Выбрать главу

«Wird auch Zeit, der Hochverräter. «Der Mann spuckte aus. Arya versuchte, sich Gehör zu verschaffen.»Er hat niemals…«, setzte sie an, doch war sie nur ein Kind, und sie fahren ihr glatt über den Mund.

«Narr! Die werden ihn nicht köpfen. Seit wann werden Verräter auf den Stufen der Großen Septe hingerichtet?«

«Na, die wollen ihn sicher nicht zum Ritter ölen. Ich habe gehört, Stark hätte den alten König Robert ermordet. Hat ihm im Wald die Kehle aufgeschlitzt, und als sie ihn fanden, stand er da, als könne er kein Wässerchen trüben, und sagte, irgendein alter Keiler hätte Seine Majestät auf dem Gewissen.«

«Ach, das ist nicht wahr, sein eigener Bruder hat ihn umgebracht, dieser Renly, der mit seinem goldenen Geweih.«

«Halt du dein verlogenes Maul, Weib. Du weißt nicht, was du redest, Seine Lordschaft ist ein wahrlich feiner Mann.«

Als sie zur Straße der Schwestern kamen, standen sie Schulter an Schulter. Arya ließ sich vom Menschenstrom mitreißen, bis auf den Visenyashügel. Der weiße, marmorne Platz war eine feste Menschenmenge, und die Leute schrien einander vor Aufregung an und versuchten, näher an die Große Septe von Baelor zu gelangen. Hier tönten die Glocken noch lauter.

Arya wand sich durch die Menge, duckte sich zwischen den Beinen von Pferden hindurch und hielt ihr Holzschwert ganz fest. Aus der Mitte der Menge konnte sie nur Arme und Beine und Bäuche sehen, und die sieben schlanken Türme der Septe ragten über allem auf. Sie fand einen Holzwagen und wollte hinaufklettern, damit sie etwas sehen konnte, andere hatten jedoch schon dieselbe Idee gehabt. Der Fuhrmann verfluchte sie alle und trieb sie mit knallender Peitsche fort.

Panik kam über Arya. Als sie sich durch die Menge nach vorn drängte, wurde sie gegen den Stein eines Säulensockels gedrückt. Sie blickte zu Baelor, dem Seligen, dem Septonkönig auf. Arya schob ihr Holzschwert durch den Gürtel und fing an zu klettern. Ihr gebrochener Daumennagel verschmierte Blut auf dem bemalten Marmor, doch schaffte sie es nach oben und klemmte sich zwischen die Füße des Königs.

Da entdeckte sie ihren Vater.

Lord Eddard stand auf der Kanzel des Hohen Septons vor den Toren der Septe, von zwei Goldröcken gestützt. Er trug einen prächtigen Wams aus grauem Samt, auf dem vorn mit Perlen ein weißer Wolf gestickt war, dazu einen grauen Wollumhang, mit weißem Fell besetzt, und trotzdem war er dünner, als Arya ihn je gesehen hatte, sein langes Gesicht von Schmerz gezeichnet. Er wurde eher aufrecht gehalten, als daß er stand. Der Gips an seinem gebrochenen Bein war grau und verfault.

Der Hohe Septon selbst stand hinter ihm, ein untersetzter Mann, grau vom Alter und dick und fett, trug ein langes weißes Gewand und eine mächtige Krone aus Goldgespinst und Kristall, die seinen Kopf mit Regenbögen umgaben, wenn er sich bewegte.

Um die Tore der Septe, vor der erhabenen Marmorkanzel, drängten sich Ritter und hohe Lords. Joffrey fiel unter ihnen auf, sein Gewand ganz rot, Seide und Satin, mit stolzierenden Hirschen und brüllenden Löwen gemustert, eine goldene Krone auf dem Kopf. Seine Königinmutter stand in schwarzen Trauerkleidern, von Rot durchwirkt, gleich neben ihm mit einem Schleier aus schwarzen Diamanten im Haar. Arya erkannte den Bluthund, der einen schneeweißen Umhang über seiner dunkelgrauen Rüstung trug und den vier Männer der Königsgarde umgaben. Sie sah, daß Varys, der Eunuch, in weichen Pantoffeln und gemusterter Robe aus Damast zwischen den Lords herumlief, und sie meinte, der kleine Mann mit dem silbernen Umhang und seinem spitzen Bart mochte wohl der Mann sein, der sich einst um seine Mutter duelliert hatte.

Und dort in ihrer Mitte war Sansa, in himmelblaue Seide gewandet, das lange, kastanienbraune Haar gewaschen und gelockt, und silberne Armreifen trug sie an den Handgelenken. Arya zog eine finstere Miene, fragte sich, was ihre Schwester dort trieb, warum sie derart glücklich schien.

