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Das Leben eines Soldaten war nicht ohne gewisse

Vergütungen. Wenn es irgendwo ein Lager gibt, findet sich ganz sicher auch Lagervolk. Am Ende des langen Tagesmarsches hatte Tyrion Bronn ausgesandt, ihm eine passende Hure zu beschaffen.»Ich hätte gern eine, die einigermaßen jung ist, mit dem hübschesten Gesicht, das du auftreiben kannst«, hatte er gesagt.»Wenn sie sich irgendwann in diesem Jahr gewaschen hat, wäre ich froh. Wenn nicht, wasch sie. Denk daran, ihr zu sagen, wer ich bin, und warne sie davor, wie ich bin. «Jyck hatte sich nicht immer die Mühe gemacht, daran zu denken. Es gab so einen Blick, den diese Mädchen manchmal bekamen, wenn sie den kleinen Lord, dem sie Freude bereiten sollten, zum ersten Mal sahen… einen Blick, den Tyrion Lannister, so es sich denn verhindern ließ, nie wieder sehen wollte.

Er hob die Kerze an und musterte sie. Bronn hatte seine Arbeit gut gemacht. Sie war rehäugig und schlank, mit kleinen, festen Brüsten und einem Lächeln, das abwechselnd scheu, frech und böse war. Das gefiel ihm.»Soll ich mein Kleid ausziehen, M'lord?«fragte sie.

«Bald schon. Bist du Jungfrau, Shae?«

«Wenn es Euch gefällt, M'lord«, sagte sie geziert.

«Was mir gefallen würde, wäre die Wahrheit, Mädchen.«

«Aye, aber die kostet Euch das Doppelte.«

Tyrion kam zu dem Schluß, daß er glänzend mit ihr auskommen würde.»Ich bin ein Lannister. Gold besitze ich reichlich, und du wirst merken, daß ich großzügig bin.. aber ich will mehr von dir als das, was du zwischen deinen Beinen hast, obwohl ich auch das will. Du teilst mit mir mein Zelt, schenkst mir Wein nach, lachst über meine Scherze, reibst mir nach einem langen Tagesritt den Schmerz aus meinen Beinen… und ob ich dich einen Tag oder ein Jahr behalte, solange wir zusammen sind, wirst du keine anderen Männer in dein Bett lassen.«

«Abgemacht. «Sie griff zum Saum ihres dünnen, grobgewebten Kleides, zog es sich mit einer einzigen, fließenden Bewegung über ihren Kopf und warf es beiseite. Darunter war nichts anderes als Shae.»Wenn M'lord nicht diese Kerze abstellt, wird er sich daran die Finger verbrennen.«

Tyrion setzte die Kerze ab, nahm ihre Hand in seine und zog sie sanft an sich. Sie beugte sich herab, um ihn zu küssen. Ihr Mund schmeckte nach Honig und Nelken, und flink und geschickt knöpften ihre Hände seine Kleider auf.

Als er in sie eindrang, hieß sie ihn mit zärtlich geflüsterten Worten und leisem, bebendem Stöhnen willkommen. Tyrion vermutete, daß ihr Vergnügen gespielt war, doch machte sie es so gut, daß es ihn nicht störte. So groß war sein Bedürfnis nach Wahrheit nun nicht.

Er hatte sie gebraucht, das wurde Tyrion nachher klar, indes sie still in seinen Armen lag. Sie oder eine andere wie sie. Es war fast schon ein Jahr her, daß er bei einer Frau gewesen war, noch bevor sie sich in Gesellschaft seines Bruders und König Roberts auf die Reise nach Winterfell gemacht hatten. Er mochte sehr wohl morgen oder am Tag darauf sterben, und wenn er es tat, wollte er auf seinem Weg ins Grab lieber an Shae als an seinen Hohen Vater, Lysa Arryn oder Lady Catelyn Stark denken. Er fühlte, wie sich ihre weichen Brüste an seinen Arm drückten.

Das war ein gutes Gefühl. Ein Lied kam ihm in den Sinn. Still und leise fing er an zu pfeifen.

«Was ist das, M'lord?«murmelte Shae neben ihm.

«Nichts«, gab er zurück.»Ein Lied, das ich als Junge gelernt habe, mehr nicht. Schlaf nur weiter, süßes Kind.«

Als sie die Augen geschlossen hatte und tief und gleichmäßig atmete, zog sich Tyrion von ihr zurück, ganz sanft, um sie nicht im Schlaf zu stören. Nackt schlich er hinaus, stolperte über seinen Knappen und trat hinter sein Zelt, um

Wasser abzuschlagen.

Bronn saß mit gekreuzten Beinen unter einem Kastanienbaum, nahe der Stelle, wo sie die Pferde angebunden hatten. Er schärfte die Schneide seines Schwerts und war hellwach. Der Söldner schien nicht wie andere Menschen zu schlafen.»Wo hast du sie gefunden?«fragte Tyrion, während er pißte.

