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Stanford legte auf, blieb einen Moment unbeweglich stehen, dann trat ein Lächeln auf sein Gesicht, und er wählte eine Nummer in Boston.

Der Anruf wurde von der Sekretärin entgegengenommen.»Mr. Fitzgeralds Vorzimmer.«

«Harry Stanford am Apparat. Stellen Sie mich zu ihm durch.«»Ach, Mr. Stanford, Mr. Fitzgerald befindet sich leider im Urlaub. Kann Ihnen sonst jemand…«

«Nein. Ich bin auf dem Heimweg in die Vereinigten Staaten. Teilen Sie ihm mit, daß ich ihn am Montagmorgen um neun Uhr in Boston in Rose Hill sprechen möchte. Und teilen Sie ihm auch mit, daß er eine Abschrift meines Testaments sowie einen Notar mitbringen soll.«

«Ich will es versuchen…«

«Nicht versuchen, meine Liebe, arrangieren sollen Sie es.«

Er legte auf. Seine Gedanken rasten. Als er einen kurzen Augenblick später aus dem Telefonhäuschen trat, hatte er seine Stimme völlig unter Kontrolle.»Ich muß mich rasch um eine geschäftliche Angelegenheit kümmern, Sophia. Geh schon voraus ins Hotel Pitrizza und warte auf mich.«

«Na schön«, sagte sie kokett.»Aber bleib nicht zu lang weg.«

«Ganz bestimmt nicht.«

Die zwei Männer schauten der jungen Frau nach.

«Wir kehren zur Jacht zurück«, sagte Stanford zu Dmitri.»Wir reisen ab.«

Dmitri schaute ihn verblüfft an.»Und was ist mit…?«

«Sie kann sich das Geld für die Heimreise ja zusammenficken.«

Als Harry Stanford die Jacht erreichte, suchte er unverzüglich den Kapitän auf.»Wir nehmen Kurs auf Korsika«, teilte er ihm mit.»Lichten Sie die Anker.«

«Ich habe soeben den aktuellen Seewetterbericht erhalten, Signor Stanford. Ich bedaure, einen schlimmen Sturm melden zu müssen. Es wäre ratsam abzuwarten, bis…«

«Ich möchte sofort abreisen, Kapitän.«

Kapitän Vacarro zögerte.»Wir werden eine rauhe See bekommen, Sir. Wir müssen mit dem berüchtigten Libeccio rechnen — Südwestwind. Da sind hoher Wellengang und Sturmböen zu erwarten.«»Das ist mir völlig egal. «Er hatte seine ganze Hoffnung auf das Treffen in Korsika gesetzt, das ihn von allen Nöten und Schwierigkeiten erlösen würde. Er wandte sich an Dmitri.»Bitte sorgen Sie dafür, daß auf der Insel ein Helikopter bereitsteht und uns nach Neapel fliegt, und führen Sie die erforderlichen Gespräche vom öffentlichen Telefon am Hafen aus.«

«Jawohl, Sir.«

Dmitri Kaminski begab sich erneut an Land und trat in die Telefonzelle.

Zwanzig Minuten später war die Blue Skies ausgelaufen.

Kapitel 4

Sein Vorbild war Dan Quayle, der für ihn zum politischen Leitbild geworden war, das er häufig beschwor.

«Es ist mir völlig egal, was die Leute über Quayle reden, denn er ist der einzige Politiker, der noch wahre Wertvorstellungen hat. Er glaubt an die Familie, denn ohne die Werte des Familienlebens würde es noch schlimmer um unser Land stehen. Wenn ich mir all die jungen unverheirateten Männer und Frauen vorstelle, die zusammenleben und Babys kriegen — das ist doch furchtbar. Da muß man sich über unsere hohe Kriminalitätsrate gar nicht wundern. Mit meiner Stimme hätte Dan Quayle als Präsidentschaftskandidat jedenfalls rechnen können. «Er empfand es als Schande, daß er wegen irgendeines blöden Paragraphen nicht mehr wählen durfte, doch an seinem unerschütterlichen Vertrauen zu Dan Quayle ließ er keinen Zweifel aufkommen.

Er hatte vier Kinder, einen achtjährigen Sohn, Billy, und drei Mädchen — Amy, Clarissa und Susan, die zehn, zwölf und vierzehn Jahre alt waren. Wundervolle Kinder, die sein ein und alles waren, und die Wochenenden waren dem Zusammensein mit den Kindern vorbehalten. Er grillte für sie, er spielte mit ihnen, ging mit ihnen ins Kino und ins Sportstadion, er half ihnen bei den Schularbeiten. Er wurde von allen Jugendlichen der Umgebung bewundert, er reparierte ihre Fahrräder, ihr Spielzeug, und er lud sie mit ihren Familien zu Picknicks ein. Sie gaben ihm einen Spitznamen: Papa.

