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Ein klein wenig länger …

Archimonde, der wusste, dass Sargeras’ Ankunft unmittelbar bevorstand, warf all seine Kräfte in die Schlacht. Er zog Dämonen von allen anderen Positionen ab und verstärkte mit ihnen seine Horde. Der Kampf auf diesem Schlachtfeld würde über das Schicksal der Welt entscheiden.

Die Armee der Verteidiger kämpfte, weil sie keine andere Wahl hatte. Nachtelfen, Tauren und die anderen Völker wussten, dass eine Niederlage den Tod bedeutete. Vielleicht würden sie fallen, aber nicht, ohne nicht alles gegeben zu haben, um zu siegen.

Malfurion kämpfte darum, seinen Beitrag zu leisten. Seine Zauber beschworen Wirbelstürme, die Krieger und Bestien in tödliche Höhen trugen und von dort herabfallen ließen. Samenkörner, die er in diese Winde warf, gelangten in Dämonenbäuche, wuchsen blitzschnell heran und rissen ihre Opfer auseinander. Die Leichen regneten auf die Überlebenden herab und verursachten nur noch mehr Chaos.

Tief im Boden entdeckte Malfurion jene – Würmer und ähnliches Getier –, die sich bisher vor dem Bösen versteckt hatten. Unter seiner Anleitung fraßen sie sich ins Erdreich hinein und verwandelten es in Treibsand. Krieger versanken darin, andere saßen darin fest, bis sie von den Klingen und Pfeilen der Verteidiger durchbohrt wurden.

Den Himmel hielten die Dämonen noch, doch dafür bezahlten sie einen hohen Preis. Jarods Bogenschützen konzentrierten sich fast ausschließlich auf die Verdammniswachen. Pfeile bohrten sich in die Körper der Dämonen, während diese von oben auf die Soldaten einstachen.

Die Mondgarde kämpfte tapfer gegen die Eredar, die Höllenkreaturen und die furchtbaren Schreckenslords. Dabei wurden die Nachtelfen nicht nur von Rhonin und Krasus unterstützt, sondern auch von den Schamanen der Tauren und Furbolgs. Die Zauber der Schamanen sahen zwar nicht spektakulär aus, aber die Resultate sprachen für sich, denn Hexenmeister fielen um, wenn sie von ihnen getroffen wurden … oder verschwanden einfach. Doch für jeden gefallenen Dämon tauchte ein neuer auf.

Brox stand zusammen mit Jarod und Kalimdors legendären Wächtern in vorderster Reihe. Er lachte, wie er es seit dem Tag nicht mehr getan hatte, an dem er und seine Kameraden mit einem glorreichen Tod in der Schlacht gerechnet hatten. Der ergraute Krieger ging fest davon aus, bald zu sterben. Seine magische Axt indes fraß sich durch die Reihen der Dämonen, als giere sie nach ihrem Fleisch. Doch es war nicht nur die Magie, die für einen Sieg nach dem anderen sorgte, sondern auch das Können, mit dem der Orc sie einsetzte. Brox war ein Meister seiner Kunst. Deshalb hatte ihn sein Kriegshäuptling Thrall ja ausgewählt.

Ein Rudel Teufelsbestien überraschte einen der Bären. Sie sprangen ihn an und warfen den Riesen zu Boden. Der Halbgott hatte den Boden noch nicht erreicht, da kam auch schon ein zweites Rudel hinzu. Ihre Tentakel sogen sich sofort an seinem Körper fest und tranken gierig seine Magie. Und damit auch seine Lebenskraft.

Der Zwillingsbruder des Gestürzten schrie wütend auf, als er bemerkte, was geschah. Er stieß eine Teufelswache zur Seite und warf sich auf die Dämonenhunde. Einen nach dem anderen riss er vom reglosen Körper seines Bruders. Er zerschmetterte ihre Schädel und ihr Rückgrat.

Doch als er seinen Zwillingsbruder schließlich frei gelegt hatte, musste er erkennen, dass er zu spät gekommen war.

Der Waldgott hob den Kopf und schrie seinen Schmerz hinaus. Dann wandte er sich den Dämonen zu und zerfetzte ihre Reihen, als bestünden sie aus Papier. Lanzen und andere Waffen stachen nach ihm, aber er ignorierte den Schmerz und drang tiefer in die Reihen der Brennenden Legion vor. Seine Kameraden blieben zurück, konnten ihn nach einer Weile noch nicht einmal mehr sehen. Brox und Jarod hörten sein letztes, wütendes Gebrüll … und die Stille, die darauf folgte.

Leichen bedeckten den Boden so weit das Auge reichte. Ab und zu bekämpften sich Gegner sogar, während sie auf den Körpern von Gefallenen standen. Halbgötter fochten neben Nachtelfen, Nachtelfen neben Tauren und die wiederum neben Furbolgs, Irdenen und anderen. Sie alle zeigten den gleichen grimmigen Gesichtsausdruck.

