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Das kurze Aufflammen des Kampfes endete so schnell, wie es begonnen hatte, als Bronn einen Schritt zur Seite tat und hinter die Statue der weinenden Frau trat. Ser Vardis hieb dorthin, wo er gestanden hatte, und sein Schwert traf funkensprühend den hellen Marmor von Alyssas Oberschenkel.

«Sie kämpfen nicht gut, Mutter«, beklagte sich der Lord über die Eyrie.»Ich will, daß sie richtig kämpfen.«

«Das werden sie, mein süßer Liebling«, beruhigte ihn die Mutter.»Der Söldner kann nicht den ganzen Tag weglaufen.«

Einige der Lords auf Lysas Terrasse rissen bereits derbe Witze, während sie sich Wein nachschenkten, doch auf der anderen Seite des Gartens beobachteten Tyrion Lannisters ungleiche Augen den Tanz der Recken, als gäbe es sonst nichts auf der Welt.

Überraschend stürmte Bronn hinter der Statue hervor, ging noch immer links herum, richtete einen doppelhändigen Hieb gegen die ungeschützte rechte Seite des Ritters. Ser Vardis blockte ab, wenn auch unbeholfen, und die Klinge des Söldners blitzte aufwärts zu seinem Kopf. Metall klirrte, und eine Falkenschwinge brach knirschend ab. Ser Vardis tat einen halben Schritt nach hinten, um sich zu sammeln, hob seinen Schild. Eichenspäne flogen, als Bronns Schwert auf die hölzerne Mauer eindrosch. Wieder trat der Söldner nach links, fort von dem Schild, und traf Ser Vardis am Bauch, wobei seine messerscharfe Klinge in der Rüstung des Ritters einen hellen Spalt zurückließ.

Ser Vardis stieß sich mit dem hinteren Fuß ab, und seine Silberklinge senkte sich in weitem Bogen. Bronn schlug sie zur Seite und tänzelte davon. Der Ritter krachte in die weinende Frau hinein, brachte sie auf ihrem Sockel zum Wanken. Taumelnd trat er zurück und drehte den Kopf auf der Suche nach dem Feind hierhin und dorthin. Das Schlitzvisier im Helm engte seine Sicht ein.

«Hinter Euch, Ser!«rief Lord Hunter zu spät. Bronn schwang sein Schwert mit beiden Händen, traf Ser Vardis am Ellbogen seines Schwertarmes. Das dünne Metall, das sein Gelenk schützte, knirschte. Der Ritter stöhnte, fuhr herum, riß seine Waffe hoch.

Diesmal blieb er stehen. Die Schwerter flogen, und ihr stählernes Lied erfüllte den Garten und hallte von den weißen Türmen der Eyrie zurück.

«Ser Vardis ist verletzt«, stellte Ser Rodrik mit ernster Stimme fest.

Man mußte es Catelyn nicht sagen. Sie hatte Augen, sie konnte das helle Rinnsal von Blut sehen, das dem Ritter über den Unterarm bis zum Ellenbogen lief. Jede Parade erfolgte jetzt etwas langsamer und etwas niedriger als zuvor. Ser Vardis wandte dem Feind die Seite zu, versuchte mit dem Schild zu blocken, aber Bronn schlich flink wie eine Katze um ihn herum. Der Söldner schien immer stärker zu werden. Seine Hiebe hinterließen nun Spuren. Die Rüstung des Ritters war von tiefen, schimmernden Dellen übersät, an seinem rechten Oberschenkel, seinem schnabelförmigen Visier, quer über den Brustharnisch, eine lange vorn an der Halsberge. Das Medaillon mit Mond und Falke an Ser Vardis' rechtem Arm war sauber in zwei Hälften geschnitten und hing nur noch an einem Riemen. Die Zuschauer konnten durch die Luftlöcher in

seinem Visier seinen schweren Atem hören.

Blind vor Arroganz, wie sie waren, erkannten selbst die Ritter und Lords des Grünen Tales, was sich vor ihnen abspielte, nur nicht ihre Schwester.»Genug, Ser Vardis!«rief Lady Lysa hinunter.»Macht ihm jetzt ein Ende, mein Junge hat genug.«

Und von Ser Vardis Egen muß gesagt werden, daß er den Befehl seiner Herrin bis zum letzten befolgte. Im einen Augenblick taumelte er noch rückwärts, halbwegs gebückt hinter seinem vernarbten Schild, im nächsten griff er schon an. Der plötzliche Ansturm warf Bronn aus dem Gleichgewicht. Ser Vardis stieß mit ihm zusammen und hieb dem Söldner den Rand seines Schildes ins Gesicht. Beinah, beinah stürzte Bronn… er wankte rückwärts, stolperte über einen Stein und hielt sich an der weinenden Frau fest, um nicht die Balance zu verlieren. Ser Vardis warf seinen Schild beiseite, stürmte ihm hinterher und hob das Schwert mit beiden Händen. Mittlerweile war sein rechter Arm vom Ellenbogen bis zu den Fingern blutüberströmt, doch hätte sein letzter, verzweifelter Hieb Bronn vom Hals bis zum Nabel gespalten… wäre der Söldner stehengeblieben.

