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Der Druide hörte donnernde Schritte, der Grund für die Besorgnis des Orc. Er presste sich gemeinsam mit Brox gegen die gekrümmte Wand, als er sah, wie eine dunkle Gestalt aus einem der anderen Gänge in den ihren trat.

Sie bewegte sich auf zwei Beinen und hatte ähnliche Körperumrisse wie die beiden Eindringlinge. Dornen ragten aus ihrem Körper, und sie bewegte sich merkwürdig. Der Kopf wirkte verzerrt; Malfurion sah im ersten Moment keine Augen.

Als die Gestalt näher kam, hielt der Druide unwillkürlich den Atem an.

Sie bestand aus Stein, hatte jedoch keine Ähnlichkeit mit den Irdenen oder den Höllenkreaturen. Statt dessen wirkte die Gestalt, als habe jemand Steine aufeinander gestapelt und eine menschenähnliche Statue aus ihnen gebildet. Sie bewegte sich jedoch so schnell, dass Malfurion sich fragte, wer bei einer Verfolgungsjagd wohl gewinnen würde … falls die Gestalt die Eindringlinge entdeckte.

Das Steinwesen stoppte und sah sich im Gang um. Es hatte tatsächlich Augen, beziehungsweise zwei schwarze Lücken, die sich in seinem Kopf befanden. Sie blickten auf die Wand, an der sich die Eindringlinge verborgen hatten, wandten sich dann jedoch einem anderen Bereich des Stollens zu.

Der Wächter – um nichts anderes konnte es sich bei dem Wesen handeln – ging zwei Schritte vorwärts, bis er direkt neben dem Krieger und dem Druiden stand. Er war so gewaltig wie ein Drache. Mit seinen steinernen Füßen hätte er den Nachtelf leicht zerquetschen können.

Das Wesen sah sich um. Malfurion nahm an, dass es ihre Anwesenheit irgendwie spürte, doch dann drehte es sich plötzlich um und ging in die Richtung, aus der er und der Orc gekommen waren.

Als es sich entfernt hatte, krochen der Druide und sein Begleiter aus ihrem Versteck.

»Glaubst du, es wird wiederkommen?«, fragte Malfurion.

»Ja … wir müssen uns beeilen.«

Sie gingen weiter den gewundenen Gang entlang. Der Druide musste ab und zu anhalten, um nach Orientierungspunkten zu suchen. Einmal gingen sie sogar mehrere Meter in einen Gang hinein, bis Malfurion erkannte, dass sie sich in die falsche Richtung bewegten.

Schließlich fanden sie jedoch die schmale Höhle, die Malfurion niemals vergessen würde. Er hielt an ihrem Eingang an, war überrascht, dass sie ihr Ziel doch noch erreicht hatten.

»Da vorne.« Der Nachtelf zeigte auf den falschen Vorsprung. »Dort, wo der Fels vorsteht. Direkt neben dem Riss.«

Brox sah zwar nichts, steckte aber seine Axt weg und antwortete: »Wenn du es sagst, Druide.«

Das Problem war allerdings, wie man den Vorsprung erreichen sollte. In seiner Traumgestalt war Malfurion der Weg nach oben leicht gefallen. Nun jedoch blickte er zweifelnd in die Höhe. Um das Versteck der Dämonenseele zu erreichen, mussten sie an einer steilen und gefährlich aussehenden Wand empor klettern.

Im Hintergrund hörten sie immer noch das Hämmern und die gelegentlichen Schreie des Drachens. Der Lärm trieb sie voran, und sie begannen den Aufstieg. Malfurion, der kleiner und drahtiger war, übernahm anfangs die Führung, doch der starke, ausdauernde Brox holte ihn rasch ein.

»Da oben … ziemlich genau unter dem Versteck … liegt eine kleine Höhle«, keuchte der Druide. »Dort können wir uns ausruhen.«

»Gut«, knurrte der grünhäutige Krieger.

Beide sahen nicht nach unten. Sie wussten, dass ein Blick in die Tiefe sie aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Die kleine Höhle, in die sie beide knapp hineinpassen würden, war ihr nächstes Ziel.

Eine vertraute Stimme meldete sich plötzlich in Malfurions Geist. Achtet auf die Trolle!

Es dauerte einen Moment, bis Krasus’ geistige Warnung zu dem Nachtelf durchsickerte. Es überraschte Malfurion nicht, dass der ältere Zauber eine Verbindung zu ihm aufrecht erhalten hatte, aber seine Warnung ergab keinen Sinn. Trolle? Was sollte das heißen?

Staub rieselte auf ihn herab. Malfurion wandte das Gesicht ab, um seine Augen zu schützen.

