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Qotho riß die Klinge heraus.»Reiterlord«, rief Ser Jorah Mormont.»Versucht es mit mir. «Sein Langschwert glitt aus der Scheide.

Qotho fuhr herum und fluchte. Das arakh bewegte sich so schnell, daß es Quaros Blut wie feinen Regen im heißen Wind versprühte. Das Langschwert schlug einen Fuß weit vor Ser Jorahs Gesicht dagegen und hielt es bebend einen Augenblick lang dort, während Qotho vor Zorn aufheulte. Der Ritter trug sein Kettenhemd, die Handschuhe und Beinschienen aus Stahl und einen schweren Ringkragen um den Hals, doch hatte er

nicht daran gedacht, seinen Helm aufzusetzen.

Qotho tanzte rückwärts, das arakh wirbelte blitzend um seinen Kopf herum, zuckte wie ein Blitz, während der Ritter angriff. Ser Jorah parierte, so gut es ging, doch die Hiebe kamen so schnell, daß es Dany schien, als hätte Qotho vier arakhs und ebenso viele Arme. Sie hörte das Knirschen von Klinge auf Ketten, sah Funken fliegen, als das lange, gebogene Schwert von einem der Handschuhe glitt. Plötzlich war es Mormont, der rückwärts taumelte, und Qotho ging zum Angriff über. Rot färbte sich die linke Wange des Ritters ein, und ein Hieb an die Hüfte schlug seine Ketten auf und ließ ihn humpeln. Qotho schrie ihm Flüche entgegen, schimpfte ihn einen Feigling, einen Eunuchen im Eisenanzug.»Jetzt stirbst du!«kündigte er an, und sein arakh glitzerte im roten Zwielicht. In Danys Bauch trat ihr Sohn wild um sich. Die gekrümmte Klinge glitt an der geraden ab und ging tief in die Hüfte des Ritters, wo das Kettenhemd klaffte.

Mormont stöhnte, stolperte. Dany spürte einen scharfen Schmerz in ihrem Bauch, etwas Feuchtes an ihren Schenkeln. Qotho schrie siegesgewiß, doch sein arakh hatte Knochen getroffen, und einen halben Herzschlag lang steckte es fest.

Das genügte. Ser Jorah schlug sein Langschwert mit aller Kraft, die ihm geblieben war, durch Fleisch und Muskeln und Knochen, und Qothos Unterarm hing lose, baumelte an einem dünnen Band aus Haut und Sehne. Der nächste Hieb des Ritters traf das Ohr des Dothraki so schwer, daß es fast schien, als explodierte Qothos Gesicht.

Die Dothraki schrien durcheinander, Mirri Maz Duur heulte drinnen im Zelt, als wäre sie kein Mensch, Quaro bat um Wasser, indes er starb. Dany schrie um Hilfe, doch niemand hörte sie. Rakharo rang mit Haggo, arakh tanzte mit arakh, bis Jhogos Peitsche knallte, laut wie Donner, und sich das Leder um Haggos Kehle rollte. Ein Ruck, und der Blutreiter taumelte rückwärts, verlor Halt und Schwert. Rakharo sprang vor, heulte auf, stieß sein arakh mit beiden Händen von oben durch Haggos Kopf. Die Spitze traf ihn zwischen die Augen, rot und zitternd. Jemand warf einen Stein, und als Dany hinsah, war ihre Schulter aufgeplatzt und blutig.»Nein«, weinte sie,»nein, bitte, hört auf, er ist zu hoch, der Preis ist zu hoch. «Noch mehr Steine flogen. Sie versuchte, zum Zelt zu kriechen, doch Cohollo fing sie ein. Die Hände in ihrem Haar, riß er ihren Kopf zurück, und sie spürte seine kalte Klinge an ihrem Hals.»Mein Kind«, schrie sie, und vielleicht hörten es die Götter, denn noch im selben Augenblick war Cohollo tot. Aggos Pfeil traf ihn unter dem Arm, durchbohrte Lunge und Herz. Als Dany schließlich die Kraft fand, ihren Kopf zu heben, sah sie, daß die Menge sich zerstreute, daß sich die Dothraki schweigend in ihre Zelte und auf ihre Matten zurückzogen. Manche sattelten Pferde und ritten davon. Die Sonne war untergegangen. Feuer brannten überall im khalasar, mächtige, orangefarbene Flammen, die wütend knackten und Funken zum Himmel spuckten. Sie versuchte aufzustehen, da durchfuhr sie quälender Schmerz und quetschte sie wie eine Riesenfaust. Ihr ging die Luft aus. Sie konnte nur noch keuchen. Mirri Maz Duurs Stimme klang wie ein Klagelied. Drinnen im Zelt kreisten die Schatten.

