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Der alte Mann wackelte mit dem Kopf.»Was ihre Pferde angeht«, sagte er,»so sind sie auf Streitrössern geritten. Manches Jahr habe ich in den Ställen vom alten Ser Willum gearbeitet, daß ich den Unterschied erkenne. Keines davon hat je einen Pflug gezogen, die Götter stehen mir bei, falls ich mich täuschen sollte.«

«Räuber zu Pferd«, bemerkte Littlefinger.»Vielleicht haben

sie die Pferde bei ihrem letzten Überfall gestohlen.«

«Aus wie vielen Männern bestand diese Bande?«

«Einhundert mindestens«, antwortete Joss im selben Augenblick, während der bandagierte Schmied» Fünfzig «sagte, die Großmutter hinter ihm dagegen:»Hunderte und Aberhunderte, M'lord, eine ganze Armee war das.«

«Damit liegt Ihr richtiger, als Ihr glaubt, gute Frau«, erklärte Lord Eddard ihr.»Ihr sagt, sie härten keine Banner geschwenkt. Was ist mit den Rüstungen, die sie trugen? Hat jemand Schmuck oder Verzierungen bemerkt, Bilder auf Schild oder Helm?«

Der Brauer, Joss, schüttelte den Kopf.»Es tut mir leid, M'lord, aber nein, ihre Rüstungen waren schlicht, nur… der eine, der sie anführte, er war gerüstet wie die anderen, doch konnte man ihn nicht verwechseln. Schon seine bloße Größe, M'lord! Wer behauptet, die Riesen seien ausgestorben, hat diesen Mann noch nie gesehen, das schwöre ich. Groß wie ein Ochse war er, mit einer Stimme wie ein berstender Stein.«

«Der Berg!«sagte Ser Marq laut.»Hat jemand daran Zweifel? Es war Gregor Cleganes Werk.«

Ned hörte einiges Murmeln unter den Fenstern und am anderen Ende der Halle. Selbst auf der Empore tauschte man unruhiges Flüstern. Hohe Herren und kleine Leute gleichermaßen wußten, was es bedeutete, falls Ser Marq recht behalten sollte. Ser Clegane war ein Vasall Lord Tywin Lannisters.

Er betrachtete die furchtsamen Gesichter der Dörfler. Kein Wunder, daß sie so verängstigt waren. Sie hatten geglaubt, sie würden hergebracht, damit sie Lord Tywin einen Schlächter nannten, und zwar vor einem König, der durch Heirat dessen Sohn war. Er fragte sich, ob die Ritter ihnen eine Wahl gelassen hatten.

Gewichtig erhob sich Grand Maester Pycelle vom Ratstisch, und seine Amtskette klirrte.»Ser Marq, bei allem Respekt, Ihr könnt nicht wissen, ob dieser Verbrecher Ser Gregor war. Es gibt viele große Männer im Reich.«

«So groß wie der Reitende Berg?«sagte Ser Karyl.»Ich bin noch nie einem begegnet.«

«Wie auch alle anderen hier«, fügte Ser Raymun aufgebracht hinzu.»Selbst sein Bruder ist ein Welpe neben ihm. Mylords, öffnet Eure Augen! Müßt Ihr sein Siegel auf den Leichen sehen? Es war Gregor.«

«Warum sollte Ser Gregor zum Räuber werden?«fragte Pycelle.»Dank seines Lehnsherrn verfügt er über eine solide Festung und eigene Ländereien. Dieser Mann ist ein gesalbter Ritter.«

«Ein falscher Ritter!«sagte Ser Marq.»Lord Tywins wilder Hund.«

«Mylord Hand«, verkündete Pycelle mit steifer Stimme,»ich ersuche Euch, diesen guten Ritter daran zu erinnern, daß Lord Tywin Lannister der Vater unserer gütigen Königin ist.«

«Danke, Maester Pycelle«, sagte Ned.»Ich fürchte, es wäre in Vergessenheit geraten, wenn Ihr uns nicht darauf hingewiesen hättet.«

Von seinem Aussichtspunkt auf dem Thron konnte er sehen, daß Männer aus der Tür auf der anderen Seite des Saales schlichen. Hasen, die in ihren Löchern verschwanden, so kamen sie ihm vor… oder Ratten, die am Käse der Königin nagen wollten. Kurz erkannte er Septa Mordane auf der Empore, mit ihrer Tochter Sansa neben sich. Ned spürte kurz seinen Zorn aufwallen. Das war nicht der rechte Ort für ein Mädchen. Doch hatte die Septa nicht wissen können, daß heute anderes als das ermüdende Geschäft des Anhörens von Bittgesuchen, der Klärung von Disputen zwischen rivalisierenden Festungen und der Anerkennung von Grenzsteinen zu erwarten war.

