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«Führen Sie sie herein«, sagte er.

Meriwether erhob sich, um sie mit einem freundlichen Lächeln und warmen Händedruck zu begrüßen.

«Wie schön, Sie zu sehen«, sagte er.»Nehmen Sie doch bitte Platz. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Oder etwas Stärkeres?«

«Nein, danke«, erwiderte Kendall.

«Ich möchte Ihnen mein Beileid zum Tode Ihres Vaters aussprechen. «Er sagte es in gebührend ernstem Ton.

«Vielen Dank.«

«Was kann ich für Sie tun?«Er wußte genau, was sie darauf erwidern würde, nämlich daß sie ihn mit dem Anlegen ihres riesigen Vermögens beauftragen würde…

«Ich möchte Sie um ein Darlehen ersuchen.«

Er zuckte zusammen.»Habe ich richtig gehört?«

«Ich brauche fünf Millionen Dollar.«

Er kalkulierte blitzschnelclass="underline" Laut den Presseberichten beträgt ihr Erbanteil über eine Milliarde Dollar. Das heißt, selbst unter Abzug der anfallenden Steuern… Er setzte ein wohlwollendes Lächeln auf.»Nun, ich kann mir nicht vorstellen, daß es da ein Problem geben könnte. Sie haben stets zu unseren besonders geschätzten Kunden gehört, wissen Sie. Welche Sicherheit möchten Sie einbringen?«

«Ich bin im Testament meines Vaters als Erbin eingesetzt worden.«

Er nickte.»Natürlich, das habe ich Zeitungsberichten entnommen.«

«Ich möchte die Summe gegen die Sicherheit meines Erbteils aus der Hinterlassenschaft meines Vaters leihen.«

«Verstehe. Ist das Testament Ihres Vaters bereits vom Nachlaßgericht freigegeben worden?«

«Nein, das wird aber in Kürze geschehen.«

«Das würde uns genügen. «Er beugte sich vor.»Wir müßten natürlich eine Kopie vom Testament Ihres Vaters sehen.«

«Natürlich«, entgegnete Kendall.»Das läßt sich machen.«

«Und wir müßten die genaue Summe wissen, auf die sich Ihr Anteil an der Hinterlassenschaft beläuft.«

«Den genauen Betrag weiß ich nicht«, gestand Kendall.

«Nun ja, die Bankgesetze sind recht streng, wissen Sie, und Nachlaßgerichte arbeiten manchmal sehr langsam. Warum kommen Sie nicht wieder zu mir, wenn das Testament offiziell freigegeben ist — ich wäre selbstverständlich überglücklich, wenn…«

«Ich brauche das Geld aber sofort!«erklärte Kendall in einem verzweifelten Tonfall. Sie hätte es am liebsten herausgeschrien.

«Oje. Was uns angeht, so würden wir nichts lieber tun, als Ihnen alle Wünsche zu erfüllen. «Er hob beide Hände in einer Geste, die Hilflosigkeit signalisieren sollte.»Zu meinem größten Bedauern sind uns aber die Hände gebunden, bis…«

Kendall erhob sich.»Besten Dank.«

«Sobald wir…«

Sie hatte den Raum bereits verlassen.

Als Kendall in ihrem Büro eintraf, rief Nadine aufgeregt:»Ich muß sofort mit Ihnen sprechen!«

Kendall befand sich nicht gerade in der richtigen Stimmung, um sich Nadines Problem anzuhören.

«Worum geht's denn?«

«Vor ein paar Minuten hat mein Mann angerufen. Er wird nach Paris versetzt, und deshalb muß ich kündigen.«

«Sie ziehen um nach… Paris?«

Nadine strahlte.»Ja! Ist das nicht wunderbar? Es tut mir ja so leid, daß ich nicht länger für Sie arbeiten kann. Aber seien Sie unbesorgt, wir bleiben in Verbindung.«

Also war's Nadine gewesen. Beweisen kann ich das allerdings nicht. Kendall überlegte: Zuerst der Nerzmantel, jetzt der Umzug nach Paris — mit fünf Millionen Dollar kann sie leben, wo sie will. Aber was mache ich mit dieser Erkenntnis? Sag ich's ihr auf den Kopf zu, dann wird sie's bestreiten und vielleicht noch mehr Geld verlangen. Ich muß mich mit Marc beraten — Marc weiß sicher, wie man sich in einer solchen Situation am besten verhält.

«Nadine…«

In dem Augenblick trat eine Assistentin Kendalls ein.

