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Malfurion nickte. Brox grunzte ungeduldig. Der Druide und der Magier verfügten zwar über außergewöhnliches magisches Können, doch einen erfahrenen Krieger wie den Orc konnten auch diese Künste nicht ersetzen. Zauberer ließen sich leicht außer Gefecht setzen, das wusste Krasus, und Brox hatte sich immer wieder als vertrauenswürdiger Verbündeter erwiesen.

»Gebt uns eine Stunde Vorsprung, bevor ihr Lord Stareye Bescheid sagt«, bat Krasus, als er sich auf seinen Nachtsäbler schwang.

»Ich gebe euch zwei.«

Der Druide und der Orc stiegen ebenfalls auf. Krasus ließ sein Reittier antraben. Die elegante Katze wurde rasch schneller, die anderen beiden Tiere folgten ihr. Schon bald hatten sie die Armee der Nachtelfen hinter sich gelassen.

Schweigend ritten sie dahin. Dabei achteten sie nicht nur auf ihren Weg, sondern auch auf mögliche Bedrohungen. Die Nacht verstrich jedoch ohne Zwischenfall. Als die Sonne aufging, ließ Krasus die Tiere anhalten.

»Wir werden hier rasten«, verkündete er mit einem Blick auf die leicht bewaldeten Hügel, die vor ihnen lagen. »Wir sollten ausgeruht sein, wenn wir dort hindurch reiten.«

»Glaubst du, dass uns dort Gefahr droht?«, fragte Malfurion.

»Vielleicht. Die Wälder sind nicht groß und auch nicht dicht, aber die Hügel sind voller Senken, in denen sich Feinde verbergen könnten.«

Brox nickte zustimmend. »Würde den Hügel im Norden dafür wählen. Bietet guten Blick auf den Weg. Wir sollten ihn auf unserem Weg umgehen.«

»Dieser Expertenmeinung schließe ich mich an.« Der Magier sah sich um. »Dieses Gebiet dort zwischen den beiden großen Felsen eignet sich für ein Lager. Wir können die Umgebung beobachten, sind aber gleichzeitig vor Blicken geschützt.«

Sie banden die Nachtsäbler an einem krummen Baum fest. Die Katzen, die bereits seit Generationen gezüchtet wurden, hörten auf jeden Befehl und widersetzten sich nie. Brox fütterte die Tiere aus den Vorräten, die sie bei sich trugen. Sie hatten genügend Nahrung für drei Tage. Danach würden die Katzen auf die Jagd gehen müssen. Krasus hoffte, dass sie bis dahin eine Gegend erreicht hatten, in der es mehr Wild gab als hier.

Die drei Reisenden nahmen etwas von ihrem eigenen Proviant zu sich. Für einen Drachen wie Krasus war gepökeltes Fleisch nicht gerade eine Delikatesse, aber er hatte sich längst an solche Umstände gewöhnt. Malfurion aß einige getrocknete Früchte und Nüsse, während Brox herzhaft in sein Pökelfleisch biss. Orcs stellten keine großen Ansprüche, wenn es um Nahrung ging.

»Die Katzen schlafen bereits«, sagte Krasus nach ihrer Mahlzeit. »Wir sollten das Gleiche tun.«

»Ich übernehme die erste Wache«, bot Brox an.

Malfurion meldete sich für die zweite Wache, dann suchten er und Krasus sich Schlafplätze in der Nähe eines der beiden Felsen. Brox, der wesentlich gelenkiger war, als man seinem stämmigen Körper zutraute, kletterte katzengleich auf den anderen Felsen und setzte sich. Die Axt lag auf seinem Schoß, während er die Landschaft wie ein hungriger Raubvogel betrachtete.

Der Drachenmagier wollte eigentlich nur ein wenig dösen, schlief aber bald ein. Er hatte sich völlig überanstrengt, und die wenigen Ruhestunden hatten die Schwächung nicht wettmachen können.

Drachen träumten, und auch Krasus war keine Ausnahme. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich wieder zu fliegen, die Schwingen, die er in dieser Gestalt nicht besaß, zu spreizen und sich in die Lüfte zu erheben. In seinen Träumen war er wieder Korialstrasz. Als Wesen der Lüfte fühlte er sich am Boden mehr als eingeschränkt. Der Drache hatte sich in seiner sterblichen Gestalt stets wohl gefühlt, doch damals hatte ein einzelner Gedanke gereicht, um ihn zurückzuverwandeln. Das konnte er nun nicht mehr, und so spürte er oft Ärger über die Zerbrechlichkeit seines jetzigen Körpers.

