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Malfurion war klar, dass diese Goblins nichts Gutes im Schilde führten. Neugierig schwebte er näher, konnte aber trotzdem nicht erkennen, was die kleinen Wesen hier trieben.

»Meklo!«, donnerte plötzlich eine Stimme durch die Höhle. »Komm her!«

Der Druide erstarrte. Für einen Moment überkam ihn Panik.

Er kannte diese Stimme wie jeder, der den ersten Angriff der Dämonenseele überlebt hatte.

Nur einen Augenblick später trat der schwarze Drache aus einem Gang.

Malfurion versteckte sich rasch hinter einem Ofen. Er hätte zwar eigentlich auch für Neltharion unsichtbar sein sollen, aber frühere Begegnungen hatten gezeigt, dass die wahnsinnige Bestie ihn manchmal doch wahrnehmen konnte. Durch den Pfad, den Cenarius dem Druiden gezeigt hatte, war Malfurion zwar an den Verteidigungszaubern Neltharions vorbei gekommen. Doch um das Artefakt zu finden, musste er unglücklicherweise in der Nähe der sterblichen Welt weilen.

Die Goblins arbeiteten nach kurzem Zögern weiter, redeten jetzt jedoch kaum noch miteinander. Neltharion sah sich um, suchte offenbar diesen »Meklo«, nach dem er gebrüllt hatte.

Der Drache sah hier noch furchtbarer aus als während des Kampfes. Sein Körper hatte sich verformt und aufgebläht, und in seinen Augen lag mehr Wahnsinn als je zuvor. Die Risse in seinem Fleisch waren noch größer geworden. Feuer und Lava drangen aus den riesigen Wunden. Neltharions Körper schien auseinander gerissen zu werden.

Doch die furchtbare Verwandlung des schwarzen Drachens geriet zur Nebensache, als Malfurion sah, was der Riese in einer seiner Klauen hielt.

Die Dämonenseele!

Malfurion wäre am liebsten zu dem Drachen geflogen und hätte ihm die goldene Scheibe entrissen – aber das wäre ebenso unmöglich wie selbstmörderisch gewesen. Momentan konnte er nur beobachten und abwarten.

»Meklo!«, brüllte Neltharion. Sein Schwanz schlug heftig auf den Felsboden. Einige Goblins sprangen erschrocken zur Seite.

Nur einen schien das nicht zu beeindrucken, einen älteren, spindeldürren Goblin mit grauem Haar und einem abwesenden Gesichtsausdruck. Er ging an Malfurions Versteck vorbei. Der Druide hörte ihn irgendwelche Maße und Berechnungen murmeln. Der Goblin wäre beinahe mit Neltharions gesenktem Haupt zusammen gestoßen, sah dann aber doch zu seinem Herrn auf.

»Was ist denn, Milord Neltharion?«

»Meklo! Mein Körper schreit! Er kann meinen Glanz nicht mehr länger allein zurückhalten. Wann wirst du fertig sein?«

»Ich muss jeden Aspekt Eurer Bedürfnisse berechnen, kalibrieren und konstruieren. Dabei muss man sehr vorsichtig sein, sonst werden wir noch mehr Unglück über Euch bringen.«

Die Schnauze des Drachen stieß Meklo so heftig an, dass der Gnom beinahe umgefallen wäre. »Ich will, dass du damit fertig bist! Und zwar jetzt!«

»Wenn es denn sein muss.« Meklo verließ Neltharions Beißreichweite. »Ich sehe mir die neueste Platte an und …« Der Goblin starrte die Klaue des Drachen an. »Aber Milord! Ich hatte Euch doch gewarnt, dass die Scheibe Euren Zustand verschlechtert, wenn Ihr sie festhaltet. Ihr müsst sie irgendwohin bringen, bis wir Euch geholfen haben.«

»Niemals! Ich werde sie niemals zurücklassen!«

Meklo ließ sich nicht einschüchtern. »Milord, wenn Ihr sie nicht beiseite legt, werdet Ihr verbrennen. Dann kann sich jeder die Scheibe aus eurer Asche graben.«

Seine Worte fanden endlich Gehör. Neltharion knurrte, dann nickte er zögerlich. »Also gut … aber ich hoffe für dich, dass die Platten fertig sind, sonst gönne ich mir einen kleinen Imbiss.«

Meklos Kopf wackelte hin und her. »Natürlich, Milord«, stieß er hastig hervor, dann riskierte er einen weiteren Wutanfall. »Vergesst nicht, dass die Scheibe in der sterblichen Welt bleiben muss. Ihr Einsatz hat unsere Zauber stärker beeinträchtigt, als wir es gedacht hätten. Die neuen Zauber werden noch einige Tage brauchen, bis sie sich mit der körperlichen Hülle verbunden haben und wir sicher sein können, dass so etwas nicht noch einmal passiert.«

»Ich verstehe … ich verstehe.« Der schwarze Drache zischte wütend, dann ging er zurück in den Gang.

