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Dany wurde am ganzen Körper kalt.»Dann bist du wirklich eine maegi… «

«Bin ich eine?«Mirri Maz Duur lächelte.»Nur eine maegi kann Euren Reiter noch retten, silberne Lady.«

«Gibt es keine andere Möglichkeit?«

«Keine andere.«

Erschauernd stöhnte Khal Drogo auf.

«Tu es«, platzte Dany heraus. Sie durfte die Furcht nicht zulassen, sie war das Blut des Drachen.»Rette ihn.«

«Es hat seinen Preis«, warnte das Götterweib.

«Du sollst Gold und Pferde haben, soviel du willst.«

«Es ist keine Frage von Gold oder Pferden. Es ist Blutzauber. Nur mit dem Tod kann man für das Leben zahlen.«

«Tod?«Dany legte schützend ihre Arme um sich, wiegte sich auf ihren Fersen vor und zurück.»Mein Tod?«Sie sagte sich, sie wollte für ihn sterben, wenn sie mußte. Sie war das Blut des Drachen, sie würde sich nicht fürchten. Ihr Bruder Rhaegar war für die Frau, die er liebte, ebenfalls gestorben.

«Nein«, versicherte ihr Mirri Maz Duur-»Nicht Euer Tod,

Khaleesi.«

Dany bebte vor Erleichterung.»Tu es. «Die maegi nickte feierlich.»Wenn Ihr es sagt, dann soll es sein. Ruft Eure Diener.«

Khal Drogo wand sich schwach, als Rakharo und Quaro ihn ins Bad ließen.»Nein«, murmelte er,»nein. Muß reiten. «Als er erst im Wasser war, schien alle Kraft ihn zu verlassen.

«Bringt sein Pferd«, befahl Mirri Maz Duur, und so geschah es. Jhogo führte den großen Hengst ins Zelt. Als das Tier den Tod witterte, wieherte es und scheute und rollte mit den Augen. Drei Männer waren nötig, ihn zu bändigen.»Was willst du tun?«fragte Dany sie.»Wir brauchen das Blut«, antwortete Mirri.»So geht es. «Jhogo wich zurück, eine Hand an seinem arakh. Er war ein Junge von sechzehn Jahren, spindeldürr, furchtlos, der gern lachte und den leisen Schatten seines ersten Bartes auf der Oberlippe trug. Er fiel vor ihr auf die Knie.»Khaleesi«, flehte er,»das dürft Ihr nicht zulassen. Laßt mich diese maegi töten.«

«Töte sie, und du tötest deinen khal«, erwiderte Dany.

«Es ist ein Blutzauber«, sagte er.»Das ist verboten.«

«Ich bin Khaleesi, und ich sage, es ist nicht verboten. In Vaes Doethrak hat Khal Drogo seinen Hengst erschlagen und sein Herz gegessen, um unserem Sohn Kraft und Mut zu geben. Das hier ist das gleiche. Das gleiche.«

Der Hengst trat aus und wich zurück, als Rakharo, Quaro und Aggo ihn nah an die Wanne führten, in welcher der khal trieb, als wäre er schon tot; Eiter und Blut sickerten aus der Wunde und färbten das Badewasser. Mirri Maz Duur sprach Worte in einer Zunge, die Dany nicht kannte, und ein Messer erschien in ihrer Hand. Dany hatte nicht mitbekommen, woher. Alt sah es aus, aus roter Bronze gehämmert, blattförmig, und die Klinge war mit alten Schriftzeichen überzogen. Die maegi zog es dem Hengst über die Kehle unter dem edlen Kopf, und das Pferd schrie und bebte, als das Blut im roten Sturzbach hervorschoß. Es wäre umgefallen, hätten die Männer ihres khas es nicht aufrecht gehalten.»Kraft des Pferdes, fahre in den Reiter«, sang Mirri, als Pferdeblut in Drogos Bad lief.»Kraft des Tieres, fahre in den Menschen.«

Jhogo stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, während er mit dem Gewicht des Hengstes rang, fürchtete sich, das tote Fleisch nur zu berühren, fürchtete jedoch auch, loszulassen. Nur ein Pferd, dachte Dany. Wenn sie Drogos Leben mit dem Tod eines Pferdes erkaufen konnte, wollte sie es tausendmal bezahlen.

Als sie den Hengst fallen ließen, war das Bad dunkelrot und von Drogo nur noch das Gesicht zu sehen. Mirri Maz Duur hatte für den Kadaver keine Verwendung.»Verbrennt ihn«, sagte Dany. So tat man es gewöhnlich, das wußte sie. Wenn ein Mann starb, tötete man sein Pferd und legte es unter ihm auf den Scheiterhaufen, damit es ihn in die Länder der Nacht trug. Die anderen Männer ihres khas zerrten den Kadaver aus dem Zelt. Alles war voller Blut. Selbst die seidenen Wände waren rotgefleckt, und die Teppiche schwarz und feucht.