«Kendall! Ich muß wegen der Laufstegkollektion mit Ihnen reden. Ich fürchte, wir haben nicht genügend Modelle für…«

Es war einfach zuviel, Kendall konnte es nicht mehr ertragen.»Entschuldigen Sie, aber ich fühle mich nicht wohl. Ich gehe nach Hause.«

Ihre Assistentin schaute sie überrascht an.»Aber wir befinden uns mitten in der…«

«Bedaure!«Und fort war sie.

Als Kendall die Wohnung betrat, war niemand da; Marc arbeitete also noch im Büro. Kendall ließ ihren Blick über die herrlichen Möbel schweifen und dachte:

Sie werden nie Ruhe geben, bis sie mir alles genommen haben. Sie werden mich ausbluten lassen. Marc hatte recht. Ich hätte damals noch am selben Tag zur Polizei gehen sollen, und weil ich's nicht tat, habe ich mich wirklich eines Verbrechens schuldig gemacht, und mir bleibt nun gar nichts anderes übrig, als ein Geständnis abzulegen.

Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder, um sich über die Konsequenzen eines solchen Schrittes klarzuwerden — für sie persönlich, für Marc und für ihre Geschwister. Die Sache würde mit Sicherheit gräßliche Schlagzeilen verursachen, es käme zu einem Gerichtsverfahren, das wahrscheinlich mit einer Gefängnisstrafe für sie ausgehen würde — das sichere Ende ihrer Karriere als Modedesignerin.

Aber so kann es auch nicht weitergehen, dachte Kendall. Ich halte das nicht mehr länger aus, ich drehe sonst noch irgendwann völlig durch.

Sie war wie betäubt, als sie aufstand und Marcs Arbeitszimmer betrat, wo er, soweit sie sich erinnern konnte, auf einem Regal im Schrank eine Schreibmaschine aufbewahrte. Sie holte die Maschine herunter, stellte sie auf den Schreibtisch, legte ein Blatt ein und begann zu tippen.

An die zuständige Behörde

Ich heiße Kendall

Sie brach entsetzt ab.

Die Schreibmaschine… der Buchstabe E war defekt.

Kapitel 30

«Aber warum, Marc? Herrgott noch mal, warum hast du das gemacht?«Aus Kendalls Stimme klangen Angst und Verzweiflung.

«Es war deine Schuld.«

«Nein! Ich habe dir doch gesagt… Es war wirklich ein Unfall!«

«Ich spreche doch nicht von dem Unfall, ich spreche von dir. Von der bedeutenden, erfolgreichen Frau, die zu beschäftigt war, um für ihren Mann dazusein.«

Es war wie eine Ohrfeige.»Das ist nicht wahr! Ich…«

«Du hast immer nur an dich gedacht, Kendall. Wir konnten sein, wo wir wollten — immer warst du der Star. Wie einen Pudel hast du mich hinter dir herlaufen lassen.«

«Das ist nicht fair von dir!«

«Ach ja? Du saust in der ganzen Welt herum, von einer Modenschau zur nächsten, nur damit du dein eigenes Bild in der Zeitung sehen kannst, während ich allein zu Hause sitze und warten muß, bis du wiederkommst. Hast du etwa geglaubt, daß es mir Spaß macht, >Mr. Kendall < zu sein? Ich brauchte eine Ehefrau. Aber keine Sorge, mein Schatz — während deiner Abwesenheit habe ich mich mit anderen Frauen getröstet.«

Ihr Gesicht wurde aschfahl.

«Das waren richtige Frauen, Frauen aus Fleisch und Blut, Frauen, die Zeit für mich hatten. Und nicht so eine verdammte leere Hülle, die mit Make-up bemalt ist.«

«Hör auf!«schrie Kendall.

«Als du mir die Sache mit dem Unfall erzählt hast, da sah ich endlich eine Möglichkeit, von dir loszukommen. Soll ich dir mal was sagen, meine Liebe? Ich hab einen Heidenspaß gehabt, zu beobachten, wie du beim Lesen dieser Briefe gezittert hast. Es hat mich ein klein wenig entschädigt für all die Erniedrigungen und Demütigungen, die ich einstecken mußte.«

«Jetzt reicht's! Hinaus mit dir! Ich will dich nie wiedersehen!«

Marc grinste.»Dazu wird es keine Gelegenheit geben. Übrigens — hast du immer noch vor, zur Polizei zu gehen?«

«Hinaus!«sagte Kendall.»Auf der Stelle!«

«Ich geh ja schon. Ich werde wohl wieder nach Paris zurückkehren. Und folgendes noch, mein Schatz, wenn du mich nicht verpetzt, werde ich dich auch nicht verpetzen.«