Ein Arm ging unter ihre Taille, und dann hob Ser Jorah sie vom Boden auf. Sein Gesicht war klebrig vom Blut, und Dany sah, daß sein halbes Ohr fehlte. Sie krümmte sich in seinen Armen, als der Schmerz wieder Besitz von ihr ergriff, und sie hörte, wie der Ritter nach ihren Dienerinnen rief, daß sie ihm helfen sollten. Haben sie alle solche Angst? Sie wußte die Antwort. Wieder durchfuhr sie dieser Schmerz, und Dany erstickte einen Schrei. Es fühlte sich an, als hielte ihr Sohn ein Messer in jeder Hand, als hackte er auf sie ein, um sich den Weg nach draußen aufzuschneiden.»Doreah, verflucht sollst du sein«, brüllte Ser Jorah.»Komm her. Hol die Gebärweiber.«

«Sie werden nicht kommen. Sie sagen, sie ist verflucht.«

«Sie werden kommen, sonst will ich ihre Köpfe.«

Doreah weinte.»Sie sind fort, Mylord.«

«Die maegi«, sagte jemand anderes. War es Aggo?» Bringt sie zur maegi.«

Nein, wollte Dany sagen, nein, das nicht, das dürft ihr nicht, doch als sie den Mund aufmachte, entfuhr ihr ein langes Schmerzgeheul, und Schweiß brach ihr aus. Was war mit ihnen los, konnten sie denn nicht sehen? Drinnen im Zelt tanzten die Schatten, umkreisten die Kohlenpfanne und das Blutbad, dunkel vor der rohen Seide, und manche schienen nicht einmal menschlich zu sein. Sie erkannte den Schatten eines großen Wolfes und einen anderen, der aussah wie ein Mann, der sich in Flammen wand.

«Die Lämmerfrau kennt die Geheimnisse des Kindbetts«, sagte Irri.»Das hat sie gesagt, ich habe sie gehört.«

«Ja«, stimmte Doreah mit ein,»das habe ich auch gehört. «Nein, schrie sie, oder vielleicht dachte sie es nur, denn kein Flüstern löste sich von ihren Lippen. Sie wurde getragen. Ihre Augen gingen auf und starrten in den trüben, toten Himmel, schwarz und leer und sternenlos. Bitte nicht. Mirri Maz Duurs Stimme wurde immer lauter, bis sie die ganze Welt ausfüllte. Die Schatten! schrie sie. Die Tänzer!

Arya

Der Duft von warmem Brot, der aus den Läden an der Mehlgasse herüberzog, war süßer als alles Parfüm, das Arya je gerochen hatte. Sie holte tief Luft und trat näher an die Taube heran. Es war eine Dicke, braungescheckt, und sie pickte an einem Knust herum, der zwischen zwei Steine im Kopfsteinpflaster gefallen war, doch als Aryas Schatten sie berührte, erhob sie sich in die Lüfte.

Ihr Stockschwert pfiff heran und traf sie zwei Fuß über dem Boden, und das Tier stürzte in einer Wolke aus braunen Federn ab. Kaum einen Augenblick später hatte sie sich darüber hergemacht, packte einen Flügel, während die Taube zappelte und flatterte. Das Tier hackte auf ihre Hand ein. Arya nahm es beim Genick und drehte daran, bis sie fühlte, daß der Knochen brach.

Verglichen mit dem Katzenfangen waren Tauben einfach.

Ein spazierender Septon betrachtete sie mißtrauisch.»Das hier ist die beste Stelle, wenn man Tauben fangen will«, erklärte ihm Arya, während sie ihr Stockschwert aufhob.»Sie kommen wegen der Brotkrumen. «Er eilte von dannen.

Sie band die Taube an ihren Gürtel und machte sich auf den Weg. Ein Mann schob auf einem zweirädrigen Karren eine Ladung Kuchen vor sich her. Die Düfte sangen von Blaubeeren und Zitronen und Aprikosen. Ihr Magen gab ein hohles Rumpeln von sich.»Könnte ich einen davon haben?«hörte sie sich selbst sagen.»Zitrone oder… oder irgendeinen.«

Der Mann mit dem Karren musterte sie von oben bis unten. Offenbar gefiel ihm nicht, was er sah.»Drei Kupferstücke.«

Arya schlug sich mit ihrem Holzschwert seitlich an den Stiefel.»Ich tausche den Kuchen gegen eine fette Taube«, schlug sie vor.

«Sollen die anderen deine Taube holen«, sagte der Karrenmann.

Die Kuchen waren noch ofenwarm. Bei dem Duft, den sie verbreiteten, lief ihr das Wasser im Mund zusammen, aber sie hatte keine drei Kupferstücke… nicht einmal eines. Sie musterte den Karrenmann kurz, dachte daran, was Syrio sie über das Sehen gelehrt hatte. Er war untersetzt, mit einem kleinen, runden Bauch, und wenn er sich bewegte, schien er sein linkes Bein ein wenig zu bevorzugen. Eben dachte sie, wenn sie sich einen Kuchen schnappen und laufen würde, wäre er nie in der Lage, sie zu fangen, als er sagte:»Laß lieber deine schmutzigen Finger davon. Die Goldröcke wissen, wie man mit diebischen, kleinen Kanalratten wie dir umgeht, ja, das wissen sie ganz bestimmt.«