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Malfurion zog scharf die Luft ein, und Brox grunzte angewidert. Entsetzt sahen sie einander an, denn sie wussten, dass keine Streitmacht in der Lage sein würde, den Dämonenlord und die gesamte Legion zu besiegen.

»Müssen was tun …«, flüsterte Brox. Er spannte die Armmuskeln an, aber die Stricke gaben nicht nach.

»Ich tue schon etwas«, flüsterte Malfurion zurück. »Seit Illidan mir mein Augenlicht zurückgegeben hat. Vorher ging es nicht, weil ich ständig gestolpert bin und mich nicht konzentrieren konnte. Aber das ist jetzt kein Problem mehr.«

Brox achtete darauf, ob die Dämonen sie weiterhin ignorierten. »Was machst du?«, fragte er leise.

»Die Katzen. Ich rede mit ihnen, versuche sie zu überzeugen …«

Der Orc hob die Augenbrauen. Malfurion hatte schon früher gedanklich mit Tieren gesprochen. »Ich bin bereit, Druide. Wird es bald so weit sein?«

»Das ist schwerer als ich dachte. Die Anwesenheit der Legion hat sie … verwirrt, aber ich denke … ja, halte dich bereit. Sie werden bald handeln.«

Zuerst gab es keinen Hinweis darauf, doch plötzlich stoppte Captain Varo’thens Reittier. Der Offizier trat nach der Katze, aber sie bewegte sich nicht.

»Was ist nur los mit dieser verdammten …«

Varo’then brachte den Satz nicht zu Ende, denn im gleichen Moment stellte sich sein Nachtsäbler auf die Hinterläufe. Der Offizier konnte sich nicht mehr halten und rutschte zu Boden.

Illidan blickte über seine Schulter, doch da folgte sein eigenes Reittier bereits dem Beispiel des anderen. Der Zauberer war jedoch darauf vorbereitet. Er glitt zwar aus dem Sattel, stürzte aber nicht.

»Du Narr!«, schrie er, auch wenn unklar war, wen er damit meinte. »Du dummer …«

Brox reagierte in dem Moment, als die Katzen sich aufrichteten. Er lief zu Varo’thens Reittier und suchte nach seiner Axt. Der Nachtsäbler kam ihm entgegen, indem er seine Flanke in die richtige Richtung drehte … ein Kommando, das er sicherlich von Malfurion erhalten hatte.

Brox drehte sich und rieb seine Fesseln über die Klinge der Axt. Die Stricke fielen sofort. Nur ein wenig Blut floss über den Arm des Orcs.

Brox griff nach seiner Waffe. »Druide, zu mir! Wir reiten auf diesem …«

Doch der Nachtsäbler lief an ihm vorbei und prallte mit einer Teufelswache zusammen, die Malfurion hatte angreifen wollen. Die anderen Dämonen wichen zurück, wussten für einen Moment nicht, wie sie auf die verwirrende Situation reagieren sollten.

Die Katze begann in der Zwischenzeit an Malfurions Fesseln zu nagen. Der Nachtelf sah zu Brox hinüber und rief: »Achte nicht auf mich! Die Tasche, Brox, die Tasche!«

Der Orc drehte sich zu Varo’then um. Der Palastoffizier saß auf dem Boden und rieb sich den Schädel. Die Tasche, in der sich die Dämonenseele befand, baumelte an seinem Gürtel. Er schien nicht zu bemerken, dass der Orc neben ihm stand.

Mit erhobener Axt lief Brox dem Captain entgegen, doch der vernarbte Nachtelf erholte sich schneller, als er gehofft hatte. Der hagere Kämpfer sah die große, grüne Gestalt, die ihm entgegen stürmte und rollte sich zur Seite. Dann kam er auf die Beine.

»Komm schon her, du primitiver Mistkerl«, lockte er. »Ich schneid’ dich auseinander und verfüttere dich an die Katzen … wenn sie dich vertragen.«

Brox schlug zu. Der Hieb hätte Varo’then gespalten, wenn er getroffen hätte. Doch der Captain war schnell wie ein Blitz. Die Waffe des Orcs riss den Boden auf und hinterließ eine mehr als einen Meter lange Furche.

Varo’then sprang vor und stach nach seinem Gegner. Das Schwert hinterließ einen blutigen Schnitt in der linken Schulter des Orcs. Brox ignorierte den Schmerz und setzte zu einem neuen Angriff an.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Malfurion den reiterlosen Nachtsäbler auf die Teufelswache hetzte. Der erste Dämon wich zurück, da er nicht wusste, ob er Varo’thens Reittier angreifen sollte. Dieser Zweifel kostete ihn das Leben, denn der Panther warf ihn um und zerfetzte seine Kehle.

