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«Und Sie sind sich in allen Punkten absolut sicher?«»Vollkommen sicher. Es gibt da aber noch etwas anderes.«

«Ja?«

«Ich glaube nicht, daß Ihr Vater von der Jacht ins Meer gefallen ist, ich glaube, Woody hat Ihren Vater umbringen lassen; es war Mord. Es könnte allerdings auch sein, daß Peggys Bruder den Auftrag zu diesem Mord gegeben hat. Nach meinen Informationen steht er mit der Mafia in Marseille in Kontakt, und für die dortigen Mafiosi wäre es überhaupt kein Problem gewesen, ein Mitglied der Crew für Geld für die Durchführung des Mords zu gewinnen. Ich nehme noch heute abend eine Maschine nach Italien, um den Kapitän der Jacht zu befragen.«

Tyler hörte gespannt zu.»Das ist ein guter Gedanke«, meinte er beifällig. Kapitän Vacarro weiß von gar nichts.

«Ich werde alles tun, damit ich am Donnerstag zur amtlichen Testamentseröffnung wieder in Boston zurück bin.«

«Und was ist mit der echten Julia?«fragte Tyler.»Ist bis dahin für ihre Sicherheit gesorgt?«

«Aber ja«, erwiderte Steve.»Dort, wo sie zur Zeit wohnt, würde sie niemand vermuten. Sie ist bei mir zu Hause untergebracht.«

Kapitel 33

Das Schicksal ist auf meiner Seite. Er vermochte sein Glück kaum zu fassen: Am vergangenen Abend hatte ihm Steve Sloane Julia ausgeliefert. Hal Baker ist ein unfähiger Trottel, dachte Tyler, diesmal kümmere ich mich persönlich um]ulia.

Er hob den Blick. Clark war eingetreten.

«Verzeihung, Richter Stanford, ein Anruf für Sie.«

Es war Keith Perry.»Tyler?«

«Ja, Keith, am Apparat.«

«Ich wollte dich in der Angelegenheit Margo Posner nur über den neuesten Stand der Dinge informieren.«

«Ja, und?«

«Ich habe soeben einen Anruf von Dr. Gifford erhalten. Die Frau ist geisteskrank, sie agiert dermaßen unmöglich, daß sie in eine Gummizelle des Sicherheitstrakts für extrem gewalttätige Patienten verlegt wurde.«

Tyler empfand eine ungeheure Erleichterung.»Tut mir aufrichtig leid, das hören zu müssen.«

«Ich wollte dir nur die Sorge nehmen, daß du und deine Familie durch sie in Gefahr sein könntet.«

«Ich bin dir wirklich sehr dankbar«, sagte Tyler — und er spürte tatsächlich so etwas wie Dankbarkeit.

Tyler ging in sein Zimmer, wählte Lees Nummer und mußte lange warten, bis Lee abnahm.»Hallo?«Im Hintergrund konnte Tyler mehrere Stimmen hören.»Lee?«

«Wer spricht dort?«

«Tyler.«

«Ach ja, Tyler.«

Er hörte Gläserklirren.»Gibst du ein Fest, Lee?«»Ja, ja. Warum kommst du nicht auch?«

Tyler überlegte, wer wohl mit Lee feierte.»Würde ich gern. Ich ruf aber nur an, um dir mitzuteilen, daß du dich für die Reise fertig machen kannst, von der wir gesprochen haben.«

Lee lachte spöttisch.»Du meinst die Reise auf der großen weißen Jacht nach St-Tropez?«

«Genau.«

«Aber gewiß doch«, spottete Lee,»allzeit bereit.«

«Es ist mein Ernst, Lee.«

«Laß den Quatsch, ein Richter kann sich doch keine Jacht leisten. Ich muß jetzt auflegen, die Gäste rufen nach mir.«

«Warte!«bat Tyler verzweifelt.»Weißt du auch, wer ich bin?«

«Klar, du bist…«

«Ich bin Tyler Stanford. Mein Vater war Harry Stanford.«

Da wurde es am anderen Ende der Leitung plötzlich still.»Du machst wohl Witze?«

«Mitnichten. Und ich halte mich gegenwärtig zur Klärung der Erbschaftsangelegenheiten in Boston auf.«

«Mein Gott! Der Stanford bist du also, das hab ich nicht gewußt. Ich bitte um Verzeihung. Ich… ich hatte zwar deinen Namen in den Nachrichten gehört, aber nie richtig hingehört, und ich war nie auf die Idee gekommen, daß du das sein könntest.«