Dieser Fluch hielt sogar Einzug in seinen Traum. Das schwächliche, sterbliche Fleisch hing an seinem Körper und presste ihn in eine ständig kleiner werdende Form. Seine Flügel zerbrachen, sein Schwanz verschwand. Seine lange Schnauze wurde in seinen Schädel geschoben und durch eine winzige Nase ersetzt. Aus Korialstrasz wurde Krasus, der Magier. Er stürzte der Erde entgegen …

Und erwachte schweißgebadet.

Es hätte Krasus nicht überrascht, wenn er inmitten eines Angriffs aufgewacht wäre, doch alles war ruhig. Nur Malfurions rhythmischer Atem war zu hören. Krasus erhob sich und sah, dass Brox immer noch Wache hielt. Der Magier blickte zur Sonne, um die Uhrzeit zu schätzen. Die Wache des Orcs dauerte schon viel zu lange. Malfurion hätte seine schon antreten müssen.

Der Zauberer ließ den Druiden schlafen und kletterte wie eine Eidechse den Felsen hinauf. Als er die Spitze erreichte, sprang Brox auf und hob seine Axt.

»Du!«, knurrte der Orc und half Krasus über die letzte Hürde. Dann setzten sich beide. »Ich dachte, du schläfst, Meister Krasus.«

»Das solltest du auch. Du brauchst diese Pause ebenso wie wir.«

Der grünhäutige Krieger hob die Schultern. »Ein Orc-Krieger kann mit offenen Augen und erhobener Axt schlafen. Kein Grund, den Nachtelf zu wecken. Er muss schlafen. Gegen den Drachen wird er wichtiger sein als dieser alte Kämpfer.«

Krasus sah den Orc an. »Ein alter Kämpfer, der zwanzig junge wert ist.«

Der Krieger wirkte erfreut über das Kompliment, sagte jedoch: »Die Tage des Ruhmes sind vorbei für diesen Krieger. Es wird keine weiteren Geschichten über Broxigar, die rote Axt, geben.«

»Ich lebe bereits länger als du, Brox. Ich weiß deshalb, wovon ich spreche. Es stecken noch viele ruhmreiche Taten und glorreiche Schlachten in dir. Es wird neue Geschichten über Broxigar, die rote Axt, geben, und wenn ich sie selbst erzählen muss.«

Die Wangen des Orcs verdunkelten sich, und er neigte seinen Kopf. »Deine Worte ehren mich, weiser Meister.«

Brox und Malfurion wussten beide, wer Krasus in Wirklichkeit war. Es hatte den Drachen überrascht, dass der Krieger die Wahrheit schon lange vorher erkannt hatte. Er war in den schamanischen Traditionen der Orcs ausgebildet worden und hatte die große Macht und das hohe Alter seines Begleiters gespürt. Dann hatte er gesehen, wie Krasus mit Drachen umging und daraus die richtige Schlussfolgerung gezogen. Er verstand zwar nicht, wieso Krasus und Korialstrasz ein und die selbe Person waren, doch diese Tatsache nahm er einfach hin.

»Und der weise Meister«, antwortete Krasus, »besteht darauf, dass du dich ausruhst. Ich werde Malfurions Restwache und meine eigene übernehmen.«

»Es wäre besser, wenn du …«

Krasus starrte den Orc an. »Ich versichere dir, dass meine Ausdauer weit größer als die deine ist. Ich benötige nicht mehr Schlaf.«

Brox erkannte, dass er diese Diskussion nicht gewinnen würde und erhob sich grunzend. Doch Krasus, der an ihm vorbei blickte, versteifte sich plötzlich.

»Verdammniswachen«, flüsterte er.

Brox ließ sich fallen. Drei geflügelte Dämonen flogen langsam auf die Hügel zu. Sie trugen lange, unangenehm aussehende Klingen. Die Verdammniswachen beobachteten die Umgebung zwar misstrauisch, hatten die Gruppe aber noch nicht entdeckt.

»Sie fliegen genau auf unseren Weg zu«, erkannte Krasus.

»Wir sollten sie aufhalten.«

Der Magier nickte zustimmend, fügte jedoch hinzu: »Wir müssen zuerst herausfinden, ob sie allein sind. Wir dürfen die drei nicht angreifen, wenn wir damit andere warnen. Lass mich versuchen, es herauszufinden.«

Krasus schloss die Augen und tastete mit seinen Sinnen nach den Dämonen. Er spürte die Dunkelheit, die von ihnen ausging. Krasus war angewidert, ließ sich aber nicht abschrecken. Tiefer tauchte er in die Kreaturen ein. Er musste die Wahrheit herausfinden.

In ihnen entdeckte er das gleiche Chaos und die gleiche Wildheit, die er schon früher bemerkt hatte. Der Magier konnte immer noch kaum glauben, dass so viel Bosheit in einem Wesen existieren konnte. Es erinnerte ihn an den Wahnsinn, der Neltharion ergriffen und ihn in den schrecklichen Deathwing verwandelt hatte.