Festung, die man seinem Großvater genommen hatte, und Jagdrechten nördlich eines bestimmten Kamms, dazu Erlaubnis, den White Knife einzudämmen, wenn es dem Lord gefiele.
Robb antwortete jedem von ihnen mit kühler Höflichkeit, ganz wie sein Vater es getan hätte, und irgendwie beugte er sie seinem Willen.
Und als Lord Umber, der von seinen Männern Greatjon gerufen wurde und so groß wie Hodor und doppelt so breit war, drohte, seine Männer wieder mit nach Hause zu nehmen, sollte man ihn in der Marschordnung hinter den Hornwoods oder den Cerwyns plazieren, erklärte ihm Robb, das möge er gern tun.»Und wenn wir mit den Lannisters fertig sind«, versprach er, während er Grey Wind hinter den Ohren kraulte,»werden wir wieder gen Norden reiten, Euch aus Eurer Festung holen und als Eidbrüchigen hängen. «Fluchend warf der Greatjon einen Krug mit Bier ins Feuer und bellte, Robb sei so grün, daß er wohl Gras pissen müsse. Als Hallis Mollen ihn beruhigen wollte, schlug er ihn zu Boden, trat einen Tisch um und zog das mächtigste und häßlichste Großschwert, das Bran je gesehen hatte. Überall entlang der Bänke sprangen seine Söhne und Brüder und Verbündeten auf und griffen ebenfalls nach ihrem Stahl.
Robb sagte nur ein leises Wort, und einen Augenblick und ein Knurren später lag Lord Umber auf dem Rücken, während sich sein Schwert drei Schritte weit entfernt am Boden drehte und Blut von seiner Hand tropfte, wo Grey Wind ihm zwei Finger abgebissen hatte.»Mein Hoher Vater lehrte mich, daß es den Tod bedeutet, wenn man gegen seinen Lehnsherrn blanken Stahl erhebt«, sagte Robb,»aber zweifelsohne wolltet Ihr mir nur das Fleisch schneiden. «Bran machte sich vor Angst fast in die Hosen, als der Greatjon auf die Beine kam und an den roten Stümpfen seiner Finger sog… doch dann, zum Staunen aller, lachte der riesenhafte Mann.»Euer Fleisch«,
donnerte er,»ist verdammt zäh.«
Und irgendwie wurde der Greatjon danach Robbs rechte Hand, sein treuester Recke, der allen und jedem erzählte, daß der Knabenlord wohl doch ein Stark sei und sie verdammt noch mal lieber auf die Knie fallen sollten, wenn sie sich diese nicht abbeißen lassen wollten.
In jener Nacht jedoch kam sein Bruder blaß und erschüttert in Brans Schlafgemach, nachdem die Feuer in der Großen Halle niedergebrannt waren.»Ich dachte, er würde mich erschlagen«, gestand Robb.»Hast du gesehen, wie er Hal zu Boden warf, als wäre er nicht größer als der kleine Rickon? Bei allen Göttern, ich hatte solche Angst. Und Greatjon ist nicht einmal der schlimmste von ihnen, nur der lauteste. Lord Roose sagt nie ein Wort, stets sieht er mich nur an, und ich kann nur noch an diesen Raum denken, den sie im Dreadfort haben, wo die Boltons die Häute ihrer Feinde aufhängen.«
«Das ist bloß eine von Old Nans Geschichten«, tröstete ihn Bran. Ein Hauch von Zweifel kam in seine Stimme.»Oder?«
«Ich weiß es nicht. «Müde schüttelte er den Kopf.»Lord Cerwyn will seine Tochter mit uns in den Süden nehmen. Damit sie für ihn kocht, sagt er. Theon ist sicher, daß ich das Mädchen eines Abends in meiner Bettstatt finden werde. Ich wünschte… ich wünschte, Vater wäre hier…«
Das war etwas, worin sie einig waren, Bran und Rickon und Robb, der Lord. Sie alle wünschten, Vater wäre da. Doch Lord Eddard war tausend Wegstunden weit, gefangen in einem Kerker, auf der Flucht, lief um sein Leben oder war schon tot. Niemand schien es sicher zu wissen. Jeder Reisende erzählte eine andere Geschichte, jede schrecklicher als die vorherige. Die Köpfe von Vaters Gardisten moderten auf den Mauern des Red Keep, auf Spieße gesteckt. König Robert war von Vaters Händen gestorben. Die Baratheons belagerten King's Landing. Lord Eddard war mit Renly, dem bösen Bruder des Königs, gen Süden geflohen. Arya und Sansa waren vom Bluthund ermordet worden. Mutter hatte Tyrion, den Gnom, getötet und seine Leiche an die Mauern von Riverrun gehängt. Lord Tywin Lannister marschierte gegen die Eyrie, mordend und brandschatzend, wohin er kam. Die weinseligen Geschichtenerzähler behaupteten sogar, Rhaegar Targaryen sei von den Toten heimgekehrt und sammelte ein unübersehbar großes Heer von alten Helden auf Dragonstone, um den Thron seines Vaters zurückzuerobern.