Cenarius führte die epischen Wächter Kalimdors immer noch an. Er warf sich den Dämonen mit einer Brutalität entgegen, die sogar Rhonin und Krasus schockierte. Seine Gliedmaßen rissen Dämonenbäuche auf und verteilten Eingeweide über das Schlachtfeld. Der Herr des Waldes kämpfte wie ein Besessener, und mit jedem besiegten Wächter wurde er gewalttätiger und wilder. Er schien jeden Gefallenen rächen zu wollen, ganz gleich um welchen Preis.

Und sie fielen weiter. Teufelswächter hingen wie Hunde an ihrer Beute, dem großen Eber Agamaggan, der ihnen schließlich unterlag. Zwar rammte er die Dämonen, schleuderte sie in die Lüfte oder zermalmte sie unter seinen Hufen. Aber nach einer Weile wurde das Gewicht zu groß, und er brach in die Knie. Sofort stürzten sich seine Widersacher auf den ungeschützten Bauch. Der gewaltige Halbgott konnte einige der Dämonen, die an ihm zerrten, abschütteln, doch das war seine letzte Tat. Blut quoll aus Hunderten tiefer Schnittwunden. Er grunzte noch einmal und sackte leblos dann zusammen.

Doch auch jetzt ließen seine Feinde nicht von ihm ab. Die Dämonen waren so besessen in ihrer Blutgier, dass sie den Tod ihres Opfers nicht bemerkten.

Das Ende des Ebers spornte Cenarius nur noch mehr an. Er fiel über die Dämonen her, die immer noch auf den Toten einschlugen, zerquetschte sie oder spießte sie in seiner dornigen Mähne auf. Seine Wut war so groß, dass sich die Angriffe der Brennenden Legion auf ihn zu konzentrieren begannen. Archimondes unsichtbare Hand führte die mächtigsten seiner Dämonen dem Waldgott entgegen.

Krasus und die anderen kämpften um ihr eigenes Leben und konnten ihm nicht helfen. Die schrecklichen Krieger umrundeten Malfurions Mentor, bis kaum noch sein Geweih zu sehen waren.

Dann, als sein Ende nahe schien, kehrte der weiße Blitz zurück, den Rhonin schon zuvor bemerkt hatte. Eine gewaltige vierbeinige Gestalt prallte mit den Dämonen zusammen. Ein Geweih, das um einiges größer als das des Waldgottes war, fegte die Dämonen beiseite, die den taumelnden Cenarius belagerten. Riesige Hufe zerschmetterten Schädel und Brustkörbe. Zähne bissen Gliedmaßen ab oder zerfetzten Kehlen.

Jetzt erst konnte man das gewaltige Wesen erkennen. Über dem geschwächten Cenarius stand ein weißer Hirsch, der die Dämonen von ihm fern hielt. Sein Fell glänzte so stark, dass die Diener der Brennenden Legion geblendet wurden und sich kaum noch wehrten.

Immer wieder benutzte der Hirsch sein Geweih, um Dämonen zur Seite zu schaufeln. Selbst Höllenkreaturen konnten ihn nicht aufhalten. Er vertrieb die Brennende Legion nicht nur aus dem Gebiet rund um den Waldgott, sondern in einem sehr viel größeren Umkreis.

Dann starrte der Hirsch Brox und Jarod an. Es fiel kein Wort zwischen ihnen, aber die beiden wussten plötzlich, dass sie Cenarius vom Schlachtfeld schaffen sollten. Das taten sie, während die Dämonen sich zu einem neuen Angriff formierten. Doch gegen den Hirsch waren sie chancenlos. Reihenweise stürzten sie sich ihm mit erhobenen Waffen entgegen, reihenweise wurden sie in Stücke gerissen.

Doch der Legion standen nicht nur Klingen zur Verfügung, sondern auch andere, schrecklichere Werkzeuge. Ein schwarzer Blitz schoss plötzlich aus dem Himmel und verbrannte den Boden rund um den Hirsch. Dunkelgrüne Feuer brachen aus und verbrannten das Fell des Halbgotts. Die verkohlte Erde hob sich und bildete Klauenhände, die alle vier Beine des Hirsches umklammerten.

Dann teilten sich die Reihen der Dämonen und ließen den Verursacher der Zauber durch.

Archimonde.

Mit jedem Schritt, den Archimonde auf den Hirsch zuging, schien er größer zu werden, bis er fast die Größe seines Gegners erreicht hatte. Im Gegensatz zu seinen wilden Kriegern verhielt er sich ruhig, beinahe schon wissenschaftlich kalt. Er trug keine Waffen, aber um seine geballten Fäuste tanzte das gleiche Feuer, das rund um den Hirsch loderte.

Der Halbgott schüttelte den Griff der Erdklauen ab. Dann schnaubte er angriffslustig, neigte das Geweih und stürzte sich auf den Erzdämon.