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Er stand wie angewurzelt da und schaute sie erstaunt an.»Oje! Mein Gott! Ja, weißt du das denn nicht?«

Kendall schüttelte den Kopf.»Nein.«

«Peggy.«

Kapitel 27

Simon Fitzgerald war lange Zeit in die Betrachtung des goldenen Medaillons versunken, bevor er sich schließlich äußerte.»Ich habe Ihre Mutter persönlich gekannt, Julia, und ich hatte sie gern. Sie hat den kleinen Stanfords viel gegeben, und die kleinen Stanfords haben sie abgöttisch verehrt.«

«Sie hat sehr an den Kindern gehangen«, sagte Julia,»und sie hat viel von ihnen erzählt.«

«Was mit Ihrer Mutter geschah, war eine böse Geschichte. Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für einen Skandal in Boston auslöste — manchmal ist Boston wie ein Provinzstädtchen. Nach dem miesen Benehmen Harry Stanfords blieb Ihrer Mutter gar nichts anderes übrig, als das Haus zu verlassen. «Er schüttelte den Kopf.»Das Leben muß ganz schön hart gewesen sein für Sie beide.«

«Mutter hatte es sehr schwer, weil sie Harry Stanford — nach meiner Überzeugung jedenfalls — nach wie vor liebte, trotz allem, was er ihr angetan hatte. «Sie blickte Steve an.»Aber eins verstehe ich nicht — warum wollen meine Geschwister mich nicht sehen?«

Die beiden Männer wechselten einen Blick.»Ich will versuchen, es Ihnen zu erklären«, sagte Steve, der dann jedoch verstummte, weil er offenbar nicht die richtigen Worte fand.»Vor ein paar Tagen ist bei ihnen eine Frau aufgetaucht, die sich als Julia Stanford ausgegeben hat.«

«Aber das ist doch völlig unmöglich!«rief Julia.»Ich bin…«

Steve hob eine Hand.»Ich weiß. Und um zweifelsfrei festzustellen, ob diese Julia echt war, haben die Stanfords einen Privatdetektiv engagiert.«

«Und herausgefunden, daß es sich nicht um die echte Julia

Stanford handelte.«

«Ganz im Gegenteil — sie haben festgestellt, daß es sich um die echte handelte.«

Julia war sprachlos. »Was?«

«Der besagte Privatdetektiv hat behauptet, Fingerabdrücke ausfindig gemacht zu haben, die Julia Stanford als Siebzehnjährige in San Francisco bei der Beantragung des Führerscheins abgenommen wurden — und diese Fingerabdrücke deckten sich mit den Fingerabdrücken der Person, die als Julia Stanford auftrat.«

Julia verstand die Welt nicht mehr.»Aber ich… ich bin doch in meinem Leben überhaupt noch nie in Kalifornien gewesen.«

«Hören Sie, Julia«, sagte Simon Fitzgerald.»Möglicherweise haben wir es mit einem raffinierten Komplott zu tun, durch das ein paar Leute an einen Teil der Hinterlassenschaft Stanfords zu kommen versuchen.«

«Das darf doch nicht wahr sein!«

«Wer auch immer dahintersteckt — er kann nicht eine zweite Julia Stanford frei herumlaufen lassen.«

«Der Plan dieser Leute«, kommentierte Steve,»kann überhaupt nur unter der Voraussetzung gelingen, daß Sie aus dem Wege geräumt werden.«

«Wenn Sie sagen >aus dem Weg geräumt werden<…«Sie brach mitten im Satz ab, weil ihr etwas einfiel.»O nein!«

«Was ist denn?«erkundigte sich Simon Fitzgerald.

«Vorgestern abend habe ich mit meiner Wohngenossin telefoniert, und sie war völlig hysterisch und hat behauptet, daß ein Mann mit einem Messer in unserer Wohnung gewesen sei und sie bedroht habe, weil er sie mit mir verwechselt hat!«Julia versagte fast die Stimme.»Wer… aber wer könnte denn so etwas planen?«

«Wenn Sie mich fragen, handelt es sich vermutlich um ein Mitglied der Familie Stanford.«

«Aber… warum? Aus welchem Grund sollte er so etwas

Gemeines tun?«

«Es steht ein Riesenvermögen auf dem Spiel — und das Testament Ihres Vaters wird bestimmt in ein paar Tagen vom Nachlaßgericht freigegeben.«

«Aber was hat das alles mit mir zu tun? Mein Vater hat mich doch nie als seine Tochter anerkannt, und er hat mir auch nichts hinterlassen.«