Am Ratstisch unter ihm verlor Petyr Baelish das Interesse an seinem Federkiel und beugte sich vor.»Ser Marq, Ser Karyl, Ser Raymun… vielleicht darf ich Euch eine Frage stellen? Diese Festungen standen unter Eurem Schutz. Wo wart Ihr, während das Morden und Brennen vor sich ging?«

Ser Karyl Vance antwortete.»Ich habe meinen Hohen Vater durch den Paß unterhalb des Golden Tooth begleitet, wie auch Ser Marq. Als Ser Edmure Tully von diesen Greueltaten erfuhr, sandte er uns Nachricht, daß wir einen kleinen Trupp zusammenstellen sollten, um mögliche Überlebende zu finden und diese vor den König zu bringen.«

Ser Raymun Darry meldete sich zu Wort.»Ser Edmure hat mich mit meinen Mannen nach Riverrun gerufen. Ich lagerte am Fluß, seinen Mauern gegenüber, erwartete seine Befehle, als die Nachricht mich erreichte. Bis ich wieder auf meinem eigenen Land war, hatte Clegane mit seinem Ungeziefer den Roten Arm schon wieder überquert und ritt den Hügeln der Lannisters entgegen.«

Nachdenklich strich Littlefinger an seiner Bartspitze herum.»Und falls sie wiederkommen, Ser?«

«Falls sie wiederkommen, werden wir mit ihrem Blut die Felder wässern, die sie uns verbrannt haben«, erklärte Ser Marq Piper erhitzt.

«Ser Edmure hat Reiter in alle Dörfer und Festungen geschickt, die einen Tagesritt von der Grenze entfernt liegen«, erklärte Ser Karyl.»Der nächste Angreifer wird kein so leichtes Spiel haben.«

Und das könnte genau sein, was Lord Tywin plant, dachte Ned bei sich, die Stärke Riverruns ausbluten, den Jungen dazu verleiten, seine Recken zu zerstreuen. Der Bruder seiner Frau war jung und eher tapfer denn weise. Er würde versuchen, jede Handbreit seines Bodens, jeden einzelnen Mann zu verteidigen, und Tywin Lannister war gerieben genug, das zu wissen.

«Wenn Eure Felder und Festungen vor Schaden sicher sind«, fragte Lord Petyr gerade,»worum bittet ihr dann den Thron?«

«Die Lords vom Trident wahren den Frieden des Königs«, sagte Ser Raymun Darry.»Die Lannisters haben ihn gebrochen. Wir bitten um Erlaubnis, ihnen entsprechend zu antworten, Stahl gegen Stahl. Wir bitten um Gerechtigkeit für die Menschen von Sherrer und Wendish Town und Mummer's Ford.«

«Edmure gibt uns recht, wir müssen es Gregor Clegane mit blutiger Münze heimzahlen«, erklärte Ser Marq,»doch der alte Lord Hoster hat uns befohlen, herzukommen und die Erlaubnis des Königs zu erbitten, bevor wir losschlagen.«

Dann danken wir den Göttern für den alten Lord Hoster. Tywin Lannister war ebenso ein Fuchs wie auch ein Löwe. Falls er tatsächlich Ser Gregor zum Brennen und Plündern geschickt hatte — und Ned zweifelte nicht daran — , so hatte er dafür gesorgt, daß er im Schutz der Nacht ritt, ohne Banner, in der Aufmachung gemeiner Räuber. Sollte Riverrun zurückschlagen, würden Cersei und ihr Vater darauf beharren, daß es die Tullys gewesen waren, welche den Frieden gebrochen hatten, nicht die Lannisters. Die Götter allein mochten wissen, wem Robert glauben würde.

Erneut war Grand Maester Pycelle auf den Beinen.»Mylord Hand, wenn diese guten Leute glauben, daß Ser Gregor seinen heiligen Schwüren entsagt hat, um zu plündern und zu schänden, laßt sie zu seinem Lehnsherrn gehen und ihre Beschwerde vorbringen. Diese Verbrechen sind nicht Sache des Thrones. Sollen sie Lord Tywin um Gerechtigkeit ersuchen.«

«Alles ist das Recht des Königs«, erklärte Ned.»Norden, Süden, Osten oder Westen, wir handeln stets in Roberts Namen.«

«Das Recht des Königs«, sagte Grand Maester Pycelle.»So ist es, und daher sollten wir diese Angelegenheit aufschieben, bis der König…«

«Der König ist jenseits des Flusses zur Jagd und wird wahrscheinlich noch einige Tage fort sein«, unterbrach ihn Lord Eddard.»Robert hat mir befohlen, hier an seiner Stelle zu sitzen und mit seiner Stimme zu sprechen. Genau das gedenke ich zu tun, obwohl ich Euch zustimme, daß man es ihm mitteilen sollte. «Er sah ein vertrautes Gesicht bei den Wandteppichen.»Ser Robar.«

Ser Robar Royce trat vor und verneigte sich.»Mylord.«

«Euer Vater ist mit dem König auf der Jagd«, sagte Ned.»Würdet Ihr ihnen von dem, was heute hier verhandelt wurde, Nachricht bringen?«