sei sehr dringend, hat er gesagt.«

Sofort juckte Hals Hand wieder.

Er hatte einigen Menschen weh getan — aber nur aus Liebe und Sorge für seine Kinder. Er hatte etliche Verbrechen begangen — aber nur im Interesse seiner Familie. Hal Baker war der festen Überzeugung, daß er bisher keine Schuld auf sich geladen und daß er sich nichts vorzuwerfen hätte. Aber diesmal lagen die Dinge anders. Was da von ihm verlangt wurde, war kaltblütiger Mord.

Hal hatte sich gewehrt.»Das kann ich nicht machen, Richter. Dafür werden Sie sich jemand anders suchen müssen.«

Auf seinen Protest hin folgte ein langes Schweigen, dann die Frage:»Und wie geht's Ihrer Familie?«

Richter Stanford hatte ihm genaue Anweisungen gegeben. »Sie heißt]ulia Stanford, und die Adresse und die Nummer des Apartments haben Sie. Sie weiß nichts von Ihrem Kommen, Sie müssen also einfach hingehen und die Sache erledigen.«

Als Hal Baker nach einem ereignislosen Flug auf dem Kansas City Downtown Airport gelandet war, nahm er ein Taxi zum Zentrum.

«Schöner Tag heute«, meinte der Taxifahrer.

«Ja.«

«Und von wo kommen Sie?«

«Von New York, ich bin hier zu Hause.«

«Schöne Stadt zum Leben.«

«Ja, stimmt. Könnten Sie mich bei einer Eisenwarenhandlung absetzen? Ich hab in der Wohnung ein paar kleine Reparaturen zu machen.«

«Natürlich.«

Bald darauf stand Hal Baker in einem Eisenwarengeschäft.»Ich brauche ein Jagdmesser«, sagte er zum Verkäufer.

«Da haben wir genau das Richtige für Sie. Würden Sie mir bitte folgen?«

Das Messer war ein Prachtstück, mit einer etwa fünfzehn Zentimeter langen Klinge, die spitz zulief und eine gezackte Schneide hatte.

«Entspricht das Ihren Anforderungen?«

«Da bin ich sicher«, erwiderte Hal.

«Zahlen Sie in bar, oder soll ich Ihnen eine Rechnung schicken?«

«Bar.«

Anschließend ging Hal in ein Papierwarengeschäft.

Fünf Minuten lang blieb Hal Baker vor dem Wohnblock Nummer 1425 an der Metcalf Avenue stehen, um ihn genau in Augenschein zu nehmen und sich alle Ein- und Ausgänge einzuprägen. Danach lief er weiter, um bei Anbruch der Dunkelheit gegen zwanzig Uhr zurückzukehren. Er wollte sichergehen, daß Julia Stanford, die ja möglicherweise einem Beruf nachging, auch bestimmt zu Hause war. Einen Portier schien es in diesem Wohnblock nicht zu geben. Er lief die Treppen hinauf, da es ihm unklug erschien, den Aufzug zu nehmen. Im dritten Stock stellte er fest, daß das Apartment 36 im Flur links lag. Das Messer hatte er im Innenfutter der

Jackentasche mit Tesafilm angeklebt. Er klingelte. Die Tür wurde prompt geöffnet, und er stand einer hübschen jungen Frau gegenüber.

«Hallo. «Sie hatte ein warmes Lächeln.»Kann ich Ihnen helfen?«

Sie war wesentlich jünger, als er erwartet hatte — weshalb sich ihm die Frage aufdrängte, warum Richter Stanford ihren Tod wollte. Aber das geht mich nichts an, dachte er und zog eine Visitenkarte aus der Tasche, die er der jungen Frau überreichte.

«Ich arbeite für die Firma A. C. Nielsen«, sagte er mit leiser Stimme.»Wir verfügen in dieser Gegend über keine TV-Testfamilie und sind auf der Suche nach Leuten, die an einer Mitarbeit interessiert sein könnten.«

Sie schüttelte den Kopf,»nein, danke«, und wollte die Tür wieder zumachen.

«Wir zahlen einhundert Dollar die Woche.«

Die Tür blieb ein Stück weit geöffnet.

«Einhundert Dollar pro Woche?«

«Jawohl, Ma'am.«

Die Tür stand wieder sperrangelweit offen.

«Sie müssen nichts weiter tun, als die Namen der Fernsehprogramme aufzulisten, die Sie sich anschauen. Wir würden Ihnen einen Jahresvertrag geben.«

Das hieße fünftausend Dollar!» Kommen Sie herein«, sagte sie.

Er betrat die Wohnung.

«Bitte nehmen Sie doch Platz, Mr…«

«Allen. Jim Allen.«

«Mr. Allen. Wie sind Sie bei Ihrer Auswahl denn auf mich gekommen?«

«Die Firma A. C. Nielsen verfolgt das Prinzip einer willkürlichen Auswahl, da wir unbedingt sicherstellen müssen, daß unsere Testfamilien auf keinen Fall Verbindungen zu den Fernsehanstalten haben, damit unsere Erhebungen objektiv ausfallen. Sie haben doch keine Beziehungen zu irgendwelchen Fernsehproduktionsfirmen oder TV-Anstalten, nicht wahr?«