«Da muß ich Ihnen aber widersprechen«, betonte Fitzgerald.»Wenn wir Ihre Identität als Julia Stanford nachweisen könnten, beliefe sich Ihr Erbschaftsanteil auf über eine Milliarde Dollar.«

Sie war wie betäubt. »Eine Milliarde?«

«So ist es. Aber hinter diesem Geld ist ein anderer her, und deshalb befinden Sie sich in Lebensgefahr.«

«Aha. «Sie stand auf und blieb bewegungslos stehen, sah die beiden Anwälte an und spürte, wie in ihr eine panische Angst aufstieg.»Wie kann ich mich dagegen schützen?«

«Ich will Ihnen zumindest sagen, was Sie momentan ganz bestimmt nicht tun dürfen«, sagte Steve.»Sie werden auf keinen Fall in Ihr Hotel zurückkehren. Ich muß Sie bitten, so lange von der Bildfläche zu verschwinden, bis wir herausgefunden haben, was für ein Spiel gespielt wird.«

«Ich könnte doch nach Kansas zurückreisen, bis…«

«Ich denke«, schaltete sich Fitzgerald ein,»daß es besser wäre, wenn Sie in Boston bleiben, Julia. Wir werden ein Versteck für Sie finden.«

«Sie könnte ja in meiner Wohnung wohnen«, schlug Steve vor.»Da würde sie bestimmt niemand vermuten.«

Die beiden Männer schauten Julia fragend an.

Sie zögerte.»Also… Ja, das wäre mir recht.«

«Gut.«

«Wenn mein Vater nicht von seiner Jacht ins Meer gefallen wäre«, meinte Julia nachdenklich,»wäre das alles nie geschehen.«»Was den Punkt betrifft«, sagte Steve,»so glaube ich persönlich nicht, daß er ins Meer gefallen ist. Meiner Meinung nach hat ihn jemand ins Wasser gestoßen.«

Sie fuhren mit dem Lift in die Tiefgarage des Bürohauses und stiegen in Steves Wagen.

«Ich möchte vermeiden, daß Sie irgend jemand zu Gesicht bekommt«, erklärte Steve.»Wir müssen während der nächsten Tage darauf achten, daß Sie nicht auf der Bildfläche erscheinen.«

Er fuhr die State Street hinunter.

«Wie war's mit Mittagessen?«

Julia schaute ihn an und schenkte ihm ein reizendes Lächeln.»Sie scheinen mich unablässig zu füttern.«

«Ich kenne da ein abgelegenes Restaurant in einem alten Haus an der Gloucester Street. Ich kann mir nicht vorstellen, daß uns dort jemand erkennt und beobachtet.«

Im L'Espalier, einem eleganten Stadthaus aus dem neunzehnten Jahrhundert mit einem ungemein schönen Blick auf Boston, wurden Julia und Steve beim Eintreten vom Oberkellner in Empfang genommen.

«Guten Tage«, sagte er.»Würden Sie mir bitte folgen? Ich habe für Sie einen schönen Fenstertisch.«

«Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, erwiderte Steve,»würden wir lieber an einem Tisch ohne Fenster sitzen.«

Der Oberkellner zuckte mit den Schultern.»Einen Tisch mit Blick auf eine Wand?«

«Ganz richtig. Wir würden gern ungestört sein.«

«Selbstverständlich. «Er führte sie zu einem Ecktisch.»Ich werde sofort den Kellner schicken. «Er ließ Julia nicht aus den Augen, und plötzlich hellte sich sein Gesicht auf.»Ach ja — Miss Stanford! Welch eine Freude, Sie bei uns willkommen heißen zu dürfen. Ich habe Ihr Foto in der Zeitung gesehen.«

Julia, die nicht wußte, wie sie darauf reagieren sollte, sah Steve fragend an.

«O mein Gott!«rief Steve.»Wir haben ja die Kinder im Wagen vergessen! Komm, wir wollen sie rasch holen!«Und zum Oberkellner gewandt:»Wir hätten gern als Aperitif zwei Martini extra dry, ohne Oliven. Wir sind gleich wieder da.«

«Jawohl, Sir. «Der Oberkellner sah ihnen nach, als sie aus dem Restaurant eilten.

«Was haben Sie denn vor?«wollte Julia wissen.

«Von hier verschwinden. Er braucht nur einen Journalisten anzurufen, und schon sitzen wir in der Klemme. Wir werden anderswo essen.«

Sie nahmen mit einem kleinen, bescheidenen Restaurant an der Dalton Street vorlieb.

Steve schaute sie fragend an.»Wie gefällt Ihnen das — plötzlich so berühmt zu sein?«