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sollen seine Knochen sein.«

Catelyn lächelte, wußte, daß es stimmte.»Ich sehe Robb nicht.«

«Ich glaube, er ist mit Greyjoy in die Halle gegangen.«

Theon Greyjoy saß auf einer Bank in Riverruns Großer Halle, erfreute sich eines Horns mit Bier und unterhielt die Truppen ihres Vaters mit einem Bericht über das Schlachten im Flüsterwald.

«Einige versuchten zu fliehen, aber wir hatten das Tal an beiden Enden geschlossen, und mit Schwert und Lanze kamen wir aus dem Dunkel geritten. Die Lannisters müssen gedacht haben, daß die anderen höchstpersönlich über sie herfielen, als sich dieser Wolf, der Robb gehört, über sie hermachte. Ich habe gesehen, wie er einem Mann den Arm aus der Schulter gerissen hat, und deren Pferde haben verrückt gespielt, als sie ihn witterten. Ich konnte nicht zählen, wie viele Männer abgeworfen wurden… «

«Theon«, unterbrach sie ihn,»wo finde ich meinen Sohn?«

«Lord Robb wollte dem Götterhain einen Besuch abstatten, Mylady.«

Es war das, was auch Ned getan hätte. Er ist ebenso seines Vaters Sohn wie der meine, das darf ich nicht vergessen. Oh, ihr Götter. Ned… Sie fand Robb unter dem grünen Baldachin aus Blättern, umgeben von hohen Rotholzbäumen und großen, alten Ulmen, vor dem Herzbaum kniend, einem schlanken Wehrholzbaum mit einem Gesicht, das eher traurig als grimmig war. Sein Langschwert stand vor ihm, die Spitze in den Boden gerammt, seine Hände in Handschuhen um den Griff gelegt. Um ihn knieten andere: Greatjon Umber, Rickard Karstark, Maege Mormont, Galbart Glover und weitere. Selbst Tytos Blackwood weilte unter ihnen, den großen Rabenumhang hinter sich ausgebreitet. Sie huldigen den alten Göttern, das wurde ihr klar. Sie fragte sich, welchen Göttern

sie dieser Tage huldigte, und fand darauf keine Antwort.

Es wäre nicht gut, sie bei ihren Gebeten zu stören. Die Götter sollten bekommen, was ihnen zustand…selbst grausame Götter, die ihr Ned und ihren Hohen Vater nahmen. Also wartete Catelyn. Der Wind vom Fluß her strich durch die hohen Äste, und sie konnte den Wheel Tower zu ihrer Rechten sehen, an dessen Seite Efeu rankte. Als sie dort stand, fiel ihr alles wieder ein. Ihr Vater hatte sie zwischen diesen Bäumen das Reiten gelehrt, und beim Sturz von dieser Ulme hatte sich Edmure den Arm gebrochen, und dort drüben, unter jener Laube, hatten Lysa und sie mit Petyr Küssen gespielt.

Seit Jahren hatte sie daran nicht mehr gedacht. Wie jung sie alle gewesen waren — sie nicht älter als Sansa, Lysa jünger als Arya und Petyr noch jünger, doch begierig. Die Mädchen hatten ihn untereinander getauscht, abwechselnd ernst und kichernd. So lebhaft fiel es ihr wieder ein, daß sie fast seine verschwitzten Hände an ihren Schultern fühlen und den Duft von Minze in seinem Atem schmecken konnte. Stets wuchs Minze im Götterhain, und Petyr kaute sie gern. Er war solch ein frecher, kleiner Junge gewesen, immer in Schwierigkeiten.»Er hat versucht, seine Zunge in meinen Mund zu stecken«, hatte Catelyn ihrer Schwester nachher gestanden, als sie allein waren.»Das hat er bei mir auch versucht«, hatte Lysa geflüstert, scheu und atemlos.»Es hat mir gefallen.«

Langsam kam Robb auf die Beine und steckte sein Schwert weg, und Catelyn erwischte sich bei dem Gedanken, ob ihr Sohn je ein Mädchen im Götterhain geküßt hatte. Sicher hatte er das. Sie hatte gesehen, wie Jeyne Poole ihm mit feuchten Augen Blicke zuwarf, und manche Dienstmagd, selbst solche, die schon achtzehn waren… er war in die Schlacht geritten und hatte Männer mit dem Schwert getötet, sicher war er schon geküßt worden. Sie hatte Tränen in den Augen. Wütend wischte sie sie fort.

«Mutter«, sagte Robb, als er sie dort stehen sah.»Wir müssen eine Ratsversammlung abhalten. Es gibt einige Entscheidungen zu treffen.«

«Dein Großvater würde dich gern sehen«, sagte sie.»Robb, er ist sehr krank.«

«Ser Edmure hat es mir gesagt. Es tut mir leid, Mutter… für Lord Hoster und für dich. Doch vorher müssen wir uns besprechen. Es gab Nachricht aus dem Süden. Renly Baratheon hat Anspruch auf die Krone seines Bruders angemeldet.«

«Renly?«sagte sie erschrocken.»Ich hatte gedacht, ganz sicher wäre es Lord Stannis…«

«Das dachten wir alle, Mylady«, sagte Galbart Glover.

