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Dem Goblin, der auf seiner Brust hockte, gelang es, sein Messer in Brox’ Schulter zu stoßen. Die Kreatur kicherte, als sie erneut mit der Klinge ausholte.

Der Orc schwang seine Faust und traf den Goblin am Kopf. Das Kichern endete in einem Gurgeln, dann fiel die Kreatur zu Boden.

Doch Brox erhielt keine Atempause. Ein neuer Angreifer krachte gegen seinen Bauch und ließ ihn nach Luft schnappen. Brox kippte nach hinten. Zumindest einen Vorteil hatte sein Sturz, denn der Goblin, der sein Bein festgehalten hatte, wurde halb davon erschlagen und ließ kreischend los.

Ein zweiter Goblin sprang auf den am Boden liegenden Orc und begann mit einem Stein auf ihn einzuschlagen. Das war nicht gerade der ehrenhafte Tod, den Brox sich vorgestellt hatte. In den epischen Heldengesängen kam kein einziger Orc vor, den Goblins umgebracht hatten.

Die beiden Wesen auf seiner Brust schrien auf, als ein rotes Licht sie einhüllte und zur Seite schleuderte. Der eine kollidierte mit einem weiteren Goblin, der zweite mit einer Felswand.

»Wir müssen alle erwischen!«, rief Krasus.

Brox schüttelte sich und sah, wie die beiden am Boden liegenden Goblins plötzlich vom Fels verschluckt wurden. Ihre Schreie brachen abrupt ab, als ihre Köpfe verschwanden.

Eine weitere Kreatur, die entweder klüger oder wagemutiger als die anderen war, warf einen Stein und traf den Magier am Kopf. Brox öffnete noch den Mund, um Krasus zu warnen, aber es war bereits zu spät. Der Stein traf den hageren Magier mit solcher Wucht, dass er von ihm abprallte und den Schädel des Goblins zertrümmerte.

Die Nackenhaare des Orcs stellten sich auf. Instinktiv keilte er nach hinten aus. Der Goblin, der ihm gerade ein Messer in den Rücken rammen wollte, brach zusammen.

Krasus stand reglos und mit geschlossenen Augen da. Brox kam vorsichtig auf die Beine. Er wollte den Magier nicht aus seiner Konzentration reißen.

»Keiner ist entkommen«, murmelte Krasus nach einem Moment. Dann öffnete er den Mund und betrachtete die Leichen. »Wir haben alle erwischt.«

Der Orc hob seine Axt auf und senkte beschämt den Kopf. »Vergib mir, weiser Mann. Ich handelte mit der Dummheit eines Kindes.«

»Es ist vorbei, Brox … und dank dir haben wir vielleicht eine Abkürzung zu unserem Ziel gefunden.«

Krasus’ Hand begann zu leuchten, dann berührte er den Krieger an der Schulter und heilte seine Wunden.

Brox war erleichtert, dass er sich nicht entehrt hatte. Neugierig sah er den Magier an. Malfurion blickte ebenfalls auf den Magier, schien jedoch zu verstehen, worum es ging.

»Sie wissen am besten, wie man das Nest des Drachen erreicht«, sagte Krasus. Seine Hand glühte immer noch. »Sie werden uns den Weg zeigen.«

Brox runzelte die Stirn. Alle Goblins, die am Boden lagen, waren tot. Nein, einer erhob sich schwankend zwischen den Felsen. Im ersten Moment fragte sich der Orc, wie er diesen Aufprall überlebt hatte, doch dann erkannte er, dass der Goblin tot war.

»Wir sind die Diener des Lebens«, flüsterte Krasus deutlich angewidert. »Daher kennen wir auch den Tod sehr gut.«

»Bei Mutter Mond …«, stieß Malfurion hervor.

Brox schickte den Geistern ein kurzes Gebet, dann betrachtete er den lebenden Toten. Er erinnerte ihn an die Geißel. Instinktiv umklammerte er seine Axt fester, fragte sich, ob der Goblin angreifen würde.

»Beruhigt euch, meine Freunde. Ich habe nur die Erinnerungen an diesen Weg erweckt. Er wird ihn gehen, dann ist die Angelegenheit erledigt. Ich bin kein Nathrezim. Es macht mir keine Freude, Leichen meinen Willen aufzuzwingen.« Er zeigte auf den toten Goblin, der sich schwerfällig umdrehte und in nördliche Richtung bewegte. »Kommt, lasst uns diese unerfreuliche Sache möglichst schnell beenden, damit wir uns auf das Nest des dunklen Drachen vorbereiten können.«

Ruhig folgte Krasus dem makabren Wesen. Nach einem Moment tat es ihm Malfurion gleich. Brox zögerte, dann dachte er an all das Böse, dem sie gegenüber gestanden hatten und erkannte, dass der Magier richtig handelte. Also ging auch er ihm nach.

