Выбрать главу

«Khalakka dothrae mr'anha!«verkündete sie in ihrem besten Dothraki. Ein Prinz reitet in mir! Tagelang hatte sie diesen Satz mit ihrer Magd Jhiqui geübt.

Die Älteste, eine gebückte, verschrumpelte, spindeldürre Frau, hob die Arme in die Höhe.»Khalakka dothrae!«kreischte sie. Der Prinz reitet!

«Er reitet!« antworteten die anderen Frauen.»Rakh! Rakh! Rakh haj!« verkündeten sie. Ein Junge, ein Junge, ein kräftiger Junge.

Glocken läuteten, ein plötzliches Getöse von bronzenen Vögeln. Ein kehliges Kriegshorn gab einen langen, tiefen Ton von sich. Die alten Frauen fingen an zu singen. Unter ihren bemalten Lederwesten wiegten sich die welken Zitzen schimmernd von Öl und Schweiß. Die Eunuchen, die sie bedienten, warfen Bündel von trockenem Gras in eine große Bronzepfanne, und Wolken von duftendem Rauch stiegen zum Mond und zu den Sternen auf. Die Dothraki glaubten, die Sterne seien Pferde aus Feuer, eine große Herde, die bei Nacht über den Himmel galoppierte.

Als der Rauch aufstieg, erstarb das Singen, und die alte Frau schloß ihr eines Auge, um besser in die Zukunft blicken zu können. Vollkommene Stille herrschte. Dany konnte in der Ferne Nachtvögel hören, das Zischen und Knacken von Fackeln, das sanfte Plätschern von Wasser im See. Die Dothraki starrten sie mit nächtlichen Augen an und warteten.

Khal Drogo legte seine Hand auf Danys Arm. Sie konnte die Spannung in seinen Fingern spüren. Selbst ein khal, der so mächtig wie Drogo war, kannte die Angst, wenn die dosh khaleen einen Blick in den Rauch der Zukunft warfen. In ihrem Rücken flatterten ängstlich die Mägde herum.

Schließlich schlug die alte Frau ihr Auge auf und hob die Arme.»Ich habe sein Gesicht gesehen und den Donner seiner Hufe gehört«, verkündete sie mit dünner, bebender Stimme.»Donner seiner Hufe!«wiederholten die anderen.»Schnell wie der Wind, so reitet er, und hinter ihm überzieht sein khalasar die Erde, Männer ohne Zahl, mit arakhs, die wie Grashalme in seinen Händen schimmern. Wild wie ein Sturm wird der Prinz sein. Seine Feinde werden vor ihm zittern, um ihre Frauen werden Blut weinen und sich vor Trauer zerfleischen. Die Glocken im Haar werden von seinem Kommen künden, und die Milchmenschen in den Steinzelten werden seinen Namen fürchten. «Die alte Frau zitterte und sah Dany vorsichtig an, als fürchtete sie sich.»Der Prinz reitet, und er wird der Hengst sein der die Welt besteigt!«

«Der Hengst, der die Welt besteigt!«riefen die Zuschauer wie ein Echo, bis die Nacht vom Klang ihrer Stimmen widerhallte.

Das einäugige Weib blickte Dany durchdringend an.»Wie soll er heißen, der Hengst, der die Welt besteigt?«

Für die Antwort erhob sie sich.»Er soll Rhaego heißen«, sagte sie mit den Worten, die Jhiqui sie gelehrt hatte. Ihre Hände umfaßten schützend die Rundung unter ihren Brüsten, als ein Donnern von den Dothraki ausging.»Rhaego«, riefen sie.»Rhaego, Rhaego, Rhaego!«

Der Name klang noch in ihren Ohren, als Khal Drogo sie aus der Grube führte. Seine Blutreiter reihten sich hinter ihnen ein. Eine Prozession folgte ihnen auf den Götterpfad hinaus, die breite, grasbewachsene Straße entlang, die durch das Herz von Vaes Dothrak führte, vom Pferdetor zur Mutter aller Berge. Die alten Weiber der dosh khaleen kamen zuerst, mit ihren Eunuchen und Sklaven. Einige stützten sich auf lange, geschnitzte Stöcke, wenn sie sich auf zitternden Beinen vorwärts kämpften, während andere erhaben wie Reiterlords stolzierten. Jede dieser alten Frauen war einst eine khaleesi gewesen. Wenn ihre Männer starben und ein neuer khal seinen Platz vor allen Reitern einnahm, mit einer neuen khaleesi neben sich, schickte man sie hierher, damit sie über das riesige Land der Dothraki herrschten. Noch der mächtigste khal verneigte sich vor der Weisheit und Autorität der dosh khaleen. Dennoch lief Dany ein Schauer über den Rücken, wenn sie daran dachte, daß man sie eines Tages zu ihnen schicken würde, ob sie nun wollte oder nicht.

