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«Sag… was immer du schreiben mußt. Schützen und verteidigen, alte und neue Götter, du kennst die Worte. Schreib. Ich unterzeichne. Du gibst es dem Rat, wenn ich tot bin.«

«Robert«, sagte Ned mit heiserer Stimme,»das darfst du nicht tun. Stirb mir nicht. Das Reich braucht dich.«

Robert nahm seine Hand.»Du bist… ein so schlechter

Lügner, Ned Stark«, sagte er durch seinen Schmerz.»Das Reich… das Reich weiß… was für ein schlechter König ich gewesen bin. Schlecht wie Aerys, mögen mich die Götter schonen.«

«Nein«, erklärte Ned dem sterbenden Freund,»nicht so schlecht wie Aerys, Majestät. Ganz und gar nicht so schlecht wie Aerys.«

Robert brachte ein schwaches, rotes Lächeln zustande.»Wenigstens werden sie sagen… dieses letzte… das habe ich richtig gemacht. Du wirst mich nicht enttäuschen. Jetzt wirst du regieren. Du wirst es hassen, mehr noch als ich… aber du wirst es gut machen. Hast du fertig geschrieben?«

«Ja, Majestät. «Ned hielt Robert das Blatt hin. Der König kritzelte blindlings seine Unterschrift, verschmierte Blut auf dem Papier.»Es sollten Zeugen dabei sein, wenn der Brief versiegelt wird.«

«Bereitet den Keiler zu meiner Beerdigung«, keuchte Robert.»Ein Apfel im Maul, die Haut knusprig gebraten. Verspeist den Scheißkerl. Und wenn ihr an ihm erstickt. Versprich es mir, Ned.«

«Ich verspreche es. «Versprich es mir, Ned, hörte er Lyannas Stimme.

«Das Mädchen«, sagte der König.»Daenerys. Laß sie leben. Wenn du kannst, falls es… nicht zu spät… sprich mit ihnen… Varys, Littlefinger… laß nicht zu, daß sie sie töten. Und hilf meinem Sohn, Ned. Laß ihn… besser werden, als ich es war. «Er zuckte zusammen.»Mögen mir die Götter gnädig sein.«

«Das werden sie, mein Freund«, sagte Ned.»Das werden sie.«

Der König schloß die Augen und schien sich zu entspannen.»Hab ein Schwein erlegt«, murmelte er.»Sollte lachen, aber es schmerzt zu sehr.«

Ned lachte nicht.»Soll ich sie hereinrufen?«

Robert nickte schwach.»Wie du willst. Bei allen Göttern, wieso ist es hier so kalt?«

Die Diener eilten herein und beeilten sich, die Feuer zu schüren. Die Königin war gegangen. Das zumindest bot eine gewisse Erleichterung. Falls sie bei Verstand war, würde Cersei ihre Kinder nehmen und noch vor Tagesanbruch fliehen, dachte Ned. Sie war schon viel zu lang geblieben.

König Robert schien sie nicht zu vermissen. Er bat seinen Bruder Renly und Grand Maester Pycelle, zu bezeugen, wie er sein Siegel in das heiße, gelbe Wachs drückte, das Ned auf seinen Brief hatte tropfen lassen.»Nun gebt mir etwas gegen den Schmerz und laßt mich sterben.«

Eilig mischte ihm Grand Maester Pycelle einen Becher mit Mohnblumensaft. Diesmal nahm der König einen tiefen Zug. Sein schwarzer Bart war von dicken, weißen Tropfen übersät, als er den leeren Becher von sich warf.»Werde ich träumen?«

Ned antwortete:»Das wirst du.«

«Gut«, sagte er lächelnd.»Ich werde Lyanna von dir grüßen, Ned. Achte für mich auf meine Kinder.«

Wie ein Messer bohrten sich die Worte in Neds Bauch. Einen Moment lang wußte er nicht, was er sagen sollte. Er konnte nicht lügen. Dann fielen ihm die Bastarde ein: die kleine Barra an der Mutterbrust, Mya im Grünen Tal, Gendry an seinem Schmiedeofen und all die anderen.»Ich werde… deine Kinder hüten wie die meinen«, sagte er langsam.

Robert nickte und schloß die Augen. Ned sah, wie sein alter Freund sanft in die Kissen sank, derweil der Mohnblumensaft den Schmerz von seiner Miene wischte. Schlaf überkam ihn.