7

Archimonde sah zu, wie seine Krieger an allen Fronten zurückgedrängt wurden. Er sah zu, wie sie von den Angreifern zu Dutzenden aufgespießt oder von deren Nachtsäblern zerrissen wurden. Er bemerkte auch, wie viele Verbündete der Armee getötet wurden.

Archimonde sah all das … und lächelte.

Der Armee fehlten der Zauberer, der Druide, der ältere Magier und der grünhäutige Krieger, dessen Wut der Dämon bewundernswert fand.

»Es ist so weit«, zischte er.

Jarod versuchte Rhonin aufzuwecken, aber der Zauberer reagierte nicht. Nur die Augen hatte der Mensch geöffnet, aber ihr Blick war leer, als wäre das Bewusstsein dahinter verschwunden.

Trotzdem versuchte er es weiter. »Meister Rhonin! Du musst aufwachen. Etwas stimmt hier nicht, das weiß ich sicher!« Der Captain spritzte dem Magier Wasser ins Gesicht. Es tropfte zu Boden, ohne eine Reaktion auszulösen. »Der Dämonenlord plant etwas!«

Ein merkwürdiges Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit. Es erinnerte Jarod an einen in den Bäumen landenden Vogelschwarm – der Klang unendlich vieler Flügelschläge.

Er sah auf.

Der Himmel war voller Verdammniswachen.

»Mutter Mond …«

Jeder der fliegenden Dämonen trug einen großen Krug bei sich, aus dem Rauch aufstieg. Die Gefäße waren so schwer, dass kein Nachtelf sie hätte tragen können und selbst die Verdammniswachen sich anstrengen mussten.

Jarod Shadowsong beobachtete, wie der Scharm sich den Linien der Verteidiger näherte und darüber hinweg flog. Der Kampf, der unter ihnen tobte, war so wild, dass kaum jemand die Dämonen beachtete. Selbst Lord Stareye sah nur die sterbenden Feinde vor sich.

Der Adlige musste gewarnt werden, das erkannte Jarod sofort. Nur er konnte noch etwas ausrichten, nun, da Krasus nicht hier war.

Der Captain schleifte Rhonins Körper zu einem großen Felsen. Er legte den Zauberer dahinter ab, sodass man ihn vom Schlachtfeld aus nicht sehen konnte.

»Bitte … bitte vergib mir«, sagte er zu dem schlaffen Körper.

Jarod sprang auf sein Reittier und ritt der Stelle entgegen, wo er zuletzt das Banner des Kommandanten gesehen hatte. Doch bevor er näher herankommen konnte, verharrte die erste Verdammniswache flügelschlagend über den Nachtelfen. Der Captain sah, wie sie den Krug umdrehte.

Eine kochende rote Flüssigkeit ergoss sich über die ahnungslosen Soldaten.

Ihre Schreie waren furchtbar. Wer von dem tödlichen Regen getroffen wurde, fiel verkrampft zu Boden. Ein einziges Gefäß verbrannte, verstümmelte und tötete Dutzende Nachtelfen.

Jetzt drehten auch die anderen Dämonen ihre Krüge um.

»Nein …«, flüsterte Jarod. »Nein …«

Der Tod regnete auf die Soldaten herab. Reihe um Reihe versank im Chaos. Soldaten versuchten verzweifelt, sich vor dem kochenden Regen zu schützen. Klauen und Klingen hatten sie widerstanden, denn diesen Gefahren konnte man mit einer Waffe begegnen. Gegenüber dem Grauen, das die Verdammniswache über sie brachten, waren sie hilflos.

Die Schreie hallten in Jarods Gehör wider. Er drängte seinen Nachtsäbler zur Eile. Er entdeckte das Banner des Adligen, dann, nach einigem nervösen Suchen, Stareye selbst.

Doch sein Anblick schenkte Jarod keine neue Hoffnung. Der schlanke Nachtelf saß mit entsetztem Gesichtsausdruck auf seinem Nachtsäbler. Er war so reglos, dass er wie tot wirkte. Er beobachtete das Ende seines wundervollen Plans und schien nichts dagegen unternehmen zu wollen oder zu können. Sein Stab und seine Wachen starrten ihn hilflos an. In ihren Gesichtern sah Jarod keine Spur von Hoffnung.

Der Captain trieb seinen Nachtsäbler an reglosen Wachen und einem Adligen mit zitternden Händen vorbei, bis er vor dem Kommandanten stand. »Milord! Ihr müsst etwas unternehmen! Wir müssen die Dämonen vom Himmel holen.«

»Es ist zu spät … zu spät«, stieß Stareye hervor. Er sah Jarod nicht an. »Wir werden untergehen. Das ist unser Ende.«