Der Kriegsrat versammelte sich in der Großen Halle an vier langen Tischen, die man zu einem gebrochenen Viereck aufgestellt hatte. Lord Hoster war zu schwach, um daran teilzunehmen, schlief auf seinem Balkon, träumte von der Sonne auf den Flüssen seiner Jugend. Edmure saß auf seinem Thronsitz der Tullys, Brynden Blackfish an seiner Seite und die Bundesgenossen seines Vaters rechts und links davon entlang der Seitentische. Die Nachricht vom Sieg bei Riverrun hatte sich unter den flüchtigen Lords der Flußlande verbreitet und sie wieder angelockt. Karyl Vance trat ein, jetzt Lord, sein Vater tot unter dem Golden Tooth. Ser Marq Piper war bei ihm, und sie brachten einen Darry mit, Ser Raymuns Sohn, ein Knabe, der nicht älter als Bran war. Lord Jonos Bracken traf von den Ruinen von Stone Hedge ein, finster und polternd, und setzte sich so weit abseits von Tytos Blackwood, wie die Tische es erlaubten.

Die Lords aus dem Norden saßen gegenüber, und Catelyn und Robb sahen ihrem Bruder ins Gesicht. Sie waren weniger. Greatjon saß linker Hand von Robb, und dann Theon Greyjoy. Galbart Glover und Lady Mormont saßen rechts von Catelyn. Lord Rikkard Karstark, ausgezehrt und hohläugig in seiner Trauer, saß wie ein Mann in einem Alptraum da, der lange Bart ungekämmt und ungewaschen. Zwei Söhne hatte er im Flüsterwald verloren, und es gab keine Nachricht von dem dritten, seinem ältesten, der die Speerkämpfer der Karstarks am Grünen Arm des Trident gegen Tywin Lannister geführt hatte.

Der Streit wütete bis in die späte Nacht. Jeder Lord hatte das Recht zu sprechen, und so sprachen sie… und brüllten und fluchten und stritten und johlten und scherzten und feilschten und schlugen Humpen auf den Tisch und drohten und verließen den Saal und kehrten mürrisch oder lächelnd wieder zurück. Catelyn saß da und hörte sich das alles an.

Roose Bolton hatte die arg gebeutelten Reste ihres anderen Heeres am Eingang zum Damm neu formiert. Ser Helman Tallhart und Walder Frey hielten nach wie vor die Twins. Lord Tywins Armee hatte den Trident überquert und war auf dem Weg nach Harrenhal. Und es gab zwei Könige im Reich. Zwei Könige und keine Eintracht.

Viele der verbündeten Lords wollten sogleich gegen Harrenhal marschieren, um sich Lord Tywin zu stellen und der Macht der Lannisters ein für allemal ein Ende bereiten. Der junge, hitzköpfige Marq Piper drängte darauf, statt dessen westlich gegen Casterly Rock zu ziehen. Andere wiederum mahnten zur Geduld. Riverrun saß quer auf den Nachschubwegen der Lannisters, wie Jason Mallister hervorhob. Sie sollten abwarten, Lord Tywin Nachschub und frischen Proviant verweigern, während sie ihre Befestigungen stärkten und ihren müden Truppen Ruhe gönnten. Lord Blackwood wollte davon nichts hören. Sie sollten das Werk vollenden, das sie im Flüsterwald begonnen hatten. Nach Harrenhal marschieren und auch Roose Boltons Armee mitnehmen. Worauf Blackwood drängte, dem stellte sich Bracken entgegen wie stets. Lord Jonos Bracken erhob sich und drängte, sie sollten König Renly die Treue schwören und gen Süden ziehen, um sich seiner Streitmacht anzuschließen.

«Renly ist nicht der König«, sagte Robb. Es war das erste

Mal, daß ihr Sohn sich geäußert hatte. Wie sein Vater verstand auch er sich darauf, zuzuhören.

«Ihr könnt nicht ernstlich zu Joffrey halten, Mylord«, sagte Galbart Glover.»Er hat Euren Vater auf dem Gewissen.«

«Das macht ihn zu einem schlechten Menschen«, erwiderte Robb.»Ich weiß nur nicht, was Renly zum König macht. Joffrey ist nach wie vor Roberts ältester Sohn, also gehört der Thron nach allen Gesetzen des Reiches rechtmäßig ihm. Sollte er sterben, und ich beabsichtige, dafür zu sorgen, daß er es tut, hat er einen jüngeren Bruder. Tommen ist nach Joffrey als nächster an der Reihe.«