«Ich habe sie von einem Ritter. Der Mann wollte sie nur widerwillig abgeben, aber als Euer Name fiel, hat er es sich noch einmal überlegt… und als ich ihm meinen Dolch an die Kehle hielt.«

«Großartig«, sagte Tyrion trocken, derweil er die letzten Tropfen abschüttelte.»Ich meine mich zu erinnern, daß ich gesagt habe: such mir eine Hure, nicht mach mir einen Feind.«

«Die Hübschen sind alle belegt«, verteidigte sich Bronn.»Ich bringe sie gern wieder zurück, wenn Ihr eine zahnlose Vettel bevorzugt.«

Tyrion hinkte näher zu ihm heran.»Mein Hoher Vater würde so etwas als Frechheit bezeichnen und dich wegen Unverschämtheit in die Minen schicken.«

«Gut für mich, daß Ihr nicht Euer Vater seid«, erwiderte Bronn.»Ich habe eine mit Furunkeln an der Nase gesehen. Soll ich sie Euch holen?«

«Damit es dir das Herz bricht?«gab Tyrion zurück.»Ich werde Shae behalten. Hast du dir vielleicht den Namen des Ritters gemerkt, dem du sie genommen hast? Den möchte ich in der Schlacht lieber nicht neben mir haben.«

Bronn erhob sich, katzengleich und katzenschnell, drehte sein Schwert in der Hand.»Ihr werdet mich in der Schlacht neben Euch haben, Zwerg.«

Tyrion nickte. Er spürte die warme Nachtluft auf seiner Haut.»Sorg dafür, daß ich diese Schlacht überlebe, und du

kannst dir die Belohnung wählen.«

Bronn warf das Langschwert von der Rechten in die Linke und versuchte einen Hieb.»Wer würde schon einen wie Euch erschlagen wollen?«

«Mein Hoher Vater zum Beispiel. Er hat mich in die vorderste Reihe bestellt.«

«Das würde ich ebenso machen. Ein kleiner Mann mit einem großen Schild. Die Bogenschützen werden bei Euch einen Anfall bekommen.«

«Ich sehe dich seltsam frohen Mutes«, sagte Tyrion.»Ich muß verrückt sein.«

Bronn steckte das Schwert in die Scheide.»Ohne jeden Zweifel.«

Als Tyrion wieder in sein Zelt kam, rollte Shae auf ihren Ellenbogen und murmelte schläfrig:»Ich bin aufgewacht, und M'lord war fort.«

«M' lord ist wieder da. «Er legte sich ganz nah zu ihr.

Ihre Hand glitt zwischen seine verkümmerten Beine und fühlte, daß er hart war.»Ja, das ist er«, flüsterte sie und streichelte ihn.

Er fragte sie nach dem Mann, dem Bronn sie fortgenommen hatte, und sie nannte den kleinen Gefolgsmann eines unbedeutenden Lords.»Seinesgleichen habt Ihr nicht zu fürchten, M'lord«, sagte das Mädchen und rieb dabei eifrig seinen Schwanz.»Er ist ein kleiner Mann.«

«Und was bitte bin ich?«fragte Tyrion.»Ein Riese?«

«O ja«, schnurrte sie,»mein Riese von Lannister. «Dann stieg sie auf ihn, und für eine Weile war er fast bereit, ihr zu glauben. Tyrion schlief lächelnd ein…

… und erwachte vom Gellen der Trompeten. Shae rüttelte ihn an der Schulter.»M'lord«, flüsterte sie.»Wacht auf, M'lord. Ich fürchte mich.«

Benommen setzte er sich auf und warf die Decke zurück. Der Ruf von Hörnern ging durch die Nacht, wild und drängend, ein Rufen, das verkündete: schnell, schnell, schnell. Er hörte Schreie, das Klappern von Speeren, das Wiehern von Pferden, wenn auch noch nichts, das in seinen Ohren nach Kampf klang.»Die Trompeten meines Vaters«, sagte er.»Sammeln zur Schlacht. Ich dachte, der Stark wäre noch einen Tagesmarsch entfernt.«

Shae schüttelte den Kopf, verwirrt. Ihre Augen waren groß und weiß.

Ächzend kam Tyrion auf die Beine und bahnte sich einen Weg nach draußen und rief nach seinem Knappen. Fetzen von fahlem Nebel wehten durch die Nacht, lange, weiße Finger, die vom Fluß her kamen. Männer und Pferde stolperten in der vormorgendlichen Kälte herum. Sättel wurden festgezurrt, Wagen beladen, Feuer gelöscht. Wieder gellten die Trompeten: schnell, schnell, schnell. Ritter sprangen auf schnaubende Pferde, während Soldaten im Laufen ihre Schwertgurte anlegten. Als er Pod fand, schnarchte der Junge friedlich. Tyrion versetzte ihm einen harten Tritt in die Rippen.»Meine Rüstung«, verlangte er,»und beeil er sich damit. «Bronn trat aus dem Nebel hervor, bereits gepanzert und zu Pferd, trug seinen verbeulten Halbhelm.»Weißt du, was passiert ist?«