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Er flog durch die Luft, als sei sie in einen starken Wind geraten. Die Anzahl der Körner vervielfältigte sich tausendfach. Wie die Teilchen eines Sandsturms prasselten sie auf die Dämonen herab.

Die schrecklichen Kämpfer brüllten wütend und kämpften sich furchtlos durch die Wolke. Sie interessierte allein das Blut ihrer Gegner. Nur wenige Schritte später stolperte einer der Dämonen jedoch und presste sich die Hände gegen den Bauch. Ein zweiter folgte, ein dritter … Andere ließen ihre Waffen fallen und wurden augenblicklich von Nachtelfen niedergestreckt.

Die Überlebenden begannen sich aufzublähen. Brust und Bauch dehnten sich immer weiter aus. Einige Dämonen stürzten und wanden sich am Boden.

Aus einem, der noch stand, schossen scharfe, dolchartige Triebe durch Haut und Rüstung. Dämonisches Blut lief über den Körper des sterbenden Kriegers. Er drehte sich einmal um sich selbst, dann brach er tot zusammen. Sein Körper sah aus wie ein Nadelkissen, wofür die in seinem Inneren sprießenden Saatkörner gesorgt hatten.

Ringsum brachen Dutzende gleichzeitig zusammen. Alle erlitten das gleiche dunkle Schicksal. Malfurion spürte leichte Übelkeit, als er das Ergebnis seines Zaubers betrachtete. Doch dann dachte er an die gnadenlose Brutalität des Feindes. Er konnte sich kein Mitleid mit denen leisten, die nur für die Verbreitung von Angst und Chaos lebten. Entweder man tötete – oder man wurde getötet.

Obwohl viele Dämonen ihr Leben verloren, wurden die Reihen nicht dünner. Die Linie der Nachtelfen drohte aufzureißen, so heftig waren die Angriffe, die gegen sie brandeten. Sie kämpften bereits am längsten gegen die Brennende Legion und waren dementsprechend erschöpft.

Archimonde war nicht dumm. Er nutzte diese Schwäche zu seinem Vorteil. Immer mehr Krieger warf er den Nachtelfen entgegen. Teufelsbestien stürmten auf die Reihen zu, Verdammniswachen stürzten auf die abgelenkten Krieger herab. Sie zertrümmerten Schädel oder jagten Speere in Brust und Rücken. Manchmal griffen sie sich ein oder zwei Nachtelfen, trugen sie hoch in die Lüfte und ließen sie dann auf ihre Kameraden herabfallen. Die hilflosen Soldaten wurden zu Geschossen, deren Verhängnis auch zu dem der Gefährten wurde.

Eine Explosion schleuderte mehrere Nachtelfen meterweit durch die Luft. Aus dem neu entstandenen Krater schob sich eine brennende Höllenkreatur. Diese Dämonenart war nicht sehr klug, aber ungeheuer stark. Sie existierte nur, um alles, was sich ihr in den Weg stellte, niederzuwalzen. Sie donnerte durch die Reihen der Soldaten und wirbelte sie durcheinander wie fallende Blätter.

Malfurion setzte zu einer Reaktion an, doch Brox warf sich der Höllenkreatur bereits entgegen. Niemand hätte geglaubt, dass es dem Orc gelingen würde, den riesigen Dämon aufzuhalten. Aber es gelang ihm tatsächlich.

Die Höllenkreatur stoppte abrupt und stieß einen frustrierten Schrei aus. Sie holte mit einer brennenden Faust aus und wollte den Kopf des Orcs wohl in dessen Brust hineinrammen, aber Brox hielt ihm den Stiel seiner Axt entgegen. Das scheinbar so dünne Holz wehrte den Schlag mühelos ab. Mit einer blitzschnellen Bewegung stieß Brox den Arm des Dämons zur Seite und hieb ihm die Axt in die Brust.

Die Höllenkreatur hatte der magischen Waffe ebenso wenig entgegenzusetzen wie die anderen Dämonen. Die Klinge grub sich mehrere Zentimeter tief in ihren Körper. Grüne Flammen schossen aus der Wunde. Brox duckte sich vor den Flammen, dann zog er die Axt heraus und holte zu einem zweiten Hieb aus.

Die Höllenkreatur wankte zwar, doch geschlagen gab sie sich noch nicht. Brüllend brachte sie ihre Fäuste zusammen, dann stieß er sie in den Boden, der sofort erbebte. Brox verlor das Gleichgewicht.

Der Dämon stürzte sich auf ihn und versuchte, den Orc niederzutrampeln. Doch als er sich näherte, pflanzte Brox den Stiel seiner Waffe auf den Boden und hielt ihm die Klinge wie eine Lanze entgegen.

