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»Die Platte!« Neltharion wurde immer ungeduldiger. »Bringt sie an!«

Hektisch gehorchten die Goblins. Mehrere Male taumelten sie auf ihrem Weg, doch daran war nicht das Gewicht der Platte Schuld, sondern der Atem des Drachen, der die kleinen Wesen und ihre Last immer wieder zurückwarf. Schließlich erreichten sie seine Flanke jedoch und stemmten die Platte auf Meklos Signal gegen die Schuppenhaut.

Die beiden Beobachter traten entsetzt einen Schritt zurück, als Metall und Fleisch aufeinander prallten. Ein brutzelndes Geräusch hallte durch die Höhle. Der offene Riss rieb gegen die Platte, doch sie blieb hängen.

»Noch hält sie«, verkündete Meklo. »Beeilt euch! Holt die Nägel.«

Malfurion traute kaum seinen Augen. »Sie … sie wollen sein Fleisch versiegeln. Das ist doch Wahnsinn!«

Brox sagte nichts. Seine Augen hatten sich verengt, seine Hand schloss sich so fest um den Dolch, dass die Knöchel weiß hervortraten.

Der Erdwächter schien in Ekstase zu geraten. Sein gewaltiges Maul verzog sich zu einem reptilienhaften Lächeln. Seine roten Augen waren halb geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich immer schneller.

Die Goblins, die die Zange bedient hatten, trugen den riesigen Nagel zu einem von mehreren Löchern, die sich an den Rändern der Platte befanden. Der Nachtelf zählte mindestens ein Dutzend Löcher.

War jedes davon für einen Nagel gedacht, der durch die Schuppen getrieben werden sollte?

Die ständigen Bewegungen des Drachenkörpers stellten die Goblins vor Probleme. Erst beim dritten Anlauf trafen sie eines der oberen Löcher. Der Nagel glitt ein Stück weit hinein. Die Kreaturen stützten ihn mit ihren langen Zangen.

Meklo winkte die andere Gruppe ungeduldig heran. »Bringt den Hammer in Position! Macht ihn bereit!«

Grunzend und keuchend schoben die Goblins die Maschine vor Neltharion. Die halb geschlossenen Augen des Giganten beobachteten interessiert, wie seine Diener die Maschine in die richtige Position brachten.

Meklo sprang überraschend geschickt und schnell auf den Hammer. Dann blickte er in das Loch. Auf seinen Befehl hin verschob die Gruppe die Maschine noch ein wenig, dann sprang er wieder herunter.

»Zieht!«, rief er.

Die Gruppe ließ die Maschine stehen und wandte sich den Ketten zu. In alle möglichen Richtungen zerrten sie daran. Der Druide verstand nicht, wie die Erfindung der Goblins funktionierte, doch was sie leisten sollte, erschloss sich ihm schnell.

Das flache Ende des Metallhammers schlug hart gegen den Nagel.

Das Geräusch des Zusammenpralls klang wie das Brechen eines gewaltigen Knochens. Der Nagel schob sich tief in die Schuppen, versank fast bis zum Kopf.

Neltharion brüllte, aber es war nicht zu erkennen, ob vor Schmerz oder Zufriedenheit.

»Noch einmal!«, schrie er. »Noch einmal!«

Meklo kletterte nach oben und ließ seine Helfer die Maschine erneut zurechtrücken. Dann landete er wieder auf dem Boden. »Zieht!«

Die Goblins rissen an den Ketten. Flaschenzüge hoben und senkten sich, dann fiel der Hammer erneut noch unten.

Neltharions Schrei übertönte den Zusammenprall. Der Nagel rutschte tiefer.

»Er ist drin!«, rief der Anführer der Goblins.

Die einzige Antwort des schwarzen Drachen bestand in einem lauten, wahnsinnigen Lachen.

»Beeilt euch mit dem nächsten Nagel«, befahl Meklo. »Macht schon!«

Malfurion ließ sich zitternd gegen die Stollenwand sinken. »Er will alle diese Platten an seinem Körper befestigen. Warum nur?«

»Zur Verteidigung«, antwortete der Orc. »Sie sind fest, aber leicht. Das hast du gesehen.« Brox hob die Schultern. »Und vielleicht auch, damit er nicht auseinander gerissen wird.«

»Aber die Schmerzen! Hast du gesehen, wie tief der Nagel eingeschlagen wurde? Und die Platte ist immer noch heiß.«

»Er ist wahnsinnig, aber vielleicht hilft uns dieser Wahnsinn, Druide.«

Malfurion sah ihn interessiert an. »Wie meinst du das?«

Brox zeigte in die Höhle. »Die Augen der Goblins …«

Im ersten Moment verstand Malfurion nicht, worauf der Orc hinaus wollte, dann bemerkte er, dass sämtliche Kreaturen ihre Arbeit eingestellt hatten, um das Schauspiel zu beobachten. An ihrer Stelle hätte das wohl jeder getan, aber ihre Unaufmerksamkeit bot den Eindringlingen die Chance, auf die sie gewartet hatten.