Schwere Ketten klirrten leise, als Grand Maester Pycelle zu Ned herantrat.»Ich will alles tun, was in meiner Macht steht, Mylord, aber die Wunde ist brandig geworden. Es hat zwei

Tage gedauert, ihn hierherzubringen. Da war es schon zu spät. Ich kann die Schmerzen Seiner Majestät wohl lindern, allein die Götter könnten ihn heilen.«

«Wie lange noch?«

«Im Grunde müßte er längst tot sein. Nie habe ich einen Mann gesehen, der so versessen an seinem Leben hing.«

«Mein Bruder war von jeher stark«, sagte Lord Renly.»Vielleicht nicht klug, jedoch stark. «In der glühenden Hitze der Schlafkammer stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Wie er dort stand, hätte er auch Roberts Geist sein können, jung und dunkel und gutaussehend.»Er hat den Keiler erlegt. Seine Eingeweide hingen aus dem Bauch, und dennoch hat er den Keiler irgendwie erlegt. «Seine Stimme war voller Verwunderung.

«Robert war nie jemand, der das Schlachtfeld verläßt, solange noch ein Feind auf seinen Beinen steht«, erklärte Ned.

Draußen vor der Tür bewachte Ser Barristan Selmy noch die Turmtreppe.»Maester Pycelle hat Robert Mohnblumensaft gegeben«, teilte ihm Ned mit.»Achtet darauf, daß niemand ohne meine Zustimmung seine Ruhe stört.«

«Es soll sein, wie Ihr befehlt, Mylord. «Ser Barristan wirkte älter, als er nach Jahren zählte.»Ich habe mich gegen meinen heiligen Eid vergangen.«

«Selbst der beste Ritter kann einen König nicht vor sich selbst beschützen«, sagte Ned.»Robert jagte für sein Leben gern Wildschweine. Ich habe gesehen, wie er Tausende davon erlegt hat. «Er hielt die Stellung, ohne mit der Wimper zu zucken, den großen Speer in Händen, und oft genug verfluchte er den Keiler, wenn dieser angriff, wartete bis zur letztmöglichen Sekunde, bis der ihn fast erreicht hatte, und erlegte ihn dann mit einem einzigen sicheren und wilden Wurf.»Niemand konnte wissen, daß dieser eine ihn das Leben kosten würde.«

«Es ist freundlich von Euch, das zu sagen, Lord Eddard.«

«Der König selbst hat so gesprochen. Er hat dem Wein die Schuld gegeben.«

Der weißhaarige Ritter nickte müde.»Seine Majestät schwankte bereits im Sattel, als wir den Keiler aus seinem Bau gescheucht hatten, trotzdem hat er uns befohlen, beiseite zu treten.«

«Ich frage mich, Ser Barristan«, sagte Varys ganz leise,»wer dem König seinen Wein gereicht hat.«

Ned hatte den Eunuchen nicht kommen gehört, doch als er sich umsah, stand er dort. Er trug einen schwarzen Samtumhang, der über den Boden strich, und sein Gesicht war frisch gepudert.

«Der Wein kam aus des Königs eigenem Schlauch«, sagte Ser Barristan.

«Nur ein Schlauch? Die Jagd ist ein so durstiges Geschäft.«

«Ich habe nicht mitgezählt. Mehr als einer, mit Sicherheit. Sein Knappe hat ihm stets einen neuen geholt, sobald er einen wollte.«

«Welch pflichtbewußter Knabe«, sagte Varys,»der dafür sorgt, daß es Seiner Majestät nicht an Erfrischungen mangelt.«

Ned hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Er erinnerte sich an die beiden blonden Jungen, die Robert geschickt hatte, um ihm einen Einsatz für seinen Brustpanzer zu beschaffen. Der König hatte allen an jenem Abend beim Fest die Geschichte erzählt und dabei gelacht, daß er sich schüttelte.»Welcher Knappe?«

«Der ältere«, sagte Ser Barristan.»Lancel.«

«Ich kenne den Knaben gut«, sagte Varys.»Ein stämmiger Bursche, Ser Kevan Lannisters Sohn, der Neffe von Lord Tywin und Vetter der Königin. Ich hoffe, der gute Junge macht sich keine Vorwürfe. Kinder sind so verletzbar in der Unschuld

ihrer Jugend, wie ich mich gut erinnere.«

Vermutlich war Varys einmal jung gewesen. Ned bezweifelte, daß er je Unschuld besessen hatte.»Da Ihr von Kindern sprecht. Robert hatte es sich anders überlegt, was Daenerys Targaryen angeht. Vereinbarungen, die Ihr bereits getroffen habt, sind rückgängig zu machen. Und zwar sofort.«

«O weh«, entfuhr es Varys.»Sofort könnte zu spät sein. Ich fürchte, die Vögel sind schon ausgeflogen. Doch werde ich tun, was ich kann, Mylord. Mit Eurer Erlaubnis. «Er verneigte sich und verschwand die Treppe hinab, und seine Pantoffeln mit den weichen Sohlen flüsterten dabei über den Stein.