Er blinzelte den restlichen Staub weg und blickte im Höhleneingang auf einen lang gezogenen Kopf, dessen Ohren so spitz wie die eines Nachtelfs waren und dessen Haar wild vom Haupt abstand. Zwei gelbe Stoßzähne ragten aus dem Unterkiefer. Ein schwarzer, leuchtender Edelstein saß in der Mitte der Stirn. Wahrscheinlich kontrollierte Deathwing seine Wächterkreaturen auf diesem Weg. Die Kreatur war ein wenig größer als Malfurion. Ihre dunkelgraue Haut verschmolz mit der Felswand.

»Hallo, Abendessen …«, zischte der Troll. Er beugte sich nach unten, um Malfurion nach hinten zu stoßen.

Der Druide lehnte sich so weit wie möglich zurück. Die scharfen Klauen des Trolls wischten an seinem Gesicht vorbei. Malfurion versuchte die Höhle zu umgehen, aber der Troll schob sich heraus und kletterte seiner Beute wie eine Spinne entgegen.

Er hörte Brox’ wütendes Knurren und sah aus dem Augenwinkel, dass sich ein zweiter Troll von unten auf den Orc zu bewegte. Aus anderen Löchern krochen ein dritter, dann ein vierter Troll. Alle eilten den Eindringlingen entgegen.

»Ihr kommt genau richtig zum Essen«, sagte der erste Troll grinsend. »Eure Gehirne werden wir roh verspeisen und eure Leber kochen.«

Er griff erneut nach Malfurion und schloss seine Klaue um dessen Handgelenk. Mit bemerkenswerter Kraft versuchte er, den Druiden von der Felswand zu pflücken.

Es schien keinen Zauber zu geben, der Malfurion in dieser Situation beistehen konnte. Er hielt sich mit aller Macht an der Felswand fest und krallte seine Finger so tief in den Stein, dass die Haut aufriss.

Ein Schrei, der von unten ertönte, lenkte den Troll ab. Brox hatte seinen Dolch eingesetzt und die Klinge in die Schulter seines Angreifers gerammt. Der Troll löste sich von der Wand und stürzte in den Tod. Dabei nahm er jedoch die Klinge des Orcs mit.

Der Troll, der das Handgelenk des Druiden gepackt hielt, zischte und zog noch stärker daran.

Malfurion kämpfte gegen den Druck an. Erschreckt sah er, dass sich ein zweiter Angreifer von unten auf ihn zu bewegte. Wahrscheinlich wollte der Troll nach den Füßen des Druiden greifen. In diesem Fall hätte er sich nicht länger halten können.

Malfurion fiel ein kleiner Käfer auf, der über dem Troll an der Wand entlang kroch. Er konzentrierte sich, hoffte, dass er sich noch lange genug festhalten konnte.

Der Käfer wandte sich dem Gegner des Druiden zu. Andere krochen ebenfalls aus dem Fels hinaus und sammelten sich unter dem Troll.

Im ersten Moment bemerkte Malfurions Feind nichts von dem Angriff, doch dann begann er sich zu winden. Er versuchte die Käfer zu ignorieren, die über seinen Körper liefen, aber die Ablenkung war zu nachhaltig. Der Troll zischte wütend, ließ Malfurions Hand los und begann nach den Insekten zu schlagen, die über seine Brust krochen.

Malfurion holte mit der Faust aus. Er traf seinen Gegner nur am Arm, aber das reichte. Die Insekten hatten den Troll so sehr abgelenkt, dass er abrutschte und sich nicht mehr halten konnte.

Mit einem Aufschrei stürzte der Troll in die Tiefe. Der Druide hatte Glück, denn sein Gegner riss auch den zweiten Gegner mit sich.

Malfurion wandte den Blick ab, bevor sie auf dem Felsboden aufschlugen. Dann sah er zu dem Orc hinüber.

»Rasch!«, brüllte Brox, der sich gerade gegen den letzten Troll zur Wehr setzte. »Die Scheibe! Hol sie dir.«

Malfurion zögerte einen Moment, dann gehorchte er. Brox hatte sich schon gegen ganz andere Wesen zur Wehr gesetzt. Er würde auch einen einzelnen Troll besiegen.

Sei vorsichtig …, meldete sich Krasus’ Stimme. Ich konnte einige Schutzzauber entfernen, aber es gibt andere, um die du dich kümmern musst.

Der Druide spürte sie bereits. Einige waren leicht zu erkennen, andere geschickt versteckt. Er untersuchte den Ursprung eines jeden Zaubers und entfernte oder umging ihn. Es überraschte ihn, dass sich dieser Teil seiner Aufgabe so mühelos erledigen ließ. Malfurion hatte von Deathwing mehr erwartet.

Er hörte einen weiteren Schrei, den Schrei eines Trolls. Der Nachtelf sah nicht einmal mehr zu Brox hinüber, denn er hörte bereits, dass der Orc weiter nach oben kletterte.