Aber Bronn wich zurück. Jon Arryns wunderschönes Silberschwert glitt am marmornen Arm der weinenden Frau ab, und das obere Drittel der Klinge brach sauber ab. Bronn drückte mit der Schulter gegen den Rücken der Statue. Die verwitterte Figur Alyssa Arryns wankte und stürzte mit mächtigem Lärm um, und Ser Vardis Egen ging unter ihr zu Boden.

Im nächsten Augenblick war Bronn schon über ihm, trat den Rest des zertrümmerten Medaillons zur Seite, um die weiche Stelle zwischen Arm und Brustharnisch freizulegen. Ser Vardis lag auf der Seite, unter dem geborstenen Torso der weinenden Frau. Catelyn hörte den Ritter stöhnen, als der Söldner seine Klinge mit beiden Händen hob und herabstieß, mit seinem ganzen Gewicht dahinter, unter dem Arm und durch die Rippen. Ser Vardis Egen erbebte kurz und lag dann still.

Schweigen lastete auf der Eyrie. Bronn riß seinen Halbhelm ab und ließ ihn ins Gras fallen. Seine Lippe blutete, wo der Schild ihn getroffen hatte, und sein rabenschwarzes Haar war naß vom Schweiß. Er spuckte einen abgebrochenen Zahn aus.

«Ist es vorbei, Mutter?«fragte der Lord über die Eyrie.

Nein, wollte seine Mutter ihm gern sagen, jetzt fängt es erst an.

«Ja«, erwiderte Lysa bedrückt, und ihre Stimme war kalt und tot wie der Hauptmann ihrer Garde.

«Kann ich den kleinen Mann jetzt fliegen lassen?«

Auf der anderen Seite des Gartens kam Tyrion Lannister auf die Beine.»Nicht diesen kleinen Mann«, sagte er.»Dieser kleine Mann fährt mit dem Rübenaufzug hinunter.«

«Ihr erdreistet Euch…«, begann Lysa.

«Ich erdreiste mich, anzunehmen, daß sich das Haus Arryn seiner eigenen Worte erinnert«, sagte der Gnom.»Hoch wie die Ehre.«

«Du hast versprochen, daß ich ihn fliegen lassen darf«, schrie der Lord über die Eyrie seine Mutter an. Er begann zu zittern. Lady Lysas Gesicht rötete sich vor Zorn.»Die Götter haben es als angemessen erachtet, ihn für unschuldig zu erklären, Kind. Uns bleibt keine andere Wahl, als ihn freizulassen. «Mit lauter Stimme fügte sie hinzu:»Wache! Führt Mylord von Lannister und seinen… Handlanger hier aus meinen Augen. Begleitet sie zum Blutigen Tor und laßt sie frei. Sorgt dafür, daß sie genügend Pferde und Proviant bekommen, um zum Trident zu gelangen, und achtet darauf, daß man ihnen ihre Sachen und Waffen zurückgibt. Die werden sie auf der Bergstraße noch brauchen.«

«Auf der Bergstraße«, entfuhr es Tyrion Lannister. Lysa gestattete sich ein leises, zufriedenes Lächeln. Auch das war eine Art Todesurteil, dachte Catelyn. Tyrion Lannister mußte das ebenfalls wissen. Dennoch schenkte der Zwerg Lady Arryn eine höhnische Verbeugung.»Wie es Euch beliebt, Mylady«, sagte er.»Ich glaube, wir kennen den Weg.«

Jon

«Ihr seid der hoffnungsloseste Haufen, den ich je ausbilden mußte«, verkündete Ser Alliser Thorne, als sie sich im Hof versammelt hatten.»Eure Hände sind für Mistgabeln gemacht, nicht für Schwerter, und wenn es nach mir ginge, würdet ihr allesamt die Schweine hüten. Aber gestern abend habe ich gehört, daß Gueren mit fünf Neuen die Kingsroad heraufkommt. Der eine oder andere davon könnte vielleicht einen halben Furz wert sein. Um für sie Platz zu schaffen, habe ich beschlossen, acht von euch dem Lord Commander zu überstellen, damit er mit ihnen nach eigenem Gutdünken verfährt. «Einen Namen nach dem anderen rief er auf.»Toad. Stone Head. Aurochs. Lover. Pimple. Monkey. Ser Loon. «Schließlich sah er Jon an.»Und der Bastard.«

Pyp stieß einen Freudenschrei aus und warf sein Schwert in die Luft. Ser Alliser fixierte ihn mit Echsenblick.»Man wird euch jetzt Männer der Nachtwache nennen, aber ihr seid dümmer als der Affe eines Possenreißers, wenn ihr das wörtlich nehmt. Ihr seid grüne Jungs und stinkt nach Sommer, und wenn der Winter kommt, sterbt ihr wie die Fliegen. «Und mit diesen Worten ging Ser Alliser Thorne von dannen.