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«Aber…«

«Machen Sie sich nur keine Sorgen.«

Ein Schauern lief über ihren Körper.»Er ist ein böser Mensch.«

«Sie haben heute großen persönlichen Mut bewiesen.«

«Aber Sie haben doch gesagt, daß wir ihm nicht beikommen könnten, und da hatte ich eben die Idee, daß wir ihm eine Falle stellen, indem Sie ihn hierherlocken.«

«Und jetzt hat es den Anschein, daß wir in die eigene Falle geraten sind, nicht wahr?«

In dieser Nacht lag Julia lange wach. Sie fand vor lauter Sorge um Steve keine Ruhe und zerbrach sich den Kopf, wie sie ihm helfen könnte. Ich hätte nicht hierherkommen sollen, dachte sie. Aber wenn ich nicht nach Boston gekommen wäre, hätte ich ihn nie kennengelernt.

Im Zimmer nebenan fand Steve ebenfalls keinen Schlaf, weil er fortwährend an Julia denken mußte. Er fand es frustrierend, daß sie durch eine dünne Wand getrennt waren. Ach was, sagte

Auf der Heimfahrt triumphierte Tyler und war mächtig stolz auf sich selbst — er hatte sie alle miteinander übertrumpft. Das sind doch Winzlinge, die einen Riesen zu Fall bringen wollen, dachte er und wußte nicht, daß sein Vater auch einmal so gedacht hatte.

In Rose Hill kam Clark Tyler Stanford an der Haustür entgegen.»Guten Abend, Richter Tyler, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Abend.«

«Einen so schönen wie lange nicht mehr, Clark, einen ganz besonders schönen.«

«Darf ich Ihnen etwas servieren?«

«Ja, ich glaube, ich hätte jetzt gern ein Glas Champagner.«

«Selbstverständlich, Sir.«

Ein Glas Champagner zur Feier seines Triumphes, seines Sieges. Morgen werde ich zwei Milliarden Dollar besitzen, dachte er und sagte es immer und immer wieder vor sich hin.»Zwei Milliarden Dollar… zwei Milliarden Dollar. «Er beschloß, Lee anzurufen.

Diesmal erkannte Lee seine Stimme sofort.

«Tyler! Wie geht's dir?«

«Ausgezeichnet, Lee.«

«Ich hab schon auf deinen Anruf gewartet.«

Tyler spürte ein süßes Prickeln.»Wirklich? Wie wär's — würdest du morgen gern nach Boston kommen?«

«Sicher… aber wozu?«

«Um die Verlesung des Testaments mitzuerleben. Ich werde morgen mehr als zwei Milliarden Dollar erben.«

«Zwei… aber das ist ja himmlisch!«

«Ich möchte dich dabei gern an meiner Seite haben, und anschließend suchen wir gemeinsam unsere Jacht aus.«

«O Tyler! Das klingt ja wunderbar!«»Du kommst also?«

«Natürlich komme ich.«

Als Lee aufgelegt hatte, blieb Tyler wie verzaubert sitzen und wiederholte verliebt immer wieder die gleichen Worte:»Zwei Milliarden Dollar… zwei Milliarden Dollar.«

Kapitel 34

Am Tag vor der Testamentsverlesung saßen Woody und Kendall in Steves Büro.

«Ich weiß nicht, warum wir hier sind«, sagte Woody,»das Testament wird doch erst morgen bekanntgegeben.«

«Ich möchte Sie gern mit jemandem bekannt machen«, erklärte Steve.

«Mit wem denn?«

«Mit Ihrer Schwester.«

Die beiden starrten ihn verblüfft an.»Die haben wir aber doch schon kennengelernt«, meinte Kendall.

Steve drückte einen Knopf auf der Sprechanlage.»Würden Sie sie bitte hereinschicken?«

Kendall und Woody wechselten ratlose Blicke.

Die Tür ging auf, und Julia Stanford kam herein.

Steve erhob sich.»Ihre Schwester Julia Stanford.«

«Was reden Sie da für Zeug!«schimpfte Woody.»Wollen Sie uns für dumm verkaufen?«

«Gestatten Sie mir eine Erläuterung«, sagte Steve leise, erklärte dann eine Viertelstunde die Sachlage und schloß mit den Worten:»Perry Winger bestätigte, daß ihre DNS mit der Ihres Vaters übereinstimmt. «Als Steve geendet hatte, rief Woody:»Tyler! Das kann ich nicht glauben.«

«Glauben Sie's lieber.«

«Aber es will mir nicht in den Sinn. Die Fingerabdrücke der anderen Frau sind doch der Beweis dafür, daß sie Julia ist«, wandte Woody ein.»Ich habe die Karte mit ihren Fingerabdrücken noch.«

Steve spürte, wie sein Herz schneller schlug.»Wirklich?«»Ja, ich habe sie aufbewahrt — nur aus Jux.«

«Ich würde Sie gern um einen Gefallen bitten«, sagte Steve.