«Ist schon gut.«

«Und du hast das wirklich ehrlich gemeint, mit mir zusammen nach St-Tropez zu fahren, ja?«

«Aber natürlich. Wir werden viel gemeinsam unternehmen«, bekräftigte Tyler.»Das heißt, wenn du willst.«

«Und ob ich will!«Lees Stimme verriet auf einmal helle Begeisterung.»Herrje, Tyler, das ist wirklich eine fantastische Nachricht…«

Mit einem zufriedenen Lächeln legte Tyler auf. Lee hatte er sich gesichert. Jetzt, dachte er, muß ich mich nur noch rasch

Tyler ging in die Bibliothek zu Harry Stanfords Waffensammlung, öffnete den Schrank, hob einen Mahagonikasten heraus, nahm sich Munition aus der darunterliegenden Schublade. Er trug den Mahagonikasten in sein Zimmer und verschloß die Tür hinter sich, bevor er den Kasten öffnete, in dem sich zwei Rugers-Revolver befanden — Harrys Lieblingsstücke. Tyler holte einen heraus, lud ihn, um anschließend den zweiten Revolver mit der restlichen Munition in die Schublade seines Rollschreibtisches zu legen. Ein Schuß wird genügen, sagte er sich, denn in der Militärschule, wohin sein Vater ihn geschickt hatte, war er immerhin zu einem hervorragenden Schützen ausgebildet worden. Vielen Dank, Vater.

Anschließend schlug Tyler im Telefonbuch unter Steve Sloane nach — er brauchte die Privatadresse.

280 Newbury Street, Boston.

Tyler lief zur Garage, wo ein halbes Dutzend Autos standen und er sich für den schwarzen Mercedes entschied — den unauffälligsten Wagen. Er öffnete das Garagentor und vergewisserte sich, daß ihn keiner gesehen hatte.

Auf der Fahrt zu Steve Sloanes Wohnung arbeitete Tyler seinen Plan aus. Mit eigener Hand hatte er bisher noch keinen Mord begangen, doch diesmal blieb ihm keine andere Wahl. Julia Stanford war das letzte Problem, das zwischen ihm und seinen Träumen stand. Es mußte sein, dachte Tyler.

Er fuhr langsam und vorsichtig, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, und rollte auf der Newbury Street an Steve Sloanes Haus vorbei, wo er einige wenige parkende Autos registrierte, doch nirgends Fußgänger wahrnahm.

Eine Straße weiter stellte er den Mercedes ab und lief zu Fuß zurück, klingelte an der Haustür und wartete.

Von drinnen ertönte Julias Stimme.»Wer ist da?«

«Ich bin's, Richter Stanford.«

Julia öffnete die Tür und musterte ihn höchst erstaunt.»Warum sind Sie hier? Ist etwas nicht in Ordnung?«

«Nein, im Gegenteil«, entgegnete er lässig.»Steve Sloane hat mich gebeten, ein Wort mit dir zu wechseln, und von ihm weiß ich ja auch, daß du hier wohnst. Darf ich eintreten?«

«Ja, selbstverständlich.«

Tyler betrat die Diele, behielt aber Julia im Auge, die die Haustür schloß und dann voraus ins Wohnzimmer ging.

«Steve ist nicht zu Hause«, sagte sie,»er fliegt gerade nach San Remo.«

«Ich weiß. «Er schaute sich im Zimmer um.»Du bist allein? Hier wohnt doch bestimmt noch eine Haushälterin oder sonst jemand?«

«Nein, das ist nicht nötig, hier befinde ich mich in Sicherheit. Darf ich dir etwas anbieten?«

«Nein, danke.«

«Worüber willst du denn mit mir sprechen?«

«Über dich, Julia, weil ich von dir enttäuscht bin.«

«Enttäuscht…«

«Du hättest nie nach Boston kommen dürfen. Hast du wirklich angenommen, du könntest einfach hier auftauchen, um ein Vermögen einzustreichen, das dir gar nicht zusteht?«

Sie musterte ihn irritiert.»Aber ich habe doch einen Anspruch auf…«

«Auf gar nichts hast du einen Anspruch!«schnauzte Tyler sie an.»Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen, als wir anderen von Vater gedemütigt und beleidigt wurden? Er hat keine Mühe gescheut, Möglichkeiten und Wege zu finden, um uns weh zu tun und uns zu verletzen. Er hat uns das Leben zur Hölle gemacht. Dir ist das erspart geblieben, aber wir haben es durchmachen müssen, und deshalb haben wir auch das Geld verdient. Aber du nicht.«»Ich… Was erwartest du von mir? Was soll ich denn tun?«