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Schließlich fand er, was er gesucht hatte, in den monströsen Gedanken der Kreaturen. Sie waren allein und als Kundschafter unterwegs. Man hatte ihnen den Auftrag erteilt, nach Schwachstellen zu suchen, die sich für die Legion als nützlich erweisen konnten. Sie wollten ihren Kampf nicht auf das Schlachtfeld beschränken, sondern sich hinter die Linien der Verteidiger schleichen.

Solche Taktiken überraschten Krasus nicht. Er war sich sicher, dass Archimonde noch mehr Heimtücken in Gang gebracht hatte. Gerade deshalb war die Eroberung der Dämonenseele so wichtig.

Er suchte das Gebiet nach weiteren Kriegern ab, fand jedoch keine. Zufrieden beendete er seine Suche.

»Sie sind allein«, erklärte er Brox. »Wir werden uns mit ihnen befassen, aber dieses Mal sollten wir uns auf die Magie verlassen.«

Der Orc grunzte zustimmend. Krasus kletterte von dem Felsen und weckte Malfurion.

»Was …«, begann der Nachtelf, aber Krasus brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.

»Drei Verdammniswachen«, flüsterte der ältere Magier. »Sie sind allein. Ich will sie mir mit deiner Hilfe schnappen.«

Malfurion nickte. Er folgte Krasus auf die andere Seite der Felsen und betrachtete die über den Hügeln schwebenden Dämonen.

»Was sollen wir tun?«, fragte der Druide.

»Es wäre am besten, wenn ich alle drei gleichzeitig überwältigen könnte. Doch ihre ständigen Bewegungen erschweren meine Berechnungen. Ich überlasse dir mögliche Flüchtlinge.«

»Ich verstehe.« Malfurion holte tief Luft und bereitete sich vor. Krasus beobachtete die Verdammniswachen und wartete auf den Moment, da sie einander am nächsten waren.

Zwei der Dämonen tauschten Informationen aus, aber der dritte hatte sich von ihnen entfernt und setzte seine Erkundung fort. Der Magier fluchte, denn es war ihm klar, dass ihm dies zwar eine günstige Gelegenheit bot, zwei der Dämonen gleichzeitig zu treffen. Doch der dritte war zu weit entfernt. Krasus fürchtete, er würde entkommen.

Malfurion spürte offenbar seine Zweifel. »Ich werde ihn nicht entwischen lassen, Meister Krasus.«

Der Magier war erleichtert über diese Worte. Er nickte und konzentrierte sich.

Im Gegensatz zu Illidan – und gelegentlich auch Rhonin – lebte er schon zu lange, um noch Energie darauf zu verschwenden, seine Zauber zu einem Spektakel zu machen. Die Verdammniswachen waren eine Bedrohung, die gestoppt werden musste. Das war alles. Und so explodierten beide Drachen nacheinander. Ihre Überreste regneten auf die hügelige Landschaft herab.

Was er befürchtet hatte, geschah. Der dritte Dämon entkam der Falle. Allerdings erwies sich die Flucht der Verdammniswache als kurz. Noch während die Überreste der anderen Kreaturen zu Boden fielen, hob Malfurion ein einzelnes Blatt auf und blies dagegen. Eine starke Brise entstand neben dem Druiden. Sie ergriff das Blatt und trug es auf die letzte Verdammniswache zu.

Aus einem wurden Hunderte. Sie wirbelten im Wind durcheinander und begannen sich immer schneller zu drehen. Der Dämon kam näher an sie heran.

Die Blätter berührten die Verdammniswache und klebten an ihr fest. Eine dicke Schicht bedeckte den Dämon bereits, aber die Menge der Blätter schien nicht geringer zu werden. Der gehörnte Krieger kämpfte gegen den Wind, aber sein ständig größer werdendes Gewicht behinderte ihn zu stark.

Innerhalb von Sekunden verwandelte sich der Dämon in eine grüne Mumie. Die Flügel schlugen langsamer, kämpften gegen das Gewicht der Blätter.

Schließlich fiel der Dämon wie ein Stein nach unten.

Malfurion sah nicht mehr zu, wie die Verdammniswache auf dem harten Fels aufschlug. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Den Todeskampf genoss er nicht.

»Der Weg ist frei«, verkündete Krasus. »Aber wir müssen uns beeilen, denn der Weg durch die Hügel ist lang.«

»Da ist noch was am Himmel! Über uns!«, schrie Brox plötzlich von seinem Posten auf dem Felsen.

Nur Sekunden später glitt ein gewaltiger Schatten über die Gruppe hinweg. Das geflügelte Wesen verschwand so schnell wieder in den Wolken, dass niemand es hatte erkennen können. Der Orc hob seine Axt, Malfurion und Krasus bereiteten ihre Zauber vor.