Im Konferenzraum der Kanzlei Renquist, Renquist & Fitzgerald war am darauffolgenden Tag um zehn Uhr morgens eine größere Personengruppe versammelt. Simon Fitzgerald saß an der Kopfseite des Tisches, und außer ihm waren Kendall, Tyler, Woody, Steve und Julia anwesend sowie einige unbekannte Herren.

Zwei von ihnen stellte Fitzgerald gleich zu Beginn vor.»Ich möchte Sie bekannt machen mit William Parker und Patrick Evans von den Anwaltskanzleien, die die Firma Stanford Enterprises repräsentieren. Sie haben die Finanzunterlagen des Konzerns mitgebracht. Ich werde zuerst das Testament besprechen, anschließend werde ich das Wort diesen beiden Herren erteilen.«

«Wir sollten aber keine Zeit verlieren«, sagte Tyler voller Ungeduld. Ich werde nicht nur das Geld bekommen, ich werde euch Mistkerle auch zugrunde richten.

Simon Fitzgerald nickte.»Also gut.«

Vor Fitzgerald lag eine dicke Akte mit der Aufschrift HARRY STANFORD — letzter WILLE und TESTAMENT.»Ich überreiche jetzt jedem von Ihnen eine Abschrift des Testaments, damit sich ein Verlesen der Formalitäten erübrigt. Wie ich Ihnen ja bereits mitgeteilt habe, werden Harry Stanfords Nachkommen die Hinterlassenschaft zu gleichen Teilen erben.«

Julia warf einen Blick hinüber zu Steve, und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Belustigung.

Ich freue mich für sie, dachte Steve. Selbst wenn sie dann für mich unerreichbar ist.

Simon Fitzgerald fuhr fort:»Es gibt ein rundes Dutzend spezifischer Vermächtnisse, die jedoch allesamt von geringer Größenordnung sind.«

Tyler dachte an Lee: Er wird am Nachmittag in Boston eintreffen, und ich werde ihn am Flughafen abholen.

«Die Sachwerte der Stanford Enterprises machen, wie ich Ihnen ebenfalls mitgeteilt habe, annähernd sechs Milliarden Dollar aus. «Fitzgerald machte eine Kopfbewegung in Richtung von William Parker.»Und damit gebe ich weiter an Mr. Parker.«

William Parker öffnete seine Aktentasche und breitete mehrere Dokumente vor sich auf dem Konferenztisch aus.»Wie Mr. Fitzgerald ganz richtig bemerkte, belaufen die Aktiva des Konzerns sich auf sechs Milliarden Dollar. Andererseits…«Es folgte eine bedeutungsschwere Pause, in der er seinen Blick durch den Raum wandern ließ.»… sind die Stanford Enterprises mit Schulden von über sechzehn Milliarden Dollar belastet.«

Woody war aufgesprungen.»Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?«

Tyler war aschfahl geworden.»Soll das etwa ein Scherz sein?«

«Etwas anderes kann es ja wohl nicht sein«, sagte Kendall mit heiserer Stimme.

Mr. Parker wandte sich einem der fremden Männer im Raum zu.»Mr. Leonard Redding von der Securities and Exchange Commission wird Ihnen die Sachlage erläutern.«

Redding nickte.»Harry Stanford war seit zwei Jahren fest davon überzeugt, daß die Zinsen fallen würden, und entsprechend investierte er, da er in der Vergangenheit schon mehrmals auf diese Entwicklung gesetzt und damit Millionen gewonnen hatte. Als die Zinsen stiegen, hielt er immer noch an seiner Überzeugung fest, daß sie fallen würden, und hat seine Spekulationen noch mit zusätzlichen Summen gestützt. Er hatte zum Erwerb langfristiger Anlagen erhebliche Summen als Darlehen aufgenommen, doch wegen des anhaltenden Zinsanstiegs schossen seine Darlehenskosten in die Höhe, während gleichzeitig der Wert seiner Anlagen fiel. Aufgrund seines Ansehens und seines Vermögens waren die Banken lange Zeit zu neuen Geschäften mit ihm bereit; als er dann jedoch versuchte, seine Verluste durch Investitionen in hochriskante Securities wettzumachen, begannen sie sich zu sorgen. Er hatte eine Reihe von katastrophalen Investitionen getätigt und seine Darlehen zum Teil durch Securities gedeckt, die er mit geborgtem Geld als Ausfallbürgschaft für weitere Darlehen gekauft hatte.«