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«Das Schwert «rief Matt. Die anderen fielen in den Chor mit ein.»Das Schwert, das Schwert, das Schwert.«

Jon zog Longclaw aus der Scheide und zeigte es ihnen, drehte es hier herum und da herum, damit sie es bewundern konnten. Die Bastardklinge glitzerte im fahlen Sonnenlicht, dunkel und tödlich.»Valyrischer Stahl«, erklärte er feierlich und gab sich Mühe, so zufrieden und stolz zu klingen, wie er sich hätte fühlen sollen.

«Ich habe von einem Mann gehört, der sich ein Rasiermesser aus valyrischem Stahl hat machen lassen«, erklärte Toad.»Er hat sich den Kopf abgeschnitten, als er sich rasieren wollte.«

Pyp grinste.»Die Nachtwache ist Tausende von Jahren alt«, sagte er,»aber ich wette, Lord Snow ist der erste Bruder, den man dafür ehrt, daß er den Turm des Lord Commanders niederbrennt.«

Die anderen lachten, und selbst Jon mußte lächeln. Das Feuer, das er hatte legen müssen, hatte diesen eindrucksvollen, steinernen Turm nicht niedergebrannt, doch hatte es das Innere der beiden obersten Stockwerke, in denen sich die Gemächer des Alten Bären befanden, völlig zerstört. Niemanden schien das sonderlich zu stören, da die Flammen außerdem auch Othors mörderische Leiche vernichtet hatten.

Die andere Kreatur, das einarmige Ding, das einmal ein Grenzer namens Jafer Flowers gewesen war, war ebenfalls vernichtet, von einem Dutzend Schwertern fast in Stücke gehauen… doch erst, nachdem es Ser Jaremy Rykker und vier weitere Männer getötet hatte. Ser Jaremy hatte der Kreatur am Ende den Kopf abgehackt und war dennoch gestorben, als die kopflose Leiche seinen eigenen Dolch aus der Scheide gezogen und ihm in die Magengrube gestoßen hatte. Kraft und Mut nützten nichts gegen Widersacher, die nicht fallen wollten, weil sie längst tot waren. Selbst Waffen und Rüstung boten nur geringen Schutz.

Dieser grimmige Gedanke lastete auf Jon.»Ich muß zu Hobb, um mit ihm das Abendessen des Alten Bären zu besprechen«, verkündete er brüsk, während er Longclaw wieder in die Scheide schob. Seine Freunde meinten es gut, doch verstanden sie ihn nicht. Es war nicht ihre Schuld, wahrlich nicht. Sie hatten Othor nicht gegenübertreten müssen, sie hatten das fahle Leuchten in diesen toten, blauen Augen nicht gesehen, hatten die Kälte dieser toten, schwarzen Finger nicht gefühlt. Und ebenso wußten sie nichts von den Kämpfen im Flußland. Wie konnten sie glauben, ihn zu verstehen? Abrupt wandte er sich von ihnen ab und marschierte niedergeschlagen davon. Pyp rief ihm etwas nach, doch Jon schenkte dem keine Beachtung.

Sie hatten ihn nach dem Brand wieder in seine alte Zelle im baufälligen Hardin's Tower gebracht, und dorthin kehrte er zurück. Ghost schlief zusammengerollt neben der Tür, doch hob er den Kopf, als er Jons Stiefel hörte. Die roten Augen des Schattenwolfes waren dunkler als Granat und weiser als Menschen, Jon kniete nieder, kraulte sein Ohr und zeigte ihm den Knauf seines Schwertes.»Sieh her. Das bist du.«

Ghost schnüffelte an seinem geschnitzten Ebenbild aus Stein und versuchte, daran zu lecken. Jon lächelte.»Du bist es, dem die Ehre gebührt«, erklärte er dem Wolf… und plötzlich erinnerte er sich deutlich, wie er ihn gefunden hatte, an jenem Tag im späten Sommerschnee. Sie waren mit den anderen Welpen losgeritten, doch hatte Jon ein Geräusch gehört und war zurückgekehrt, und da lag er, das weiße Fell im Schnee fast nicht zu sehen. Er war ganz allein, dachte er, von den anderen im Wurf getrennt. Er war anders, also haben sie ihn vertrieben.

«Jon? «Er blickte auf. Samwell Tarly wippte unruhig auf seinen Fersen. Seine Wangen waren rot, und er war in einen schweren Pelzmantel gewickelt, daß er aussah, als machte er sich für den Winterschlaf bereit.

«Sam. «Jon stand auf.»Was ist? Willst du das Schwert sehen?«Wenn die anderen es wußten, dann sicher auch Sam.

