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Verschmelze mit ihr. Das hatte Krasus gesagt. Malfurion öffnete sich langsam. Die Macht der Dämonenseele berührte seine eigenen Kräfte.

Es war einfacher, als er gedacht hätte. Stärke durchströmte den Druiden und erfüllte ihn mit solcher Selbstsicherheit, dass er glaubte, er könne sich Deathwing, dem Steingolem und jedem anderen Drachen des Nests entgegenstellen – und siegen. Malfurion wusste jedoch in seinem innersten Kern, dass sein Tod und das Ende aller Hoffnung daraus resultieren würden, deshalb hielt er sich zurück.

Der Orc sah ihn misstrauisch an. »Geht es dir gut, Druide?«

»Alles in Ordnung«, zischte er ungeduldig. Dann atmete Malfurion tief durch, warf dem Orc einen entschuldigenden Blick zu und richtete die Dämonenseele auf den Spalt.

»Mach den Weg frei …«, flüsterte der Nachtelf.

Die Scheibe begann heller zu leuchten, dann verschwand der Fels über ihnen einfach. Er hinterließ keine Trümmer, keinen Staub, keine Spur. Die Dämonenseele verbrannte Stein und Erde und ließ nichts zurück. Den beiden Eindringlingen blieben die magischen Kräfte verborgen, die dafür verantwortlich waren, sie staunten nur über das Ergebnis. Ein neuer Schacht entstand über ihnen. Er lief so tief in den Fels, dass man sein Ende schon bald nicht mehr sehen konnte.

»Die Scheibe wird erst aufhören, wenn der Weg vollständig frei ist«, sagte Malfurion, obwohl er nicht erklären konnte, woher er das wusste. »Wir können losgehen.«

Ein lautes Krachen erfüllte die kleine Höhle. Brox sah um die Ecke. »Der Steinerne versucht, sich zu uns durchzugraben!«

Sie verschwendeten keine weitere Zeit. Malfurion sprang in den magisch erschaffenen Gang, Brox folgte ihm. Das wütende Graben des Steingolems erschütterte den Berg.

Die beiden waren erst wenige Schritte weit gekommen, als sie die donnernde Stimme des Drachen hörten. »Wo sind sie? Ich werde ihnen das Fleisch von den Knochen reißen und ihnen die Haut abziehen! Weg da!«

Ein gewaltiges Getöse folgte auf die letzten Worte. Malfurion nahm an, dass der Golem gerade von seinem Herrn zur Seite gestoßen worden war.

»Dieser Berg wird zu eurem Sarg werden!«, schrie Deathwing in die Höhle.

Malfurion hörte etwas, das wie ein Geysir klang, dann stieg die Temperatur plötzlich an, wurde blitzschnell unerträglich.

»Stell dich vor mich!«, rief der Druide. Als Brox an ihm vorbei sprang, richtete Malfurion die Dämonenseele hinter sich und konzentrierte seinen Geist auf die Scheibe.

Eisiger Wind wehte durch den Tunnel und stieß nur ein kleines Stück entfernt auf den Lavafluss, der sich in den Gang ergoss. Die rotglühende Flut wurde langsamer … und stoppte weniger als einen Meter vor Malfurion.

Der Nachtelf atmete tief durch und wich zurück. Brox starrte ihn aus geweiteten Augen an, half ihm dann aber weiter den Pfad hinauf. Der Orc schien nicht fassen zu können, welche Kräfte sein Begleiter beherrschte. Und er machte sich Sorgen.

»Sei vorsichtig, Druide. Ich traue einer solch großen Macht in einem so kleinen Gegenstand nicht.«

»Ich … stimme dir voll und ganz zu.« Doch Malfurion verschwieg, wie aufregend diese Macht sich angefühlt hatte. Vielleicht hatte er sich geirrt, vielleicht hätte er dem schwarzen Drachen doch entgegentreten sollen. Wenn er Deathwing besiegt hätte, wäre Kalimdor eine große Bedrohung erspart geblieben. Danach hätte auch die Brennende Legion nicht mehr so Furchteinflößend gewirkt. Schließlich hatte Deathwing sie dank der Dämonenseele problemlos besiegt.

Die Magie der Scheibe überraschte sie während des Aufstiegs immer wieder. Sogar Treppenstufen waren an den steileren Stellen des Ganges vorhanden. So kamen sie schneller voran als gedacht.

»Ich spüre Wind«, stieß Brox schließlich hervor. »Stärkeren Wind.«

Mit neu erwachter Hoffnung kletterten sie weiter. Malfurion hörte einen Laut, den er zuerst für ein Zischen hielt, dann jedoch erkannte er, dass es sich um die Brise handelte, die der Orc gespürt hatte.