Hinter den weisen Frauen folgten die anderen. Khal Drogo und sein Sohn, der khalakka Togo, Khal Jommo und seine Frauen, die wichtigsten Männer aus Drogos khalasar, Danys Mägde, die Diener und Sklaven des khal und viele mehr. Glocken läuteten, und Trommeln schlugen einen würdevollen Rhythmus, während sie über den Götterpfad marschierten. Gestohlene Helden und die Götter toter Völker brüteten in der Dunkelheit jenseits der Straße. Neben der Prozession liefen Sklaven leichten Fußes mit Fackeln in Händen durch Gras, und die flackernden Flammen ließen die großen Monumente fast lebendig erscheinen.

«Was bedeutet der Name Rhaego?«fragte Khal Drogo, während sie gingen, in der Gemeinen Zunge der Sieben Königslande. Sie hatte ihn ein paar Worte gelehrt, wenn sie konnte. Drogo lernte schnell, wenn er sich auf etwas einließ, nur war sein Akzent so breit und barbarisch, daß weder Ser Jorah noch Viserys ein Wort von dem verstehen konnten, was er sagte.

«Mein Bruder Rhaegar war ein wilder Krieger, meine Sonne, meine Sterne«, erklärte sie ihm.»Er starb, bevor ich geboren wurde. Ser Jorah sagt, er sei der letzte Drache gewesen.«

Khal Drogo sah auf sie herab. Sein Gesicht war eine kupferne Maske, unter dem langen, schwarzen Bart, der vom Gewicht seiner goldenen Ringe in die Tiefe gezogen wurde, meinte sie jedoch den Anflug eines Lächelns ausgemacht zu haben.»Ist gute Name, Dan Ares Frau, Mond meines Lebens«, sagte er.

Sie ritten zu dem See, den die Dothraki» Schoß der Welt «nannten, ein von Schilf umgebenes, stilles Wasser. Vor tausend Jahren, soviel hatte Jhiqui ihr erzählt, war der erste Mensch aus seiner Tiefe aufgestiegen, reitend auf dem ersten Pferd.

Die Prozession wartete am grasbewachsenen Ufer, während Dany sich entkleidete und ihre verschmutzten Sachen auf die Erde fallen ließ. Nackt stieg sie vorsichtig ins Wasser. Irri behauptete, der See habe keinen Grund, doch Dany spürte, wie der weiche Schlamm zwischen ihren Zehen hervorquoll, als sie sich durch das hohe Schilf schob. Der Mond trieb auf den stillen, schwarzen Fluten, zersprang und formte sich erneut, wenn die Wellen über sein Spiegelbild hinwegglitten. Sie bekam eine Gänsehaut, als die Kälte an ihren Oberschenkeln hinaufkroch und ihre unteren Lippen küßte. Das Hengstblut an ihren Händen und um den Mund herum war getrocknet. Dany schöpfte heiliges Wasser, hob es über ihren Kopf und reinigte sich und das Kind in ihrem Inneren, während der khal und die anderen zuschauten. Sie hörte, wie die alten Frauen der dosh khaleen sich murmelnd miteinander unterhielten, während sie zusahen, und fragte sich, worüber sie wohl sprachen.

Als sie aus dem See stieg, zitternd und tropfend, eilte ihr die Magd Doreah mit einem Umhang von bemalter Seide entgegen, doch Khal Drogo winkte sie fort. Anerkennend betrachtete er ihre geschwollenen Brüste und die Rundung ihres Bauches, und Dany konnte sehen, wie sich seine Männlichkeit in den Hosen aus Pferdeleder abzeichnete, gleich unter den schweren Goldmedaillons seines Gürtels. Sie ging zu ihm und half ihm, sie aufzuschnüren. Dann nahm ihr mächtiger khal sie bei den Hüften und hob sie in die Luft, als wäre sie ein Kind. Die Glöckchen in seinem Haar klingelten leise.

Dany legte die Arme um seine Schultern und drückte ihr Gesicht an seinen Hals, als er sich in sie drängte. Drei kurze Stöße, und es war vorüber.»Der Hengst, der die Welt besteigt«, flüsterte Drogo heiser. Noch immer rochen seine Hände nach Pferdeblut. Er biß sie in den Hals, fest, im Augenblick seiner Freude, und als sie ihn von sich hob, war sein Same in ihr und tropfte innen an ihren Schenkeln herab. Da erst erlaubte man Doreah, sie in duftende Seide zu hüllen, und Irri, ihr weiche Pantoffeln überzustreifen.

Khal Drogo verschnürte sich, rief einen Befehl, und Pferde wurden zum Ufer des Flusses gebracht. Cohollo wurde die

Ehre zuteil, der khaleesi auf ihren Silbernen zu helfen. Drogo gab seinem Hengst die Sporen und machte sich auf den Weg, den Götterpfad hinab, unter Mond und Sternen. Auf ihrem Silbernen hielt Dany leicht Schritt.