Der dicke Junge schüttelte den Kopf.»Ich war einmal der Erbe von meines Vaters Schwert«, sagte er traurig.»Heartsbane. Lord Randyll hat es mich ein paarmal halten lassen, aber es hat mir immer nur angst gemacht. Es war valyrischer Stahl, wunderschön, aber so scharf, daß ich fürchtete, ich könne eine meiner Schwestern damit verletzen. Dickon wird es inzwischen haben. «Er wischte seine verschwitzte Hand am Umhang ab.»Ich… ahm… Maester Aemon möchte dich sehen.«

Es war nicht die Zeit, seine Bandagen zu wechseln. Mißtrauisch blickte Jon ihn an.»Warum?«wollte er wissen. Sam schien bedrückt zu sein. Das war Antwort genug.»Du hast es ihm erzählt, nicht?«sagte Jon böse.»Du hast ihm erzählt, daß du es mir erzählt hast.«

«Ich… er… Jon, ich wollte es nicht… er hat gefragt… ich meine… ich glaube, er wußte es, er sieht Dinge, die niemand sonst sieht…«

«Er ist blind«, erinnerte Jon ihn wütend, voller Abscheu.»Ich finde den Weg allein. «Er ließ Sam dort stehen, mit offenem Mund und bebend.

Maester Aemon fand er oben im Krähenhorst beim Füttern der Raben. Clydas war bei ihm und trug einen Eimer mit geschnetzeltem Fleisch, während sie von Käfig zu Käfig gingen.»Sam sagt, Ihr wolltet mich sprechen?«

Der Maester nickte.»Das will ich allerdings. Clydas, gib Jon den Eimer. Vielleicht wird er so freundlich sein und mir zur Hand gehen. «Der bucklige Bruder mit den rosafarbenen Augen reichte Jon den Eimer und hastete die Leiter hinab.»Wirf das Fleisch in die Käfige«, wies Aemon ihn an.»Die Vögel machen den Rest.«

Jon hob den Eimer mit der rechten Hand und griff mit der linken zwischen die blutigen Brocken. Die Raben fingen lauthals an zu schreien und flogen an die Gitter, schlugen mit nachtschwarzen Flügeln ans Metall. Das Fleisch war in Stücke gehackt, die nicht größer als Fingergelenke waren. Er nahm eine Faustvoll und warf die rohen, roten Leckerbissen in den Käfig, und das Kreischen und Zanken steigerte sich noch. Federn flogen, als zwei der größeren Vögel um ein ausgesuchtes Stück stritten. Eilig nahm Jon eine zweite Handvoll und warf sie der ersten hinterher.»Lord Mormonts Rabe mag Obst und Getreide.«

«Er ist ein außergewöhnlicher Vogel«, sagte der Maester.»Die meisten Raben fressen auch Korn, aber sie bevorzugen Fleisch. Es macht sie stark, und ich fürchte, sie finden Geschmack am Blut. Darin sind sie wie die Menschen… und wie die Menschen sind nicht alle Raben gleich.«

Dazu konnte Jon nichts weiter sagen. Er verteilte das Fleisch und fragte sich, wieso man ihn gerufen hatte. Zweifelsohne würde der alte Mann es ihm erzählen, sobald er den Zeitpunkt für angemessen hielt. Maester Aemon war kein Mensch, der sich hetzen ließ.

«Möwen und Tauben lassen sich ebenfalls darauf abrichten, Botschaften zu überbringen«, fuhr der Maester fort,»obwohl der Rabe ein kräftigerer Flieger ist, größer, kühner, erheblich schlauer, besser in der Lage, sich der Falken zu erwehren… doch sind Raben schwarz, und sie fressen die Toten, und daher verabscheut sie manch Gottesmann. Baelor der Gesegnete versuchte, alle Raben durch Möwen zu ersetzen, wußtest du das?«Der Maester wandte seine weißen Augen Jon zu und lächelte.»Die Nachtwache bevorzugt Raben.«

Jons Finger waren in dem Eimer, das Blut ging bis zum Handgelenk.»Dywen sagt, die Wildlinge nennen uns >Krähen<«sagte er unsicher.

«Die Krähe ist der arme Vetter des Raben. Beide sind sie schwarze Bertler, verhaßt und unverstanden.«

Jon wünschte, er hätte gewußt, worüber sie redeten und wozu. Was interessierten ihn Raben und Möwen? Wenn ihm der alte Mann etwas zu sagen hatte, wieso konnte er es nicht unverblümt ausdrücken?

«Jon, hast du dich je gefragt, wieso die Männer der Nachtwache keine Frauen haben und keine Kinder zeugen dürfen?«fragte Maester Aemon.

Jon zuckte mit den Achseln.»Nein. «Er verteilte weiter das Fleisch. Die Finger seiner linken Hand waren glitschig vom Blut, und seine Rechte schmerzte vom Gewicht des Eimers.

«Damit sie nicht lieben«, antwortete der alte Mann,»denn Liebe ist der Fluch der Ehre, der Tod der Pflichten.«

Das klang in Jons Ohren nicht rechtens, doch sagte er nichts. Der Maester war hundert Jahre alt und ein hoher Offizier der Nachtwache. Es stand ihm nicht zu, dem Mann zu widersprechen.