Unter dem Kommando eines beleibten Mannes in verzierter Rüstung, ganz schwarzer Lack und goldenes Filigranwerk, hielt eine lange Reihe goldbesockter Lanzenträger die Menge zurück. Als das Glockenläuten ausklang, breitete sich langsam Stille auf dem Platz aus, und ihr Vater hob den Kopf und begann zu sprechen, mit so dünner und schwacher Stimme, daß sie ihn kaum verstehen konnte. Leute hinter ihr fingen an zu rufen:»Was?«und» Lauter!«Der Mann mit der schwarzgoldenen Rüstung trat hinter ihren Vater und trieb ihn scharf an. Laßt ihn in Ruhe! wollte Arya schreien, doch wußte sie, daß niemand auf sie hören würde. Sie nagte an ihrer Lippe.

Nun sprach ihr Vater mit lauterer Stimme und begann von neuem.»Ich bin Eddard Stark, Lord von Winterfell und Rechte Hand des Königs«, sagte er lauter, und seine Stimme drang über den Platz,»und ich trete vor Euch, um meinen Verrat im Angesicht der Götter und Menschen einzugestehen.«

«Nein«, jammerte Arya. Unter ihr fing die Menge an zu schreien und zu toben. Flüche und Obszönitäten erfüllten die Luft. Sansa verbarg ihr Gesicht mit den Händen.

Ihr Vater sprach mit immer fester werdender Stimme, gab sich Mühe, daß man ihn hören konnte.»Ich habe den Treueeid vor meinem König gebrochen und das Vertrauen meines Freundes Robert mißbraucht«, rief er.»Ich habe geschworen, seine Kinder zu schützen und zu verteidigen, doch bevor sein Blut noch kalt war, hatte ich den Plan geschmiedet, seinen Sohn abzusetzen und zu ermorden und den Thron selbst zu besteigen. Laßt den Hohen Septon und Baelor, den Geliebten, und die Sieben Zeugen der Wahrheit dessen werden, was ich hier sagen wilclass="underline" Joffrey Baratheon ist der einzig wahre Erbe des Eisernen Thrones und durch die Gnade aller Götter Lord der Sieben Königslande und Protektor des Reiches.«

Ein Stein flog aus der Menge. Arya schrie auf, als sie sah, daß ihr Vater davon getroffen wurde. Die Goldröcke hielten ihn aufrecht. Blut lief aus einer tiefen Wunde an der Stirn über sein Gesicht. Weitere Steine folgten. Einer traf den Gardisten, der rechts von ihrem Vater stand. Ein weiterer prallte vom Brustpanzer des Ritters in der schwarzgoldenen Rüstung ab. Zwei aus der Königsgarde traten vor Joffrey und die Königin, schützten sie mit ihren Schilden.

Ihre Hand glitt unter ihren Umhang und fand Needle. Mit fester Hand hielt sie den Griff, drückte ihn so fest, wie sie noch nie im Leben etwas gedrückt hatte. Bitte, Ihr Götter, wacht über ihn, betete sie. Laßt nicht zu, daß sie meinem Vater etwas antun.

Der Hohe Septon kniete vor Joffrey und seiner Mutter.»Wie wir sündigen, so leiden wir«, sang er mit tiefer Stimme, viel lauter als die ihres Vaters.»Dieser Mann hat seine Untaten im Angesicht der Götter und der Menschen gestanden, hier an diesem heiligen Ort. «Regenbögen umtanzten seinen Kopf, als er flehentlich die Hände hob.»Die Götter sind gerecht, doch hat uns Baelor der Selige auch gelehrt, daß sie ebenso gnädig sind. Was soll mit diesem Verräter geschehen, Majestät?«

Tausend Stimmen brüllten, aber Arya hörte sie nicht. Prinz Joffrey… nein, König Joffrey… trat hinter den Schilden seiner Königsgarde hervor.»Meine Mutter bittet mich, Lord Stark das Schwarz anlegen zu lassen, und Lady Sansa hat mich um Gnade für ihren Vater angefleht. «Offen sah er Sansa an und lächelte, und einen Augenblick lang dachte Arya, die Götter hätten ihr Gebet erhört, bis Joffrey sich wieder der Menge zuwandte und sagte:»Doch haben sie alle das weiche Herz der

Frauen. Solange ich euer König bin, soll Verrat nie ungestraft bleiben. Ser Ilyn, bringt mir seinen Kopf!«

Die Menge tobte, und Arya spürte, wie die Statue des Baelor wankte, als man dagegen drängte. Der Hohe Septon griff nach des Königs Umhang, Varys kam armwedelnd herübergelaufen, und selbst die Königin sagte etwas zu ihm, Joffrey hingegen schüttelte den Kopf. Lords und Ritter traten beiseite, als er kam, groß und fleischlos, ein Skelett im Kettenpanzer, des Königs Henker. Schwach, wie aus weiter Ferne, hörte Arya ihre Schwester schreien. Sansa war auf die Knie gefallen und schluchzte hysterisch. Ser Ilyn Payne erklomm die Stufen der Kanzel.