Dann kam der Rabe mit einem Brief, der Vaters Siegel trug und von Sansas Hand geschrieben war, und die grausame Wahrheit schien nicht weniger unglaublich. Nie würde Bran den Ausdruck auf Robbs Gesicht vergessen, als dieser auf die Worte seiner Schwester starrte.»Sie sagt, Vater habe sich mit den Brüdern des Königs zum Verrat verschworen«, las er.»König Robert ist tot, und Mutter und ich sollen in den Red Keep kommen, um Joffrey Treue zu schwören. Sie sagt, wir müssen uns loyal verhalten, und wenn sie Joffrey heiratet, will sie ihn bitten, Vaters Leben zu verschonen. «Seine Finger schlossen sich zu einer Faust, die Sansas Brief zerknüllte.»Und sie sagt kein Wort von Arya, nichts, kein Wort. Verflucht soll sie sein! Was ist mit diesem Mädchen los?«
Bran wurde innerlich ganz kalt.»Sie hat ihren Wolf verloren«, sagte er schwach, erinnerte sich an den Tag, als vier Gardisten seines Vaters mit Ladys Knochen aus dem Süden heimgekehrt waren. Summer und Grey Wind und Shaggydog hatten zu heulen begonnen, bevor sie noch über die Zugbrücke kamen, mit müden und einsamen Stimmen. Unter dem Schatten des Hauptturmes lag ein alter Friedhof, auf dem die alten Könige von Winter ihre treuen Diener bestattet hatten. Dort wurde auch Lady begraben, während ihre Brüder wie rastlose Schatten zwischen den Gräbern umherliefen. Sie war gen Süden gezogen, und nur ihre Knochen waren heimgekehrt.
Auch ihr Großvater, der alte Lord Rickard, war ausgezogen, mit seinem Sohn Brandon, der Vaters Bruder war, und zweihundert seiner besten Männer. Keiner war zurückgekehrt. Und Vater war gen Süden gezogen, mit Arya und Sansa und Jory und Hüllen und Fat Tom und all den anderen, und später waren Mutter und Ser Rodrik fortgegangen, und auch sie waren nicht wiedergekommen. Und nun wollte sich auch Robb aufmachen. Nicht nach King's Landing und nicht, um seinen Eid abzulegen, sondern nach Riverrun, mit dem Schwert in der Hand. Und wenn sich ihr Hoher Vater tatsächlich in Gefangenschaft befand, würde dies für ihn mit Sicherheit den Tod bedeuten. Das bereitete Bran mehr Angst, als er zu sagen vermochte.
«Wenn Robb gehen muß, wacht gut über ihn«, flehte Bran die alten Götter an, während sie ihn mit den roten Augen des Herzbaumes betrachteten,»und wacht gut über seine Männer, Hal und Quent und den ganzen Rest und Lord Umber und Lady Mormont und die anderen Lords. Und wohl auch über Theon. Seid so gut und wacht über sie und schützt sie, Götter. Helft ihnen, die Lannisters zu bezwingen und Vater zu retten und sie alle nach Hause zu bringen.«
Ein schwacher Windhauch wehte durch die Bäume, und die roten Blätter rührten sich und flüsterten. Summer bleckte die Zähne.»Hörst du sie, Junge?«fragte eine Stimme.
Bran hob den Kopf. Osha stand auf der anderen Seite des Teiches unter einer alten Eiche, ihr Gesicht im Schatten der Blätter.
Selbst in Eisen war die Wilde leise wie eine Katze. Summer umrundete den Teich und schnüffelte an ihr. Die große Frau schreckte zurück.
«Summer, zu mir«, rief Bran. Der Schattenwolf schnüffelte ein letztes Mal, fuhr herum und kam zurückgelaufen. Bran legte die Arme um ihn.»Was tust du hier?«Er hatte Osha nicht mehr gesehen, seit sie im Wolfswald gefangengenommen wurde, obwohl er wußte, daß man sie zur Küchenarbeit abgestellt hatte.
«Es sind auch meine Götter«, erklärte Osha.»Jenseits der Mauer sind es die einzigen Götter. «Ihr Haar war lang, braun und zottig. Damit sah sie weiblicher aus, damit und mit dem schlichten, braunen Kleid aus grobem Stoff, das sie ihr gegeben hatten, als sie ihr Kettenhemd und Leder nahmen.»Gage läßt mich von Zeit zu Zeit meine Gebete sagen, wenn mir danach ist, dafür gestatte ich ihm, unter meinem Rock zu tun und zu lassen, was er will, wenn ihm danach ist. Es macht mir nichts aus. Ich mag den Geruch von Mehl an seinen Händen, und er ist sanfter als Stiv. «Sie verneigte sich unbeholfen.»Ich werde dich verlassen. Ein paar Töpfe müssen gerührt werden.«