»Da!«, sagte der Nachtelf. »Ein Ausgang.«

Die Dämonenseele hatte seinen Befehl tatsächlich befolgt. Sie verließen den Berg und standen auf einem schneebedeckten, steilen Abhang. Ein kühler Wind begrüßte sie.

Doch noch waren sie nicht in Sicherheit. Früher oder später würde Deathwing erkennen, dass sie nach draußen gelangt waren. Er würde sie mit seinem ganzen Clan verfolgen.

»Steck sie lieber wieder ein«, schlug der ältere Krieger vor. »Sonst sieht man das Licht.«

Malfurion ließ unerwähnt, dass Deathwing die Scheibe auch in seiner Tasche spüren würde. Trotzdem standen ihre Chancen vielleicht etwas besser, wenn nicht jeder ihr Licht sah. Seine Finger ließen die Dämonenseele zögernd los, dann schloss er die Tasche sorgfältig.

Brox übernahm erneut die Führung. Vorsichtig tastete er sich über die schneebedeckte Bergwand nach unten. Mehrfach bemerkte er eine Schlucht, die förmlich zum Absturz einlud, erst im letzten Moment. Seine Waffe hatte der Orc auf den Rücken geschnallt. Er wollte sie nicht unter keinen Umständen verlieren.

Es erwies sich als glückliche Fügung, dass der Drache so viele Metalle benötigt hatte. Deshalb waren die Wege zu den Höhlen am Berghang von den Goblins frei geräumt worden. Malfurion hoffte, dass sie das Tal noch vor Tagesanbruch erreichen würden.

Doch ihr Glück schien nicht zu halten, denn plötzlich tauchte hoch über ihnen ein gewaltiger Schatten auf. Malfurion und Brox ließen sich sofort in den Schnee fallen und versuchten sich vor dem Drachen zu verstecken.

Es handelte sich bei dem Leviathan tatsächlich um Deathwing, und wahrscheinlich war es dessen Wahnsinn, der die Flüchtenden rettete. Deathwing suchte die Gegend unkontrolliert und voller Wut ab. Gelegentlich zerstörte er ganze Gipfel mit ungezielten Feuerstößen und ließ Bergflanken als Trümmer zu Tale regnen. Seine magischen Sinne schien er nicht einzusetzen, sonst hätte er seine Feinde schnell bemerkt.

Malfurion hob den Kopf. »Ich glaube, er fliegt zu …«

Deathwing drehte sich abrupt um und jagte erneut in ihre Richtung.

»Weg hier«, knurrte Brox.

Sie sprangen auf und liefen auf eine große Felsnase zu. Der Nachtelf blickte über seine Schulter und sah, dass der Schatten des Drachen immer größer wurde. Es ließ sich nicht erkennen, ob er sie entdeckt hatte, jedenfalls kam er viel näher heran, als es Malfurion lieb war.

Als sie hinter der Felsnase in Deckung gehen wollten, hörte der Druide den schrecklichen Laut, der allen Feuerstößen voranging.

»Hier!« Der Orc zeigte auf einen Vorsprung. Ein Felswulst schützte eine Seite, aber würde das reichen?

Der Berg explodierte.

Die Felsnase verschwand in einem Nebel aus Staub und Steinfragmenten. Die Temperatur stieg so stark an, dass der Schnee zu dampfen begann. Uraltes Eis löste sich und rutschte dem Tal entgegen. Pfützen kochten blubbernd.

Deathwing flatterte über dem Hang und betrachtete sein Werk der Zerstörung. Die gewaltige Bestie kam näher und stieß angewidert die Luft aus. Mit wildem Gebrüll wandte sie sich ab und stieg hoch in die Luft. Sie schien auf dem Weg zu ihrem Nest zu sein.

Der Felswulst war zwar abgetragen worden, aber Malfurion und Brox wühlten sich unverletzt unter Schnee und Erde hervor. Der Nachtelf hustete mehrmals, dann griff er nach seiner Tasche. Erleichtert atmete er auf, als er die Umrisse der Dämonenseele fühlte.

Brox wirkte besorgt. »Deathwing wird bald zurückkommen, Druide. Dann müssen wir weg sein.«

Sie klopften sich den Staub vom Körper und machten sich wieder an den Abstieg. Ab und zu hörten sie das wütende Gebrüll des Drachen, aber sie sahen ihn kein weiteres Mal. Trotzdem beeilten sie sich.

Der Nachtelf blickte in das Tal, dem sie sich näherten. »Ich kenne diese Gegend nicht, aber ich glaube, dass Krasus weit entfernt ist.« Er schloss die Augen. »Ich spüre ihn nicht.«

»Der Weise schirmt sich vielleicht ab, weil der Schwarze unterwegs ist.«

»Aber wir müssen ihn irgendwie finden.«