Malfurion spannte sich an. Der Leviathan wollte die Dämonenseele irgendwo verstecken. Das war die Gelegenheit, auf die der Druide gewartet hatte.

Malfurion beachtete die Goblins nicht, während er dem Erdwächter langsam folgte. Dessen gewaltiger Körper füllte den Stollen so vollständig aus, dass der Druide nicht erkennen konnte, was vor ihm lag. Um mehr zu sehen, hätte er durch den Drachen hindurch fliegen müssen, doch dieses Risiko war viel zu groß. Er musste sich in Geduld üben.

Im langen Labyrinth der Gänge wurde diese Geduld jedoch auf eine harte Probe gestellt. Der Geruch nach etwas uraltem Bösen wurde stärker, je länger sie in den Berg hinein gingen. Neltharion bewegte sich in Regionen, vor denen andere zurückgeschreckt würden. Nur einmal begegnete der Erdwächter einem Drachen aus seinem Clan, der allerdings wesentlich kleiner war und sich ängstlich vor seinem Herrn verneigte. Abgesehen von dieser Begegnung sah Malfurion keine Lebensform, nicht einmal einen Wurm. Der Erdwächter ging kein Risiko ein. Er war von der Dämonenseele so besessen, dass er selbst seinem eigenen Clan nicht mehr vertraute. Wenn man die Macht bedachte, die sie ihrem Träger verlieh, war das nicht überraschend.

Malfurion schwebte näher heran, bis er über dem Schwanz des Drachen hing. Er wünschte, der Leviathan hätte sich beeilt.

Der Riese stoppte plötzlich und sah über seine Schulter. Malfurion flog instinktiv in die nächstbeste Wand und verbarg sich im Fels. Er wartete einige Sekunden, dann streckte er vorsichtig den Kopf heraus.

Neltharion setzte seinen Weg bereits wieder fort. Der Druide verfluchte seine Überreaktion und folgte ihm.

Er hatte den Erdwächter gerade erreicht, als der in eine schmale Höhle abbog. Neltharion passte nur knapp hinein. Seine Schultern kratzten über die Wände.

»Hier …«, murmelte er. Offenbar sprach er mit seiner Schöpfung. »Hier wirst du sicher sein.«

Das Gefühl einer Bedrohung nahm stetig zu, aber Malfurion widersetzte sich seinem Fluchtinstinkt. Er musste herausfinden, wo und wie der Drache die Dämonenseele versteckte.

Vorsichtig griff Neltharion nach einem kleinen vorstehenden Sims und zog daran. Im nächsten Moment blitzte es auf- und hinter dem Stein, den er herausgenommen hatte, gähnte ein gewaltiges Loch. Ein Wesen, das so groß wie der Drache sein musste, hatte sich hier einst in den Fels gegraben.

Neltharion betrachtete die Dämonenseele, dann legte er sie zögernd, fast zärtlich in das Loch. Danach schob er den Fels wieder davor.

Es blitzte ein zweites Mal, und das Loch war verschwunden. Malfurion hätte es nicht einmal bemerkt, wenn er unmittelbar vor dem magischen Fels geschwebt hätte, so perfekt war die Tarnung.

Noch bemerkenswerter war jedoch, dass Malfurion die Scheibe und ihre dunklen Energien auch nicht mehr spürte.

Der Drache konnte die Scheibe zwar nicht außerhalb der sterblichen Welt verbergen, aber sein Versteck war fast ebenso perfekt.

Neltharion zögerte. Sein Blick richtete sich auf den Fels, hinter dem die Dämonenseele ruhte. Er hob eine Klaue und schien die Tarnung berühren zu wollen.

Frustriert zischend wandte er sich dann aber um, ließ den Arm sinken und stampfte aus der Höhle.

Der Druide verbarg sich im Stein, bis er sicher war, dass Neltharion weit genug weg war. Sekunden vergingen so langsam wie Stunden. Schließlich entschied der Nachtelf, dass es jetzt sicher war und schob den Kopf aus dem Stein. Die Höhle war leer. Malfurion schwebte auf das Versteck der Dämonenseele zu.

Sogar unmittelbar vor der Abdeckung spürte er nichts. Obwohl er diesen verfluchten Ort am liebsten sofort verlassen hätte, beschloss Malfurion, einen Blick auf die Scheibe zu werfen. Er wollte sichergehen, dass er alles über das Versteck wusste. Krasus würde ihm einige Fragen stellen.

Er beugte sich vor. Seine Traumgestalt glitt in Neltharions getarntes Versteck.