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«Ich auch«, bekräftigte Steve. Kann ich mir das überhaupt wünschen? dachte Steve. Dann wird sie offiziell Mitglied der Familie Stanford sein — und für mich unerreichbar.

Ganze zwei Stunden lang saßen sie am Eßtisch zusammen, ohne zu merken, was sie aßen; sie unterhielten sich über Gott und die Welt, und es war ganz so, als ob sie sich schon seit

Jahren kennen würden. Sie sprachen von der Vergangenheit, sie sprachen über die Gegenwart, aber sie vermieden es, auf die Zukunft zu sprechen zu kommen. Eine Zukunft gibt's für uns beide nicht, dachte Steve unglücklich.

«Ich glaube, wir sollten jetzt schlafen«, sagte er schließlich.

Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihn mit einem Ausdruck gespielter Entrüstung an, und beide mußten lachen.

«Ich meinte doch nur…«

«Ich weiß schon, wie Sie es gemeint haben, gute Nacht, Steve.«

«Gute Nacht, Julia.«

Kapitel 31

Steve nahm am folgenden Morgen eine Maschine der United Airlines nach Chicago und fuhr dort vom Flughafen mit dem Taxi in die Stadt.

«Welche Adresse?«fragte der Taxichauffeur.

«Zum Reed Mental Health Facility.«

Der Chauffeur drehte sich nach hinten um und warf Steve einen besorgten Blick zu.»Bei Ihnen alles in Ordnung?«

«Natürlich, wieso?«

«Nur so eine Frage.«

In der psychiatrischen Klinik ging Steve direkt auf den uniformierten Sicherheitsbeamten an der Rezeption zu.

Der Wachmann hob den Kopf.»Kann ich etwas für Sie tun?«

«Ja, ich möchte mit Margo Posner sprechen.«

«Ist sie eine Angestellte des Hauses?«

Auf die Frage war Steve nicht vorbereitet.»Das weiß ich nicht.«

Der Wachmann inspizierte ihn ein wenig genauer.»Sie wissen es nicht?«

«Ich weiß nur, daß sie sich hier aufhält.«

Der Wachmann griff in eine Schublade und zog eine Namensliste heraus, kurz darauf sagte er:»Arbeiten tut sie hier nicht. Könnte sie eventuell als Patientin bei uns sein?«

«Ich…«Steve zuckte mit den Schultern.»Möglicherweise.«

Der Blick des Wachmanns wurde noch eine Spur mißtrauischer. Er steckte die Hand in eine andere Schublade und zog einen Computerausdruck heraus, den er rasch überflog.»Posner, Margo.«

«Genau. «Steve war überrascht, daß es den Namen hier tatsächlich gab.»Sie ist eine Patientin?«

«Ja, ja. Sind Sie mit ihr verwandt?«

«Nein…«

«Bedaure, aber dann können Sie sie nicht sprechen.«

«Ich muß aber mit ihr sprechen«, betonte Steve.»Es ist äußerst wichtig.«

«Tut mir leid, ich habe meine Anweisungen. Ohne vorherige Genehmigung darf bei uns niemand die Patienten besuchen.«

«Wer ist hier verantwortlich?«wollte Steve wissen.

«Ich.«

«Entschuldigung — ich meine, wer ist hier Chefarzt?«

«Dr. Kingsley.«

«Ich würde ihn gern sprechen.«

«Okay. «Der Wachmann nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.»Dr. Kingsley, hier spricht Joe vom Empfang. Vor mir steht ein Herr, der Sie sprechen möchte. «Er schaute zu Steve hoch.»Ihr Name?«

«Steve Sloane. Ich bin Anwalt.«

«Steve Sloane, er ist Anwalt… In Ordnung. «Er legte auf und wandte sich an Steve.»Sie werden abgeholt und zum Büro von Dr. Kingsley begleitet.«

Fünf Minuten danach wurde Steve Sloane ins Büro von Dr. Gary Kingsley geführt — ein Mann in den Fünfzigern, der jedoch älter aussah und verhärmt wirkte.