An einem sonnigen Samstagmorgen saß Papa auf der Zuschauertribüne und beobachtete das Baseballspiel. Es war ein richtiger Bilderbuch-Wochenendtag mit warmem Sonnenschein und Schäfchenwolken am Himmel. Sein achtjähriger Sohn Billy war am Schlagholz, richtig profihaft und erwachsen sah er aus in seinem Jugendligatrikot. Neben Papa saßen seine Frau und die drei Töchter. Etwas Schöneres kann's doch gar nicht geben, dachte Papa. Warum sind nicht alle Familien so wie wir?

Das achte Inning ging dem Ende entgegen, es stand unentschieden, zwei Spieler waren draußen und die Male vorbereitet. Billy stand am Heimmal, und von drei Bällen hatte er zwei vergeben.

«Kauf sie dir, Billy!«schrie der Vater ihm aufmunternd zu.»Hau den Ball über den Zaun!«

Billy wartete auf den Wurf. Schnell und tief kam der Ball geflogen, und Bill schlug wie wild nach dem Ball — daneben.

«Dritter Schlag!«rief der Schiedsrichter.

Das Inning war vorbei.

Von der Zuschauertribüne, wo Eltern, Verwandte und Familienfreunde saßen, ertönte lautes Aufstöhnen und Jubeln. Billy blieb beim Seitenwechsel der beiden Mannschaften mit herunterhängenden Armen mutlos stehen.

«Alles in Ordnung, Sohn!«rief Papa.»Beim nächsten Mal schaffst du's bestimmt.«

Billy hatte Mühe, sich zu einem Lächeln durchzuringen.

Der Teamchef John Cotton wartete auf Billy.»Du bist draußen!«rief er laut.

«Aber, Mr. Cotton…«

«Los, lauf schon. Runter vom Spielfeld!«

Billys Vater beobachtete staunend und mit verletztem Stolz, wie sein Sohn das Feld verließ. Das kann er doch nicht machen, dachte er. Er muß Billy noch eine Chance geben. Ich werde es Mr. Cotton klarmachen. Genau in diesem Moment begann jedoch sein Mobiltelefon zu läuten, dessen Nummer nur einem einzigen Menschen bekannt war. Er weiß aber doch, daß ich's nicht leiden kann, an Wochenenden gestört zu werden. Billys Vater war äußerst verärgert.

Er zögerte, bevor er die Antenne herauszog, zögerte, bevor er den Knopf drückte, zögerte, bis er endlich ins Mundstück sprach.»Hallo?«

Die Stimme am anderen Ende der Leitung redete ein paar Minuten lang ruhig auf ihn ein. Papa hörte zu, nickte von Zeit zu Zeit mit dem Kopf und sagte schließlich:»Ja, ich verstehe, ich werd mich drum kümmern. «Dann steckte er das Telefon in die Tasche zurück.

«Alles in Ordnung, Schatz?«fragte seine Frau.

«Nein, leider nicht. Ich soll übers Wochenende arbeiten, und dabei hatte ich morgen ein so schönes Grillfest für uns geplant.«

Seine Frau nahm seine Hand und beruhigte ihn liebevolclass="underline" »Mach dir deswegen keine Gedanken. Die Arbeit ist wichtiger.«

Aber nicht so wichtig wie mein Familienleben, dachte Papa. Dan Quayle würde meinen Widerstand gegen Arbeit am Wochenende bestimmt verstehen.

Seine Hand begann schrecklich zu jucken. Woher kommt bloß dieses Jucken? überlegte er. Ich sollte wirklich einen Hautarzt aufsuchen.

John Cotton arbeitete als stellvertretender Filialleiter im örtlichen Supermarkt. Weil sein Sohn der Jugendmannschaft angehörte, hatte der kräftige, sportliche Mann sich bereit erklärt, sie als Trainer zu betreuen. An diesem Nachmittag nun hatte seine Mannschaft nur wegen dem kleinen Billy verloren.

Der Supermarkt war bereits geschlossen, und John Cotton lief über den Parkplatz zu seinem Auto, als ein Unbekannter mit einem Paket im Arm auf ihn zukam.

«Verzeihung — Mr. Cotton.«

«Ja, bitte?«

«Könnte ich Sie wohl einen Augenblick sprechen?«

«Der Supermarkt hat bereits geschlossen.«»Ja nun, mit dem Geschäft hat das auch nichts zu tun, ich möchte mit Ihnen über meinen Sohn sprechen. Billy ist sehr verstört, weil Sie ihn aus der Mannschaft ausgeschlossen haben und ihn auch in Zukunft nicht mehr mitspielen lassen wollen.«

«Billy ist Ihr Sohn? Ich bedaure, daß er bei uns überhaupt mitgespielt hat. Aus dem wird nie ein richtiger Ballspieler.«