Brox wollte nach Illidan suchen, aber er musste sich auf seinen eigenen Gegner konzentrieren. Er hoffte, dass Malfurion seinen Bruder im Auge behielt. Wenn der Magier auch nur einen Zauber sprach, waren sie verloren.

Er schrie auf, als Varo’then ein zweites Mal seine Schulter traf.

Der Nachtelf grinste. »Erste Regel im Nahkampf: Lass dich nie ablenken.«

Die Antwort des Orcs bestand aus einem gewaltigen Schwung seiner Axt. Beinahe hätte er den Soldaten geköpft. Varo’then hörte auf zu grinsen und wich zurück.

»Zweite Regel«, knurrte Brox. »Nur Narren reden so viel auf dem Schlachtfeld.«

Sein Körper knisterte plötzlich. Seine Bewegungen wurden langsam und schwerfällig. Die Luft schien sich um ihn herum zu verhärten.

Zauberei.

Malfurion hatte sich nicht um Illidan gekümmert, so wie es der Krieger befürchtet hatte. Die Familienbande hatten ihn zögern lassen, und das rächte sich jetzt.

Das Grinsen kehrte auf Captain Varo’thens Gesicht zurück. Selbstsicher schritt er seinem langsamen Gegner entgegen. »Ich mag es eigentlich nicht, wenn ein Kampf zu leicht ist, aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme.« Er richtete sein Schwert auf Brox’ Brust. »Mal sehen, ob dein Herz am gleichen Fleck ist wie das unsere.«

Doch im gleichen Moment hüllte ein dunkler Schatten beide Gegner ein. Brox wollte nach oben sehen, doch er war mittlerweile so langsam geworden, dass der Nachtelf ihn getötet hätte, ohne dass er den Kopf wieder hätte senken können. Wenn er schon sterben sollte, dann wollte der Orc seinem Mörder wenigstens in die Augen blicken, so wie es eines Kriegers geziemte.

Aber Königin Azsharas Diener sah den Orc nicht mehr an. Er blickte zum Himmel. Sein Mund zuckte ärgerlich.

»Weg von ihm, Schurke!«, brüllte eine dunkle Stimme.

Varo’then wich mit einem Satz zurück. Brox konnte nur hilflos zusehen. Keine Sekunde später traf ein Feuerstoß die Stelle, an der der Nachtelf eben noch gestanden hatte.

Die Flammen wurden so präzise gesteuert, dass Brox die Hitze kaum spürte. Das überraschte ihn, denn er war davon ausgegangen, dass ein Drache über ihnen schwebte, und zwar nicht irgendeiner, sondern …

Deathwing.

Doch wenn es sich tatsächlich um den schwarzen Giganten handelte, wieso verschonte er Brox dann? Abgesehen von Deathwing gab es nur einen Drachen, der wusste, welche Gruppe sich in den Bergen aufhielt: Korialstrasz. So viel war seit der Flucht aus dem Drachennest geschehen, dass er den großen roten Leviathan ganz vergessen hatte. Doch der hatte anscheinend ihn und Malfurion nicht vergessen.

»Haltet euch bereit!«, rief Korialstrasz. »Ich komme.«

Brox konnte nichts tun, nur auf das Können des Drachen vertrauen.

Einen Moment später legten sich Klauen um seinen Körper, und er wurde hoch in die Luft gerissen.

Wind stach in sein Gesicht. Brox spürte, wie die Gewichte von seinen Gliedmaßen abfielen. Entweder hatte der Rote etwas damit zu tun, oder Illidans Zauber hatte sich zufällig im gleichen Moment gelöst.

Malfurion hing in der anderen Klaue des Drachen. Der Druide wirkte erschöpft und verzweifelt. Er zeigte auf den Boden weit unter sich und rief dem Drachen und dem Orc etwas zu.

Brox verstand nach einem Moment seine Worte. »Die Scheibe!«, schrie Malfurion. »Sie haben noch immer die Scheibe!«

Der Orc wollte antworten, aber in der gleichen Sekunde ließ sich Korialstrasz wieder dem Kampf entgegen fallen. Der Drache näherte sich der Gruppe und taxierte seine Feinde nacheinander.

»Welcher ist es?«, brüllte der Riese. »Welcher?«

Die Frage war überflüssig, denn Captain Varo’then zog bereits die Dämonenseele aus der Tasche. Brox dachte an die Probleme, die Malfurion beim ersten Versuch gehabt hatte und hoffte, dass es dem Offizier ähnlich ergehen würde.

Das Glück schien auf ihre Seite zurückgekehrt zu sein, denn Varo’then hob böse grinsend die Dämonenseele – doch nichts geschah.

Korialstrasz stürzte sich brüllend auf den Captain. Dessen Gesicht verriet Verzweiflung.