Die Höllenkreatur spießte sich selbst auf. Sie schlug nach Brox, aber der erfahrene Krieger ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Die Wut des Dämons machte alles nur noch schlimmer. Die Axt fraß sich noch tiefer in ihn hinein. Feuerstöße verließen seinen Körper. Einige berührten fast den Orc.

Mit einem letzten Zittern sackte der riesige Dämon in sich zusammen.

Doch trotz solch beeindruckender Siege schob sich die Brennende Legion weiter voran. Malfurion versuchte sich auf die Gefühle zu konzentrieren, die ihm schon einmal den Sieg gegen die Dämonen ermöglicht hatten, doch er schaffte es nicht. Tyrandes Entführung hatte diesen Teil seiner Seele entrissen.

An der linken Flanke sah er Lord Stareye, der die zurückweichenden Soldaten anbrüllte. Stareye trat völlig anders als sein Vorgänger auf. Ravencrest wäre ebenso dreck- und blutverschmiert gewesen wie seine Truppen, Stareye hingegen wirkte auch jetzt noch makellos. Seine Leibwache umgab ihn und sorgte dafür, dass unangenehme Situationen gar nicht erst bis zu ihm durchdrangen.

Überrascht bemerkte der Druide die gewaltigen Tauren, die plötzlich an ihm vorbei stürmten. Sie liefen auf die zurückweichenden Reihen zu und warfen sich mit erstaunlicher Vehemenz in den Kampf. Mit einer Leidenschaft, die eher zu Brox gepasst hätte, griffen sie die Dämonen an und schlugen auf sie ein. An der Spitze entdeckte Malfurion Huln, dessen Adlerspeer eine Teufelswache mit solcher Wucht durchbohrte, dass die Spitze aus dem Rücken hervortrat. Mit Leichtigkeit schüttelte Huln den toten Dämon ab, dann wandte er sich breit grinsend dem nächsten zu.

Hinter den Tauren stand Jarod Shadowsong, von dessen Klinge Blut tropfte. Er rief den riesigen Kriegern etwas zu, und zu Malfurions Überraschung reagierte die Truppe, als befolge sie einen Befehl. Sie verteilten sich, was es den Nachtelfen ermöglichte, die Reihen zu schließen und ihre Retter zu unterstützen.

Die Priesterinnen der Elune tauchten ebenfalls auf. Die kriegerisch auftretenden Frauen waren ein ungewohnter Anblick für Nachtelfen, die deren vormals so friedliches Leben – vor dem Wüten der Legion – kennen gelernt hatten. Ihr Anblick versetzte Malfurion einen Stich, erinnerte er ihn doch daran, dass es ihm nicht gelungen war, Tyrande vor den Dämonen zu retten.

Die Dienerinnen der Elune saßen auf ihren Tieren und schossen mit Pfeil und Bogen. Doch die beste Schützin unter ihnen war keine Priesterin, sondern die junge Shandris Feathermoon, die erst in ein oder zwei Sommern alt genug sein würde, um Novizin zu werden. Doch drastische Situationen erforderten drastische Maßnahmen. Marinda, die als Tyrandes Stellvertreterin fungierte, hatte Shandris einen Platz in ihren Reihen zugewiesen. Die jüngste Tochter von Mutter Mond saß jetzt in einer ihr zu großen Rüstung auf ihrem Pferd, die sie von einer gefallenen Priesterin übernommenen hatte, und schoss drei Pfeile ab, die prompt drei Dämonenkehlen durchbohrten.

Der Vormarsch der Legion geriet ins Stocken. Die Verteidiger begannen sie zurückzudrängen. Malfurion und Rhonin halfen ihnen nach Kräften. Die Nachtelfen eroberten ein Stück Boden zurück.

Schreie wurden inmitten der Schwestern laut. Zwei der Priesterinnen stürzten zu Boden. Ihre Leiber wurden von ihren eigenen Rüstungen zerquetscht. Selbst im Tod verrieten ihre verzerrten Gesichter, welche Qualen sie hatten erleiden müssen, als sich das Metall blitzartig zusammenzog.

Malfurions Augen verengten sich; er stieß die Luft aus. Eine der beiden war Marinda.

»Eredar!«, zischte Rhonin. Er zeigte in nordwestliche Richtung.

Doch noch bevor der Zauberer zu einem Schlag ausholen konnte, entflammte es dort bereits. Malfurion vermochte die Schmerzen der Hexenmeister zu erspüren, als das Feuer sie verzehrte.

»Ich entschuldige mich für meine verspätete Rückkehr«, sagte Krasus, von dem das Feuer stammte. Der Drachenmagier stand einige Schritte hinter den beiden Zauberern. »Leider musste ich die Rückreise in Etappen absolvieren«, fügte er verbittert hinzu.