»Wir müssen handeln, sobald der nächste Nagel bereit ist«, sagte Malfurion.

»Das wird nicht lange dauern, Druide.«

Die Goblins mit den Zangen waren bereits zu dem Höhlenbereich zurückgekehrt, wo die Nägel hergestellt wurden. Sie nahmen einen heraus und trugen ihn zu einem brüllend heißen Ofen. Nur wenige Sekunden später zogen sie einen rot glühenden Nagel heraus.

»Mach dich bereit«, drängte Brox.

Sie sahen zu, als die Goblins den Nagel zu Neltharion trugen. Der Drache hatte nur Augen für die Arbeiten, die man an ihm durchführte. Er sah den Nagel an, als wäre das Metall eine Geliebte.

»Beeilt euch …«, murmelte der Erdwächter.

Der Nagel wurde über die Platte gehoben. Malfurion und Brox spannten sich an. Langsam näherte sich die Metallspitze dem für sie vorgesehenen Loch.

Als sie hineinzurutschen begann, bewegten die beiden sich vorwärts. Brox zog seine Axt und lief auf den gewaltigen Gang zu. Er war auf alles vorbereitet, auch auf Goblins, die sich möglicherweise noch in dem Stollen aufhielten. In einiger Entfernung brüllte Meklo die Arbeiter an der Maschine an. Das Knirschen und Quietschen der Flaschenzüge übertönte die Schrittgeräusche der Eindringlinge.

Sie hatten die Halle fast zur Hälfte durchquert, als die Goblin-Maschine anhielt. Urplötzlich wurde es still. Malfurion und sein Begleiter wagten es nicht, sich zu bewegen.

Die Hand des Druiden schwebte über der Gürteltasche, für die er sich gerade entschieden hatte. Sollten die Goblins sie bemerken, konnte er mit dem Inhalt einen Zauber wirken, der die Kreaturen und ihren Herrn hoffentlich ablenkte.

Doch Meklo brüllte erneut einige Befehle, und der Lärm setzte wieder ein. Der Hammer wurde in Position gebracht, aber da hatten der Elf und sein Begleiter den Rand der Höhle auch schon erreicht.

Hinter ihnen rief die hohe Stimme des Goblins: »Zieht!«

Das Krachen des Hammerschlags hallte in Malfurions Kopf wider, während er und Brox den Gang betraten. Die Erschütterungen, hervorgerufen von den furchtbaren Verstümmelungen, die sich der Drache selbst zufügte, riefen sogar ein noch stärkeres Echo hervor. Neltharion hatte sich vom Wahnsinn verschlingen lassen. Jetzt passte der Name endlich, den Krasus und Rhonin dem Erdwächter schon längst gegeben hatten.

Deathwing.

Brox wartete, bis Malfurion ihn eingeholt hatte. »Druide … nun musst du uns anführen.«

Der Nachtelf erkannte einige Abschnitte des Gangs wieder und war sich sogar sicher, dass er das Versteck der Scheibe wiederfinden würde. Doch auf einen Erfolg wagte er immer noch nicht zu hoffen, denn im Nest des Erdwächters warteten sicherlich noch mehr Gefahren.

Hinter ihnen krachte es, dann lachte der schwarze Drache irre. Malfurion beschleunigte seine Schritte.

Es dauerte länger als erwartet, bis er die erste Biegung vor sich sah. Malfurion hatte bei seinen Berechnungen vergessen, dass die Schrittlänge des Drachen erheblich größer als seine eigene war und dass er nur in seiner Traumgestalt mühelos mit dessen Geschwindigkeit mithalten konnte. Diese zweite Reise würde wohl wesentlich länger als die erste dauern.

Er erklärte dem Orc das Problem, doch der hob nur die Schultern und antwortete. »Dann müssen wir eben schneller laufen.«

Und das taten sie auch. Trotzdem schien zwischen der ersten und der zweiten Kurve eine Ewigkeit zu liegen. Doch Malfurion zog Hoffnung aus der Tatsache, dass er immer mehr Einzelheiten erkannte. Über die Hälfte des Weges lag bereits hinter ihnen.

Brox griff plötzlich nach den Schultern des Nachtelfs und drückte ihn gegen die andere Seite des Tunnels. Malfurion öffnete den Mund, aber der Krieger schüttelte warnend den Kopf.