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Die Bewunderung schöner Frauen versetzte Harry Stanford in Erregung, und die schöne Frau, die jetzt neben ihm saß, war obendrein jung genug, um seine Tochter sein zu können — was seine Erregung noch steigerte.

Nach Beendigung der Mahlzeit wandte Stanford sich mit einem breiten Grinsen Sophia zu.»Ich schlage vor, wir kehren zurück zur Jacht.«

«O ja!«

Harry Stanford war ein unbändiger, unermüdlicher, vielseitiger Liebhaber, ebenso leidenschaftlich wie geschickt, und bei seinem immensen Ego war es ihm viel wichtiger, die Frau zu befriedigen als sich selbst. Er wußte die erogenen weiblichen Zonen zu erregen und orchestrierte all seine Liebeskünste und — Fähigkeiten zu einer berauschenden Symphonie der Sinne, die seine Geliebten in Höhen emporhob, die sie vorher noch nie erlebt hatten.

Sophia blieb den ganzen Nachmittag in Stanfords Suite und war am Ende der Liebesspiele total erschöpft. Harry Stanford zog sich an und ging auf die Kommandobrücke, um Kapitän Vacarro zu sprechen.

«Möchten Sie nach Sardinien weiterfahren, Signor Stanford?«fragte der Kapitän.

«Zuvor machen wir halt auf Elba.«

«Sehr wohl, Sir. Ist hier an Bord alles zu Ihrer Befriedigung?«

«Ja«, erwiderte Stanford,»alles ist zu meiner Zufriedenheit. «Er spürte erneut Erregung in sich aufsteigen und ging zurück in die Kabine zu Sophia.

Sie erreichten Elba am darauffolgenden Nachmittag und gingen in Portoferraio vor Anker.

Beim Einfliegen in den nordamerikanischen Luftraum nahm der Pilot der Boeing 727 Kontakt mit der Bodenkontrolle auf.

«New York Center, hier Boeing Eight Nine Five Papa, Flughöhe zwei sechs null in Richtung Flughöhe zwei vier null.«

Die Stimme des New York Center meldete sich.»Roger, Sie sind freigegeben für eins zwei tausend mit Ziel KennedyAirport. Melden Sie sich bei Annäherung auf eins zwei sieben Punkt vier.«

Aus dem hinteren Teil des Flugzeugs drang ein tiefes Knurren.

«Ruhe, Prinz. So ist's brav. Komm, wir müssen dir jetzt den Gurt anlegen.«

Die Landung der 727 wurde von vier Männern beobachtet. Sie hatten sich an verschiedenen günstigen Stellen postiert, um die aussteigenden Passagiere erkennen zu können. Sie mußten eine halbe Stunde lang warten, bis jemand das Flugzeug verließ: ein einziger Passagier, der von einem weißen Schäferhund begleitet wurde.

Portoferraio ist das Haupteinkaufszentrum auf der Insel Elba, und ein elegantes, kultiviertes Geschäft reiht sich ans andere. Hinter dem Hafen ducken sich die Häuser aus dem achtzehnten Jahrhundert unter die Zitadelle, die der Herzog von Florenz vor zweihundert Jahren errichtet hatte.

Harry Stanford hatte die Insel schon öfter besucht; denn hier fühlte er sich auf eine merkwürdige Art zu Hause, was vielleicht damit zusammenhing, daß Napoleon nach Elba in die Verbannung geschickt worden war.

«Wir werden Napoleons Haus besichtigen«, teilte er Sophia mit.»Ich treffe dich dort. «Er drehte sich nach Dmitri um.»Begleiten Sie sie zur Villa del Mulini.«

«Jawohl, Sir.«

Harry Stanfords Blicke folgten Sophia und Dmitri, die sich ohne jede Hast entfernten. Er schaute auf die Armbanduhr, denn die Zeit wurde langsam knapp — inzwischen würde seine Privatmaschine bereits in New York gelandet sein. Wenn seine Verfolger erst einmal festgestellt hätten, daß er nicht an Bord war, würde die Jagd auf ihn von neuem beginnen. Sie werden allerdings ein Weilchen brauchen, bis sie meine Spur finden, überlegte Stanford. Und bis dahin habe ich alles in Ordnung gebracht.

Er betrat eine Telefonzelle am Ende des Docks.»Ich hätte gern eine Verbindung nach London«, erklärte er der Dame von der Vermittlung.»Die Barclays Bank, eins sieben eins…«

Eine halbe Stunde später holte er Sophia ab und begleitete sie zurück zum Hafen.

«Geh du schon an Bord«, sagte er.»Ich muß noch rasch telefonieren.«

Warum benutzt er eigentlich nicht das Telefon auf seiner Jacht? wunderte sich Sophia, die ihm nachschaute, wie er zu der öffentlichen Telefonzelle lief.