«Womit kann ich dienen, Mr. Sloane?«

«Ich muß eine Patientin von Ihnen sprechen: Margo Posner.«

«Ach ja, ein interessanter Fall. Sind Sie mit ihr verwandt?«

«Nein, aber ich bin mit Untersuchungen zu einem eventuellen Mordfall befaßt, und in diesem Zusammenhang wäre es sehr wichtig, daß ich mit ihr spreche. Sie könnte das entscheidende Bindeglied zu der Lösung des Falles sein.«

«Bedaure, aber da kann ich Ihnen nicht behilflich sein.«

«Sie müssen mir helfen«, sagte Steve.»Es geht um…«

«Bitte, Mr. Sloane, ich dürfte Ihnen nicht einmal helfen, wenn ich wollte.«

«Warum nicht?«

«Weil Margo Posner in einer Gummizelle sitzt und jeden angreift, der in ihre Nähe kommt. Heute morgen hat sie bereits zwei Ärzte und eine Schwester umzubringen versucht.«

«Wie bitte?«

«Sie wechselt andauernd ihre Identität und schreit nach ihrem Bruder — Tyler — und nach der Crew ihrer Jacht. Wir können sie nur mit starken Sedativa ruhig halten.«

«O mein Gott!«flüsterte Steve.»Haben Sie eine Vorstellung, wann Sie die Mittel absetzen?«

Dr. Kingsley schüttelte den Kopf.»Sie steht unter strenger Beobachtung. Vielleicht wird sie sich mit der Zeit beruhigen, so daß wir ihren Zustand dann eventuell neu einstufen könnten. Aber bis dahin…«

Kapitel 32

Um sechs Uhr früh entdeckte ein Beamter der Wasserpolizei auf dem Charles River etwas treiben.

«Seitlich vom vorderen Bug!«rief er.»Sieht aus wie der Stamm eines Baums. Wir sollten schnell machen, bevor er absinkt.«

Der vermeintliche Baumstamm entpuppte sich als menschliche Leiche — und, was noch viel beunruhigender war, als einbalsamierte Leiche.

Die Polizisten trauten ihren Augen nicht.»Verdammt — wie kommt ein einbalsamierter Leichnam hier in den Fluß?«

Lieutenant Michael Kennedy sprach mit dem Leichenbeschauer.»Sie sind sich ganz sicher?«

«Absolut sicher«, erwiderte der Leichenbeschauer.»Es ist Harry Stanford. Ich hatte seine Einbalsamierung persönlich vorgenommen, und später kam Anweisung, ihn wieder zu exhumieren, aber als wir den Sarg aufmachten… Na, Sie wissen schon, wir haben die Sache doch der Polizei gemeldet.«

«Wer hatte die Exhumierung beantragt?«

«Die Angehörigen, über ihren Anwalt, Simon Fitzgerald.«

«Dann werde ich mich wohl mit Mr. Fitzgerald in Verbindung setzen müssen.«

Nach der Rückkehr aus Chicago fuhr Steve Sloane unverzüglich ins Büro zu Simon Fitzgerald.

«Du wirkst ja richtig erschlagen«, meinte Fitzgerald nach der Begrüßung.

«Nicht erschlagen — geschlagen. Die Sache gleitet uns aus der Hand, Simon. Wir hatten drei vielversprechende Spuren -

Dmitri Kaminski, Frank Timmons und zuletzt Margo Posner. Und was ist daraus geworden? Kaminski ist tot. Wir haben den falschen Frank Timmons gefunden. Und Margo Posner sitzt in der Klapsmühle. Wir haben nichts mehr in der…«

Über die interne Sprechanlage meldete sich die Stimme der Sekretärin.»Verzeihung, Mr. Fitzgerald, aber vor mir steht ein gewisser Lieutenant Michael Kennedy, der Sie sprechen möchte.«

«Führen Sie ihn herein.«

Michael Kennedy war ein Mensch von rauhem Äußeren mit Augen, die schon alles gesehen hatten.

«Mr. Fitzgerald?«

«Ja. Darf ich Ihnen meinen Partner Steve Sloane vorstellen? Wenn ich mich recht erinnere, hatten Sie bereits telefonisch Kontakt. Setzen Sie sich doch bitte. Womit können wir dienen?«

«Wir haben soeben die Leiche Harry Stanfords gefunden.«

«Was? Wo?«

«Sie trieb im Charles River. Es waren doch Sie, der die Anweisung gegeben hat, die Leiche zu exhumieren, nicht wahr?«

«Ja.«

«Darf ich mich nach dem Grund erkundigen?«

Fitzgerald klärte ihn auf.

«Und Sie haben keinen Verdacht«, fragte Kennedy anschließend,»wer möglicherweise unter falschem Namen als Privatdetektiv Timmons in Erscheinung getreten ist?«

«Nein, ich habe auch schon mit Timmons darüber gesprochen. Er tappt gleichfalls im dunkeln.«

Kennedy stieß einen Seufzer aus.»Die Sache wird immer merkwürdiger.«

«Wo befindet sich Stanfords Leiche zur Zeit?«fragte Steve.