Kohlenpfannen wurden angezündet. Mirri Maz Duur warf rotes Pulver in die Kohlen. Es verlieh dem Rauch einen würzigen Geruch, einen angenehmen Duft, aber Eroeh floh schluchzend, und Dany war von Angst erfüllt. Nur war sie bereits zu weit gegangen, als daß sie noch zurück konnte. Sie schickte ihre Dienerinnen fort.»Geht mit ihnen, Silberkind«, erklärte Mirri Maz Duur.

«Ich bleibe«, sagte Dany.»Der Mann hat mich unter den Sternen genommen und dem Kind in meinem Leib Leben geschenkt. Ich werde ihn nicht allein lassen.«

«Ihr müßt. Wenn ich zu singen beginne, darf niemand das Zelt betreten. Mein Lied wird alte und neue Mächte wecken. Die Toten werden heute abend hier tanzen. Kein Lebender darf

sie erschauen.«

Dany verneigte sich hilflos.»Niemand wird das Zelt betreten. «Sie beugte sich über die Wanne, über Drogo in seinem Blutbad und küßte ihn zart auf die Stirn.»Bring ihn mir zurück«, flüsterte sie Mirri Maz Duur zu, bevor sie entfloh.

Draußen stand die Sonne tief am Horizont, der Himmel von schmerzlichem Rot. Das khalasar hatte sein Lager aufgeschlagen. So weit das Auge reichte, verteilten sich Zelte und Schlafmatten. Heißer Wind wehte. Jhogo und Aggo gruben ein Loch, um den toten Hengst zu verbrennen. Eine Menge hatte sich versammelt und starrte Dany mit harten Blicken an, die Gesichter unbewegt wie Masken aus gehämmertem Kupfer. Sie sah Ser Jorah Mormont in Kettenhemd und Leder, mit Schweiß auf seiner breiten, kahlen Stirn. Er schob sich durch die Dothraki an Danys Seite. Als er die roten Fußabdrücke bemerkte, die ihre Stiefel am Boden hinterließen, schien alle Farbe aus seinem Gesicht zu weichen.»Was habt Ihr getan, kleine Närrin?«fragte er heiser.»Ich mußte ihn retten.«

«Wir hätten fliehen können«, sagte er.»Ich hätte Euch sicher nach Asshai gebracht, Prinzessin. Es gab keinen Grund…«»Bin ich wirklich Eure Prinzessin?«fragte sie ihn.»Ihr wißt, daß Ihr es seid. Mögen uns die Götter beistehen.«»Dann helft mir jetzt.«

Ser Jorah verzog das Gesicht.»Das würde ich, wenn ich nur wüßte, wie.«

Mirri Maz Duurs Stimme wurde zu einem hohen, wehklagenden Geheul, das Dany einen Schauer über den Rücken schickte. Das Zelt erstrahlte vom Licht der Kohlenpfannen. Durch blutbespritzte Seidenwände erkannte sie Schatten, die sich bewegten.

Mirri Maz Duur tanzte, und das nicht allein. Dany sah nackte Angst auf den Gesichtern der Dothraki.»Das darf nicht sein«, brüllte Qotho.

Sie hatte nicht gesehen, daß der Blutreiter gekommen war. Haggo und Cohollo waren bei ihm. Sie hatten die haarlosen Männer mitgebracht, Eunuchen, die mit Messer und Nadel und Feuer heilten.

«Es wird sein«, erwiderte Dany.

«Maegi«, knurrte Haggo. Und der alte Cohollo — Cohollo, der sein Leben bei Drogos Geburt an ihn gebunden hatte, Cohollo, der immer gut zu ihr gewesen war — Cohollo spuckte ihr ins Gesicht.

«Du wirst sterben, maegi«, versprach Qotho,»aber die andere muß vorher sterben. «Er zog sein arakh und stürmte dem Zelt entgegen.

«Nein«, rief sie,»das dürft ihr nicht. «Sie hielt ihn an der Schulter fest, doch Qotho stieß sie zur Seite. Dany fiel auf die Knie und umschlang ihren Bauch, um das Kind darin zu schützen.»Haltet ihn auf«, befahl sie ihrem khas,»tötet ihn.«

Rakharo und Quaro standen neben dem Zelteingang. Quaro trat einen Schritt vor, langte nach dem Griff seiner Peitsche, doch anmutig wie ein Tänzer fuhr Qotho herum, und sein krummes arakh hob sich. Er traf Quaro tief unter dem Arm, der helle, scharfe Stahl ging durch Leder und Haut, durch Muskeln und Rippenknochen. Blut sprudelte, als der junge Reiter keuchend rückwärts taumelte.