«Die Sumitomo Bank in Tokio…«, sagte Harry Stanford in den Hörer.

Als er eine Viertelstunde später an Bord kam, war ihm eine tiefe Verärgerung anzumerken.

«Werden wir hier für die Nacht ankern?«erkundigte sich Kapitän Vacarro.

«Ja«, fuhr Stanford ihn an.»Nein! Steuern Sie Sardinien an. Legen Sie ab. Sofort!«

Die sardinische Costa Esmeralda gehört zu den besonders hinreißenden Küstenlandschaften des Mittelmeers; das Hafenstädtchen Porto Cervo ist eine Oase der Reichen und die Umgebung ein einziger Fleckenteppich von Villen, die von Ali Khan gebaut worden waren.

Nach dem Anlegen machte Harry Stanford sich sofort auf den Weg zu einer Telefonzelle.

Dmitri folgte ihm und hielt vor der Zelle Wache.

«Ich möchte ein Gespräch zur Banca d'Italia in Rom anmelden…«Die Tür der Telefonzelle wurde von innen zugezogen.

Das Gespräch dauerte fast eine halbe Stunde, und als Harry Stanford aus der Zelle wieder herauskam, machte er einen so düsteren Eindruck, daß Dmitri sich fragte, was eigentlich los war.

Mittags aß Stanford mit Sophia in einem Lokal am Strand von Liscia di Vacca, wo er wiederum für beide auswählte und bestellte.»Wir fangen an mit malloreddus.« Teigflocken, die aus Hartweizen hergestellt werden.»Danach porceddu.«Spanferkel, zubereitet mit Myrte und Lorbeerblättern.»Zum Trinken einen Vernaccia, zum Dessert sebadas.« Beignets gefüllt mit frischem Käse und geriebener Zitronenschale, mit einer Glasur aus bitterem Honig und Zucker.

«Bene, Signor. «Der Kellner war sichtlich beeindruckt und verschwand in der Küche.

Als Stanford seine Unterhaltung mit Sophia wiederaufnehmen wollte, erschrak er heftig. Er wurde von zwei Männern beobachtet, die an einem Tisch in unmittelbarer Nähe des Ausgangs saßen — Männer, die trotz der sommerlichen Hitze schwarze Anzüge trugen und sich nicht einmal die Mühe machten, sich wie Touristen zu verhalten. Sind die hinter mir her oder bloß harmlose Unbekannte? überlegte Stanford. Ich muß verdammt aufpassen, daß ich mich nicht selber verrückt mache.

Plötzlich hörte er Sophias Stimme.»Ich hab dich überhaupt noch nicht gefragt, in was für einer Branche du tätig bist.«

Stanford musterte sie mit einem forschenden Blick. Wie erfrischend das war — die Gesellschaft eines Menschen, der nichts von ihm wußte.»Ich habe mich aus dem Berufsleben zurückgezogen«, erwiderte er.»Ich reise nur in der Welt herum und genieße das Leben.«

«Und du bist ganz allein?«Ihre Stimme war voller Anteilnahme.»Da mußt du einsam sein!«

Er mußte sich beherrschen, um nicht laut aufzulachen.

«Einsam — ja, das bin ich. Ich bin froh, daß ich jetzt dich habe.«

Sie legte ihre Hand auf seine.»Ich auch, caro.«

Stanford registrierte am Rand seines Gesichtsfeldes, daß die zwei Männer in Schwarz das Restaurant verließen.

Stanford, Sophia und Dmitri kehrten nach dem Mittagessen sofort in die Stadt zurück.

Stanford steuerte zielbewußt auf eine Telefonzelle zu, ging hinein und wählte.»Ich brauche die Credit Lyonnais in Paris…«

Ohne Stanford aus den Augen zu lassen, sagte Sophia zu Dmitri:»Er ist wirklich ein wundervoller Mensch, nicht wahr?«

«So einen wie ihn gibt's in der ganzen Welt nicht noch einmal.«

«Sind Sie schon lang bei ihm beschäftigt?«

«Seit zwei Jahren.«

«Haben Sie ein Glück!«

«Ich weiß. «Dmitri trat nahe an die Telefonzelle heran, als ob er Posten beziehen würde. Er konnte Stanford sprechen hören:»Rene? Der Grund meines Anrufs ist dir ja bekannt… Ja… Wirklich?… Das ist fantastisch!«Die Erleichterung in Stanfords Stimme war unüberhörbar.»Nein… nicht dort. Treffen wir uns doch in Korsika… Perfekt… Nach unserem Zusammentreffen kann ich dann direkt nach Hause… Ich danke dir, Rene.«