Dann schoss die gewaltige Gestalt aus den Wolken hervor. Sie flog direkt auf die Gruppe zu. Ihre lederartigen Schwingen peitschten langsamer, als das Wesen zur Landung ansetzte.

Krasus atmete erleichtert auf. Sein sonst so ernst wirkendes Gesicht grinste breit. »Ich hätte es wissen und fühlen müssen!«

Korialstrasz war zurückgekehrt.

Das jüngere Ich des Magiers landete vor den drei Reisenden. Der rote Drache bot einen bemerkenswerten Anblick. Er war so groß, dass er die drei mit einem einzigen Biss seiner scharfen Reißzähne hätte verschlingen können, aber in seinen Augen leuchteten Mitgefühl und Intelligenz.

Es war vielleicht etwas narzisstisch von Krasus, sein früheres Ich so bewundernd anzustarren, aber er konnte nicht anders. Korialstrasz hatte sich als weitaus fähiger entpuppt, als es sich seine ältere Version vorgestellt hatte. Obwohl sie ein und das selbe Wesen waren, verfügten sich über eigenständige Persönlichkeiten.

Der Staub senkte sich, dann grüßte Korialstrasz die drei kleineren Gestalten mit einem Kopfnicken. Sein Blick konzentrierte sich auf Krasus.

»Zum Glück habe ich die Zauber gespürt, als ich in der Nähe vorbei flog«, donnerte er. »Ich war so sehr in Gedanken vertieft, dass ich euch sonst nicht wahrgenommen hätte.« Er wandte sich an den Magier. »Selbst dich nicht.«

Das klang nicht gut. »Redest du von deiner Suche nach den anderen?«

»Ja … und ich habe sie gefunden. Sie forschen nach einem Weg, um der furchtbaren Scheibe des Erdwächters zu entgehen oder sie zu bezwingen. Doch bis jetzt haben sie noch keine Lösung gefunden. Sogar meine Königin wagt es nicht, sich Neltharion ohne Unterstützung entgegen zu stellen. Du hast ja gesehen, was mit den Blauen geschehen ist. Er hat sie praktisch ausgerottet!«

Krasus dachte an die Eier, die er gerettet hatte, beschloss jedoch, dass hier und jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für diese Angelegenheit war. »Alexstrasza sorgt sich zu Recht. Es ist weder ehrenhaft noch sinnvoll, in den sicheren Tod zu fliegen.«

»Aber wenn wir Drachen die sterblichen Völker nicht unterstützen, wird es für uns alle keine Hoffnung mehr geben.«

»Vielleicht gibt es noch Hoffnung. Du weißt noch nicht, weshalb wir hier sind.« Krasus nickte dem Druiden zu. »Der junge Malfurion hat das verborgene Nest des Erdwächters entdeckt und die Dämonenscheibe gefunden.«

Die Augen des roten Riesen weiteten sich. »Ist das wahr? Wenn wir ihn alle angreifen, während er schläft …«

»Nein, wir müssen listig sein. Wir wollen uns in das Nest schleichen und die Scheibe stehlen. Aber wenn Neltharion sie als Erster in die Hände bekommt, werden wir alle sterben.«

Korialstrasz erkannte die Weisheit dieses Plans, obwohl er auch voller Risiken war. »Wohin müsst ihr gehen?«

Malfurion beschrieb, was er im Smaragdtraum gesehen hatte. Krasus hatte die Landschaft erkannt, daher war es nicht überraschend, dass sie auch Korialstrasz vertraut war.

»Ich kenne diesen schrecklichen Ort! Das Böse, das dort existiert, ist älter als die Drachen, aber ich weiß nicht, woraus es besteht.«

»Das ist im Moment egal. Nur die Dämonenseele ist wichtig.« Der bleiche Magier betrachtete die Hügel. »Wir müssen unsere Reise fortsetzen, sonst werden wir sie nie finden. Die Nachtsäbler werden eine Weile brauchen, um die Hügel zu durchqueren.«

»Die Nachtsäbler?«, fragte Korialstrasz irritiert. »Was wollt ihr mit denen? Ihr habt doch mich.«

»Du gehst ein sehr großes Risiko ein«, erklärte Krasus. »Du kannst deine Gestalt nicht verändern, daher stellst du ein leicht zu findendes Ziel dar. Außerdem kann die Dämonenseele dich ohne Mühe beeinflussen. Der Schwarze könnte dich mit einem Gedanken zu seinem Sklaven machen.«

»Trotzdem werde ich tun, was ich kann. Ihr müsst sein Versteck schnell erreichen. Die Katzen sind zu langsam, und ein Zauber würde euch verraten.«

Es war sinnlos, dagegen zu argumentieren, das erkannte Krasus. Mit Korialstrasz’ Hilfe würden sie ihr Ziel weitaus schneller erreichen. Doch wenn sie dort angekommen waren, würde Krasus darauf beharren, dass sein jüngeres Ich sich so bald wie möglich von ihnen trennte.